Professor Hans-Werner Sinn, zwischen 1999 und 2016 Präsident des IFO-Instituts für Wirtschaftsforschung München, zählt zu den renommierten Ökonomen in Deutschland . im Interview mit der Neuen Züricher Zeitung (1) stellt er der Wirtschafts-, Energie– und Sozialpolitik der Berliner Ampel-Regierung ein verheerendes Zeugnis aus: Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich in einem Abwärtstrend, der nicht nur konjunkturell bedingt ist (also nur kurze Zeit dauert), sondern strukturell (also lange anhalten wird). Hier einige Zitate von Prof Sinn in alphabetischer Ordnung:
Deindustrialisierung durch Verbrennerverbot:
„Elektroautos sind nicht CO2-frei, wie die EU behauptet. Mit der Batterie trägt jedes Auto einen schweren CO2-Rucksack, und der Auspuff ist zwar nicht am Auto festgemacht, steht aber meistens ein paar Kilometer weiter im Kohlekraftwerk. Das Verbrenner-Verbot hat Deutschland zusammen mit anderen energiepolitischen Sünden in die Deindustrialisierung getrieben.“
Gesetzeswut und Bürokratie:
„Jüngst lobte sich der scheidende Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow, dass in seiner Legislaturperiode über hundert neue Gesetze und Verordnungen erlassen worden seien. Das zeigt eine verkorkste Denkweise in diesem Land.“
Kernkraft unverzichtbar:
„Das Verbrenner-Verbot ist sofort zu kippen. Der eigene Kohleabbau sollte stattdessen unilateral zurückgefahren werden. Technisch müssen wir zurück zur Kernkraft, damit wir wieder niedrige Strompreise bekommen. Man könnte einige der stillgelegten Reaktoren mit überschaubaren Kosten wieder in Betrieb nehmen. Man sollte auch die einseitige Ausrichtung auf Wind- und Sonnenstrom hinterfragen, denn dieser Strom ist flatterhaft und nicht regulierbar.“
Klimawandel lässt sich nur gemeinsam bekämpfen:
„Es wäre richtig, wenn sich alle Länder zusammentäten, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Davon kann aber nicht die Rede sein. Nur die Europäer und ein paar andere grün gesinnte Länder machen mit. Und weil das so ist, fließt das Erdöl, das die grünen Länder nicht mehr verbrauchen, über die Märkte zu fallenden Preisen in andere Länder und wird dort verbrannt. In der Erde bleibt es jedenfalls nicht. Der Effekt der Verbote ist nicht nur klein, weil Europa klein ist, sondern er ist null, weil Europa vergeblich versucht, die Scheichs durch seine Nachfragepolitik zu besiegen.“
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Klima-Vorbildpolitik zerstört eigene Industrie:
„Deutschland richtet seine eigene Industrie zugrunde. Das werden andere Länder begrüßen, aber nicht kopieren. Denn deren eigene Industrie wird über das zufließende Öl sogar gefördert.“
Ordnungspolitik ist dirigistisch und hemmt Investitionen:
„Die neue Ordnungspolitik der Grünen ist nichts als alter Dirigismus. Auch die EU fährt hier mit ihren Taxonomie-Verordnungen in die falsche Richtung. Nicht kundige Investoren, die um ihr Geld bangen, sondern realitätsferne Politiker entscheiden, in welche Branchen Geld fließen soll und in welche nicht.“
Stromerzeugung auf Atomkraft angewiesen:
„Die Einwohner von Biblis haben gegen die Schließung des dortigen Atomkraftwerks protestiert. Da ging es auch um Arbeitsplätze. Weltweit werden zurzeit Hunderte konventionelle Atomkraftwerke neu geplant. Die Atomkraft ist wieder im Kommen. Nur Deutschland ist nicht dabei.“
Prof Hans-Werner Sinn resummiert: „Deutschland richtet seine eigene Industrie zugrunde“. Die Wirtschaftsindikatoren weisen alle nach unten.
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Die Stützen der deutschen Industrie, Maschinenbau (Entlassungen ZK Friedrichshafen), Chemie (BASF verlagert Produktion ins Ausland) und Automobile, verlieren an Wettbewerbsfähigkeit. Die Mittelstandsunternehmen ersticken in Bürokratie und Gesetzesvorschriften. Und nun veröffentlicht auch der Auto-Vorzeigekonzern VW mit 120.000 Mitarbeitern allein in Deutschland Horrorzahlen: „Es fehlen die Verkäufe von 500.000 Autos“ (CEO Arno Antlitz), auch bei VW zeichnet sich eine Talfahrt ab. „Bei Volkswagen droht ein Kahlschlag historischen Ausmaßes“ (4): Der Wechsel zu E-Autos erweist sich als Flop. VW ist im Inland immer weniger wettbewerbsfähig. Fabriken in D sollen geschlossen werden. Eine Kündigungswelle droht, außerdem sollen die Job-Garantien fallen. Es fehlen fünf Milliarden Euro.
Wer hätte das gedacht? Schuld am Niedergang der deutschen Automobilindustrie sind laut Mainstreammedien eigenartigerweise nicht die Berliner Ampel-Politiker oder unfähige Manager, sondern die politische Rechte: „Rechtsruck bei Landtagswahlen: ‚Das ist der Beginn der Deindustrialisierung Deutschlands'“ (5).
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Wer sich ungeschönt informieren will, sollte besser die ausländische Presse lesen. „Can Germany’s economy be revived?“ fragte CNN besorgt schon vor einiger Zeit. „revived“ heißt wiederbelebt – gilt die deutsche Industrie international also bereits als so gut wie tot?
4.9.2024
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Ende von Beitrag „Prof Sinn: Ökonomie ruiniert“
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Beginn von Anlagen (1) – (6)
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(1) Ökonom Hans-Werner Sinn: «Deutschland richtet seine eigene Industrie zugrunde. Das werden andere Länder begrüssen, aber nicht kopieren»
Der Ökonom Hans-Werner Sinn geht scharf mit der Energiewende und dem Dirigismus der Ampelregierung ins Gericht. Die wirtschaftlichen Auswirkungen einer möglichen Regierungsbeteiligung der AfD in Thüringen und Sachsen erachtet er hingegen als gering.
… Alles vom 3.9.2024 bitte lesen auf
https://www.nzz.ch/wirtschaft/hans-werner-sinn-im-interview-zu-deutschland-afd-elektroautos-euro-trump-ld.1845113
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(2) VW will Job-Garantie kippen – und mindestens ein deutsches Werk schließen
Die Sparmaßnahmen gelten als die härtesten seit dem Dieselskandal. Auf einem Führungskräfte-Treffen nannte der Vorstand Details. Der Betriebsrat kündigt Widerstand an.
… Alles vom 2.9.2024 bitte lesen auf
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/vw-will-job-garantie-kippen-und-mindestens-ein-deutsches-werk-schliessen/100065225.html
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(3) VW: „Werkschließungen nicht mehr ausgeschlossen“
Um die Renditeziele zu halten, kündigt Volkswagen knapp 120.000 Beschäftigten die Job-Garantie. Zwei Fabriken könnten von Kündigungen betroffen sein.
… Alles vom 2.9.2024 bitte lesen auf
https://www.vdi-nachrichten.com/technik/automobil/vw-werkschliessungen-nicht-mehr-ausgeschlossen/
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(4) VW im Niedergang
Werkschließungen nicht mehr ausgeschlossen – Jobgarantie gekündigt
Bei Volkswagen droht ein Kahlschlag historischen Ausmaßes. Es fehlen fünf Milliarden Euro. „Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, neue Anbieter drängen nach Europa. Dazu kommt, dass vor allem der Standort Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurückfällt“, erklärte Konzernchef Oliver Blume. „In diesem Umfeld müssen wir als Unternehmen jetzt konsequent agieren.“ Dass die Tatsachen erst einen Tag nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen publik wurden, verwundert indessen nicht.
Fakt ist: Die Autoindustrie setzte und setzt noch immer nahezu bedingungslos auf E-Mobilität. Womöglich in der Annahme, Deutschlands Bürger und die der halben Welt hockten in Geldspeichern wie der legendäre Dagobert Duck von Walt Disney. Dass der Absatz von E-Autos stockt, ist bekannt. Stattdessen drängen preiswerte E-Autos aus China auf den Markt.
Beim VDI heißt es: „Volkswagen schwenkt auf einen radikalen Sparkurs um. Der Konzern will Entlassungen und sogar Werksschließungen nicht mehr ausschließen. Volkswagen gab die entsprechenden Beschlüsse nach einer Führungskräftetagung bekannt. Konkret wird die derzeit geltende Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung mit dem Betriebsrat gekündigt. Die Vereinbarung schließt bislang Kündigungen bis 2029 aus.“
Demnach setzt VW also den Rotstift an. Schlimmer noch: Aus Sicht des Vorstands müssen die Kernmarken von Volkswagen umfassend restrukturiert werden, hieß es. „Auch Werkschließungen von fahrzeugproduzierenden und Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden.“ Zudem reiche der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen nicht mehr aus, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen. 1988 hatte VW zuletzt eine Fabrik in Westmoreland in den USA abgewickelt. In Deutschland wurde noch nie ein VW-Werk geschlossen.
Konkreten Zahlen, wie viele der rund 120.000 Stellen in Deutschland wegfallen könnten, nannte VW auf Nachfrage bisher nicht. Auch zu möglichen Standorten, die geschlossen werden könnten, gab es noch keine Angaben. Jedenfalls: Die seit 1994 immer wieder verlängerte Beschäftigungsgarantie soll wegfallen. Eigentlich sollte diese bis 2029 gelten. Stattdessen könnte es ab dem nächsten Jahr wieder betriebsbedingte Kündigungen bei Europas größtem Autobauer geben.
Neben dem Stammwerk in Wolfsburg unterhält VW Fabriken in Hannover, Emden, Osnabrück, Braunschweig, Salzgitter, Kassel, Zwickau, Dresden und Chemnitz. Die Tochter Audi hatte jüngst bereits ihr Werk in Brüssel auf den Prüfstand gestellt.
… Alles vom 3.9.2024 bitte lesen auf https://www.tichyseinblick.de
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(5) Politische Rechte für Niedergang der Automobilindustrie verantwortlich
Im Land der undichten Denker ist nicht die automobilfeindliche Regierung für den Niedergang der Automobilindustrie verantwortlich, sondern die automobilfreundliche Opposition.
„Rechtsruck bei Landtagswahlen: „Das ist der Beginn der Deindustrialisierung Deutschlands“
versus
„Autohersteller in der Krise: Volkswagen erwägt erstmals Werke in Deutschland zu schließen“
Irgendein schmieriger VW-Manager wird sich schon finden, der die Schließung von Ost-Depandancen des Konzerns den Wählern dort in die Schuhe schiebt. Ein paar Brosamen werden dafür bestimmt vom Tisch des Wirtschaftsministers fallen. E‑Auto-Subventionen zum Beispiel.
„Dr. Markus Krall: Dieser nur durch staatliche Subventionen beförderte Hype für „Elektromobilität“ war von Anfang an Bullshit. Jetzt werden sich Milliardeninvestitionen, vergeudet von einer der Politik servilen Klasse von Auto“managern“ als versenkt erweisen“.
… Alles vom 3.9.2024 von Michael Klonovsky bitte lesen auf
https://www.klonovsky.de/2024/09/3-september-2024/
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(6) Autoland ist abgebrannt
… VW wird nicht der letzte deutsche Automobilhersteller sein, der Werke schließt und Arbeiter entlässt. Trotz (noch) guter Geschäftsergebnisse zieht sich der Himmel über dem Automobilstandort Deutschland schon länger zu. Neben BMW und Mercedes haben eigentlich alle Automobilhersteller mit sinkendem Absatz und noch stärker sinkenden Margen zu kämpfen. Bislang konnte man dies zumindest zum Teil einfach an die Zulieferer weiterreichen, die ihrerseits bereits seit Jahren in eine existenzbedrohende Krise rutschen. Continental und ZF haben bereits angekündigt, Werke in Deutschland zu schließen und sie werden nicht die letzten sein. Autoland ist abgebrannt.
Diese Entwicklung kann jedoch nicht überraschen. In der allgemeinen Deindustrialisierung waren die Automobilhersteller wohl die letzten Dinosaurier des „alten Deutschlands“. Ihre Produkte sind zwar beim Kunden beliebt, aber auch sehr teuer und gerade bei der finanzkräftigen Klientel, die sich derlei Produkte leisten könnte, aber auch rein statistisch überproportional häufig grün wählt, mehr und mehr verpönt.
… Alles vom 4.9.2024 von Jens Berger bitte lesen auf
https://www.nachdenkseiten.de/?p=120760