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Blick nach Norden zur Kartaus im Freiburger Osten am 21.9.2012

 

 

Baubionik mit Flachs und Sisal
Ein Kaktus liefert den Bauplan für den Pavillon im Botanischen Garten
Knapp 20 BZ-Leser versammeln sich am Montagnachmittag um den Pavillon im hinteren Teil des Botanischen Gartens, einige legen auch gleich neugierig Hand an – hält die aus Flachs- und Sisalsträngen gewickelte Struktur wirklich so gut, wie man das bei einem Gebäude erwarten müsste? Von menschlicher Kraft lässt sich das netzartige Gebilde schonmal nicht beeindrucken, das wird schnell klar. Professor Thomas Speck erläutert, woher sich die Wissenschaftler das Prinzip abgeschaut haben: Der Saguaro-Kaktus stabilisiert sich mit einer netzartigen, verwachsenen Struktur und das in Leichtbauweise. „Ich bin immer wieder begeistert, dass das nichts wiegt“, sagt Thomas Speck und lässt zur Anschauung ein gleichartiges Stück Feigenkaktus unter den Teilnehmern herumgehen – es liegt leicht wie Pappe in der Hand.


BZ-Leser vor dem Pavillon – Roboter haben die Flachs- und Sisalstränge zu einer Struktur geformt.
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Die Führung dreht sich um Baubionik, um Architektur nach Vorbildern aus der Natur und mit natürlichen Materialien. Der Flachs, aus dem der Pavillon besteht, ist eine anspruchslose Pflanze und wachse extrem schnell, erläutert Speck. Roberte haben die Faser gewickelt. „Eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt mit totaler Hightech gefertigt“, sagt Speck begeistert.
Die Forschung zeige hier in die richtige Richtung einer kohlendioxidreduzierten Bauweise. „30 bis 35 Prozent des CO2-Fußabdrucks sind auf Bautätigkeiten zurückzuführen“, sagt Speck und durch die Gruppe geht ein Raunen.
Ist der Pavillon noch nach natürlichem Vorbild entstanden, so baut die Natur das zweite im Rahmen des Vortrags besuchte Gebäude gleich selbst. „Hier wächst ein lebendes Bauwerk aus Platanen“, steht am Eingang des runden Gebildes. Im Kreis angeordnete und einander überkreuzende Platanen sprießen hier und verwachsen miteinander, zur Optimierung der Statik trägt eine nützliche Fähigkeit von Bäumen bei – sie verstärken sich selbst an den Stellen, die besonders belastet sind. Bei Hitze, erläutert Thomas Speck, liege man mit den Temperaturen im Blätterrund bis zu fünf Grad niedriger. Und, so ergänzt der Biologieprofessor, der auch zuvor schon einige Seitenhiebe auf die zähe deutsche Genehmigungspraxis unterbrachte: „Wir brauchen hier keine Baugenehmigung – wir pflanzen.“ Das Gelächter in der Gruppe ist ihm sicher.
… Alles vom 26.10.2021 von Jens Kitzler bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/ein-kaktus-liefert-den-bauplan-fuer-den-pavillon-im-botanischen-garten–205905567.html

 

Roger Scruton: Architektur gegen die Wohlstandsverwahrlosung

Was versteht man in diesem Zusammenhang unter „Vernünftig Regieren“? Scruton verweist auf Ronald Reagan, der bei seiner Antrittsrede als amerikanischer Präsident gesagt hat, dass die Regierung nicht die Lösung, sondern das Problem sei. Das trifft vor allem auf Europa zu, das von einer Politikerklasse regiert wird, die sich hinter die geschlossenen Türen europäischer Institutionen flüchtet, um sich ihrer Rechenschaftspflicht zu entziehen. Europäische Meinungsmacher nehmen sich die Werte einer zweitausendjährigen Zivilisation vor, um sie auszuhebeln oder zu einer nicht mehr wiederzuerkennenden Karikatur zu machen. Die Europäer sollen sich ihrer Rechte und Freiheiten begeben, in Tausch für einen falsche Sicherheit verheißenden Staat.
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Eine dieser falschen Sicherheiten bietet der Wohlfahrtsstaat, der den Leistungsempfängern die Verantwortung für ihr Leben abgenommen und eine sozial nicht funktionsfähige Unterschicht erzeugt hat. Befreit von Eigenverantwortung geht den Menschen die Bereitschaft verloren, andern gegenüber Rücksicht und Verantwortung zu üben. Man sieht das an der wachsenden Wohlstandsverwahrlosung der westlichen Städte.
Die Verpflichtung, der ein Staat nachkommen muss, wurzelt aber in der Verantwortlichkeit der Bürger. Wenn die Regierung eine Klasse schafft, die sich der Verantwortlichkeit nicht stellt, hat sie die Grenzen ihres Regierungsauftrags überschritten. Die Konservativen haben deshalb die Aufgabe, den eigentlichen Zuständigkeitsbereich der Regierung abzustecken und die Grenzen zu markieren, über die hinaus jede Aktivität des Staates zu einem Übergriff auf die Freiheit der Bürger wird.
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Einer der nachhaltigsten Übergriffe des Staates nach dem Zweiten Weltkrieg war die Nachkriegsarchitektur, die Ausdruck des totalitären Denkens des 20. Jahrhunderts ist. Nach Scruton gehört der Modernismus in Architektur und Stadtplanung zu den Irrtümern, aus denen – wie aus dem Kommunismus – wenig oder nichts zu lernen ist. Hätte man Le Corbusier freie Hand gelassen, wäre Paris abgerissen und durch Hochhaustürme in einer Parklandschaft ersetzt worden. In allen europäischen Ländern, ob westlich oder sozialistisch, traten die Architekten die Nachfolge der feindlichen Bomberverbände an. In Ost- und Westdeutschland ist nach dem Krieg mehr Bausubstanz zerstört worden, als im Krieg. Die meisten westdeutschen Großstädte haben sich bis heute nicht davon erholt. Modernistische Bauten stehen in keiner Beziehung zu ihrem Umfeld, sie schaffen keinen öffentlichen Raum, sondern verursachen die Auflösung des Zusammenhangs einer Stadtlandschaft. Der einzige Trost ist, dass die Hervorbringungen der Stararchitekten zwar teuer, aber nicht langlebig sind. Schon nach wenigen Jahrzehnten sind sie abbruchreif. Der Ruhm des Stararchitekten landet dann auf der Sondermülldeponie.
Konservative müssen hier dafür kämpfen, dass Schönheit und Lebbarkeit in die Stadtbrachen zurückkehren. Scruton führt zustimmend die Zehn-Minuten-Regel an, die vom Architekten Léon Krier, dem Schöpfer von Prince Charles Poudbury, stammt. Jedem Anwohner sollte es möglich sein, in zehn Minuten an den Ort zu gelangen, wegen dem er in der Stadt wohnt.
Poudbury, ein Hassobjekt aller Modernisten, entwickelt sich jedenfalls prächtig, weil es sich großen Zuspruchs erfreut. Es bietet den Menschen ein Zuhause, deshalb entspricht es ihren Erwartungen eines besiedelten Raumes, der nicht nur deiner oder meiner, sondern unser ist. Ein schönes Dorf, eine schöne Stadt, ein schönes Haus bieten jedem Menschen ein universelles Zuhause. Konservative haben also die Aufgabe, die traditionellen europäischen Städte gegen ihre Zerstörung zu verteidigen.
… Alles vom 17.12.2019 von Vera Lengsfeld bitte lesen auf
https://vera-lengsfeld.de/2019/12/17/von-der-lust-ein-konservativer-zu-sein/
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Roger Scruton:
„Bekenntnisse eines Häretikers – Zwölf konservative Streifzüge“.
August 2019, 26 Euro,
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Roger Scruton:
„Von der Idee, konservativ zu sein. – Eine Anleitung fürGegenwart und Zukunft“
FBV, 282 S., iSBN 978-3-95972-272-8. 2019, 22 Euro

 

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