„Freiheit“ titeln zwei Bücher von zwei Deutschen, die fast zeitgleich erschienen, aber unterschiedlicher wohl kaum sein können: „Freiheit. Erinnerungen 1954 – 2021“ von Angela Merkel und ihrer Büroleiterin Beate Baumann sowie „Preis der Freiheit – eine Warnung an den Westen“ von Hamed Abdel-Samad.
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Zunächst zu Angela Merkel:
„Freiheit – das ist für mich, herauszufinden, wo meine eigenen Grenzen liegen, und an meine eigenen Grenzen zu gehen“ – so die ehemalige Bundeskanzlerin in ihrem autobiografischen Buch. Darin geht es ihr darum, die beiden großen Entscheidungen ihrer 16-jährigen Amtszeit zu rechtfertigen:
1. Die Energiewende durch Abschaffung der Kernkraft und
2. die Massenmigration durch Öffnung der Grenzen.
In den Jahren 2011 und 2015 nahm sie sich die Freiheit, so zu entscheiden, und zwar ohne die deutsche Bürgerschaft zu befragen. Weder zum Verzicht auf die Stromerzeugung durch AKWs ab 2011 noch zur grenzenlosen Aufnahme und Versorgung von Migranten ab 2015 wurden die Bürger als Souverän befragt – sei es durch eine gesonderte Abstimmung im Parlament noch durch eine Volksabstimmung. Dies alles verteidigt Angela Merkel in ihrem Buch „Freiheit. Erinnerungen 1954 – 2021“.
„Merkel geht es nicht um Freiheit an sich, sondern um das, was sie daraus macht, was sie für Freiheit hält“ (1).
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Nun zu Abdel-Samad:
Nach der in der DDR sozialisierten Deutschen Angela Merkel nun zu einem anderen Deutschen, dem in Ägypten sozialisierten Religionskritiker Hamed Abdel-Samad und seinem neuen Buch „Preis der Freiheit“. Im Gespräch mit Tichys Einblick sagt Abdel-Samad (2):
„Wenn man selbst in der Freiheit geboren und aufgewachsen ist, dann entwickelt man mit der Zeit die Einstellung, dass alles selbstverständlich ist und alles von allein kommt. Aber ich komme aus einer Diktatur. Ich weiß, was es bedeutet, dass mir meine Freiheit entzogen wird. Ich weiß, was es bedeutet, dass ich nicht sagen darf, was ich denke. Und dass ich dann irgendwann im Gefängnis landen musste, wegen einer Meinung. So weit sind wir nicht im Westen. Aber wir bewegen uns auch dorthin, denn wir schätzen die Freiheit nicht. Und die Freiheit hat erst eine Geltung, wenn sie die Freiheit des Andersdenkenden ist.“
„Viele verwenden den Begriff Freiheit sehr oft ideologisch und auf die Interessen der eigenen Gruppe bezogen. Es kommt selten vor, dass jemand von der geteilten Freiheit spricht, von Freiheit als einem hohen Gut – einem hohen Gut für uns alle. D.h. dass ich diese Freiheit nicht nur für mich beanspruche. Ich beanspruche die Freiheit der freien Rede für mich, aber auch die Freiheit des Moslems, seine Religion auszuüben. Die Freiheit eines Wählers, die AfD zu wählen, ohne als Nazi bezeichnet zu werden. Die Freiheit eines Linken, sich zur Haltung der Regierung in Sachen Umweltschutz zu äußern. All das, ohne dass sich eine Gruppe über die anderen moralisch überhebt und sich für die richtige und die eigene Freiheit für die einzig gültige zu betrachten. Das Konzept der Freiheit beginnt zu zerbröseln und keine Bedeutung mehr zu haben, wenn wir nur für uns in Anspruch nehmen, Freiheit zu genießen, aber anderen nicht zugestehen, dass auch sie die gleiche Freiheit verdient haben. Freiheit ist unteilbar.“
Linke Autoren meinen mit Freiheit zumeist die Freiheit von ökonomischem Zwang und von Verantwortung. Für Abdel-Samad hingegen ist Freiheit immer die Freiheit zum eigenen, unabhängigen und verantwortungsvollen Handeln sowie die Freiheit des Andersdenkenden– – unabhängig, ob diese andere Meinung nun als richtig oder falsch bewertet wird.
Angela Merkel nahm sich die Freiheit, nach Fukushima 2011 den Atomausstieg ohne Zustimmung von Bevölkerung wie Parlament durchzusetzen, mit der Begründung von ca 20.000 Toten. Doch es ist erwiesen, daß dem Tsunami diese vielen Opfer fielen, nicht aber dem Gau der Kernkraftanlage selbst, der drei Tote forderte.
Die Entscheidung, 2015 die Grenzen für Migranten zu öffnen und offen zu lassen, war laut Merkel alternativlos, da sich die Grenzen nicht kontrollieren lassen würden. Nein, jeder souveräne Staat hat seine Grenzen unter Kontrolle.
Auch die Bezichtigung der Einwohner von Chemnitz, 2018 in Strassen der sächsischen Stadt „Hetzjagden auf Flüchtlinge“ veranstaltet zu haben, ist – gerichtlich bestätigt – unzutreffend. Es gab keine Hetzjagden.
Alleine diese drei freien Entscheidungen der damaligen Kanzlerin haben die Freiheit der in „hier Lebenden“ in einem unglaublichen Ausmaß beschnitten bzw. enormen Zwängen ausgesetzt – und sie tun es weiterhin.
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Angela Merkel bezieht die Freiheit auf ihre eigene Freiheit. Die „Ex-Kanzlerin hat Europas Freiheit im Stich gelassen“ (Wallstreet Journal, Juni 2022).
Anders als Hamed Abdel-Samad, der sagt: „Die Freiheit hat erst eine Geltung, wenn sie die Freiheit des Andersdenkenden ist.“
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Merkel wie Abdel-Samad senden mit ihrem Buch eine Message
Angela Merkel bekräftigt die Irreversibilität ihrer beiden großen Entscheidungen von Grenzöffnung und Kernkraftverzicht und erweitert sie noch: So sei die Integration keine Bringschuld der Migranten, sondern eine Bringschuld der autochthonen Deutschen. Sie müssten sich in ihren kulturellen bzw.-christlich-jüdischen Traditionen an die islamische Kultur anpassen. Die damit dem Bürger auferlegten Unfreiheiten läßt Merkel unerwähnt.
Ahmad Mansour spricht Angela Merkel eine „absurde Ignoranz“ (3) zu in ihrer Forderung zu, daß sich Migranten, die aus Kulturen bzw. Systemen der Unfreiheit in die Freiheit kommen, nicht an die hiesige aufgeklärte Kultur anzupassen haben, auf der unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung FDGO gründet.
Hamed Abdel-Samad wiederum spricht seine Message überdeutlich als Warnung aus – im Untertitel „Warnung an den Westen“ des Buches. Damit ist gemeint, daß unsere in Deutschland derzeit noch herrschende Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern daß sie von jedem einzelnen Bürger wertgeschätzt, gepflegt und verteidigt werden muß.
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Merkel wie Abdel-Samad kommen aus totalitären Systemen der Unfreiheit, aus dem Unrechtsstaat DDR und aus dem vom fundamentalen Islam geprägten Teil Ägyptens. Beiden wurden in Ländern sozialisiert, in denen Freiheit als Wert wenig gilt.
Angela Merkel hat sich im Kreis bewegt, von der Unfreiheit über die Freiheit zur Unfreiheit: Aus der DDR kommend in der BRD politische Karriere gemacht, ihre gewonnene Freiheit in Entscheidungen ausgedrückt, die ihren Mitbürgern die Freiheit einschränken in einem ausmaß, daß heute sogar die Mainstreammedien voll sind von Statements wie „Stasi-Methoden“, „die DDR 2.0 kommt wieder“, „Zustände wie früher in der DDR“, „politische Justiz“ oder „Aufhebung der Gewaltenteilung à la DDR“.
Anders als Merkel hat sich Abdel-Samad nicht kreisförmig, sondern linear in einer Richtung bewegt. Von der Unfreiheit (Muslimbruderschaft) zur Freiheit.
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Wenden wir uns der Meta-Ebene zu, also Stimmen von Dritten über die beiden „Freiheits“-Autoren.
Über Angela Merkel hat Vera Lengsfeld das Buch „Ist mir egal. Wie Angela Merkel die CDU und Deutschland ruiniert hat“ verfasst. Siehe (4) und (5).
Zu Hamed Abdel-Samad als Autor einer Vielzahl von Büchern liegen zahlreiche Rezensionen vor (6).
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Resumée:
„Die eigenen Fehler eingestehen“ – nichts fällt dem Menschen schwerer als sich selbst kritisch zu hinterfragen. Das Buch „Freiheit“ von Angela Merkel liefert einen Beleg für diese uralte psychologische Weisheit: Die Autorin ist leider zu keinerlei Selbstkritik bereit. Sie rechtfertigt Ihre freien Entscheidungen und ignoriert die dadurch für die Bürger ausgelösten Zwänge und Unfreiheiten.
Ganz anders bei Hamed Abdel-Samad und seinem Buch „Preis der Freiheit“. Nach Sozialisation im streng islamisch geprägten Ägypten und nach aktiver Mitgliedschaft bei der islamistischen Muslimbruderschaft erkennt er seine eigenen Fehler und ist bereit und imstande, den schweren Weg zum glühenden Verehrer von Demokratie und Freiheit zu gehen – mit dem Preis, in Deutschland Tag und Nacht von Personenschützern bewacht zu werden.
Im Gegensatz zu Merkel lebt Abdel-Samad nach dem Diktum von Rosa Luxemburg „Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden“.
16.12.2024
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Ende von Beitrag „Zweimal Freiheit: Merkel, Abdel-Samad“
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Beginn von Anlagen (1) – (6)
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(1) Merkel veröffentlicht ihre Memoiren – ausgerechnet unter dem Titel „Freiheit“
In Angela Merkels Memoiren steht die Freiheit im Mittelpunkt. Nur zu schade, dass das nie der Fall in ihrer Kanzlerschaft gewesen ist. Daher definiert sie Freiheit vor allem für sich selbst. Eine Passage sagt mehr über ihr antifreiheitliches Denken aus, als ihr recht sein kann.
Freiheit. Ausgerechnet diesen Titel hat Angela Merkel für ihre Memoiren ausgewählt. Für 700 Seiten, in denen sie je 35 Jahre vor und nach dem Mauerfall Revue passieren lassen will. Dass Memoiren einen Kontrapunkt zur offiziellen Geschichtsschreibung setzen können, ist keine Neuheit. Dass diese allerdings so konträr zur Wahrnehmung stehen – schon.
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Der Verlag von Merkel zitiert Merkel mit den Worten:
„Was ist für mich Freiheit? Diese Frage beschäftigt mich mein ganzes Leben. Natürlich politisch, denn Freiheit braucht demokratische Bedingungen, ohne Demokratie gibt es keine Freiheit, keinen Rechtsstaat, keine Wahrung der Menschenrechte. Die Frage beschäftigt mich aber auch noch auf einer anderen Ebene. Freiheit – das ist für mich, herauszufinden, wo meine eigenen Grenzen liegen, und an meine eigenen Grenzen zu gehen.“
Wer sich in den Scholz-Jahren nach Merkel zurücksehnen sollte, dürfte spätestens jetzt seine Sehnsucht bereuen. In den Worten liegt mehr, als man wissen wollte. Bleiben wir beim Offensichtlichen. Merkel geht es nicht um Freiheit an sich, sondern um das, was sie daraus macht, was sie für Freiheit hält. Es ist eine privatsprachliche Erklärung. Es ist der Eintritt in eine infantilisierte Sprachwelt, die dem jüngeren Deutschland zum Verhängnis geworden ist. Ein Putsch ist nicht mehr ein Putsch, sondern was man dafür hält; das gilt für Geheimtreffen, das gilt für „Demokratieförderung“; das gilt für die Vorteile der Massenzuwanderung und Gefahren von Tsunamis am Ende der Welt. Auf diese Weise kann Freiheit auch mal Sklaverei sein, wenn man sich denn danach fühlt.
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Der Leser ist demnach gespannt, welche Freiheit Merkel in ihrem Buch beschreibt. Vielleicht meint sie die auffälligen, persönlichen Freiheiten in der DDR? Die Freiheit beim Festzurren der EU-Verträge in der Euro-Krise? Die grenzenlose Freiheit in Zeiten der Migrationskrise? Die Freiheit in Lockdown-Zeiten? Die Meinungs- und Gedankenfreiheit im Korsett der Konformität, das ihre Kanzlerschaft prägt? Womöglich wäre es zu boshaft, davon zu sprechen, dass Merkel wie eine Blinde über die Farben philosophierte. Für die Blinden. Denn die schreiben zumindest keine Bücher darüber.
… Alles vom 13.12.2024 bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/glosse/merkel-freiheit/
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Einige Kommentare:
Die Wortkombination „Merkel-Freiheit“ ist schwer zu überbieten – an Komik oder Zynismus, je nach dem ob man diese Person für lediglich plump-bauernschlau oder gefährlich-intelligent hält. Lucius
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So viel Schaden anrichten und damit auch noch durchkommen, ist blanker Zynismus und Verdrehung des Wortes „Freiheit.“ Eine demokratische Wahl rückgängig zu machen (Thüringen), weil das Ergebnis ihr nicht passt, nennen wir Demokratie? … Foxii
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Merkels Freiheit war, in der CDU durchregieren zu können wie kein Parteivorsitzender vor ihr. Sie hat es nicht anders kennengelernt in der DDR : Was Erich Honecker anordnete, wurde auch so gemacht. Wer nicht auf Linie war, wurde sofort kaltgestellt. Das Erstaunliche ist, dass die CDU das auch so mit sich hat machen lassen. Die Partei hätte da Einiges aufzuarbeiten. Was aber nicht geschehen wird, denn die Partei ist viel zu bequem dafür und selbstzufrieden, wenn man nur wieder den Kanzler stellen kann. Dreiklang
Ende Kommentare
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Angela Merkel und Beate Baumann:
Freiheit: Erinnerungen 1954 – 2021
Kiepenheuer & Witsch, 11/2024, 736 Seiten 42 Euro
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(2) Hamed Abdel-Samad : Der Preis der Freiheit
Gefangener der Freiheit
Hamed Abdel-Samad ist Deutschlands mutigster Religionskritiker. Wegen seiner negativen Aussagen zum Islam muss er unter Polizeischutz leben. Sein Buch „Der Preis der Freiheit“ ist ein Kassenbon für unsere Gesellschaft. Unterm Strich ist ihm kein Preis zu hoch.
Wenn Abdel-Samad über Freiheit schreibt, ihren Verlust und den Preis derselben, sind das keine leeren Phrasen. Er lebt unter gleich zwei Fatwas, islamischen Todesurteilen, die gegen ihn ausgesprochen wurden. Wo auch immer er hingeht, wird Abdel-Samad von Personenschützern der Polizei begleitet. Ausfahrten sind nur in einem gepanzerten Wagen möglich. Als er 2015 die Buchmesse besuchen wollte, um ein Buch vorzustellen, musste er eine kugelsichere Weste tragen. Wenn er im Supermarkt einkaufen geht, stehen zwischen Nudeln und Konservendosen bewaffnete Leibwächter, die das Supermarktregal abschirmen.
Seine Bücher kosteten ihn die Freizügigkeit. Die Sorglosigkeit. Sie kosteten ihn die letzten Augenblicke mit seiner Mutter, die er nicht am Sterbebett in ihrem Heimatdorf besuchen konnte. Sie kosteten ihn die Ehe, die an der ständigen Bedrohung zerbrach. Sie kosteten ihn aber nicht die Freiheit.
Um zu verstehen, warum er diesen Preis zu zahlen bereit war, muss man „Der Preis der Freiheit – Eine Warnung an den Westen“ lesen. An seinem eigenen Lebensweg zeichnet er den Weg in die Freiheit, unter Polizeischutz leben zu müssen, nach. Missbrauch auf dem Weg zum Kindergarten, die Kindheit vor den Toren Kairos, Muslimbruderschaft, deutsche Universität, Psychiatrie und Buddhistischer Tempel.
… Alles vom 13.12.2024 von Maximilian Tichy bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/buecher/gefangener-der-freiheit/
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Hamed Abdel-Samad: „Preis der Freiheit – eine Warnung an den Westen“
dtv, 11/2024, 288 Seiten, 24,00 €.
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(3) Absurde Ignoranz! Merkel sieht Bringschuld nicht bei Flüchtlingen, sondern bei uns
Auch im Rückblick erlaubt sich Angela Merkel keine Zweifel am moralischen Dilemma von damals. Besonders auffällig ist dabei ihr Verständnis von Integration als eine Bringschuld der Aufnahmegesellschaft. Die Erwartungen an eine tiefere Reflexion zu diesem Thema waren ohnehin nicht hoch – und dennoch wird man enttäuscht.
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Die Debatten um Kriminalität, die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2015 in Köln, Antisemitismus und Islamismus haben die öffentliche Wahrnehmung stark geprägt.
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Die Realität hat uns längst überholt! Dass heute geldgierige, skrupellose Schleuser darüber entscheiden, wer bei uns Asyl erhält, wirft Fragen auf. Ebenso die Problematik, dass sich die Identität von Asylbewerbern kaum klären lässt, wenn Pässe und Papiere fehlen. Und die wirklich Schutzbedürftigen, vor allem Frauen und Kinder, haben zurzeit kaum eine Chance, Europa als Asylsuchende zu erreichen.
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Die Kriminalstatistiken zeigen besorgniserregende Trends, parallel wächst bei vielen ein subjektives Unsicherheitsgefühl. Faktisch messbar ist der Anstieg antisemitischer Einstellungen in der Bevölkerung, erst recht seit dem 7. Oktober 2023. Schulen sind überfordert, jüdische Communities fühlen sich nicht mehr hinreichend geschützt. Dies geht einher mit der Zunahme islamistischer Radikalisierung – auch unter Flüchtlingen: Reale Probleme, die offen angesprochen werden müssen.
Diese Debatte allein moralisch zu führen, wie es Merkel jetzt mit ihrem Buch „Freiheit“ tut – Schwarz und Weiß, Gut und Böse – bringt uns nicht weiter. Ängste und Sorgen dürfen nicht tabuisiert werden. Es hilft nicht, jedem, der die Migrationspolitik kritisiert, reflexhaft „Rassismus“ zu unterstellen.
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Merkel: Integration als Bringschuld der Mehrheitsgesellschaft
In dieser Frage wirkt Merkel seltsam gestrig, wie jemand, der 2015 stecken geblieben und in den letzten Jahren die öffentliche Debatte in Deutschland nicht verfolgt hat. Heute haben Teile der Grünen und der SPD sie in dieser Frage rechts überholt. Angela Merkel legt sogar in der Vorstellung ihres Buches in den Medien nach und beschreibt Integration als Bringschuld der Mehrheitsgesellschaft: Diese solle sich bemühen, kulturell offen sein, und dann wird das schon, dann „schaffen wir das 2.0“. Was genau zu schaffen wäre, blieb damals weitgehend ungesagt.
Es muss klar werden, dass Integration in erster Linie eine Bringschuld der Neuankömmlinge ist. Sie müssen die Grundwerte dieser Gesellschaft akzeptieren und verinnerlichen und danach leben.
Merkel wählt den schönen Titel „Freiheit“ für ihr Buch. Das Interesse an anderen Kulturen, das sie empfiehlt, kann uns auch offenbaren, dass viele der anderen Kulturen nicht viel Freiheit kennen. Dass es dort autoritäre, patriarchalische, hierarchische und gewaltaffine Strukturen gibt. Dass die Freiheit von Frauen, Kindern, Homosexuellen, Juden, Christen und Andersgläubigen in vielen Ländern wenig zählt.
Ankommende brauchen den unbedingten Willen, sich zu integrieren
Es braucht einen klaren, politischen Willen, Menschen, die aus der Unfreiheit in die Freiheit kommen, aus der Autokratie in die Demokratie, Werte zu vermitteln wie Meinungsfreiheit oder historische Verantwortung für vergangenes Unrecht.
Integration ist ein komplexer Prozess. Zweifellos müssen Ankommende emotionale Zugänge zur Mehrheitsgesellschaft bekommen und begleitet werden. Aber das ist nur eine Hälfte des Prozesses. Die andere Hälfte liegt bei den Ankommenden. Sie brauchen den unbedingten Willen, sich zu integrieren.
Angela Merkel betont nur die eine Hälfte des Prozesses. Es scheint fast, als sei diese Strategie bewusst gewählt. Das ist nur folgerichtig, denn in ihrer Politik nach 2015 hat sie sich bemüht, genau diese kritischen Punkte zu ignorieren und zu tabuisieren. Schade nur, dass sie über 9 Jahre später, trotz vieler negativer Entwicklungen, immer noch nicht bereit ist, genau diese Entwicklungen kritisch zu sehen. Und die Medien? Sie scheinen das Spiel bereitwillig mitzuspielen.
… Alles vom 30.11.2024 von Ahmad Mansour bitte lesen auf
https://www.focus.de/politik/meinung/gastbeitrag-von-ahmad-mansour-hartnaeckige-ignoranz-merkel-sieht-bringschuld-nicht-bei-fluechtlingen-sondern-bei-uns_id_260525415.html
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(4) Vera Lengsfeld: „Ist mir egal. Wie Angela Merkel die CDU und Deutschland runiert hat“
Aus dem Vorwort
In zwei großen Politikfeldern, Energie und Asyl, schrammte die Kanzlerschaft Merkel nah an der Totalkatastrophe vorbei. Der kollektive deutsche Mental-Blackout nach einem Tsunami in Japan führte 2011 erst zu einem kollektiven Rausch („Deutschland muss ein bisschen verrückt sein, wir machen uns auf den Weg“, heißt es in einer RWE-Werbung aus dieser Zeit), der zum vorgezogenen Ausstieg aus der Atomenergie führte. Wobei man immer wieder betonen muss: Der Tsunami selbst forderte über 15.000 Tote, und es havarierte in seiner Folge auch das Kernkraftwerk in Fukushima, was aber keine unmittelbaren Todesopfer kostete.
Zwei Jahre später kam es zu einem Großsieg der Union unter Führung der Kanzlerin bei der Bundestagswahl 2013, da die FDP für ihre vollständige Unterwerfung unter Merkel büßen musste und aus dem Bundestag flog. Und die AfD war noch nicht stark genug für den Einzug in den Bundestag. Dieser Durchmarsch-Wahlsieg war Merkels Mauerfall und Einheits-Husarenstück, zumindest für die schon damals ziemlich gebeutelte CDU. […] Wenn spätestens Anfang 2016 die Grenzen geschlossen worden wären, hätte Merkel gesichtswahrend abtreten können.
Die Union, die FDP und alle Kräfte im Land, die den Verstand nicht komplett verloren hatten oder Deutschland bewusst in eine Wohlstands- und Freiheitskrise treiben wollten, hätten genug Zeit gehabt, einen belastbaren Plan für die nähere Zukunft zu schmieden, um das Land aus der Merkel-Sackgasse zu führen. Aber dazu hatten die Michaels in der Union nicht den Mumm: So ging das Elend („und alles tut so weh“) noch fast sechs Jahre weiter. Wahr wurde am Ende nur Merkels Ahnung, die sie gegenüber der Fotografin Herlinde Koebel geäußert hat: „Dass am Ende der Hohn der Gesellschaft größer ist, als wenn ich gar nichts getan hätte.“ Allerdings handelt es sich dabei nicht um Hohn, sondern um eine wahrheitsgemäße Einschätzung ihrer Amtszeit.
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Rücktitel / Wie Angela Merkel die CDU und Deutschland ruiniert hat
Noch nie hat eine Kanzlerschaft so polarisiert. In keiner Periode der Bundesrepublik Deutschland und Europas wurde die Freiheit der Bürger und der Wirtschaft dermaßen abgewrackt wie unter Angela Merkel. Sie schuf stattdessen ein System aus Jasagern und Duckmäusern einzig zu ihrer Machtabsicherung. Die mediale Außensicht auf die Kanzlerin entspricht nicht der Innensicht, wie sie Vera Lengsfeld in diesem Buch aus eigener Anschauung und im Umgang mit Angela Merkel beschreibt.
– „Ex-Kanzlerin hat Europas Freiheit im Stich gelassen“ (Wallstreet Journal, Juni 2022)
– „Angela wer? Merkels Erbe sieht immer schrecklicher aus“ (The Economist, Oktober 2024)
– „Zwölf Jahre lang folgte bei Merkel ein Fehler auf den anderen“ (Vera Lengsfeld)
– „Die Verweigerung von Verantwortungsübernahme ist ein Charakteristikum von Angela Merkel“ (Vera Lengsfeld)
Die Autorin
Vera Lengsfeld (Foto: Vera Lengsfeld bei einem PP-Geburtstag), geboren 1952 in Thüringen, ist Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR.
Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin.
2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.
Vera lengsfeld:
„Ist mir egal. Wie Angela Merkel die CDU und Deutschland runiert hat“
ISBN 978-3-9825848-4-3,
Achgut Edition, 200 Seiten, 25 Euro.
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(5) Vera Lengsfeld: Die ungeschönte Merkel-Biografie
Auch wenn es die Deutschen noch nicht wahrhaben wollen, Merkels Erbe sieht immer schrecklicher aus“ so The Economist. Wer eine ungeschönte Bilanz des Lebens und Wirkens Merkels lesen will, der kann auf ihre schamlos geschönte Autobiographie getrost verzichten, der sollte das neue Buch der Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld lesen.
Die Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld lernte Angela Merkel nach der Wende von 1989 kennen. Während Merkel sich die CDU als Sprungbrett ausgesucht hatte, wurde die bereits politisch erfahrene Vera Lengsfeld für die Grünen in den Bundestag gewählt. Später trafen die beiden Frauen in der CDU aufeinander und pflegten zunächst ein gutes Miteinander.
Das Verhältnis zu Merkel kühlte in dem Maße ab, in dem sich die Kanzlerin von sämtlichen Grundsätzen der Partei und den christlich-demokratischen Werten verabschiedete. Vera Lengsfeld erlebte diesen Wandel hautnah und zeigt in der Retrospektive, wie Merkel die Partei und Deutschland Schritt für Schritt entkernte und damit den größten Teil des heutigen Niedergangs des Landes zu verantworten hat.
Glaubwürdig, kompetent und spannend beschreibt Vera Lengsfeld diesen Prozess. Es ist an der Zeit, mit dem servilen Merkel-Mythos Schluss zu machen. Dieses Buch will einen Beitrag dazu leisten.
… Alles vom 17.12.2024 bitte lesen auf
https://philosophia-perennis.com/2024/12/17/vera-lengsfeld-die-ungeschoente-merkel-biografie/
(6) Hamed Abdel-Samad
https://www.freitag.de/produkt-der-woche/buch/der-preis-der-freiheit/rezensionen
https://www.freitag.de/produkt-der-woche/buch/der-preis-der-freiheit/eine-warnung-an-den-westen
https://www.eyrolles.com/Accueil/Auteur/hamed-abdel-samad-137662/
https://www.cicero.de/autoren/abdel-samad-hamed