Friedens- statt Kriegstüchtigkeit

Kriegstüchtigkeit ist das Modewort, die Deutschen müssen kriegstüchtig werden. Warum? Weil Putin nach Berlin marschieren will. „Sind wir bereit, unsere Kinder in den Krieg zu schicken?“ titelt der Spiegel voller Ernst (1). Doch eine solche Kríegsfrage ist schlichtweg ungeheuerlich und um des Friedens willen abzulehnen.

Mit dem Passus „in den Krieg“ der Frage wird als selbstverständlich angenommen, daß es zum Krieg gegen Russland kommen wird. Deutschland gegen Russland wieder einmal, denn das gerade vom Spiegel seit Jahren verkündete „nie wieder“ ist anscheinend passé. NEIN, aus der Vergangenheit muß ein für allemal gelernt werden: Nie wieder Krieg mit Russland! Nicht weil das kleine Deutschland dem großen Russland unterlegen wäre. Sondern weil die Deutschen und die Russen nicht gegeneinander kämpfen, sondern friedlich miteinander leben wollen.

Mit „sind wir bereit“ geht die Kriegsfrage davon aus, daß die von den Medien seit dem 24.2.2022 permanent vermittelte Kriegshysterie und Panikmache derart erfolgreich war, daß Eltern verängstigt ihre Söhne und Töchter als Soldaten weggeben. NEIN, da kann man nur mit Reinhard Mey einstimmen: „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“.
https://youtu.be/1q-Ga3myTP4

Mit „unsere Kinder“ ignoriert die Kriegsfrage, daß die Geburtenrate in Deutschland auf einem historischen Tiefpunkt angelangt ist und weiter abnehmen wird. Einerseits fehlen die „überzähligen Söhne“ (Youth Bulges), ganz anders als etwa vor dem 1. und 2. Weltkrieg. Andererseits sind von den wenigen Söhnen nach allen Umfragen nur 10 Prozent oder wenig mehr willens, als Soldaten mit der Waffe an die Front zu gehen. NEIN, wir brauchen keine Soldaten, sondern Friedenskämpfer.

Wozu auch sollen die Kinder das Vaterland verteidigen? Wo doch seit den 1968-er Jahren das zu verteidigende Land weniger als Deutschland bzw. Vaterland bezeichnet werden darf, sondern eher als „Du mieses Stück Scheiße“ (Claudia Roth) oder „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen.“ (Robert Habeck).
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Die Kriegsfrage „Sind wir bereit, unsere Kinder in den Krieg zu schicken?“ wird vom Spiegel dahingehend beantwortet, daß wir uns ür den Krieg bereit zu machen haben. Dies ist die falsche Antwort auf eine ungeheuerliche Frage – auch aus folgendem Grunde:
Der Ukrainekrieg ist kein deutscher Krieg, sondern ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA. Beweis: Die New York Times enthüllt in dem Beitrag „US-Basis Wiesbaden schiesst gegen russische Soldaten“ (siehe auch (2) unten) vom 30.3.2025, daß vom US-Stützpunkt Wiesbaden aus Drohnen direkt auf Ziele in Russland gesteuert worden sind, ohne die entsprechenden Daten überhaupt an ukrainisches Militär weiterzugeben. „Sie (die US-Amerikaner) sind Teil der Tötungskette („kill chain“)“ – mehr hier.
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Politik und Medien müssen von der Kriegstüchtigkeit zu Friedenstüchtig umschalten. Deutschland und EU-Europa müssen zur Friedensmacht werden. Gerade jetzt, wo sich die die USA aus Westeuropa zurückziehen und sich mehr dem südostasiatischen Raum mit China zuwenden, tut sich ein Zeitfenster auf mit der Chance, in EU-Europa eine neue Sicherheits- und Friedensarchitektur zu etablieren. Europa als Friedenmacht.
4.4.2025
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Ende von Beitrag „Friedens- statt Kriegstüchtigkeit“
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Beginn von Anlagen (1) – (2)
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(1) Spiegel-Redakteur fragt: „Sind wir bereit, unsere Kinder in den Krieg zu schicken?“
„Sind wir bereit, unsere Kinder in den Krieg zu schicken?“, fragt ein Spiegel-Redakteur in einem aktuellen Beitrag.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/zeitenwende-sind-wir-bereit-unsere-kinder-in-den-krieg-zu-schicken-a-a86eee94-ce8f-4a7e-8a41-c3aa3f3c6cda
Was daraufhin folgt, ist keine Grundsatzkritik an dem politischen Großvorhaben Kriegstüchtigkeit, sondern ein journalistischer Offenbarungseid. Das Schlimme daran ist nicht einmal, dass das ehemalige Nachrichtenmagazin einmal mehr zeigt, wie wenig es noch von Politik versteht. Das Schlimme ist: Mit Beiträgen dieser Art reißen Medien immer weiter die Räume für eine Politik auf, die sich in einen Wahn von einem russischen Angriff hineinsteigert. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.

„Die deutsche Gesellschaft muss sich zügig die Frage stellen: Will sie ihre Söhne und Töchter in den Kriegstod schicken?“ Mit dieser Frage beginnt die Einleitung meines neuen Buches zum Thema „Kriegstüchtigkeit“. Dass ich diese Frage direkt zu Beginn aufwerfe, hat seine Gründe. In der einen oder anderen privaten Unterhaltung wurde mir die Frage gestellt, ob diese Frage nicht zu übertrieben sei. Schließlich: So weit seien wir nicht. Die Reaktion kann ich einerseits nachvollziehen. Doch wenn man sich als Autor damit auseinandersetzt, wie die gesamte Republik nicht nur auf „Verteidigungsfähigkeit“, sondern auf Kriegstüchtigkeit getrimmt werden soll, drängt sich ein anderes Fazit auf. Was gerade in Deutschland unter der Bezeichnung Kriegstüchtigkeit passiert, ist gefährlich. Schritt für Schritt erschaffen nämlich Politiker, Journalisten und Experten eine Realität, von der sie vorgeben, sie verhindern zu wollen. Es „droht“ keine Gefahr eines russischen Angriffs (siehe hier), sondern die Gefahr einer Politik, die sich zunehmend in einen Kriegswahn hineinsteigert.
Die Frage des Spiegel-Redakteurs baut dann auch nicht etwa auf eine dringend benötigte Grundsatzkritik. Sie baut vielmehr auf ein Bündel an falschen Annahmen und Vorstellungen – und bedient so den politischen Wahn. Während meine Frage darauf abzielt, die Gesellschaft wachzurütteln, um der Politik ein „Nein!“ entgegenzurufen, bedient der Spiegel-Redakteur den Geist der vorherrschenden Politik.
Und dennoch spüre ich beim Lesen des Artikels von Lothar Gorris fast so etwas wie Mitleid. Der Begriff „tragisch“ schießt mir durch den Kopf. Da sinniert ein erfahrener Journalist (Jahrgang 1960) über seinen 18-jährigen Sohn und darüber, wie es wohl mit ihm in Anbetracht der gegenwärtigen politischen Lage „weitergehen“ wird. Schnell wird klar, worum es geht. „Putins Angriffskrieg“ und alles, was damit eben aus Sicht des Mainstreams einhergeht: Darum drehen sich die Gedanken des Redakteurs.

„Nun haben“, so schreibt Gorris, „der Angriff Putins und die Drohung der neuen US-Regierung, die Nato zu verlassen, alles verändert.“ Der Spiegel-Redakteur bezieht sich hier auf das von Deutschland über Jahre verfehlte Zwei-Prozent-Ziel der NATO.
Gorris lässt seinen Gedanken freien Lauf: „Vielleicht sind diese Tage eine Art Moment persönlicher Zeitenwende. Die Nachkriegszeit endet, eine Vorkriegszeit beginnt. Es ist der Moment, in dem sich die Idee des ewigen Friedens, die sich so lange realistisch und natürlich angefühlt hatte, als Illusion erweist.“

Die Zeilen reichen aus, um zu verstehen, durch welche „Brille“ der Journalist auf das Projekt Kriegstüchtigkeit blickt. Die politische „Wahrheit“, wie sie der Medienmainstream hoch und runter „berichtet“, zeigt ihre Früchte. Der Feind wurde erkannt. Es ist Russland. Von ihm geht Gefahr aus.

Wie unterkomplex und ja: wie eklatant falsch die Vorstellungen vom bösen Russland und vom guten Westen in der Realität sind, sollte doch längst bis in die Köpfe von Spiegel-Redakteuren vorgedrungen sein. Gerade hat die New York Times in einem Artikel darüber geschrieben, dass die USA viel tiefer in den Ukraine-Krieg verstrickt sind, als viele es angenommen haben.
https://www.nytimes.com/interactive/2025/03/29/world/europe/us-ukraine-military-war-wiesbaden.html
„Offiziere des Militärs und der CIA in Wiesbaden halfen bei der Planung und Unterstützung einer Kampagne ukrainischer Angriffe auf der von Russland annektierten Krim. Schließlich erhielten das Militär und dann die CIA grünes Licht für gezielte Angriffe tief in Russland selbst. In gewisser Weise war die Ukraine auf breiterer Ebene ein Rückspiel in einer langen Geschichte von Stellvertreterkriegen zwischen den USA und Russland – Vietnam in den 1960er-Jahren, Afghanistan in den 1980er-Jahren, Syrien drei Jahrzehnte später.“
Die CIA hat nicht nur schon frühzeitig – lange vor dem russischen Angriff – in der Ukraine agiert, sondern CIA-Vertreter waren laut der US-Zeitung sogar aus Wiesbaden arbeitend mit Planungen im Krieg betraut. Und: Dass es sich bei diesem Krieg selbstverständlich um einen Stellvertreterkrieg handelt, erwähnt das Blatt so nebenbei – während weite Teile der deutschen Medien seit über drei Jahren den Stellvertreterkrieg leugnen.

In der Sinnwelt des Spiegel-Artikels kommt die Dimension der Geostrategie so wenig vor wie die dreckige Tiefenpolitik der USA. Und das ist der Punkt, wo das Mitleid dann doch schwindet. Denn hier schreibt ja nicht der „Mann von der Straße“, hier schreibt jemand über die große Politik in einem der angesehensten Magazine des Landes, der im Grunde genommen über alle Fähigkeiten verfügen sollte, um das Propagandaprojekt Kriegstüchtigkeit zu durchschauen.
Einerseits möchte man Gorris auf die Seite nehmen, um mit ihm mal in Ruhe zu reden und ihm den Krieg in der Ukraine zu erklären. Doch wozu würde das führen? Was Russland angeht, verhält es sich bei vielen Journalisten so wie beim Glauben an die Corona-Maßnahmen: Die Maske wurde getragen, und der Impfung hat man sich unterzogen, weil man damit sich und andere schützte. Punkt. Ende der Diskussion. Zweifel an diesen Grundprämissen gelten bis heute als völlig abwegig – egal, wie die Wahrheit aussieht. Selbst wenn die Annahmen falsch sind: In der Welt der Ignoranz bleiben sie dennoch wahr.
Was Russland und den Ukraine-Krieg angeht, liegen längst die Fakten auf dem Tisch. Ein Stellvertreterkrieg? Ohne jeden Zweifel. Boris Johnson, Marco Rubio, John Mearsheimer, Erich Vad, Michael Wyss … und wie sie auch alle heißen, haben das Kind beim Namen genannt.
Aber es hilft ja alles nichts, wenn persönliche Überzeugung die Realität sticht. Meine Erfahrung aus schier endlosen Diskussionsversuchen ist: An der „Gefahr“ durch Russland wollen viele festhalten. Manche würden sogar so weit gehen, lieber ihre eigenen Kinder und die Kinder ihrer Nachbarn unter einem falschen Feindbildglauben in einen Krieg mit Russland zu schicken als in Betracht zu ziehen, dass sie falschen Realitätsvorstellungen unterliegen.
Gorris erzählt in dem Artikel von einer Autofahrt, bei der er ein Interview im Deutschlandfunk gehört habe. Und da vervollständigt sich dann auch das Gesamtbild. Deutschlandfunk?
Bei gesellschaftlichen und politisch relevanten Fragen nutzen kritische Geister den Medienmainstream allenfalls noch als Kontraindikator. Einfach das Gegenteil annehmen von dem, was gesagt wird – und dann passt es fast immer. Nicht, dass man am Ende noch bereit ist, die eigenen Kinder in einen Krieg zu schicken, den skrupellose politische Eliten herbeifantasieren.
… Alles vom 2.4.2025 von Marcus Klöckner bitte lesen auf
https://www.nachdenkseiten.de/?p=131099
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(2) NYT: US-Basis Wiesbaden schiesst gegen russische Soldaten
Die USA nutzten ihre Basis in Wiesbaden für den Krieg in der Ukraine und auch für Angriffe auf Russland. Dies enthüllte die New York Times am 30. März 2025 in einem interessanten Artikel. In Wiesbaden wurde bestimmt, welche russischen Soldaten beschossen werden.

Deutschland wurde damit direkt in den Krieg eingebunden, ohne dass die deutsche Bevölkerung das wusste.
Die New York Times schreibt: «Eine Basis der USA in Deutschland in Wiesbaden lieferte den Ukrainern die Koordinaten der russischen Streitkräfte auf ihrem Boden … Um die Ukrainer zu leiten, bauten die USA die Einheit Drachen auf (Task Force Dragon). Das geheime Zentrum der Zusammenarbeit war in der US-Basis in Wiesbaden in Deutschland. Jeden Morgen haben US-Offiziere und Offiziere aus der Ukraine die Ziele ausgewählt – russische Einheiten, Ausrüstung und Infrastruktur. Um die Positionen der Russen zu identifizieren wurden Satellitenbilder ausgewertet und auch abgefangene Kommunikation und Radiosignale. Die Einheit Drache gab dann den Ukrainern die Koordinaten damit diese auf die Ziele schiessen konnten …
Im Frühling 2022 lieferte US-Präsident Biden der Ukraine HIMARS-Raketenwerfer mit einer Reichweite von 80 Kilometern. Die USA überwachten jede HIMARS Angriff. Diese Angriffe führten zu immer mehr Toten bei den Russen … Die Administration von US-Präsident Biden hat ihre roten Linien immer wieder verschoben … Zuerst war es strikt verboten, dass US-Soldaten in die Ukraine fuhren. Doch dann erlaubte Washington, dass aus der Basis Wiesbaden etwa ein Dutzend US-Soldaten als Berater in die ukrainische Hauptstadt Kiew gingen. Um zu verhindern, dass die Öffentlichkeit sich für deren Präsenz interessierte, nannte das Pentagon diese Soldaten einfach «Experten». Später wurde die Anzahl der US-Soldaten in der Ukraine auf drei Dutzend erhöht … Die CIA half der Ukraine, Angriffe mit Drohnen auf russische Kriegsschiffe im Hafen von Sevastopol auf der Krim durchzuführen … Die härteste rote Linie waren Angriffe auf Russland. Im Frühling 2024 haben US-Offiziere in Wiesbaden die Ukraine mit genauen Koordinaten von Zielen in Russland versorgt … Am 18. September 2024 hat die CIA einen Drohnenangriff auf ein Waffenlager in der russischen Stadt Toropets durchgeführt, 460 Kilometer hinter der russisch-ukrainischen Grenze. Die CIA hat die Ukraine auch bei Drohnenangriffen auf den Süden von Russland unterstützt.»
31.3.2025
https://t.me/DanieleGanser/1351 https://www.nytimes.com/2025/03/30/world/europe/us-ukraine-military-war-takeaways.html
https://www.nytimes.com/interactive/2025/03/29/world/europe/us-ukraine-military-war-wiesbaden.html
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