Die Stadt Freiburg mit dem Amt für Migration und Integration (AMI) ist Träger des Wohnheims am Kappler Knoten. Der Sozialdienst vor Ort wurde dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), Kreis Freiburg, übertragen, der von Gordon Dresel und seinen Kolleginnen betreut wird. Beate Kierey sprach mit Gordon Dresel über den eben erfolgten Erstbezug des Flüchtlingswohnheims.
Dreisamtäler: Herr Dresel wie viele Menschen sind inzwischen in das Wohnheim Kappler Knoten eingezogen?
Dresel: Inzwischen sind 117 Personen hier eingezogen, darunter auch Alleinstehende, aber sonst überwiegend Familien aus Afghanistan, Syrien und aus dem Irak. Vorher waren diese Menschen in der Alten Stadthalle untergebracht. Die dort noch verbliebenen Flüchtlinge werden bis Ende 2016 ebenfalls hier aufgenommen, denn das Wohnheim kann bis zu 300 Personen aufnehmen.
Dreisamtäler: Bietet das Wohnheim am Kappler Knoten Vorteile für die Menschen?
Dresel: Ohne Zweifel, denn hier verfügt jede Familie über eigene Räumlichkeiten und kann ihre Privatsphäre wahren. Die Nutzräume wie der Wäscheraum mit den Waschmaschinen und die Küchen werden aber gemeinschaftlich genutzt. Da war es auch gut, dass wir als Sozialarbeiter vor Ort zuvor mit dem Team der Stadthalle im Gespräch waren und dabei unsere Vorschläge vom AMI umgesetzt werden konnten, welche Familien gemeinsam auf einem Flur leben. Diese Maßnahmen tragen schon sehr häufig zu einer konfliktfreien Situation bei. Insgesamt ist es ein größerer organisatorischer Aufwand, aber bei Nichtbeachtung der kulturellen Unterscheide kann man eben auch viel falsch machen.
Dreisamtäler: Und wie sieht Ihre Arbeit jetzt konkret aus?
Dresel: Wir unterstützen die geflüchteten Menschen in vielen Belangen. Erst einmal ist es wichtig, dass hier alle ihre volle Leistung von circa 320,- Euro pro Erwachsenem, Kinder und Jugendliche bekommen einen geringeren Betrag, erhalten. Hier, anders als in der Stadthalle, müssen sich die Menschen selbst versorgen. Sie müssen einkaufen gehen, kochen und schauen, was sie sonst noch zum Lebensunterhalt benötigen. Wir geben Rat und Orientierung, vermitteln die Menschen in Sprach und Integrationskurse, helfen bei nötigen ärztlichen Behandlungen und melden Kindergartenkinder im Vormerksystem im Amt ‚Jugend und Familie‘ an, damit sie, soweit es freie Plätze gibt, einen Kindergartenplatz erhalten. Einige Grundschüler besuchen inzwischen bereits die zuständige Stadtteilschule in Kappel, die Schauinslandschule. Ältere Schüler werden von der Schulsozialarbeit des DRK in die Karlschule in Internationale Vorbereitungsklassen vermittelt. Doch wenn es ungünstig läuft, dann müssen Schüler auch mal bis nach Landwasser fahren, um ihrer Schulpflicht nachzukommen. Wir bieten für die Beratung feste Sprechzeiten für die Menschen im Wohnheim an. Ausnahmen bilden Notsituationen, wobei es auch da unterschiedliche Interpretationen gibt, was ein ‚Notfall‘ ist… Durch die regelmäßigen Sprechstunden leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Integration. Dreisamtäler: Und wie hoch ist der Mitarbeiterschlüssel?
Dresel: Als Sozialarbeiter bin ich in der Regel von 8.00 bis 17.00 Uhr vor Ort, da ich eine 100 % Stelle habe. Zwei Kolleginnen teilen sich je eine Stelle zu jeweils 50%, hinzukommen dann noch die Kollegen aus der Stadthalle, so dass wir bis Ende 2016 mit voller Stärke weiter arbeiten werden. Ein Sozialarbeiter ist dabei für ca. 100 Flüchtlinge zuständig. Neu eingerichtet wird hier eine 50% Stelle der Kulturvermittlerin/Nationworkerin, sie spricht Arabisch, Französisch und Englisch.
Dreisamtäler: Wie werden die bereitstehenden Sozialräume vergeben?
Dresel: Wir verfügen über fünf Sozialräume. Davon ist ein Raum ür den Bürgerverein Littenweiler vorgesehen. Vier weitere Räume werden vom DRK organisiert und da ist vorgesehen, dass ein Raum für frauenspezifische Angebote wie einem Frauencafé, einer FrauenSportgruppe, etc. zur Verfügung steht. Dann wird es einen Raum mit Angeboten für Männer, ein Café für Männer und begleitende Infoveranstaltungen geben und einen Raum für Kinderbetreuungsangebote, die jedoch nicht in Konkurrenz zur Kindergarten oder Hortbetreuung stehen. Einen weiteren Raum haben wir für die Deutschkurse reserviert. Als nächstes sollen nun diese Räume mit Leben gefüllt werden. Da wird dann auch die Kommunikation mit den Ehrenamtlichen wichtig. Bedenken muss man dabei immer, dass das wertvolle Ehrenamt, welches bei einem Träger angesiedelt ist, immer eine hauptamtliche Begleitung benötigt.
Dreisamtäler: Freuen Sie sich auf die Aufgabe hier am Kappler Knoten und wirkt die Arbeit auf Sie prägend?
Dresel: Ja, ich freue mich sehr über die Arbeit hier. Nach meinem Master-Studium an der Katholischen Fachhochschule Freiburg mit Schwerpunkt ‚Migration‘, habe ich mich über eine interne Ausschreibung beim DRK für die Leitung im Sozialdienst beworben. Zuerst war ich fünf Jahre in der Bissierstraße tätig. Am Kappler Knoten, in einem neuen Heim, den Einzug von Menschen konkret mit gestalten zu können, ist eine interessante Aufgabe. Die für mich eindrücklichste Erfahrung ist, dass egal aus welcher Kultur ein Flüchtling stammt, welchen Weg er auf sich genommen hat, dass dieser Mensch seine Heimat nicht aus Spaß verlassen hat, obgleich nicht bei allen klar ist, wer letztendlich als Flüchtling anerkannt wird.
Dreisamtäler: Herr Dresel, vielen Dank für das Gespräch!
Beate Kierey, 2.110.2016, www.dreisamtaeler.de
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