Handwerksbetriebe Nachfolger

Handwerksbetriebe, kleine Dienstleister, Selbständige sind von Corona und Rezession stark betroffen. Sie tragen das unternehmerische Risiko. Nicht so all die Anywheres, die von den öffentlichen Händen, Kirchen und den zahlreichen vom Staat gepamperten NGO’s bezahlt werden. Dazu kommt die bei immer mehr Handwerksbetrieben ungelöste Nachfolgefrage. .
Woran liegt der fehlende Mut, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen, begründet? Zum einen an der ausufernden Bürokratie. Kein neues Gesetz, keine neue Verordnung ohne zusätzliche Formblätter. Ein Meister, Arzt bzw. Chef verbringt 1/3 der Arbeitszeit am PC mit Bürokratismus – wenn es denn reicht.
Zum anderen an der abnehmenden Bereitschaft der Jungen, neben der unternehmerischen Freiheit auch Verantwortung zu übernehmen. Entsprechendes gilt im Bildungswesen: Es gibt Regionen, da ist jede zweite Stelle als Rektorin bzw. Rektor einer Schule unbesetzt, seit langem schon – trotz Erhöhung der Gehaltszulagen, trotz günstiger Dienstwohnung. Lehrer wie Handwerker scheuen das Tragen von Verantwortung. Liegt es auch daran, daß Eltern wie Kunden heute viel schneller den Rechtsweg bestreiten? In dieser Beziehung wäre der Lehrer im Vorteil, denn im Hintergrund wartet ja die Staatshaftung. Wohingegen der Handwerker voll in der Verantwortung steht.
15,7,2020
.

Das Handwerk ist überaltert
Knapp ein Drittel aller Handwerksbetriebe in Freiburg wird sich in den kommenden Jahren Gedanken um eine Nachfolgeregelung machen müssen, weil die Besitzer das Rentenalter erreichen. Allerdings wollen zu wenige junge Handwerker den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Vor allem der bürokratische Aufwand schreckt potentielle Nachfolger ab. Einen eigenen Betrieb zu haben, galt einmal als Inbegriff eines selbständigen Arbeitens. Der Selbständige könne frei arbeiten, während der Angestellte an die Vorgaben des Chefs gebunden ist – „dieser Freiheitsgedanke hat sich heute gewandelt“, sagt Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung in der Handwerkskammer Freiburg.
Während die Selbständigkeit heute eher negativ besetzt ist, lockt das Angestelltenverhältnis mit geregelten Arbeitszeiten, festem Einkommen und Work-Life-Balance. „Bei Umfragen geben junge Handwerker meist an, dass der bürokratische Aufwand sie von der Selbständigkeit abhalte“, so Ungern-Sternberg. „Und dass das Kerngeschäft sich dann nicht mehr im eigentlichen Handwerk abspiele, sondern zunehmend im Büro.“
Die Handwerkskammer versuche daher, die positiven Aspekte der Selbstständigkeit zu betonen. Schließlich seien die Perspektiven aktuell günstiger denn je: Durch die niedrigen Zinsen sind Gründungen auch ohne viel Eigenkapital möglich, es gebe gute Förderungsmöglichkeiten und die Auftragslage sei – zumindest vor Corona – sehr gut. Das mache Gründungen oder Übernahmen eigentlich attraktiv. Notwendig werden sie in den kommenden Jahren auf alle Fälle. Denn die Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Freiburg sind im Bundesschnitt überaltert. Ein Drittel der Inhaber von Handwerksbetrieben ist älter als 55 Jahre, acht Prozent sind gar älter als 65. Für diese ist eine Nachfolgeregelung ein drängendes Thema. Dabei betrifft die Überalterung in der Regel größere Betriebe, so dass durch eine Betriebsaufgabe gleich mehrere Existenzen bedroht sind.
In Freiburg ist eine Tendenz auszumachen: Unter den gut 2000 Freiburger Handwerksbetrieben gehe die Zahl der klassischen mittleren Meisterbetriebe zurück, während es mehr größere Betriebe und mehr Soloselbständige gebe, so Ungern-Sternberg.
.
In der Region geht es um zwei Milliarden Euro Umsatz
Auch nehme die Zahl der Betriebe in der Stadt allgemein ab, während sie im Umland steige – wahrscheinlich eine Folge der hohen Mieten in der Stadt. Im gesamten Einzugsgebiet der Handwerkskammer beschäftigen 15 500 Betriebe mehr als 90 000 Menschen. Diese wiederum haben im vergangenen Jahr gut 12 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Sollten die 2500 Betriebe, deren Inhaber in den kommenden Jahren das Rentenalter erreichen, keinen Nachfolger finden und ersatzlos wegfallen, gehe der Region ein Umsatzvolumen von knapp zwei Milliarden Euro verloren, rechnet die Handwerkskammer. Außerdem würde die örtliche Nahversorgung deutlich schlechter, Ausbildungsplätze würden wegfallen und der Handwerkermangel sich verschärfen.
Dabei gebe es im Handwerk durchaus Zukunft. „Wenn man sich die großen Linien der europäischen und der Bundespolitik anschaut“, so Ungern-Sternberg, „dann geht es um Klimawandel und Mobilitätswende. Und da landet man am Ende der Kette immer bei den Handwerkern, die die Solaranlage anbringen, die Heizung erneuern oder die Gebäude sanieren.“ An Arbeit werde es nicht fehlen, ist er überzeugt. Zur Zeit fehle es eher am Nachwuchs und an Zuwanderungsmöglichkeiten.
… Ales vom 10.7.2020 von Manuel Fritsch bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/das-handwerk-ist-ueberaltert–187442431.html
.

Kommentar: Das Handwerk hat zuweilen goldenen Boden
Freiburg hat einen der höchsten Gewerbesteuersätze in BaWü und ist hochverschuldet. D.h. mit einer Herabsetzung der GewSt ist nicht zu rechnen, eher mit weiteren Erhöhungen. Das motiviert ganz sicher nicht zur Übernahme oder Eröffnung eines Betriebs in Freiburg.
Jeder Tag ohne Strafzettel ist ein guter Tag, denn Zone 30, Umweltschutzplakette, Parkverbote u.v.m. belasten die Handwerker nicht unerheblich.
Viel Zeit verbringen Handwerker hier im Stau. Der Kunde zahlt das meistens nur zu einem geringen Teil, der Rest bleibt bei Mitarbeitern und dem Chef hängen.
Steuerprüfungen, SV-Prüfungen, Jahresabschlüsse, Angebote, Faktura, Mahnwesen, Forderungsausfälle, Gewährleistungsfälle kosten Unmengen an Kraft, Zeit und Geld.
Die Mieten hier sind hoch, gute Mitarbeiter zu finden und zu halten ist schwer.
IHK, Handwerkskammer, die Stadt, Banken, Steuerberater und Versicherer freuen sich über neue Betriebe.
Die Wertschätzung und die Unterstützung in der Gesellschaft hält sich allerdings in Grenzen.
Wer einen durchschnittlichen Handwerksbetrieb eröffnet, oder übernimmt, darf von einer wöchentlichen Arbeitszeit von 60 Std. ausgehen. Viele Angestellte kommen max. auf 40 und haben zudem bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage und meistens sogar mehr Urlaub.
Während die Handwerkskammer von jedem zahlenden Mitglied profitiert, bezahlen viele Handwerker für ihre Selbständigkeit mit ihrer Gesundheit und manche mit einem Stundensatz, der unter dem Mindestlohn liegt und wenn es ganz dumm läuft, folgt irgendwann noch die Insolvenz.
Das Handwerk hat zuweilen goldenen Boden. Dies gilt aber bei weitem nicht immer, das sollte man den Interessierten ehrlich sagen und auch auf was sie sich sonst einlassen.
10.7.2020, Anton Behringer, BZ

Dieser Beitrag wurde unter Business, Dienste, Familie, Handwerk, Regio, Schulen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar