Spaltung: Stadt- und Landleben

Deutschland ist gespalten: Stadt und Land. Anywheres und Somewheres. Fortschreitende Urbanisierung bzw. Landflucht seit 1949. Landwirte erbringen nur noch 0,9% der Wertschöpfung. Allmählich besinnt sich aber auch der Stadtmensch seiner Wurzeln – am Anfang war das Land, nicht die Stadt. Die kulturelle Bedeutung des Landlebens wird gesucht und geschätzt. Dazu Werner Bätzing in seinem neuen Buch „Landleben – Geschichte und Zukunft einer gefährdeten Lebensform“:
„Das Land steht dabei für die Selbstversorgung ohne Arbeitsteilungen und Spezialisierungen, für eine räumliche Einheit von Leben und Wirtschaften in überschaubaren Größenordnungen, für ein generationenübergreifendes Wirtschaften, für traditionellen Hausverstand, für ein Leben in Selbstgenügsamkeit ohne Reichtum, für egalitäre Strukturen und für Naturnähe, also für das Wissen um die Notwendigkeit der ökologischen Reproduktion der Kulturlandschaft. Das negative Bild des Landes, das mit der Entstehung der Städte und der Hochkulturen in die Welt kommt, ist also ein realitätsfernes Bild, das den Städten eine falsche Grundlage ihrer Existenz suggeriert.“
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In Krisenzeiten – auch der durch den Coronavirus verursachten Krise – mag für so manchen Städter geradezu Sehnsucht aufkommen nach dem Landleben: Abstand, Weite, Selbstversorgung, Langsamkeit und Sicherheit.
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Die Spaltung Deutschlands verläuft nicht nur räumlich (mit der Rückbesinnung auf das Landleben), sondern auch soziologisch. Hier hat Joel Kotkin mit „Der Kampf der zwei Mittelschichten“ einen grundlegenden Beitrag vorgelegt. Darin zeigt er, wie eng verwoben Stadt und Land doch sind.
19.3.2020
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Werner Bätzing: Das Landleben.
Geschichte und Zukunft einer gefährdeten Lebensform, C. H. Beck, München 2020,
302 Seiten, 26 Euro

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