Es gibt so viele Reihenhäuser. Alle gleich groß: Zwei Stockwerke plus Dachgeschoss. Alle gleich alt bzw. sanierungsbedürftig – und gerade darin liegt die Chance, die gereihte Monotonie zu überwinden. Denn die Bedürfnisse der Bewohner (früher in den Nachkriegsjahren allesamt junge Familien mit Kindern) sind heute unterschiedlich und der Wohnungsnot fordert:
Haus A: Hier wohnen immer noch Oma und Opa, sie wollen alles unverändert lassen.
Haus B: Speicherausbau mit Zwischensparrendämmung und Velux-Dachflächenfenstern.
Haus C: Sparren aufdoppeln , große Gauben, Neueindeckung 25 cm höher.
Haus D: Dachstuhl nach Abriß mit Kniestock um 60 cm höher bei gleicher Dachneigung.
Haus E: Komplett neues Steildach überragt die Nachbarn um 2 m, dazu ein Anbau 4 m tief.
Haus F: Dachstuhl abreißen und Aufstockung um ein Vollgeschoß, um bei der Wohnungsnot in Freiburg Wohnraum
zu schaffen.
Haus G: Flachdach mit Galerieterrasse und Türmchen.
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Doch solch individuelle Wünsche der Reihenhäusler dürfen nicht in Erfüllung gehen. Eine solche Vielfalt lassen entweder der Bebauungsplan oder aber das Baurechtsamt nicht zu:
– Gaube darf 50% der Dachbreite nicht übersteigen.
– Fiktive Baulinien vor und hinter den Häusern.
– Traufhöhe mit gleich bleiben.
– Durch Wärmedämmung darf die Firsthöhe des Hauses um maximal 25 cm zunehmen.
– Nach § 34 als Gumiparagraph muß sich alles in die Umgebungsbebauung einfügen – und wenn die Umgebung gleich, langweilig und uniform ist, dann muß sich die neue Baumaßnahme auch in diese umgebende Monotonie anpassen.
Wie schön, wenn sich das Baurechtsamt nur ums Baurecht kümmern würde (Standsicherheit, Statik, Feuerschutz, …), den architektonischen Geschmack aber den individuellen Wünschen seiner Bürger überlassen würden.
Rosbaumweg: Blick nach Südwesten Bllick nach Norden Rosbaumweg 38
Als Beispiel der Rosbaumweg in Freiburg-Mooswald mit seinen 1952-1954 gebauten Reihenhäusern westlich und östlich der Strasse: Was für eine bunte Dächerlandschaft A-G würden die Bürger hier kreieren, wenn man sie nur ließe. Abwechslungsreiche Vielfalt wie in der alten Wiehre – nur kleine Reihenhäuser statt große solitär stehende Villen.
Was die großen Baufirmen dürfen, bleibt den kleinen Häuslebauern versagt: In der Belchenstrasse in Haslach stockt die Freiburger Stadtbau zwei lange Gebäudereihen um ein Vollgeschoß auf – im Robaumweg undenkbar.
1.11.2016