Sprachen bilden. Das gilt in Deutschland nur für Fremdsprachen, nicht aber für Programmiersprachen. Unsere Kinder verdummen als digitale Anaphabeten, denn sie dürfen im Internet nur passiv konsumieren (Facebook, Whatsapp, Social Media, …), nicht aber aktiv Algorithmen und Daten gestalten, d.h. programmieren. 73% aller Lehrer fordern laut Bitcom-Studie einen verpflichtenden Informatik-Unterricht, aber Eltern wie Politik beschwichtigen. „Digitalisierung und Programmieren müssen in den Lehrplan ingetriert werden, neue Fächer brauchen wir dafür aber nicht“, so Michael Kretschmer, bildungspolitischer Sprecher der CDU im Bundestag (in „Wir digitalen Analphabeten“, Focus, 17.1.2015, Seite 52). Wahrscheinlich hat Kretschmer noch nie mit einer Programmiersprache wie Python und Basic (Einstieg), PHP (dynamische Internetseiten), Pascal (Algorithmen-Sturkturen), Java (Internet-Adds wie Games, Multi-Media) oder C (die „Mutter aller Sprachen“, Betriebssysteme) gearbeitet, sonst wüßte er, wie zeitaufwendig – aber Problemlösungskompetenz und Kreativität fördernd – das Schreiben eigener Programme ist. Programmieren findet in Informatik als eigenständigem Schulfach statt, wie in anderen fortschrittlicheren Ländern schon lange: In Estland ab der Grundschule. In Frankreich muß jeder Schüler mindestens zwei Programmiersprachen erlernen. In England seit 2014 Pflichtfach. In Deutschland war Programmieren am Wirtschaftsgymnasium bis zum Jahr 2002 innerhalb des Fachs Datenverarbeitung (EDV) Pflicht, dann wurde es ersetzt durch Tipp-Kurse für Standardsoftware (Textverarbeitung, Tabellen, Datenbanken), also primitives Button-Drücken. Heute findet Programmieren allenfalls in Informatik-Kursen am Gymnaium statt – also selektiv nur für die bessergebildeten Eleven, nicht aber fürs gemeine Schülervolk. Ein Skandal für ein Land, das über nur einen einzigen zuhauf vertretenen Rohstoff verfügt – die Bildung.
23.1.2015