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- Europa in alten Strategien gefangen, USA steuern radikal um (8.4.2025)
- Europa als Friedensmacht (12.3.2025)
- Europäer, wie trotzige Kinder oder kindische Greise (5,3,2025)
- Herzlandtheorie – Ukraine – Brzezinski – Friedman (21.2.2025)
- Prof. Guérot warnt: Was Deutschland jetzt droht! Unsere Zukunft ist in Gefahr (5.1.2025)
- Europa und die USA: Ohne Einigkeit und eigene Stärke bleibt der alte Kontinent handlungsunfähig (17.1.2025)
- Musk, Trump & Co.: Die falschen Befreier auf Zeit (10.1.2025)
- Lisa Fitz über US-Hegemonialpolitik und deutsch-russisches Verhältnis (15.10.2024)
- Zeitfenster: Europa Sicherheit (15.10.2024)
- EU-Europa – Realpolitik oder Ideologie? (25.6.2024)
- Arbeiter-Song in USA, nicht in D (21.8.2023)
- D und BRICS – Partnerschaft! (21.4.2023)
- Emmanuel Macron träumt von einer Renaissance Europas (8.4.2023)
- USA gegen Kooperation Russland-Europa, aber für Russland-China (7.4.2023)
- Deutschland in der multipolaren Welt (27.3.2023)
- Jeffrey Sachs, ÖRR, Berlin-Demo (26.2.2023)
- Münchner Sicherheitskonferenz (21.2.2023)
- Buy American: USA vertreten ihre eigenen Interessen – auch gegen die EU (8.2.2023)
- Ukraine: Es geht um Rohstoffe (3.2.2023)
- Jeffrey Sachs: Verhandeln in Kiew (30.1.2023)
- De Gaulle: F, D, EU, RU, UA, USA (12.1.2023)
- Keine Marder-Panzer in Ukraine (8.1.2023)
- Guérot: Endspiel Europa (30.12.2022)
- Ulrike Guérot, Hauke Ritz: Endspiel Europa (16.12.2022)
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Europäer, wie trotzige Kinder oder kindische Greise
Den USA haben die letzten drei Jahre gezeigt, dass die ehemalige Sowjetunion militärisch keine Bedrohung mehr darstellt. Dauert der Krieg noch länger an, treibt er die Russen nur noch weiter in die Arme der Chinesen. Zugleich fördert er ein Bündnis zwischen Moskau und dem Iran. Das beschwört mittelfristig nur neue Risiken herauf, die es zu vermeiden gilt. Angesichts der wachsenden Stärke der BRICS-Staaten und der Rolle Indiens liegt es also im Interesse der USA, sich rasch mit den Russen zu verständigen. Bevor die komplett ins chinesische Lager abdriften.
Die Ukraine hat tapfer gekämpft, aber keine Chancen, das verlorene Territorium zurückzugewinnen. Jedenfalls nicht ohne einen Weltkrieg. Mehr als ein schaler Kompromiss lässt sich kaum für sie herausholen. Wenn die Europäer den Krieg unbedingt fortsetzen wollen, sollen sie das tun, doch ohne die USA.
So ähnlich dürfte Trump das sehen. Und die Europäer, die mindestens elf Jahre lang Zeit hatten, um sich auf dieses Szenario einzustellen und Victoria Nulands ‚Fuck the EU!‘ zu begegnen, machen ein dummes Gesicht. Statt sich zu wappnen, taten sie unter Führung Angela Merkels alles dafür, um ihre Position zu schwächen. Nun sind sie hell empört und fühlen sich von den Amerikanern hintergangen. Sie jaulen, dass die USA sich eigensüchtig verhalten und ‚den Westen‘ verraten, hyperventilieren und sondern hilflose Solidaritätsadressen an Kiew ab. Sie, die sie unermüdlich Ersparnisse und Vermögen ihrer Völker verheizen, um selbstlos Millionen muslimischer Migranten aufzunehmen, das Klima zu retten und Abbitte für die Sünden der Väter zu leisten, sehen sich vom Imperium schnöde im Stich gelassen.
Aber so läuft das eben. Verschieben sich Gewichte, justieren Großmächte ihre Prioritäten. Dabei scheren sie sich selten um anderer Leute Träume, Ideale oder die höhere Moral. Das sollten gerade die Europäer eigentlich wissen. Ein Blick zurück würde helfen: Donald Trump verhält sich nicht kaltschnäuziger als Klemens von Metternich, herzloser als Otto von Bismarck oder rüder als Winston Churchill. Im Gegenteil. Er rettet das Leben von jungen Männern, die sonst jedenfalls im Fleischwolf landen.
Aber zugleich tut er eben das, was die europäische Großmeisterin des Doppelstandards Ursula von der Leyen bei anderen für äußerst unfein hält. Er verfolgt eigene Interessen. Obendrein sagt er das Offensichtliche: Wer für die Musik zahlt, bestimmt die Melodie.
Und die Europäer, wie trotzige Kinder oder kindische Greise, weigern sich, das zu begreifen.
… Alles vom 5.3.2025 von Christoph Ernst bitte lesen auf
https://vera-lengsfeld.de/2025/03/05/der-fuchs-im-huehnerstall/
Herzlandtheorie – Ukraine – Brzezinski – Friedman
In seinem 1997 erschienenen Buch „The Grand Chessboard“ (deutsch: „Die einzige Weltmacht”) beschrieb Zbigniew Brzezinski, der ehemalige Sicherheitsberater von Jimmy Carter, wie er sich die Festigung der amerikanischen Dominanz im 21. Jahrhundert geostrategisch vorstellt. Als Anhänger der Herzlandtheorie von Halford Mackinder richtet er sein Hauptaugenmerk auf die eurasische Landmasse, wo der größte Teil der Weltbevölkerung lebt und die meisten Bodenschätze lagern. Eurasien sei das „große Schachbrett“, auf dem in den kommenden Jahren um die Vormacht gespielt werde, dort dürfe keine rivalisierende Supermacht entstehen, die die Interessen der USA bedroht. Mit der Ukraine markierte er gewissermaßen die Sollbruchstelle des russischen Restimperiums, denn: „Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr.”
Nochmals: Russland ist ein überdehntes Imperium. Das größte Land der Welt hat kaum mehr Einwohner als Japan. Der muslimische Süden ist ein permanenter Konfliktquell, ebenso wie die Nachbarschaft zu China; diese beiden Kulturräume erzeugen demographischen Druck auf den russischen. Zugleich ist die ehedem enge Verbindung zwischen Russen und Ukrainern in Blutsfeindschaft umgeschlagen. Der Abwehrkrieg wurde für das ukrainische Volk, das es vorher so gar nicht gab, ein Gründungsmythos. Je länger er dauert, desto tiefer wird die Kluft, die die beiden einstigen Verwandten trennt, desto autonomer empfindet sich die Ukraine. Auch das kann Putin nicht wirklich wollen. Besetzen könnte er das Land allerdings auch nicht, die Ukraine ist zu groß für sein disponibles Personal, außerdem drohte ein Exodus ungeahnten Ausmaßes gen Westen. Es wird für beide Seiten höchste Zeit für einen Friedensschluss.
Der Historiker und Experte für die Geschichte Osteuropas Jörg Baberowski gab dieser Tage der Welt ein Interview zum Thema, in dem er Trumps Initiative gutheißt; da es hinter der Bezahlschranke darbt, rücke ich ein paar Antworten hier ein.
….
Zitate Baberowski DIE WELT:
„Russische Armee ist ein papiertiger „
„Warum sollte Russland Polen angreifen? Dazu ist Russlands Armee nicht in der Lage“
„Putin kann diesen Krieg nicht durch Rückzug beenden, das wäre auch sein Ende“
„Ohne Sicherheitsgarantien wird es keinen dauerhaften Frieden geben“
…
Der Gründer und Direktor der geopolitischen US-Denkfabrik Stratfor, George Friedman, gab 2015 zu Protokoll: „Das primäre Interesse der USA, wofür wir seit einem Jahrhundert die Kriege führen – Erster und Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg –, waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann, und unser Interesse war es immer, sicherzustellen, dass das nicht eintritt.” Die Verbindung von deutscher Wirtschaftskraft und Technik mit russischen Rohstoffen, abgesehen von den beiden (ehedem) extrem kriegstüchtigen Völkern und der gewaltigen Landmasse, hätte die Vormachtstellung der USA gefährden können.
In meiner eingangs erwähnten Gesprächsmoderation stellte ich eine verschwörungstheoretische Frage, auf die ich keine Antwort erwartete, nämlich ob die US-Demokraten die deutschen Grünen gezielt dafür benutzt haben, eine der beiden Komponenten der gefährlichen Liaison, die deutsche Wirtschaft und Technik, endgültig zu beseitigen.
… Alles vom 21.2.2025 von Michael Klonovsky bitte lesen auf
https://www.klonovsky.de/2025/02/21-februar-2025/
Prof. Guérot warnt: Was Deutschland jetzt droht! Unsere Zukunft ist in Gefahr
@UlrikeGuérot-Official enthüllt: So wird Deutschland zerstört! Eine selbstschädigende Politik, Deindustrialisierung und die Abhängigkeit von amerikanischem Fracking-Gas setzen nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa aufs Spiel. Warum steuert die EU auf eine gefährliche Militarisierung zu, während die kulturelle Spaltung zu Russland weiter vertieft wird?
Erfahren Sie im Video „Prof. Guérot warnt | Was Deutschland jetzt droht! Unsere Zukunft ist in Gefahr „, wie die NATO-Osterweiterung und die Herzlandtheorie die geopolitischen Strategien der Großmächte bis heute prägen und warum Deutschlands Verantwortung in Europa wichtiger ist als je zuvor.
Prof. Guérot spricht Klartext: Sind die Interessen Europas und der USA wirklich identisch? Und wie könnte eine gemeinsame Friedenspolitik aussehen, die uns aus der Krise führt? Dieses brisante Interview bietet exklusive Einblicke und ungeschönte Wahrheiten!
5.1.2025, https://www.youtube.com.watch?v=chOz2SqGa-U
Timestamps
00:00 Prof. Guérot: Der geheime Plan zur Zerstörung Deutschlands!
01:40 Europa verliert, weil es keinen Plan hat – Guérot enthüllt warum!
04:55 Die USA wollen das Herzland (Ukraine ist Heartland)– Prof. Guérot erklärt die Folgen!
06:38 Projekt „Amerikanisches Jahrhundert“ – Was das für Europa bedeutet!
09:15 Ukraine-Krieg gelenkt? Prof. Guérot packt über US-Einfluss aus!
11:52 Putins rote Linie – Warum der Westen eskaliert!
14:50 Raketen vor Moskau? Prof. Guérot erklärt die Gefahr!
17:39 Warum die EU sich selbst zerstört – Guérot warnt eindringlich!
20:51 Deutschland wird zur Kriegsnation – Prof. Guérot enthüllt, warum!
24:05 Europas Schicksal wird von wenigen Eliten entschieden – Guérot klärt auf!
Das Interview wurde geführt von: Simo Azzaoui ist Lehrer, Vater und Unternehmer – und jemand, der dafür brennt, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn sie unbequem ist. Mit seiner Plattform Meet Your Mentor hat er eine Mission: Menschen aus ihrer Komfortzone holen und ihre Denkmuster hinterfragen lassen. Es geht ihm darum, uns alle zu ermutigen, größer zu denken und die Perspektive zu wechseln – denn nur so entsteht echter Wandel.
Lisa Fitz über US-Hegemonialpolitik und deutsch-russisches Verhältnis
Besonders schlimmes Beispiel für die „himmelschreiende Naivität in der deutschen Gesellschaft was die Unterwanderung durch Russland betrifft“ ist @LisaFitz2020. Hier erzählt sie, sicher direkt von Putin bezahlt, jede Menge Wahrheiten am Stück
15.10.2024,
https://x.com/tomdabassman/status/1846077789323006194?t=qB1ORF1D872CmUiNfFx7ag&s=19
https://x.com/LisaFitz2020
Emmanuel Macron träumt von einer Renaissance Europas
Prosit für ein souveränes Europa
Von demonstrativer Herzlichkeit war der erste Staatsbesuch eines französischen
Präsidenten seit 23 Jahren in den Niederlanden geprägt. Dabei stattete Emmanuel Macron (Renaissance) nicht nur seinem „wirklich sehr guten Freund“, dem Regierungschef Mark Rutte (VVD), einen Besuch ab, sondern er nutzte auch die Gelegenheit, im Nexus-Forschungsinstitut eine europapolitische Grundsatzrede zu halten.
Bei seiner zunächst von lautstarken Kritikern seiner Klima- und Rentenpolitik unterbrochenen Ansprache umriß er die aus seiner Sicht sinnvolle wirtschaftliche und politische Rolle der Europäischen Union.
Nach seiner Auffassung müsse Europa einer Souveränitätsdoktrin folgen, die auf fünf Säulen beruht: Ihr erster Pfeiler sei dabei die Wettbewerbsfähigkeit Europas, die Voraussetzung dafür ist, die sozialen Errungenschaften der Europäischen Union zu bewahren. Dafür sei aber eine stärkere europäische Integration notwendig, damit sich kein Land den notwendigen Reformanstrengungen für globale Wettbewerbsfähigkeit entziehen könne. Als zweite Säule sieht er die bisher verpönte „Industriepolitik“, die auch aus Sicherheitsgründen inzwischen unerläßlich sei, was die Vereinigten
Staaten von Amerika und die Volksrepublik China – im Gegensatz zu Europa – längst verstanden hätten.
Industriepolitik bedeute Schlüsseltechnologien, wie Microchips oder erneuerbare Energieerzeugungsanlagen, auf dem eigenen Territorium zu haben.
Bei auch in Zukunft notwendigen Importen solle darüber hinaus zur Risikominimierung auf eine ausreichende Diversifizierung – die dritte Säule – geachtet werden. Eine einseitige Abhängigkeit, wie die im Energiesektor von russischem Gas, solle sich nicht mehr wiederholen. Deshalb sei neben der Energieeinsparung und den erneuerbaren Energien auch die Kernkraft in Europa unverzichtbar. Dritter Souveränitätspfeiler sei die Sicherheit, der Schutz europäischer Interessen. Darum solle keine kritische Infrastruktur an außereuropäische Akteure verkauft werden.
Auch soziale Medien müßten unter EU-Kontrolle stehen, da deren Mißbrauch demokratiegefährdend sei. Die vierte Säule europäischer Politik sei das strikte Einfordern von „Wechselseitigkeit“ bei allen Handelsabkommen. Dabei müsse im Gegenzug für Marktzugang von jedem Handelspartner ein klarer Beitrag zum Schutz vor dem Klimawandel verlangt werden. Ohne diese Säulen seien solche Aussagen europäischen Firmen und Bürgern nicht zu vermitteln. „Ein Verbündeter zu sein heißt nicht, ein Vasall zu sein“ Den letzten Pfeiler nannte Macron „Kooperation“, also eine Wiederbelebung der internationalen Zusammenarbeit „zur Absicherung unserer humanistischen, solidarischen und friedliebenden Werte“. Zusammen würden diese Maximen sicherstellen, daß Europa in einer multi- und nicht nur bipolaren Welt, mit den USA und China als Akteuren, eigenständig handeln könne.
Seine wenige Tage zuvor im Zusammenhang mit einer Chinareise geäußerte umstrittene Aufforderung an die Europäer, den USA in der Taiwanpolitik nicht bedingungslos zu folgen, wiederholte er dagegen in abgewandelter Form bei einem Termin in Amsterdam: „Ein Verbündeter zu sein heißt nicht, ein Vasall zu sein.“ Tatsächlich sieht Macron die Gefahr, daß wechselseitige Provokationen zwischen
China und den USA an der Formosastraße in einen Krieg münden könnten. Eine bedingungslose Unterstützung Amerikas durch die Europäer, ohne Rücksicht auf chinesische Befindlichkeiten, könne diesen Kon ikt befeuern. Gastgeber Premierminister Mark Rutte, der dem französischen Präsidenten traditionell sehr
nahesteht, stimmte Macron in den Fragen der strategischen Souveränität Europas betont zu: „Europa muß nicht Spielfeld internationaler Politik sein, sondern Spieler“, so Rutte in Amsterdam.
Dies sei „keine Schwächung des Bündnisses mit den USA“, vielmehr sei man ein „zuverlässiger und fester Verbündeter der USA“, bemühte er sich, die Wogen zu glätten. Auch Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire (Renaissance) hob im Rahmen der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington hervor, daß Europa ein verläßlicher – aber eben auch starker – Bündnispartner der USA sein wolle. Im Hinblick auf die Kritik der französischen
Opposition oder auch des Fraktionschefs der europäischen Konservativen, Manfred Weber (CSU), die sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit den USA zu unterschätzen, stellte er klar, daß hier „viel Lärm um nichts gemacht“ werde. Macron habe diesen Standpunkt bereits seit Jahren vertreten. Auch der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel (Reformbewegung), stellte sich hinter die Forderung Macrons nach europäischer
Eigenständigkeit.
… Alles vom 2.4.2023 bitte lesen in der JF 17/23, Seite 9
USA gegen Kooperation Russland-Europa, aber für Russland-China
„Die USA haben zwar eine engere eurasische Kooperation zwischen Rußland und Europa unterbunden, dafür aber eine um so engere Kooperation zwischen Rußland und China, dem Iran oder auch Indien auf den Weg gebracht. Moskau ist als geostrategischer Rivale aus Europa verdrängt. Dafür entsteht ein gewaltiges, neues Bündnissystem, einstweilen ohne den Westen und womöglich sogar gegen ihn. (…) Der EU bleibt nur eine Junior-Rolle mit den USA, die einem alten Kontinent nicht gut zu Gesicht steht.“
Heinz Theisen, Politikwissenschaftler, in der „Budapester Zeitung“ vom 7. April 2023
Buy American: USA vertreten ihre eigenen Interessen – auch gegen die EU
Den Europäern machte er wenig Hoffnung auf neue Geschäfte mit Amerika. Denn er bekannte sich zu der Formel des “Buy American“ in einer sehr eindringlichen Art: Heute Abend kündige ich neue Standards an, die vorschreiben, dass alle Baumaterialien, die mit den Gelder des Staates für die Infrastrukturprojekte des Bundes verwendet werden, in Amerika hergestellt werden müssen. “
Und weiter: Wir sorgen dafür, dass die Lieferkette für Amerika in Amerika beginnt. “
…
Ausführlich behandelt er China, den Systemrivalen: Ich habe Präsident Xi deutlich gemacht, dass wir den Wettbewerb suchen, nicht den Konflikt. “
Und dieser Wettbewerb – das sagte Biden nicht – wird auch mit Schutzzöllen und Lieferverboten gekämpft. In diesem Kampf – und darauf kam es ihm heute Nacht an – sieht er ein verbindendes Element für die politischen Parteien in den USA: Lassen Sie es uns klar sagen: Den Wettbewerb mit China zu gewinnen, sollte uns alle vereinen. “
… Alles vom 8.2.2023 vom Morning Briefing bitte lesen auf
https://www.gabor-steinhart.com
Ulrike Guérot, Hauke Ritz: Endspiel Europa
Schädliche US-Strategien
Russisch-ukrainischer Krieg: Die Politikwissenschaftler Ulrike Guérot und Hauke Ritz beklagen die massive Einflußnahme der USA in Osteuropa als entscheidenden Impuls des Konfliktes
Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot hat gewagt, was vorhersehbar und folgerichtig zu ihrer Versetzung auf die öffentliche Strafbank geführt hat: Gemeinsam mit dem promovierten Philosophen und Rußland-Kenner Hauke Ritz hat sie ein Buch verfaßt, das die verordnete Lesart des Ukraine-Kriegs gründlich gegen den Strich bürstet. Sie erkennt eine Stimmungsmache wie 1914: „Wohin man schaut, überschwengliche Parteinahme für die Ukraine, völlige Dämonisierung des Gegners, Reduzierung des Feindes auf eine Person (Putin), fehlende Kontextualisierung, klare Teilung in Gut und Böse, empörte Abwehr von Mitverantwortung, Moral statt Geostrategie.“
Guérot und Ritz haben zwei Motivstränge miteinander verknüpft: Erstens die Einsicht, „daß die EU als politisches Projekt gescheitert ist; zum anderen, daß das Rußland-Bild im Westen falsch oder doch zumindest unzureichend ist“. Beide stehen in dialektischer Wechselbeziehung: Ihr Scheitern macht die EU unfähig, im Ukraine-Krieg eine eigenständige Position zu beziehen und befriedend auf den Konflikt einzuwirken. Das Andauern des Krieges wiederum macht ihr Scheitern perfekt. So wird der geopolitische Konflikt für Europa zum „Endspiel“ mit der Aussicht, endgültig zum Vorfeld und zur Verfügungsmasse der USA zu degenerieren. Der Einwand, daß Europa und die EU nicht miteinander identisch sind, darf hier unberücksichtigt bleiben.
Was in den Medien durchweg „Putins Angriffskrieg“ genannt wird, ist bei Guérot und Ritz „ein lang vorbereiteter amerikanischer Stellvertreterkrieg“, dessen Wurzeln bis in die frühen 1990er Jahre zurückreichen. Sie haben Bücher, Aufsätze und Verlautbarungen US-amerikanischer Vordenker und Strategen gesichtet und den Extrakt daraus gezogen. Sie zitieren Zbigniew Brzeziński, George Friedman, Robert Kagan, Charles Krauthammer und Paul Wolfowitz. Letzterer war unter George W. Bush stellvertretender Verteidigungsminister und entschlossen, „jede feindliche Macht daran zu hindern, eine Region zu beherrschen, deren Ressourcen unter konsolidierter Kontrolle ausreichen würden, globale Macht zu erzeugen“. Als Feind wird jeder betrachtet, der den Versuch unternimmt, eine den USA vergleichbare Macht zu generieren. Während die USA nach 1989 umgehend Europa als potentiellen Konkurrenten erkannten, pflegten die Europäer ein „Einheits-Denken“ über die sogenannte westliche Wertegemeinschaft. Die Strategie Washingtons, Europa von den russischen Ressourcen durch einen Cordon sanitaire zu trennen, blieben unreflektiert.
Kriegsbeschädigte Ukraine wird völlig von den USA abhängig sein
Zur US-Strategie gehörten die „Farbrevolutionen“ und „Regime-Changes“ in den ehemaligen Sowjetrepubliken. In den mittelosteuropäischen Ländern besetzten unterdessen „junge, amerikanisierte Eliten mit Harvard- und Washington-Connections“ Spitzenfunktionen im Staat und in den Medien, „prototypisch zum Beispiel Radek Sikorski, der spätere polnische Außenminister“, der die Sprengung der Nord-Stream-Leitungen auf Twitter mit einem „Thank you, USA“ quittierte. Barack Obama rühmte die Fähigkeit der USA, „die weltweite öffentliche Meinung zu formen, (sie) hat geholfen, Rußland völlig zu isolieren“. Die Brandstiftung des Gewerkschaftshauses in Odessa 2014 durch ukrainische Nationalisten, bei der 48 Russen ums Leben kamen, geriet so völlig aus dem Fokus.
Das Minsker Abkommen, das eine föderale Struktur des Landes mit mehr Autonomie für die Ostukraine vorsah, wurde unter dem Einfluß Washingtons sabotiert, denn um die Ukraine zum militärischen Aufmarschgebiet der Nato zu machen, wird eine straffe Kiewer Zentralmacht benötigt. So erscheint „Putins Angriffskrieg“ eher als Defensivschlag, um der Nato-Umklammerung zu entgehen. Das Ergebnis ist eine schwer kriegsbeschädigte, enorm verschuldete Ukraine, die politisch völlig von den USA abhängig ist. Die Autoren fragen: „Kann Europa einen derartigen Vasallen in seiner Mitte wollen?“
Es wird ihn wohl wollen müssen. Wenn es zwischen den USA und Deutschland tatsächlich einmal hart auf hart geht, legen die Amerikaner Geheimdienstmaterial auf den Tisch und es heißt, „entweder macht ihr mit oder ihr seid dran“. In diesen Worten faßte 2013 Günter Heiß, damaliger Koordinator für deutsch-amerikanische Beziehungen, in der ARD-Sendung „Beckmann“ seine Erfahrungen mit der westlichen Führungsmacht zusammen.
Für Guérot kommen die USA als Gralshüter der „westlichen Werte“ nicht mehr in Frage, sie seien heute „sozial verwahrlost und kulturell ausgelaugt“. Überhaupt sei die Wirklichkeit im Westen durch Wokeness, Redeverbote, Cancel Culture, Zensur-Methoden, Kontokündigungen, die digitale und biometrische Überwachung, Staatsjournalismus und Psychokrieg gegen die eigene Bevölkerung gekennzeichnet.
Keine Frage, die Frau und ihr Co-Autor haben Courage! Ihr Buch ist anregend, doch es ist auch angreifbar. Als läßlicher Flüchtigkeitsfehler mag durchgehen, wenn es heißt, der französische Präsident François Mitterrand sei als Gegner der Wiedervereinigung im März 1990 zu Egon Krenz in die DDR gefahren. In Wahrheit weilte Mitterrand bereits im Dezember 1989 in Ost-Berlin. Zu dem Zeitpunkt war Krenz schon nicht mehr im Amt, der Gesprächspartner war Ministerpräsident Hans Modrow.
Gravierend wirkt sich Guérots berühmt-berüchtigte postnationale Euphorie aus, die aus Prinzip keine Grenzen kennt. Da Deutschland es sträflich unterlassen habe, von Anfang an in eine Euro-Transfers-Union einzuwilligen, soll nun der Krieg, der „um eine historisch geradezu absurde territoriale Integrität der Ukraine“ geführt wird, die überfällige „europäische Katharsis“, nämlich die Auflösung nationalstaatlicher Strukturen, herbeiführen. Ein Anfang sei bereits gemacht, denn die Entscheidung, ukrainische Flüchtlinge unbesehen in das deutsche Hartz-IV-System zu übernehmen, sei „eigentlich schon ein Vorbote davon, bei Bürgerrechten nicht mehr nach Nationalität zu differenzieren“.
Solche kruden Träumereien lassen sich sinnvoll nicht kritisieren. Historisch gesehen ist nahezu jede Grenze in Europa absurd. Doch was folgt daraus? Statt mit Feinarbeit wartet Guérot zum Schluß mit Bulldozer-Logik auf und walzt ihre und Ritz’ überzeugende Intervention gegen die offizielle Lesart des Ukraine-Krieges zur Hälfte wieder platt. Ihren Gegnern macht sie es damit leicht, den Einverstandenen dagegen schwer.
… Alles vom 16.12.2022 von Thorsten Hinz bitte lesen in der JF 51/22, Seite 1
Ulrike Guérot, Hauke Ritz: Endspiel Europa. Warum das politische Projekt Europa gescheitert ist und wie wir wieder davon träumen können.
Westend Verlag, Frankfurt am Main 2022,
gebunden, 208 Seiten, 20 Euro