Junge Christen als Minderheit

Die katholische und protestantische Kirche klagen weiter über Kirchenaustritte – aus Protest gegen die Mißbrauchsskandale wie auch gegen die links-woke Politisierung der Kirchenoberen. Gleichzeitig entdecken immer mehr junge Menschen das Christentum neu – oft ausserhalb der Amtskirchen.
Der muslimische Machtanspruch erzeugt einen Druck, eine gegenläufige Bewegung, um „das Eigene zu definieren, zumindest aber erst einmal nach dem Eigenen zu fragen“ (1). Und das Eigene unserer Kultur gründet nun mal auf dem Christentum. „Wozu TikTok, Karriere, Polyamorie, Genderseminar und nachhaltiger Wochenmarkt, wenn am Ende nur der Tod wartet?“ (2). Diese Frage stellen sich Jugendliche im existenziellen Unbehagen und dann auch in theologischer Hinsicht.
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Christen sind die am häufigsten aus religiösen Gründen Verfolgten weltweit. Nach Angaben der International Society for Human Rights (ISHR) https://ishr.org/ bekennen sich 80 % der wegen ihres Glaubens Verfolgten zum Christentum.

„Wir haben Allah und ihr habt nix“ – so tönt es auf den Schulhöfen, wobei „ihr“ in immer mehr Unterrichtsklassen die Minderheit bilden. Das Problem dabei: Die Minderheiten– bzw. Identitätspolitik von SPD, Grüne und Linke gilt für alle, aber nicht für deutsche Minderheiten. Und erst recht nicht für christliche.
24.4.2025
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Ende von Beitrag „Junge Christen als Minderheit“
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Beginn von Anlagen (1) – (2)
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(1) Die Sensation, wenn junge Europäer plötzlich nach dem Eigenen suchen
Die Botschaft des Osterfestes vom neuen Leben reicht in die Gegenwart: Das schon halbtot gesagte Christentum erlebt eine unerwartete Blüte. In manchen Ländern in der Kirche, in Deutschland auch außerhalb. Die Gründe sollte man begreifen – aber auch das Phänomen selbst.

Mit Weihnachten verbindet sich das Wort Hoffnung, mit Ostern die Vorstellung des neuen Lebens, der Wendung, wirklich geschehen, aber nicht schon vorher abgesichert durch eine Garantie. Womit wir von der biblischen Geschichte zur Gegenwart übergehen, in der sich gerade eine Wende besichtigen lässt, die vor einem Jahrzehnt die wenigsten für wahrscheinlich gehalten hätten. In Frankreich erlebten die Priester zu Aschermittwoch einen Ansturm vor allem junger Gottesdienstbesucher, der alle Zahlen der vergangenen Jahrzehnte übertraf.
https://www.rfi.fr/en/france/20250413-tiktokchristian-the-catholic-influencers-bringing-young-people-into-the-fold

Die Stadt Wien erhebt das religiöse Bekenntnis beispielsweise an den Volks- und Mittelschulen der Stadt. Dort bekennen sich aktuell 41,2 Prozent der Schüler zum Islam, 34,5 Prozent zum Christentum, 23 Prozent geben an, keinem Bekenntnis zu folgen. In den Schulen – auch in Deutschland – lässt sich ablesen, wohin sich die Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten entwickelt. Die Ausbreitung des Islam, der muslimische Machtanspruch – beides wirkt zurück. Der Druck, den der Islam im Westen ausübt, erzeugt eine gegenläufige Bewegung, ein Bedürfnis, das Eigene zu definieren, zumindest aber erst einmal nach dem Eigenen zu fragen.

Dass die Spitzen der deutschen Amtskirchen regelrecht eine Verlegenheit vor dem Eigenen und Eigentlichen zelebrieren, bedeutet aber nicht, dass es diese Suchbewegung in Deutschland nicht gäbe. Sie findet nur woanders statt. Zu den von Johannes Hartl organisierten Glaubensfesten kommen regelmäßig mehr als zehntausend Menschen zusammen. https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/buecher/die-kirche-muss-senden-oder-sie-wird-enden/ Hartl, selbst Katholik, betreibt seit einigen Jahren ein ökumenisches Gebetshaus in Augsburg. Nach seinen Schätzungen stammt etwa ein Fünftel von denjenigen, die das Haus besuchen, aus einer völlig atheistischen Umgebung. Mit dem bloßen Bedürfnis nach Spiritualität lässt sich diese Erscheinung nicht angemessen beschreiben. Spiritualität ließe sich auch im Sufismus oder Buddhismus finden. Es geht denen, die aus einer kirchenfernen Zone aufbrechen, um woanders anzukommen, eben auch um die Frage nach der Kultur, zu der sie immer noch gehören.

Niemand sollte dieses neue Interesse an Glauben und Zugehörigkeitsgefühl als fest gebuchte Entwicklung betrachten, die man sowieso schon habe kommen sehen. Dialektik lässt sich nicht vorausberechnen. Wenn junge Leute aus völlig kirchenfernen Elternhäusern nach dem Christentum fragen, ohne dass Medien und Parteien ihnen diese Suche nahelegen, dann geschieht das Gegenläufige, das Sensationelle, das man erst einmal vorsichtig betasten möchte, um sich nicht zu irren. Paul Tillich definierte das Religiöse einmal als das, „was den Menschen unbedingt angeht“. Unbedingt, das heißt eben: losgelöst von allen bekannten Bedingungen. Publico wünscht allen Lesern ein frohes Osterfest.
… Alles vom 20.4.2025 von Alexander Wendt bitte lesen auf
https://www.publicomag.com/2025/04/die-sensation-wenn-junge-europaeer-ploetzlich-nach-dem-eigenen-suchen/
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(2) Bekehrung per Gitarrenriff – Wie Popkultur dem Glauben den Weg ebnet
Während sich die Kirchen selbst abschaffen, entdecken junge Menschen den Glauben neu – nicht immer in der Liturgie, sondern im Metal, in Filmen und auf TikTok.

Man stelle sich folgende Szene vor: Ein Jugendlicher, schwarzes Bandshirt, lange Haare, AirPods in den Ohren, starrt in der S-Bahn aus dem Fenster. Was hört er? Bach? Eine Predigt? Einen Bibel-Podcast? Natürlich nicht. Es sind die donnernden Gitarrenriffs von Sabaton, jener schwedischen Metal-Band, die sich mit martialischer Inbrunst historischen Schlachten widmet. In diesem Moment explodieren Trommeln und Chöre in epischer Breite: „In the name of God – for the grace, for the might of our Lord!“ Kein Kirchenchor, kein katholischer Männerverein, sondern Stadionrock im besten Sinne.
Wird dieser junge Mann nun zum Christentum bekehrt? Kaum. Sabaton ist keine Missionsgesellschaft, sondern eine Musikmaschine mit martialischer Ästhetik. Und doch geschieht etwas Seltsames: Je mehr Jugendliche sich solchen Erzählformen hingeben – seien es Metal-Epen, tiefsinnige Filme oder TikTok-Phänomene mit spirituellem Einschlag – desto öfter berichten sie von einer Wiederentdeckung des Glaubens. Nicht weil sie ihn direkt suchen, sondern weil sie ihn auf Umwegen finden. In Momenten, wo Popkultur auf Sinn trifft, wird aus Unterhaltung plötzlich Transzendenz.
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Die Sinnfrage – leise gestellt, laut beantwortet
Womit wir beim wahren Kern dieser Entwicklung wären: der Sinnfrage. Es ist kein Zufall, dass junge Menschen heute auf der Suche sind. Sie wachsen auf in einer Welt der Entwurzelung. Ihre Identität ist fluide, ihre Zukunft prekär, ihre Geschichte dekonstruiert. Das Einzige, was ihnen bleibt, ist die permanente Wahlfreiheit – und damit die Einsamkeit, die aus grenzenlosen Möglichkeiten erwächst.
Irgendwann kommt der Moment, in dem diese Generation sich fragt: Wozu das alles? Wozu TikTok, Karriere, Polyamorie, Genderseminar und nachhaltiger Wochenmarkt, wenn am Ende nur der Tod wartet? Diese Frage schleicht sich ein – nicht als theologisches Traktat, sondern als existenzielles Unbehagen. Sie wächst in stillen Momenten, in gebrochenen Beziehungen, in der Erfahrung von Verlust. Und dann, eines Tages, trifft sie auf ein kulturelles Werk, das ihr Tiefe verleiht.

Die Kirchen wären gut beraten, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Nicht um Popkultur nachzuäffen, sondern um ihre spirituelle Kraft zu verstehen. Vielleicht ist es am Ende der Gitarrenriff, der das Herz öffnet. Oder ein Satz aus einem Fantasy-Roman. Oder ein TikTok-Video. Die Wege des Herrn, so heißt es, sind unergründlich. Und manchmal sind sie ziemlich laut.
… Alles vom 21.4.2025 von Silvia Venturini bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/bekehrung-per-gitarrenriff-popkultur-und-glaube/

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