Andrick: „Ich bin nicht dabei „

„Mir liegt allein am Herzen, daß wir Demokratie als friedliche Streitverwaltung begreifen, in der alle Seiten sich ohne Angst äußern können. Und deswegen arbeite ich als Publizist mit rechten genauso wie mit linken Zeitungen und sich selbst als „mittig“ sehenden ÖRR-Anstalten.“
Könnten sich alle Publizisten bzw. Journalisten diesem Wunsch des Philosophen Michael Andrick anschließen, dann würde die Demokratie als die gesichert beste Staatsform weltweit nicht so jämmerlich am Boden liegen wie in Deutschland derzeit. Zu Andrick’s Wunschliste:
„friedlich„: Nur in der Demokratie ist der friedliche Regierungswechsel im System als Normalität verankert, da in der Opposition immer die gegebenenfalls nächste Regierung auf Abruf wartet. Deshalb ist der Erhalt der Opposition so grundlegend wichtig.

„Streitverwaltung“: Demokratie lebt vom Pluralismus der Meinungen, wobei im heftigen Streit und Diskurs um den besseren Argumente bzw. deren Ausgleich gerungen werden muß. Diskussionskultur ist immer auch Streitkultur. Den streitfreien Konformismus gibts nur in totalitären Systemen mit brutal forcierter Einheitsmeinung.

„ohne Angst“: Seit 9/2015 versetzen Politik und Medien die Bürger in Angst, um sie als Untertanen für ihre Agenda gefügig zu machen: Angst vor Demografie-Überalterung, Corona-Erstickungstod, Energie-Atomkatastrophe, Opposition-Rechts, Klima-Erdüberhitzung, Free Speech-Social Media, Kritik-Ausgrenzung, Krieg-Russeneinmarsch. .
„mittig“: Andrick hat es geschafft, im linken Mainstream wie auch in rechten Alternativmedien zu veröffentlichen und gelesen zu werden.

„Publizist“: Jeder Bürger kann in allen Medien (rechts, links, libertär, staatlich, konservativ, progressiv, Elite, Graswurzel oder sonstwie) seine Meinung veröffentlichen, ohne dazu Mut haben bzw. aus Feigheit schweigen zu müssen.

„Herzen“: Michael Andrick wagt es, vom „Herzen“ zu sprechen. Demokratie gedeiht nur in einem vom einzelnen Bürger zu überblickenden und erfahrbaren Raum, normalerweise im Nationalstaat, dem man von Herzen zugeneigt ist. Nationalbewußtsein, Nationalstolz und Patriotismus dienen nicht dazu, die anderen nationalistisch abzuwerten, sondern das Eigene wertzuschätzen und zu lieben. Schließlich wird auch erst damit die Integration von Migranten ermöglicht (sollen Migranten sich in etwas integrieren, das von den Einheimischen mit Selbsthass überzogen wird?).
„Es gibt keine Demokratie oberhalb des Nationalstaats“ (Heinrich August Winkler) – dieses Diktum konnte bis heute noch niemand widerlegen. Sie? In einem Europa der Nationen schlagen die „Herzen“ der Franzosen, Italiener, Spanier, Griechen, Polen, Bulgaren, Finnen, Dänen – warum nicht auch die der Deutschen?
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Zentrales Thema in Andrick’s Büchern ist die darniederliegende angstfreie Diskussionskultur. In seinem Bestseller-Buch „Im Moralgefängnis – Spaltung verstehen und überwinden“ geht Michael Andrick davon aus, dass die Spaltung der Gesellschaft an sich nichts verwerfliches ist, sondern im Gegenteil ein Zeichen von Pluralismus. Unsere deutsche Gesellschaft ist nicht gespalten, weil es verschiedene Meinungen gibt, sondern weil bestimmte Meinungen mit höherer Moral belegt und somit als indiskutabel aus der Diskussion entfernt werden. Hierzu ein Beispiel:
Ab 2020/21 verkünden Bundesregierung und Mainstreammedien mit „Wer sich nicht impfen läßt, handelt unsolidarisch“ die öffentliche Moralisierung der politischen Frage „Impfen, ja oder nein?“. Kaum ein Bürger möchte gegen den moralischen Wert der Solidarität agieren und er wird deshalb seinen Widerstand gegen den Impfzwang aufgeben, resignieren und schweigen. Er befindet sich im „Moralgefängnis“ als einem laut Andrick seit 9/2015 zu beklagenden gesellschaftlichem Zustand. Diese öffentliche Moralisierung der grundlegenden politischen Probleme belegt Andrick mit Begriffen wie Diskursverweigerung, Demagogisierung, Volksverhetzung und Freiheitsberaubung. Im Buch plädiert Andrick dafür, Politik (Interessenausgleich gleichberechtigter Bürger) und Moral (Werte) zu trennen, um so die seit 9/2015 zerstörte Diskussionskultur in- und außerhalb des Parlaments wieder zu etablieren.
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Das Buch Ich bin nicht dabei (2025) knüpft an das Buch „Im Moralgefängnis“ (2024) an, auch hier ist die Diskussionskultur das bestimmende Thema: Dem „Moralgefängnis“ entkommt der Bürger durch die Trennung von Politik und Moral. „Ich bin nicht dabei“ muß jeder Bürger, der sich nicht an der an der gesellschaftlichen Diskussion zu einem bestimmten politischen Problem beteiligen möchte, sagen können, ohne sich dabei den Vorwurf von Feigheit („Du schweigst?“) oder dem Lob von Mut („Du traust dich“) aussetzen zu müssen. Denn eine offene und angstfreie Diskussion muß eine Selbstverständlichkeit sein in einem Rechtsstaat, in dem die Freiheitlich-demokratische Grundordnung (FDGO) Gültigkeit hat.

Michael Andrick: Im Moralgefängnis
– Spaltung verstehen und überwinden
Westend Verlag, 12.2.2024, 18 Euro
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Michael Andrick: Ich bin nicht dabei
– Denkzettel für einen freien Geist
Verlag Karl Alber, 6.5.2025, 22.90 Euro
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Einige Statements von Michael Andrick:
Der „Philosoph ist ein Begriffshandwerker“, der das „bedenkenlose Mitgehen mit den Anderen“ ablehnt. Er plädiert also gegen Konformismus, Mitgliedschaft in einer bestimmten politischen Partei, gegen Ausgrenzung, aber für eigene Meinung und Kritik.

Wir sind als Bürger nicht verpflichtet, den anderen von etwas zu überzeugen. Der öffentl. Raum ist nicht dazu da, irgendeine Wahrheit festzulegen und zu verkünden. Der Bürger muß aber die Möglichkeit haben, jede ihm angebotene Wahrheit zu hinterfragen.

Unkontrollierte Macht führt zu Machtmißbrauch und damit am Ende immer zu Menschenfresserei. „In den letzten 10 Jahren sind wir bei der Menschenfresserei angelangt“ – drei Beispiele:
1) Grenzöffnung 9/2015: Die Menschen wurden von Politik+Medien zu Welcome-Rufern gemacht.
2) Corona-Maßnahmen ab 2020: „An Kindern, Alten, Kranken und Gewerbetreibenden bruchlos exekutierte Menschenrechtsverletzungen“ waren ein Fanal.
3) Ukrainekrieg ab 2022: „Russland ruinieren“ (Baerbock) und „Russland wird immer unser Feindsein“ (Wadephul) machen mit dem Narrativ „Russen marschieren auf Berlin“ den Bürgern Angst, um deutsche „Kriegstüchtigkeit“ herzustellen.

Ein freier, offener Diskursraum wird gebraucht, in dem man auch sagen kann „Ich bin nicht dabei“, ohne deshalb irgendeine Ausgrenzung und Nazi-Ecke befürchten zu müssen.
„Das sage ich besser nicht, es wäre politisch inkorrekt“ – Feigheit. In einer offenen, freien Gesellschaft braucht es weder Mut noch Feigheit.

„Die deutschen haben die Furcht kultiviert, sich nicht öffentlich zu äußern“. Dabei gilt:
„Es sollte kein Mut erforderlich sein, miteinander zu diskutieren“.

„Mein kritischer Text von 12/2023 zur Corona-Impfung wurde bei der Google-Suche versteckt – dank des Internetzensursystems DSA (siehe Norbert Haering). Das hatte zur Folge, daß viele sagten, das glaube ich nicht, weil man meinen Text ja gar nicht oder so selten liest.“

„Die neue Regierung bietet keinen Politikwechsel, sondern lediglich einen Farbwechsel.“ Das Regime bzw. Parteienkartell bleibt. Statt Grün-Rot-gelb-Schwarz nun Schwarz-Rot-Grün.
Ende Statements.
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Die Befürchtung des Philosophen Michael Andrick ist, daß durch mit der Beschneidung bzw. Einengung der Diskussionskultur in Deutschland die Gefahr des Abgleitens in den Totalitarismus (3) einhergeht. Eine Befürchtung, die ernst genommen werden muß.
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Die fünf Kapitel des Buchs „Ich bin nicht dabei“ 1 Arbeiten, 2 Herrschen, 3 Demokratie? , 4 Lachen? und 5 Philosophieren schließen jeweils mit einem Denk-Zettel ab, in dem Andrick „kurze Bemerkungen, die lange anhalten“ auflistet. Zwei Beispiele:
– „Mehr haben wollen ist die Krankheit, anders sein wollen die Gesundheit des Charakters“ (S. 47) – so dezent umschreibt Andrick die abweichende Meinung des mündigen Bürgers als Fundament der Diskussionskultur.
– „Mobile Endgeräte nehmen uns die Souveränität über unsere Kommunikation, und zwar perriderweise im Umweg über unsere Neugierde und Wirkungsfreude. Man müsste sie hassen“ (S. 140)
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Als Philosoph bzw. „Begriffshandwerker“ hält sich Michael Andrick aus der Links-Rechts-Auseinandersetzung heraus. Mit zwei Ausnahmen:
I) Brandmauern mag er nicht. „Der brutal-demagogische Charakter der „Brandmauer“-Rhetorik“ erklärt die ausgegrenzten Brandstifter zu „Mördern in spe““ (S. 115)
II) Und Gutmenschentum ebenfalls nicht – dazu dieses Gedicht (S. 201):
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Ich bin nicht dabei
Bin ich ein guter Mensch?
Was ich mir denke ist zumeist
all dem entgegen was
den meisten allgemein „gut“ heißt
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Was man euch „gut“ heißt
ist jederzeit auch gut genug
für die Gemeinheit jeder Zeit
Wer euch was nahe liegt hinlegte
Legte sich Werkzeuge bereit
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Ich bin nicht dabei
Ih werdet mich nicht
in eure „Güte“ verhaften
Ich werde nicht „gut“
Ich halte mich frei
ich werde nicht „gut“
Ich bin nicht dabei
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Das Buch „Ich bin nicht dabei – Denkzettel für einen freien Geist“ von Michael Andrick stimmt insofern optimistisch, als wir Deutschen es selbst in der Hand haben, die Diskussionskultur im eigenen Land wieder offen, frei und angstfrei zu gestalten. Auch irgendwelche äußeren Feinde oder auf Schicksal können wir uns nicht berufen!  Entscheidend dabei sind die reichweiten Medien, die ihr derzeitiges Selbstverständnis als Claqueure der Regierung aufgeben und zu ihrer ursprünglichen Rolle zurückfinden müssen: Zur Rolle als Vierte Gewalt, die im Auftrag der Bürger als dem Souverän im demokratischen Staat die anderen drei Gewalten Legislative, Juresdiktion und Exekutive kontrolliert.
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Wer von der polit-medial geförderten Polarisierung in „gut“ und „rechts“ die Nase voll hat und wer sich von Herzen die Wiederherstellung einer angstfreien Diskussionskultur in Deutschland wünscht, dem sei die Lektüre des Buchs „Ich bin nicht dabei“ von Michael Andrick empfohlen.
29..5.2025
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Ende von Beitrag „Andrick: Ich bin nicht dabei“
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Beginn von Anlagen (1) – (3)
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(1) Philosoph Michael Andrick: Warum Mut ein Alarmsignal unserer Gesellschaft ist
7.5.2025,
https://www.youtube.com/watch?v=iKzzaTa8tbk
info@jasminkosubek.de
„Naivität ist das Nichtwissen darüber, was kommen muss“ (Andrick)
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(2) Daniele Ganser: IM MORALGEFÄNGNIS – Wie kommen wir da wieder heraus? (Michael Andrick)
Sehen Sie hier ein Gespräch von Dr. Daniele Ganser mit Dr. Michael Andrick. Es wurde am 21. November während der 2024er-Vortragstour aufgezeichnet.
21.11.2024
https://www.youtube.com/watch?v=wJRRVXQfthE
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(3) Wie entsteht nochmal Totalitarismus? – Genau so.
Es ist wieder soweit. Deutschland, das Land der Dichter und Denker, befindet sich auf dem besten Weg, erneut Geschichte zu schreiben – diesmal nicht nur als Farce sondern zugleich als Beweis für die Welt: „Seht her, wir haben so ziemlich überhaupt nichts aus der Geschichte gelernt. We are so back!“
Wieder einmal schleichen sich politische Strukturen ein, die mit einem freien Gemeinwesen nur noch wenig zu tun haben. Und wieder einmal merkt die Mehrheit es nicht, oder will es nicht merken.
Totalitarismus kommt nicht im Panzer, er kommt im Kostüm der Demokratie, mit wohlklingenden Namen wie „wehrhafte Demokratie“, „Zivilgesellschaft“, „Verantwortung“ oder gar „unsere Demokratie“. Die ersten Opfer? Die Meinungsfreiheit, das offene Gespräch und der politische Gegner – sofern er nicht brav im vorgegebenen Meinungskorridor mitmarschiert.
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Was passiert in einem Staat, der die Demokratie in Sonntagsreden beschwört, aber gleichzeitig alles tut, um abweichende Meinungen zu unterdrücken? Der nur noch bestimmte Protestformen zulässt, nur genehme Meinungen duldet und Dissidenten durch Ämter und Behörden verfolgt? Es entsteht ein System der Angst, des Selbstzweifels, der sprachlosen Resignation. Die Demokratie bleibt als Hülle erhalten, ihr Inneres aber wird ausgehöhlt, umgedreht, umetikettiert. Die sogenannte „wehrhafte Demokratie“ wird zur „wehrhaften Regierung“.
Muss man es wirklich so deutlich sagen? Doch, man muss. Eine Demokratie, die die Opposition bekämpft, ist keine Demokratie mehr. Eine Regierung, die sich selbst als unverhandelbar erklärt, hat ihre demokratische Legitimation verwirkt. Demokratie lebt vom Wechsel, vom Streit, vom Gegenüber – nicht vom moralischen Imperativ eines Mitte-Kartells.
Es ist das Wesen des Rechtsstaats, dass nicht die Macht recht hat, sondern das Recht. Doch wer heute Recht einfordert, steht schnell im Fadenkreuz: als Querulant, als Schwurbler, als Verfassungsfeind. Und das, obwohl viele der Maßnahmen der vergangenen Jahre inzwischen von Gerichten kassiert wurden: Schulschließungen, Ausgangssperren, Maskenpflichten.
Was bleibt, ist ein massiver Vertrauensverlust. Nicht nur in einzelne Politiker oder Parteien, sondern in das ganze System. Wer sich heute in Deutschland kritisch äußert, wird nicht mehr mit Argumenten konfrontiert, sondern mit Repressionen. Die Waffen des Staates richten sich gegen die Bevölkerung – gegen jene, die ihre Bürgerrechte wahrnehmen.
Es gibt einen Satz von Hannah Arendt, der aktueller nicht sein könnte: „Die größte Gefahr für die Freiheit ist die Gleichgültigkeit.“ Wer glaubt, dass man nichts tun könne, wenn demokratische Prinzipien ausgehöhlt werden, irrt. Denn das Gift des Totalitarismus wirkt nur dort, wo es keinen Widerstand gibt.
Totalitarismus beginnt nicht mit Gewalt – er beginnt mit dem Ausschluss. Mit der Sprache. Mit dem Tabu. Und er endet immer dort, wo Menschen sich daran erinnern, dass Freiheit kein Geschenk ist, sondern ein Anspruch. Jeder Einzelne ist gefragt.
Wenn der Staat kritische Stimmen zum Verstummen bringen will, dann ist es unsere Pflicht, sie lauter zu machen. Wenn die Demokratie zur Hülle verkommt, dann braucht es Menschen, die ihr wieder Leben einhauchen. Mit Mut. Mit Klartext. Mit Haltung.
Oh Germany – wie entsteht nochmal Totalitarismus?
.. Alles vom 24.5.2025 von Milosz Matuschek bitte lesen auf
https://www.dersandwirt.de/oh-germany/
https://www.freischwebende-intelligenz.org/

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