Ukraine-Nachkrieg

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Gemeinsam unterwegs für Frieden, Freiheit und Demokratie
auf der Demo in Freiburg am 11.11.2023

Ukraine: „Wir werden diesen Krieg endgültig verlieren“
Russland vor einem hässlichen Sieg: US-Politologe John Mearsheimer prophezeit kein gutes Ende des Krieges für die Ukraine – damit steht er nicht alleine.

… „Wir verlieren Territorien, wir verlieren die besten Leute. Wenn keine Schlussfolgerungen gezogen werden, keine Aufarbeitung der Fehler erfolgen, werden wir diesen Krieg endgültig verlieren“ – es klingt ein bisschen wie Panik und könnte sich auch nur um eine bewusst eingesetzten hysterischen Tonlage handeln. Vielleicht ist es aber auch einfach eine sehr realistische Einschätzung der Kriegslage. So oder so aber gehen die Äußerungen des ukrainischen Militärs Dmitri Kuchartschuk „gerade viral“, so die Berliner Zeitung in ihrem aktuellen Bericht über die Innenansichten des Bataillonskommandeurs der ukrainischen Armee. ….
Der Leiter des Präsidialamts in der Ukraine und Selenskyj-Berater, Andrij Jermak – laut Berliner Zeitung eine Art graue Eminenz in Kiew – sagte jetzt, die Ukraine wolle für eine breitere Unterstützung auch Russland miteinbeziehen: „Wir denken, dass es möglich sein wird, einen Vertreter Russlands einzuladen“, wird Jermak zitiert. Damit bestätigen sich jene Einschätzungen, die erst vor wenigen Tagen vom renommierten US-Politikwissenschaftler John Mearsheimer zu lesen waren.

„Fast der gesamte westliche Mainstream ist überzeugt, dass Putin den Krieg begonnen hat, weil er ein Imperialist ist, dass er darauf aus ist, die ganze Ukraine zu erobern, sie einem „Großrussland“ einzuverleiben und dann andere Länder in Osteuropa zu erobern. Putin wird vom außenpolitischen Establishment und natürlich von den Mainstream-Medien als äußerst aggressiv angesehen. Darüber hinaus glaubte fast jeder, dass die Ukraine letztlich triumphieren könnte.“ John Mearsheimer, Berliner Zeitung.
Für Mearsheimer sind das Illusionen und ideologische Konstrukte, die den klaren Blick vernebeln. Der Politikwissenschaftler glaubt nicht daran, dass sich die Aussichten für die Ukraine in Zukunft verbessern werden. „In einer hoffnungslosen Lage“ werde das Land den Krieg verlieren.
… Alles vom 21.6.2024 bitte lesen auf
https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Wir-werden-diesen-Krieg-endgueltig-verlieren-9772466.html?wt_mc=nl.red.telepolis.telepolis-nl.2024-06-21.link.link

 

Ukrainekrieg: endlich an den Verhandlungstisch zu setzen
Am 8. Mai 1945 endete der bisher verlustreichste Krieg der Weltgeschichte nach fast sechs Jahren. Der Ukrainekrieg dauert schon über zwei Jahre, mit seiner blutigen Vorgeschichte – ab 2014 – schon zehn Jahre. Alleine das wäre Grund genug, sich endlich an den Verhandlungstisch zu setzen. Denn die Ukraine(r) bluten im wahrsten Sinne des Wortes aus. Auch Russland ächzt unter der wirtschaftlichen Belastung der Aufrüstung, um den Rückstand gegenüber den west-europäischen Ländern der NATO aufzuholen. Denn auch ohne die USA und Kanada ist Westeuropa gegenüber Russland überlegen – noch jedenfalls. Dazu verwies der Autor mehrfach auf das Zahlenmaterial von SIPRI und dem Statistischen Bundesamt.
Doch jetzt stellt Russland seine Wirtschaft in einem bedenklichen Tempo auf Kriegswirtschaft um. Anscheinend will Putin nicht dasselbe erleben wie einst Stalin, der glaubte, mit seinem (Teufels-)Pakt mit Hitler mehr Zeit zu haben, um den unvermeidlichen Angriff aus dem Westen besser abwehren zu können. Seit 1999 wieder rückten andere Truppen dem russischen Bären auf den Pelz – nur langsamer als Hitlers Wehrmacht; dafür aber nicht nur deutsche Soldaten in der ehemaligen DDR – künftig auch im Baltikum –, sondern viele Armeen unter dem Dach der NATO  bis direkt an die russische Grenze (Polen, Baltikum und Finnland). Die „Pufferländer“ zwischen Ost und West nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es als solche nicht mehr. Im letzten Weltkrieg gab es zwar drei „Siegermächte“; aber alle Völker gehörten zu den millionenfachen Verlierern von Leben und Wohlstand.
Auch im Ukrainekrieg gibt es bislang nur Verlierer. Dem Vernehmen nach gehört bereits ein Drittel der Ukraine nicht mehr diesen, sondern – nein, nicht Putin, sondern Investoren der USA. Die Krim, Donezk und Luhansk gehörten schon seit ihrer Unabhängigkeitserklärung nicht mehr zur Ukraine. Doch jetzt nahmen Putins Soldaten bereits zwei weitere Oblasten (Saporischschja und Cherson) ein und schicken sich an, sich auch Charkiw einzuverleiben. Und wie es aussieht, will nun Russland im kleinen Stil erreichen, was es im Großen nicht schaffte: Die Errichtung einer neutralen Zone zwischen Ost und West.
Der Wunsch nach der Beibehaltung der „Pufferländer“ blieb ihm versagt. Versucht es Putin also nun im Kleinformat mit der Eroberung östlicher ukrainischer Oblaste? Es scheint so. Dazu fehlen ihm nur noch Sumy und Tschernihiw, hier eine Übersicht. Dann wäre die Ukraine um ein weiteres Zehntel kleiner. Ein weiterer Grund, endlich die Waffen schweigen zu lassen und zu verhandeln. Dass den Russen nur verbranntes Land bliebe, ist kein Grund weiterzubomben. Unserer gelieferten Geschosse sind nicht weniger zerstörerisch als die russischen. Und falls das Gebiet ukrainisch bleibt, zahlen wir den Wiederaufbau. Noch leidet die Landwirtschaft hauptsächlich in den fünf russisch dominierten Gebieten unter dem Krieg. Aber auch in drei weiteren Oblasten betragen die landwirtschaftlichen Einbußen bis zu sechs Prozent. Noch kein echtes Drama, denn die Ukrainer, die nach Deutschland „rübermachten“, sind mehr als sechs Prozent. Auch die Soldaten hungern nicht; allenfalls nach Frieden.
Mit jedem Tag werden es weniger Mäuler – auf beiden Seiten. Sowohl die Soldaten als auch die Bevölkerung werden unterstützt mit allem, was sie brauchen: Hier die 10 größten Unterstützer, allen voran die EU mit 79,5 Milliarden Euro, erst dann folgen die USA. Auf dem dritten Platz folgt dann Deutschland, aber: Zu unseren 23,1 Milliarden Euro kommt noch unser Anteil an die EU, macht zusammengenommen rund 40 Milliarden Euro deutsche Wohltätigkeit für die Ukrainer dort, auf Kosten unserer Steuerzahler, plus nochmals 6,8 Milliarden Euro, die alleine bis Ende 2023 für deren Aufnahme und Unterbringung hier anfielen. Ein Ende ist nicht abzusehen.
Abschließend zu den Leistungen der USA: Diese werden nur noch gegen Kredit gewährt. Die Ukraine soll ihre Schulden zahlen, doch die Anleihengläubiger verlieren langsam ihre Geduld, weil der Krieg immer länger dauert. “Gibt es keine Einigung, könnte das Land schon bald zahlungsunfähig sein“, mutmaßt die Schweizer “Weltwoche“. Doch da dürfte sich das Magazin irren: Denn genau diese Schuldentilgung und die Bestreitung des regulären Haushalts hat Europa Kiew zugesichert, insbesondere Deutschland. Europa bezahlt damit die Zinserträge der Investoren aus den USA. Jedoch: „Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht“, lautet eine alte Weisheit. Wer wird wohl schneller brechen – die Ukraine, Russland oder wir? Die USA jedenfalls nicht; sie sind Nutznießer des Ukrainekrieges. Deshalb haben sie auch (noch) kein Interesse an der Beendigung der neuen Völkerschlacht, aus ihrer Perspektive so buchstäblich weitab vom “Schuss”. Der „Mitteldeutsche Rundfunk“ meint, die Ukraine-Finanzierung durch die USA sehe etwas anders aus. Wem soll man also glauben? Einem Sender, der dem Namen nach von einem osteuropäischen Rundfunk träumt, wenn er sich „mitteldeutsch“ nennt?
12.5.2024, Albrecht Künstle, Herbolzheim

 

Das geopolitische Scheitern des Westens in der Ukraine
Dem Völkerrecht nach war der Angriff Russlands unmoralisch und ungerecht. Jedoch, nachdem die USA das Völkerrecht zahllose Male, unter anderem im Kosovo, Irak und Libyen, in den Jahrzehnten zuvor missachtet hatten, kann sich der Westen nicht mehr auf dieses berufen. Von Heinz Theisen
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Der ungerechteste Frieden ist besser als der gerechteste Krieg“ (Cicero). Unterdessen ist absehbar, dass die USA wie in Vietnam und Afghanistan auch die Ukraine im Stich lassen werden. Dementsprechend mussten größere Mächte der Europäischen Union bereits bilaterale Hilfsverträge mit der Ukraine abschließen, die sich nach der Niederlage für die Europäer als Fass ohne Boden erweisen wird. Die Kriegsfolgen werden nicht nur – wie im Falle der afghanischen Flüchtlinge – indirekt, sondern direkt Europa überlassen bleiben.
Die zerstörten Beziehungen zu Russland setzen uns jetzt schon energie- und wirtschaftspolitisch und die Kriegsflüchtlinge innenpolitisch zu. Die Aufbaukosten für die notorisch korrupte Ukraine werden die EU weiter schwächen, die überforderte Solidarität – wie etwa der polnischen Bauern – wird die Europäische Union weiter an Zustimmung verlieren lassen. Mit ihrem „Größenwahn“ (Helmut Schmidt) eines Ausgreifens auf die von ihr angestrebte Mitgliedschaft der Ukraine könnte sie ihre finale Überdehnung eingeleitet haben.
Den USA ist nur das Nebenkriegsziel der Schwächung des wirtschaftlichen Konkurrenten Europa gelungen. Russland ist über die Sanktionspolitik eher gestärkt worden. Im weltweiten geopolitischen Maßstab gehören auch die USA zu den Verlierern. Im Zuge der Sanktionspolitik wandten sich selbst engste Verbündete wie Saudi-Arabien von ihnen ab – und der BRICS-plus zu. Dieses Bündnis wird bei aller politischen Heterogenität vom Ziel der Unabhängigkeit von den USA getragen. Aber auch dessen Verhältnis zu den Nato-Partnern ist belastet. Mit der Sprengung der North-Stream-Pipeline könnte nach einem Ende des Sprech- und Frageverbotes das Atlantische Verhältnis ebenfalls zersprengt worden sein.

Autoritarismus – Totalitarismus – Imperialismus
Am schlimmsten aber sind die hunderttausenden Toten, genaue Angaben verweigern beide Seiten, die Vorstellungen und Begrifflichkeiten geopfert wurden, die uns am Begreifen der Realität hinderten.
Zunächst kann man die Ukraine, in der elf Oppositionsparteien verboten sind und in der die russisch-orthodoxe Kirche an der Ausübung ihrer Religionsfreiheit gehindert wird und die zudem zu den korruptesten Ländern der Welt zählt, nicht als freiheitliche oder gar rechtsstaatliche Demokratie bezeichnen. Wem Wahlen als Demokratieausweis genügen, sie sind in der Ukraine einstweilen ausgesetzt, dem muss auch Russland als Demokratie gelten. Es handelt sich bei den Kombattanten vielmehr um zwei korrupte Oligarchien, und schon in diesem Sinne hätte es nicht unser Krieg sein dürfen.

Die Atlantiker im Westen können sich nicht aus der eingeübten Totalitarismus-Begrifflichkeit des Kalten Krieges lösen, die damals zutreffend war. Mit der Dämonisierung Putins, eines autoritären Diktators – wie es ihn in der Mehrzahl der Staaten auf der Welt gibt –, wird das Land zur totalitären Diktatur verzeichnet. Putins behauptete Nähe zu Hitler oder Stalin lässt jedes Mensch- und Materialopfer für seine Bekämpfung als berechtigt erscheinen. Russland ist gewiss so wenig ein Rechtsstaat wie China oder Saudi-Arabien. Der Westen kann aber kaum alle diese Diktaturen bekämpfen und sollte sich daher auch auf seine eigene Selbstbehauptung begrenzen.

Von größter strategischer Bedeutung ist die mangelnde Unterscheidung von Autoritarismus und Totalitarismus im heutigen westlichen Denken. Der Konflikt zwischen den nationalen Souveränitätsansprüchen der Ukraine und den imperialen Ansprüchen Russlands gilt als bedeutsamer als der geokulturelle Kampf des Westens mit dem Islamismus. Der russische Autoritarismus, dem es zuerst um seine eigene Stabilität zu tun ist, gilt als gefährlicher als ein diesmal religiös motivierter Totalitarismus, dessen Absolutheitsansprüche wesensgemäß mit der Feindschaft gegen Andersgläubige verbunden sind.

Im Gegensatz zu den autoritären Regimen in Moskau und Peking ist der Islamismus mit einem Wahrheits- und Herrschaftsanspruch ausgestattet, der jegliche Form von Gewalt rechtfertigt. Totalitäre Bewegungen beanspruchen gemäß ihrem geistigen Absolutheitsanspruch auch die absolute Herrschaft. Gegenüber den bloß autoritären Regimen im Nahen Osten wäre Koexistenz möglich, aber nicht gegenüber der totalitären Dynamik der Taliban, des Islamischen Staates, der Ayatollahs und von Hamas und Hisbollah. Schon im Lichte dieser Begrifflichkeiten wäre eine Nato-Russland-Sicherheitspartnerschaft gegenüber den islamistischen Bewegungen geboten gewesen.

Je absehbarer die militärische Niederlage der Ukraine wird, desto monströser muss das Putin-Bild gezeichnet werden. Mit dem Scheitern des Westens in der Ukraine tritt dessen angeblich angestrebte Eroberung von ganz Europa in den Vordergrund. damit wird gelegentlich auch schon ein Einsatz von Nato-Bodentruppen gerechtfertigt. „Putins Russland“ wird nicht nur unterstellt, dass es die ganze Ukraine annektieren will, sondern auch, dass Russlands Soldaten nach der erfolgten Einverleibung der Ukraine weiter nach Westen marschieren werden. Russland führe Krieg gegen Europa, den Westen und die Freiheit. Die Ukraine kämpft demnach für uns.

Zum inneren Wesen Russlands als „imperialistischer Macht“ gehöre es, nach gewaltsamer Eroberung zu streben. Es könne gar nicht anders, als sein Heil in einer gewaltsamen Expansion zu suchen. Europa wird daher nur Frieden finden, wenn es Russland besiegt. Solange dieses Russland-Narrativ vorherrscht, ist an Frieden und Neuordnung Europas nicht zu denken.
Aber ist Russland denn überhaupt ein totalitärer und imperialistischer Staat? Zu den wesentlichen Merkmalen des Totalitarismus gehört eine Ideologie mit absolutem Wahrheitsanspruch, die in Russland nicht zu erkennen ist. Die Durchdringung aller Lebenswelten und Funktionssysteme durch den Staat wird schon mangels einer solchen Ideologie nicht einmal angestrebt. Ein Vergleich Nord-Koreas, des Irans oder Afghanistans mit dem heutigen Russland würde genügen, um die Unhaltbarkeit des totalitären Narrativs aufzuzeigen.
Bei dem angeblichen Imperialismus handelt es sich doch eher um eine Art Vorfeldsicherung zur Bestandssicherung einer Großmacht, die aus demografischen und geopolitischen Gründen um ihre Dauerhaftigkeit fürchtet. Allenfalls könnte man von einem „defensiven Imperialismus“ sprechen, der im Vergleich zum westlichen Ausgreifen in den vergangenen Dekaden bescheiden ausfällt. Aber diesen Vergleich verbietet sich der Westen, weil sein Imperialismus von universalistischen Moralvorstellungen flankiert wird.
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Verlust der Geopolitik
Das veröffentlichte Gespräch höchster deutscher Luftwaffenoffiziere zum Thema Taurus-Lieferung an die Ukraine brachte uns die Erkenntnis, dass es analog zur Regierungselite auch um die nachgeordneten Funktionseliten nicht zum Besten bestellt ist. Da sie von einer ganzen Reihe luschiger Verteidigungsministerinnen ernannt worden sind, kann dies nicht verwundern. Es fehlt ihrem kumpelhaften Gerede jede Ernsthaftigkeit und Bereitschaft zur Analyse von Ambivalenzen und Gefahren. Die mit einem Taurus-Einsatz gegen Moskau drohende Eskalation bis hin zu einem Einsatz von taktischen Atomwaffen gegen Deutschland als Kriegsteilhaber wird von ihnen nicht einmal in Erwägung gezogen.
Nach der Veröffentlichung des Gesprächs hagelte es statt Rücktritten und Entlassungen Vorwürfe an den russischen Geheimdienst, doch tatsächlich einen Lauschangriff begangen zu haben. Da dies CIA und NSA niemals tun würden, liegt ein erneuter Beweis für die einmalige Bosheit der Russen vor.
Aber auch die Eliten der Wissenschaft geben kein gutes Bild ab. So mangelt es auch dem allgegenwärtigen und allbelesenen Herfried Münkler an Urteilskraft. Er sieht die „Welt in Aufruhr“, weil die westliche Unipolarität spätestens mit Afghanistan gescheitert sei. Zwar müsse sich eine neue Art von Pentarchie zur Weltordnung herausbilden, aber für Russland – räumlich die größte Weltmacht – ist dabei kein Platz vorgesehen.
Erwächst der Mangel an akademischer Urteilskraft aus der Vielwisserei, die den Blick auf das unmittelbar Notwendige versperrt? Im Gegenteil müssten alle Anstrengungen auf die Errichtung einer multipolaren Weltordnung unter Einbeziehung und damit der Einhegung gerade der gegnerischen Weltmächte ausgerichtet sein. Ein gelungener Übergang von einer unipolar-westlichen zu einer multipolaren Weltordnung, in der dem autoritären Russland ein legitimer Platz eingeräumt worden wäre, hätte den Krieg in der Ukraine verhindert.
Im Festhalten an seinem universellen und unipolaren Hegemonieanspruch liegt das strategische Versagen des Westens. Der entstehenden multipolaren Weltordnung wurde nicht zugearbeitet, sondern diese massiv behindert. Zumal nach der Niederlage in Afghanistan wollten die USA anscheinend nicht auf die Gelegenheit verzichten, einen Krieg in der Ukraine zur Erweiterung ihres eurasischen Einflusses aufzugreifen und damit ihr Atlantisches Imperium zu mehren.
Für die USA war dies eine günstige Gelegenheit, ihre Sicherheitsausdehnungsansprüche auf Kosten anderer, der Ukrainer und der wirtschaftlich konkurrierenden Europäer zu festigen. Zudem sollte Russland so geschwächt werden, dass sich die USA ungestört dem neuen, von ihnen zuvor selbst aufgebauten Gegner China widmen könne.
Mit dem auch von der zuvor ausgetauschten politischen Führung der Ukraine geplanten Beitritt zur Nato wäre Russlands Hegemonie über das Schwarze Meer beendet gewesen. Russland hätte allenfalls noch als Regionalmacht weiterbestanden. Dies mögen westliche Demokraten als gerecht empfinden, nicht aber russische Patrioten und Oligarchen, die ihren Besitzstand verteidigen wollen.
Gemäß dem universalistischen Denken des Westens hat Russland kein Recht auf Einflusssphären, denn im Grunde genommen gehört die ganze Welt zur westlichen Einflusssphäre. Manche halten sogar den Zerfall Russlands für eine Befreiung der vielen Völker Russlands, wobei eine Zerstörung Russlands jede Neuordnung im eurasischen Raum in ein dem Nahen Osten vergleichbares Chaos verwandeln würde.

Mittels einer Sicherheitspartnerschaft mit Russland wäre ein nördlicher Machtblock entstanden, der sowohl China als auch islamistische Bewegungen hätte eindämmen können. Die Nato-Ausdehnungspolitik dachte hingegen in den Kategorien der Ausweitung einer unipolaren westlichen Herrschaft. Mit dem Nato-Beitrittsversprechen von 2008 an die Ukraine wurde eine von den Russen gezogene Rote Linie bewusst überschritten. Russland ist der Täter, der Westen ist der Hauptverursacher des Krieges.

Im Kalten Krieg war die Geopolitik noch vorherrschend gewesen und hatte dazu beigetragen, dass jeder Meter zwischen den Großmächten abgegrenzt worden war. So vertritt heute auch nur noch eine aus jener Zeit geprägte Generalität wie Generalmajor Gerd Schultze-Rhonhof und dem Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, solche Kategorien und warnen im Gegensatz zur heiteren Bundeswehrführung von heute vor einer weiteren Kriegsbeteiligung Deutschlands. Dies könne sich als Weg zum Einsatz taktischer Atomwaffen Russlands zumindest gegen die Einsatzleitung der USA in Wiesbaden erweisen.

Emmanuel Macron glaubt, dass es geopolitisch nur „ein Europa“ gibt, eine Äußerung, die an historischer Blindheit kaum zu überbieten ist. Für die kulturellen Bruchlinien zwischen den russisch-orthodoxen und west-christlichen Kulturkreis mitten durch die Ukraine fehlt globalistisch gesonnenen Eliten jeglicher Sinn. Kulturen sind immer partikular, wodurch sie der Verachtung von Globalisten unterliegen, wodurch allerdings übersehen wird, dass der Mensch am stärksten durch seine Weltanschauung und damit seine Kultur geprägt ist. Es ist nicht möglich, nichts zu glauben. Diejenigen, die allerdings glauben, nichts zu glauben, fliehen umso mehr in Gefühle und Gesinnung. In denen dürfen dann auch Grenzen nur als offene Grenzen gedacht werden.
Eine gesamteuropäische Friedensordnung wäre über die Neutralität der Ukraine und der Anerkennung Russlands als Großmacht möglich gewesen. Vergleichbares gilt auch für die politische Neutralität Taiwans, die von unipolaren Eiferern der Neokonservativen in den USA zunehmend in Frage gestellt wird. Selbst nach dem Kriegsausbruch hatte es noch die Möglichkeit gegeben, die West-Ukraine militärisch für neutral zu erklären, den Donbass – wie auch im Minsker Abkommen vorgesehen – mit umfangreichen Autonomierechten auszustatten und die Krim ohne völkerrechtliche Anerkennung faktisch Russland zu überlassen. Eine differenzierte Form der Neutralität hätte der Ukraine den Weg in die EU, aber nicht in die Nato eröffnet.
Einen Monat nach Kriegsbeginn kam es zum Versuch einer Einigung zwischen der Ukraine und Russland, verhandelt durch türkische und israelische Vermittlung in Istanbul. In diesen Verhandlungen legte die Ukraine am 29. März 2022 ein Positionspapier vor, das die Neutralität der Ukraine und Sicherheitsgarantien vorsah, die sich nicht auf die Krim, Sewastopol und die beiden Separatistengebiete im Osten erstrecken würde. Innerhalb von 15 Jahren sollte der Status der Krim und Sewastopols in bilateralen Verhandlungen geklärt werden. Nach übereinstimmenden Berichten der an der Vermittlung Beteiligten, scheiterte die Vereinbarung am Einspruch der USA und Großbritanniens. Die Bereitschaft der Ukraine zum Kompromiss passte nicht ins universalistisch-imperialistische Narrativ der USA.
… Alles vom 13.4.2024 von Heinz Theisen bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/gerechter-krieg-1-westen-ukraine/
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Prof. Dr. Heinz Theisen lehrt Politikwissenschaft an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Köln.
http://heinztheisen.de/
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Einige Kommentare:
Endlich einmal ein Artikel zum Ukraine-Krieg und zur aktuellen Geopolitik des Westens, der von Sachverstand und verantwortungsethischem Weitblick geprägt ist – und nicht von gesinnungsethischer Völkerrechts-Schwärmerei. Das sog. Völkerrecht war noch nie die reale Grundlage internationaler Beziehungen und einer realistischen Außenpolitik, sondern diente den Großmächten (vor allem den USA) in opportunistischer Manier zur Kritik außenpolitischer Rivalen und zur ideologischen Bemäntelung der eigenen Vormachtstellung – und naiven Journalisten und Politikwissenschaftlern als „(H)Opium“. Weiter so! Tichys Einblick sollte häufiger Artikel von Herrn Theisen bringen. Ahm
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Wenn Eurasien von Lissabon bis nach Wladiwostok, Neu Delhi und Shanghai zusammenwachsen würde, würde es für die deutsche Industrie Grossprojekte für Jahrzehnte geben. Es könnte eine Blütezeit werden für Deutschland.
Putins ausgestreckte Hand auszuschlagen (Putin, Schröder, Chirac, Berlusconi, das war der richtige Weg) und Russland aus Europa zu vertreiben und in die Hände Chinas zu treiben war und ist ein Jahrhundertfehler. Gleichzusetzen mit Merkels Grenzöffnung 2015. Diese bekloppten Ideologen, die den Westen noch immer fest im Griff haben, machen ALLES falsch. Tho
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FOLLOW THE MONEY
– Und wer ist am Ende des Tages / des Krieges der große Gewinner,
– wer hat alle Akteure geschickt gegeneinander ausgespielt,
– wer lässt ein geschwächtes Europa und Russland zurück,
– wer sorgt dafür, dass Europa und insb. Deutschland nicht mehr auf die Beine kommen wird (sozial, gesellschaftlich u. wirtschaftlich)
– wer zieht sich schon jetzt aus dem Kriegsgeschehen zurück,
– wer wird nach Kriegsende kaum Kriegsflüchtlinge aufnehmen und sich bei Wiederaufbaumaßnahmen in der Ukraine vornehm zurückhalten,
– und wer hat mit Rüstungsindustrie am meisten verdient (nicht verschenkt !)
– und wer hat sich an Bodenschätzen und Landwirtschaft in der Ukraine die meisten Rechte gesichert,
richtig: DIE USA , Civ
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Noch 2024 wird die Sache entschieden sein. Russland hat den Krieg gewonnen. Donbas, Charkiw und die Krim werden offiziell russisches Staatsgebiet. Auf eine weitere Annexion wird vorläufig verzichtet unter der Maßgabe dass Selenskyi und seine Regierung emigrieren und ein Vasallenregime eingesetzt wird. Derweil hat der Westen – insbesondere D – mit den Sanktionen seine Wirtschaft und mit den Waffenlieferungen das letzte funktionsfähige Material der BW versenkt. Hat der Putin doch ganz geschickt gemacht, oder? t.m.
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Nur zur Ergänzung des analytisch ausgezeichneten Artikels:
Man erinnere sich an die Zeit vor dem Einmarsch der russischen Truppen, die für ein „Manöver“ mit 120.000 Mann in Stellung gegangen waren.
Nahezu wöchentlich hat der „kriegslüsterne“ Putin an die USA appelliert, sie möge dafür sorgen, dass die Ukraine nicht der NATO beitritt. Und jedes Mal bekam er die Antwort „die Ukraine kann selbst entscheiden“.
Die USA wollten ganz einfach diesen Krieg. Die Gründe sind im Artikel klar definiert.
Und noch eines – zur Putins Feststellung, die Faschisten in der Ukraine bekämpfen zu wollen, sei auf den faschistischen Bandera-Kult in der Ukraine und dem seit Jahren im Donbass wütenden Asow-Regiment verwiesen. A.D.
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Ein großartiger Artikel. Leider wird die Anerkennung von Realitäten und Notwendigkeiten durch Dünkelhaftigkeit, Angstreflexe und Postenbegehren im politmedialen Zirkus Deutschlands und Westeuropas verhindert. Röttgen & Co. reisen eben so wahnsinnig gern in die USA. Da machen die alten Kontakte Spaß, und das Land ist einfach zu schön. Es ist alles so traurig für uns Steuerzahler. nie
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Russland ist es, ganz im Gegensatz zu Deutschland, gelungen aus dem von den USA dominierten, untergehenden Bretton Woods System weitgehend auszusteigen. Wenn der grosse, unvermeidbare Crash kommt wird Russland, ganz im Gegensatz zu Deutschland, nicht vital betroffen sein. Ohne den Osten, Eurasien, die Brics, hat Deutschland (Europa) keine Zukunft.
Anstatt sich auf Gedeih und Verderb den USA auszuliefern müsste Deutschland eine Politik zwischen den grossen Mächten betreiben, wie die Türkei und Indien es machen und so das Beste für Deutschland herausholen. Darüber hinaus müsste Deutschland endlich eine neutrale Friedensmacht werden und keine Einsätze ausserhalb des Landen machen. Das hätte schon nach 1945 geschehen müssen, spätestens nach 1990. Tho
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Die Ukraine ist besiegt und es ist aus meiner Sicht völlig sinnlos hier weitere Waffen oder Gelder, die der Verteidigung dienen zu investieren. Russland hat diesen Krieg gewonnen und daher müssen sehr schnell Friedensverhandlungen her, damit der Irrsinn ein Ende hat und nicht noch mehr Menschen ihr Leben verlieren. Auch wenn meine Meinung als rääächts gilt, gibt es keine andere Lösung. Was machen eigentlich die Söhne von Herrn Klitschko? Sind die Jungs nicht auch im wehrfähigen Alter, das man gerade abgesenkt hat? Ich frag nur mal für einen Freund. Hier gehen Bilder durchs Netz, die die beiden in ihrem neuen Domizil in Hamburg beim Partymachen zeigen. Tja, so ist das mit den sogenannten Eliten, da läuft ein Krieg, aber natürlich nur für die Bürgerskinder. Die Kinder der Politiker lassen es sich gut gehen und spielen halli, galli Wildsau! Ast
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