Die Ukraine hat mittels Drohnen tief im russischen Hinterland etliche Flugzeuge zerstört. General a.D. Harald Kujat spricht von einem gelungenen „Coup“ (1) gegen die strategische Bomberflotte von Russland, der aber keine direkten Auswirkungen auf die Kriegsfront im Ukrainekrieg hat, sondern eher darauf abzielt, Russland zur Absage der Verhandlungen zu bewegen, den Krieg auszuweiten und den Westen (Nato) zum Eingreifen zu provozieren.
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Die Flugzeuge standen ungeschützt und gut sichtbar, weil die Russen sich an die New-START-Verträge halten, die besagen, dass strategische Bomber als Kernwaffen-Träger durch Beobachtung aus der Luft bzw. aus dem All kontrollierbar sein müssen. Das Einhalten dieses Vertrages hat sich für Russland negativ ausgewirkt. Es ist zu erwarten, dass die Konsequenzen für die Ukraine ernst sein werden. Nicht nuklear, aber vernichtend.
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Der ukrainische Drohnenangriff war nicht nur aus symbolischen Gründen – in russischen Medien ist immer wieder von „Putins Pearl Harbor“ die Rede – bedeutend. Er offenbart einen Umbruch in der modernen Kriegsführung: Relativ preiswerte Drohnen-Technologie zum Starten von Marschflugkörpern contra teure Panzer und anderes schweres Kriegsgerät (2). Italien, Spanien, Deutschland und Polen planen die Beschaffung von mindestens 4.500 neuen Kampf- und Schützenpanzern für mehr als 60 Milliarden Euro in den kommenden Jahren – eine Aufrüstung in die Vergangenheit.
3.6.2025
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Ende von Beitrag „Diplomatie statt Drohnen Panzer“
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Beginn von Anlagen (1) – (4)
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(1) „Ein höchst riskantes Spiel“ – General a. D. Kujat zu den Drohnenangriffen auf strategische Bomber Russlands
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Éva Péli: Herr General Kujat, wie schätzen Sie den Angriff der ukrainischen Drohnen auf die russische strategische Bomberflotte ein?
General a. D. Harald Kujat: Der ukrainische Angriff unterscheidet sich von den Drohnenangriffen der letzten Zeit. Es ist zweifellos ein gelungener „Coup“ der Ukraine. Trotz der offensichtlichen Erfolge hat dieser Angriff keine nennenswerten Auswirkungen auf die Lage an der Front oder die Verteidigung der Ukraine gegen russische Luftangriffe …
„Ein höchst riskantes Spiel“ – Kujat zu den Drohnenangriffen auf strategische Bomber Russlands NDS“
4.6.2026, https://youtu.be/LBQehnFa-Xs?si=65z8kB8bwPFCmVgz
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Bei der Bewertung dieser Angriffe wird oft übersehen, dass sich in unmittelbarer Nähe der Flugplätze der strategischen Bomberflotte auch Nuklearwaffenlager befinden. Obwohl diese stark geschützt sind, besteht immer das Risiko, dass eine Drohne fehlgeleitet wird und ein solches Lager trifft. Jeder kann sich ausrechnen, welche Folgen dies hätte. Insofern ist dies ein höchst riskantes Spiel, das hier betrieben wird.
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Wenn Daten für bewegliche Ziele praktisch zeitverzugslos bereitgestellt werden, können sie nicht von den Ukrainern stammen, sondern müssen von anderer Seite (z.B. den Briten) kommen.
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Wir vergessen oft Clausewitz’ Lehre, dass Krieg ein Akt der Gewalt ist. Jede Seite gibt der anderen das Gesetz vor, die andere folgt, und daraufhin erfolgt wiederum eine Reaktion – bis zum Äußersten. Das wird im modernen Sprachgebrauch als Eskalation bezeichnet. Wir können also sicher sein, dass Russland zurückschlagen wird.
Allerdings gehe ich davon aus, dass Russland wohl nicht in gleicher Weise reagieren wird. Stattdessen wird es wahrscheinlich die Kampfhandlungen auf dem Gefechtsfeld intensivieren und die Luftangriffe zur Schwächung der ukrainischen Verteidigung verstärken. Da die Lage der Ukraine ohnehin äußerst kritisch ist und wenn Russland zusätzliche Anstrengungen unternimmt, wird sich die militärische Lage erheblich zulasten der Ukraine verändern. Dies ist zwar eine naheliegende Annahme, doch wissen wir natürlich nicht, wie Russland tatsächlich reagieren wird.
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Letztlich hängt die russische Reaktion davon ab, welche strategischen Ziele Moskau verfolgt. Wenn das Ziel eine schnelle und totale Niederlage der Ukraine wäre, fiele die Reaktion anders aus, als wenn Russland weiterhin eine Verhandlungslösung des Krieges als primäre Option anstrebt. Bislang sehen wir Letzteres. Wir können nur hoffen und erwarten, dass dies so bleibt und keine Reaktion erfolgt, die jede Verhandlungsmöglichkeit zunichtemacht.
… Alles vom 2.6.2025 von Eva Péli mit Harald Kujat bitte lesen auf
https://www.nachdenkseiten.de/?p=133920
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(2) Drohnenangriff: Hat die Ukraine jetzt Militärgeschichte geschrieben?
Ein präzedenzloser Schlag trifft das Herz der russischen Militärmacht – tief im eigenen Hinterland, mit globaler Wirkung. Was wie eine Einzeloperation wirkt, entpuppt sich als Zäsur im strategischen Denken über Abschreckung, Eskalation und Verwundbarkeit.
Am 1. Juni 2025 hat der ukrainische Geheimdienst ein neues Kapitel moderner Militärgeschichte geschrieben. Mit chirurgischer Präzision und beispielloser Kühnheit griff die Ukraine mehrere russische Luftwaffenstützpunkte tief im Hinterland an. Ziel der Drohnenangriffe waren strategische Bomber vom Typ Tu-95 und Tu-22M3 sowie das fliegende Radarsystem A-50 – Maschinen, die regelmäßig für Raketenangriffe auf ukrainische Städte eingesetzt werden.
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Die Operation „Spinnennetz“ war kein symbolischer Nadelstich, sondern ein systemischer Angriff auf Russlands Fähigkeit, aus der Luft strategische Macht zu entfalten. Nach Angaben des SBU (Sicherheitsdienst Ukraine) wurden rund 34 Prozent der Trägerflugzeuge für Marschflugkörper ausgeschaltet. Ihr Ausfall schwächt Russlands Zweitschlagfähigkeit spürbar. Was russische Militärblogger bereits als „russischen Pearl Harbor“ bezeichnen, markiert den Beginn einer neuen Realität militärischer Verwundbarkeit.
Der materielle Schaden beläuft sich konservativ geschätzt auf über sieben Milliarden US-Dollar. Doch weit schwerer wiegt der strategische Vertrauensverlust. Russland verliert nicht nur Flugzeuge, sondern die Gewissheit, dass sein Hinterland sicher ist. Die Ukraine hat gezeigt, dass sie über die operative Fähigkeit verfügt, selbst schwer gesicherte Stützpunkte tief im russischen Kernland zu treffen – und das mit vergleichsweise einfachen Mitteln.
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Trotz jahrelanger Versuche, militärische Rückschläge durch personelle Schuldzuweisungen zu relativieren, steht Präsident Putin vor einer desaströsen Bilanz: der Verlust nahezu aller modernen Waffensysteme des Heeres, die massive Schwächung der Schwarzmeerflotte, ein beinahe geglückter Staatsstreich, die erste dauerhafte Besetzung russischen Territoriums seit dem Zweiten Weltkrieg – und nun die Zerstörung eines zentralen Elements der nuklearen Abschreckung. Hinzu kommen hunderttausende gefallene Soldaten und eine zunehmend angeschlagene Wirtschaft.
All das ist das Resultat einer einzigen Fehleinschätzung: der Annahme, die Ukraine werde sich im Februar 2022 ebenso kampflos unterwerfen wie 2014 die Krim. Heute treten die strukturellen Defizite eines politischen Systems zutage, das auf die Entscheidungsmacht eines Einzelnen zugeschnitten ist. Da innerstaatliche Korrekturmechanismen fehlen, ist zu erwarten, dass der Kreml nur eine Antwort kennt: weitere Eskalation.
… Alles vom 3.6.2025 von Christian Osthold bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/neues_kapitel_moderner_militaergeschichte
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Dr. Christian Osthold ist Historiker mit dem Schwerpunkt auf der Geschichte Russlands. Seine Monographie über den russisch-tschetschenischen Konflikt ist in der Cambridge University Press rezensiert worden. Seit 2015 ist Osthold vielfach in den Medien aufgetreten.
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Einige Kommentare:
Gegen solche Aktionen kann man sich nicht schützen, die Russen nicht, die Amerikaner aber auch nicht, die Deutschen schon gar nicht. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Eskalation. Die Russen waren deshalb verwundbar, weil der Start-Vertrag gilt, wonach strategische Flugzeuge frei zur Satellitenüberwachung zu parken sind. Die Ukraine hat also das Abkommen der Großmächte, zur wünschenswerten Rüstungsbegrenzung, schäbige ausgenutzt. Sollten die US-Amerikaner daran beteiligt sein, als Organisatoren, Mittäter oder Mitwisser, dann war diese Aktion ein krasser Vertrags- und Vertrauensbruch. Die Ukrainer hätten sich ihre Drohnen in den A… schieben können, wenn die Flugzeuge im Hangar gestanden hätten. Die Causa beweist einmal mehr, dass man mit Angelsachsen keine Verträge schließen braucht, mit der Ukraine schon gleich gar nicht. Den ukrainischen Terror, gegen zivile Züge verschweigt der Autor. Peter Holschke
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Diese russ. Flugzeuge mussten gemäß START Abkommen mit den USA offen geparkt werden (die entsprechenden in den USA auch) um aus dem All die Einhaltung des Abkommens überwachen zu könne. Welche Irren glauben denn eine Atommacht ausschalten zu können ohne den 3. Weltkrieg auszulösen und welche Irren erwarten, dass Russland nicht mit mindestens gleicher Münze heimzahlt? Unverantwortlich und Geschichtsvergessen und belegt einmal mehr das dem Westen auch bei noch so vielen Verträgen und Vereinbarungen nicht zu trauen ist. Schon der Diebstahl der Staatsgelder durch die EU beleg was man auch von dieser “Vertragspartei” zu halten ist – NICHTS! Gauner auf allen Ebenen. Leane
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Na wenigstens geben Sie, Herr Osthold, die bedachten Worte von Harald Kujat wieder. In Ihrem sonstigen Text drängt sich mir so etwas wie Kriegspropaganda auf. Kujat meint, dieser ukrainische Gegenschlag sei nicht entscheidend aber von ihm gehe eine verheerende Eskalationsdynamik aus.
So sehe ich das auch. Im Kreml werden jetzt die Falken die Oberhand gewinnen. Damit wächst die Gefahr der Ausweitung des Krieges gewaltig.
Und noch einmal zu Wiesbaden. Seit der Veröffentlichung in der New York Times ist das geheime Kommandozentrum der Westmächte dort nicht mehr geheim. Wir wissen jetzt, dass in Wiesbaden die Auswertung der Satellitenbilder geschieht. Wir wissen, dass daraus Kriegsziele und Angriffspläne entwickelt werden und an die Ukraine mit den Koordinaten geschickt werden. Allein das schon heißt für mich – auch wir führen Krieg und gestatten fremden Mächten, an der Ausweitung der Kriegsmaßnahmen mitzuarbeiten – von unserem Territorium aus!.
Und sage mir keiner, dass die Amerikaner nicht an dieser Planung beteiligt waren – Ziele finden, Zeitpunkt bestimmen etc. “Hocheskalieren” ganz im Sinne von Selenskyj bis es in weiten Teilen von Europa brennt. Dann wird man uns erzählen— “es war ja für eine gerechte Sache und Putin wars”. Was uns jetzt bevor steht, ist zum Fürchten. Ohne Illusion – die Westmächte wollen auch einen Krieg allein schon, um den Bürger abzulenken von den ganzen dilettantischen, politischen Fehlern, deren Folgen gerade erst einsetzen. Leo Hohensee
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Achse-Autor Osthold feiert – zumindest zwischen den Zeilen – ein Ereignis, das in seiner Auswirkung vielen weiteren jungen Ukrainern und Russen einen Platz im kühlen Grab bescheren wird. Für nichts, rein gar nichts! Im Gegensatz zu vielen Ukrainern, die nach anfänglicher Euphorie längst begriffen haben, welch schmutziges Spiel auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Besonders von der bellizistischen EU, von den Kallas, von der Leyens und natürlich den Starmers, Macrons und Merzens.
Die Ukrainer, die ich kenne, wollen leben, feiern, Familien gründen und, das geben sie auch offen zu, ein bisschen Luxus und schnelle Autos. Sie winken nur noch ab, wenn man ihnen gegenüber von westlichen Werten spricht, die angeblich in ihrer Heimat verteidigt würden. dem in Wahrheit hoch korrupten Bandera-Staat, der inzwischen zur Diktatur geworden ist.
Die Familien dort haben keine Lust mehr auf Telegramme mit Todesnachrichten ihrer Söhne und verachten den Schauspieler im braunen Kampfhemd inzwischen so sehr, dass sie ihn mindestens aus dem Land jagen würden, wenn der Spuk endlich vorbei wäre. Auch ein Ende a la Ceausescu wäre nicht undenkbar, wenn sich dieser Mensch nicht schnell genug zum Flugplatz begibt, um eines seiner auf Kosten seines Volkes erworbenen Nobel-Anwesen irgendwo in der Welt anzusteuern.
Mich ekelt nur noch an, wie die EU hier den 3. Weltkrieg ansteuert und seit Monaten alle Friedensbemühungen des Donald Trump und seines Außenministers Marco Rubio hintertreibt. Hätte man Trump und Putin die Angelegenheit ohne die ständigen EU-Störfeuer regeln lassen, wäre die Sache längst geklärt und die Soldaten beider Seiten inklusive der vielen zwangsrekrutierten Ukrainer, die nie in diesen Krieg wollten, wären bei ihren Familien. Dort wo sie hingehören, anstatt sich für fremde Interessen das Leben wegballern zu lassen – auch sie besitzen alle nur ein Leben. Doch Herrn Osthold ficht all das anscheinend nicht an, seine Aversionen gegen Russland und Trump scheinen in Stein gemeißelt. Andreas Donath
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Die hier zitierte Meinung von General a.D. Kujat ist m.E. der Realität am nächsten: Die ukrainische Führung provozierte hier eine enorme Eskalation mit dem Ziel, nach einem Vergeltungsschlags Russlands die westlichen Staaten direkt in den Krieg einzubeziehen. Das ist – trotz vieler Versuche – bisher nicht vollständig gelungen, jetzt soll es klappen. Das verheißt für die Menschen in Europa (und nicht nur in der Ukraine!) nichts Gutes. Die Propagandamaschinen laufen bei uns ja schon seit Jahren, müssen also nur noch weiter hochgefahren werden. «Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hineingehen müssen.» Erich Maria Remarque. M. Posselt
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Nach der, von Putin eigens verschärften, russischen Militärdoktrin, müsste Russland, nach Angriffen auf das russische Kernland und die nuklearen Fähigkeiten, eigentlich mit Atomwaffen antworten, also mindestens eine taktische Atombombe auf… ja was? Kiew? Das eigentliche historische Gründungszentrum der Russen, laut deren eigener Aussage. Nein.
Also eher eine Atomexplosion über dem Schwarzen Meer, in der Nähe von Odessa? Nein, zu nahe an westlichen NATO-Staaten. Man bedenke den Fallout.
Ein Atomschlag irgendwo tief im ukrainischen Hinterland? Auch nein, weil militärisch sinnlos, symbolisch zu unspektakulär für so eine gewagte Aktion. Eine atomare Antwort wäre sowieso eine Art russischer Selbstmord auf diversen Ebenen.
Also wird der Kreml die atomare Karte nicht ausspielen. Das aber bedeutet die Abkehr von der eigenen russischen Militärdoktrin und ist ein Schlag ins Kontor der russischen Glaubwürdigkeit.
Aber was bleibt Russland dann? Einen ähnlichen Schlag auf die ukrainischen F-16 ausführen? Unwahrscheinlich, weil man damit wohl rechnet. Die Ermordung Selenskys? Schwierig und das hätte man wohl längst getan, wenn man könnte. Durchbruch an der Front und die Besetzung der gesamten Ukraine? Dazu hat der Kreml nicht mehr die Mittel.
Klug beraten wäre man im Kreml, wenn man nun ernsthafte Friedensverhandlungen anstrebt, sich mit der Krim und dem Donbas zufrieden gibt und gesichtswahrend aus der Nummer heraus kommt. Dazu scheint man in Russland aber nicht bereit zu sein. Dort hofft man wohl immer noch auf den kompletten Zusammenbruch der ukrainischen Armee.
Und nebenbei, Kanzler Merz wird gar nichts von der Aktion gewusst haben, sonst hätten es die Russen mitbekommen. Jeder weiß, das Deutschland durchsetzt ist mit russischen Spionen, Kollaborateuren und Trollen. Da hätte Selensky Putin auch direkt anrufen und informieren können. Wie auch immer, Russland wird weitermachen, wie bisher. Wolf Hagen
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Man muß davon ausgehen, daß der russische Geheimdienst demnächst adäquate ‘Operationen’ durchführt. Vorzugsweise in Europa – also auch in Deutschland. Genosse Selenskij – wir danken Dir! Wilfried Düring
Ende Kommentare
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(3) Ein Angriff auf die Friedensverhandlungen
Die Ukraine hat sich erstmals weit über das Schlachtfeld hinaus erhoben – geografisch, technisch, symbolisch. Die Triade der atomwaffenfähigen Luftstreitkräfte Russlands – ein Heiligtum sowjetischer Machtprojektion – wurde durch das schwächste Glied in der Logikkette der Militärdoktrin beschädigt: den Überraschungseffekt. Drohnen, wie aus dem 3D-Drucker, haben eine strategische Achillesferse bloßgelegt. Nicht mit Hyperschall, sondern mit Hartplastik und GPS. Das erste Opfer dieses Angriffs dürften die Friedensverhandlungen in Istanbul sein.
Dass die Ukraine strategische Luftstützpunkte der russischen Atomwaffe angreift – koordiniert, tief im Landesinnern – wäre bereits für sich eine Zäsur. Doch dass dies unter stillschweigender Duldung oder gar Mithilfe westlicher Dienste wie der CIA erfolgt sein dürfte, während Trump zugleich als Friedenstaube auftritt, verschiebt das strategische Koordinatensystem. Die alten Verträge – START etc. – wirken wie rissige Abkommen aus der Steinzeit. Wenn die USA von der Operation wussten, darf sich Russland getäuscht fühlen. Washington kann nicht gleichzeitig Frieden mit Moskau betonen und eine Aktion dulden oder mittragen, die offensichtlich das Ziel hat, die russische Atommacht zu schwächen, woran die USA prinzipiell Interesse hätten. Falls Trump nichts davon wusste, muss man sich fragen: Regiert eigentlich er oder der „Swamp“, den er austrocknen wollte?
Egal wie man es wendet: Die Operation Spinnennetz war mehr als nur ein Angriff auf russische Flugzeuge auf russischem Gebiet. Militärisch gewinnt die Ukraine dadurch wenig, symbolisch und politisch aber viel, denn der Hauptgegner der Ukraine sind gerade nicht die hundert Millionen Dollar teuren Bomber der Russen, sondern die schleichende Kriegsunlust der Europäer – und ein Amerika, das sich mehr mit sich selbst beschäftigt als mit dem Fortgang eines Krieges, in dem es längst selbst Partei ist.
Damit sich die Reihen wieder schließen, muss der Feind sich zeigen – deutlich, fassbar, bedrohlich. Eine russische Reaktion, die auch europäische Hauptstädte erschüttert, wäre strategisch nützlich. Der Angriff war daher wohl weniger eine militärische Tat als eine psychologische Operation im Kampf um Wahrnehmung und Willen. Aus Sicht der Ukraine ist das verständlich, für sie geht es um ihre Existenz. Dafür wiederum braucht es eine erhöhte Alarmstufe.
Die kalkulierte Demütigung könnte einem Drehbuch folgen: Putin soll nun die Rolle des Eskalators übernehmen. Tut er es, war die Operation erfolgreich – denn Europas Kriegstüchtigkeit hängt nicht nur von Panzerzahlen ab, sondern von der Bereitschaft zur Konfrontation. Der Feind, den es braucht, muss sich jetzt allen ins Gedächtnis brennen.
So gesehen ist der eigentliche Coup nicht der Schaden in Djagilewo, Iwanowo oder Olenia – sondern das noch bevorstehende unsichtbare Nachspiel. Europa und die Welt betreten nun gänzlich neues Gelände, in welchem ein militärisch gedemütigtes Russland gleichzeitig Friedenswillen gegenüber Europa bekunden, rote Linien verteidigen und seine Integrität als Atom-Macht bewahren muss. Das Dilemma für Putin besteht nun darin, Stärke zu beweisen ohne sich noch mehr zum Feindbild des Aggressors machen zu lassen.
Fakt ist: Wir sind einem III. Weltkrieg gerade so nah wie seit der Kuba-Krise nicht mehr.
Und wer sich über ein russisches “Pearl Harbor” freut, sollte mal in ein Geschichtsbuch schauen, wie es am Ende für Japan ausging.
… Alles von Milosz Matuschek vom 4.56.2025 bitte lesen auf
https://www.freischwebende-intelligenz.org/p/drohnenangriff-auf-die-kriegsmudigkeit
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(4) Jedermanns Drohnen – die „asymmetrische“ Gefahr
Wenn heute die Begriffe „Drohne“ oder „Drohnenkrieg“ fallen, denkt man an den Ukraine-Krieg. In den Händen von Schurken entwickelt diese neue Superwaffe jedoch ein disruptives Potenzial, das weit über Kriegsgeschehen hinausgeht.
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In der Nacht zum 1. Juni 2025 führte der ukrainische Geheimdienst SBU einen koordinierten Drohnenangriff auf vier russische Militärflugplätze tief im russischen Kernland durch, darunter die Stützpunkte Belaya (nahe Irkutsk, über 4.300 km von der Front entfernt) und Olenya (nahe Murmansk, ca. 1.800 km entfernt). Laut Berichten wurden etwa 40 russische Militärflugzeuge, darunter atombombenfähige Langstreckenbomber (z.B. Tu-95), zerstört oder beschädigt.
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Wenn heute die Begriffe „Drohne“ oder „Drohnenkrieg“ fallen, denkt jeder sofort an den Ukraine-Krieg, in dem die russischen Streitkräfte vor allem die Shahed-136 („Geran-2“ im russischen Lizenzbau) einsetzen, eine Kamikaze-Drohne iranischen Ursprungs. Dabei handelt es sich im Grunde um eine dreieinhalb Meter lange, gut 200 kg schwere fliegende Bombe – also um eine ganz andere Kategorie Drohne als die in Isa Khel eingesetzte „Mikado“ (oder die FPV-Drohnen gegen Russland).
Das Thema ist hochkomplex, die Herausforderungen an Militär, Politik und Industrie enorm und die Auswirkungen – besonders die psychologischen – auf die Wahrnehmung der Thematik seitens der Zivilbevölkerung sind schwerwiegend. In den Augen des Autors sind (nicht nur, aber ganz vorn dabei) deutsche Politiker aller Couleur mit dem Thema heillos überfordert. Der stümperhafte Auftritt unseres Bundeskanzlers zur Frage der deutschen TAURUS-Marschflugkörper mag als abschreckendes Beispiel gelten. Aus dieser Gemengelage ergeben sich meiner Meinung nach einige Konsequenzen, die ich versuchen werde, zu beleuchten.
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Die größte Herausforderung liegt meiner Auffassung nach kurz- bis mittelfristig darin, sich seitens der Politik, der Wirtschaft und der medialen Öffentlichkeit dem Thema Drohnen und Drohnenkrieg ernsthaft, ohne Scheuklappen und vor allem aus der Perspektive des verteidigungswilligen und -fähigen Staates zu widmen.
Die Loslösung von China, vor allem im Hinblick auf die elektronischen Komponenten beim Drohnenbau, dürfte für die deutsche Wehrindustrie hier der wichtigste und erste Schritt sein. Ein positives Beispiel hierfür ist die Donaustahl GmbH, die nicht nur im Komponentenbau, sondern auch bei der Entwicklung eigener FPV-Drohnen inzwischen eine gewichtige Rolle spielt, auch auf internationalem Parkett.
… Alles vom 4.6.2025 von Martin Toben bitte lesen auf
https://www.achgut.com/artikel/jedermanns_drohnen_die_asymmetrische_gefahr