Bauwerk Schwarzwaldhof

Kennzeichen des Hochschwarzwaldes mit seinen Bergen und Wäldern sind die Bauernhöfe mit ihren riesigen Dächern, unter denen Wohnung, Stall und Scheune Schutz finden. Diese Eindachhöfe als Kulturgut zu erhalten hat sich „Bauwerk Schwarzwald“ als gemeinnütziger Verein zum Ziel gesetzt. Geplant ist ein Kompetenzzentrum für Schwarzwälder Baukultur, Handwerk und Design.

Von den Schwarzwaldhöfen kan man viel lernen. Der Schniederlihof oben am Schauinsland zeigt, wie man durch den doppelwandigen Vorbau zur Bergseite hin ganzjährig „fließendes Wasser“ hatte, auch bei Schnee und Frost.
Im Jahr 2007 hat die Firma Wandres in Buchenbach-Wagensteig ein modernes Industriegebäude in Holzbauweise als Eindachhof gebaut.

wagensteig-wandres-hof100703   Neubau Wandres 2007 –  https://www.freiburg-schwarzwald.de/wandres.htm

Die Sanierung des 1754 erbauten Fußehof in Geroldstal bzw. Dietenbach zwischen Kirchzarten und Oberried wurde im Jahr 2018 abgeschlossen: Modernes Wohnen im uralten Eindachhof.
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fussenhof1-20190821   Fussenhof am 21.8.2019      fussehof140530    am 30.5.2014
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Die Firma Domiziel von Willi Sutter hat sich zur Aufgabe gesetzt, alte Schwarzwaldhöfe zu erhalten durch behutsame Komplettsanierung: Behinderten-WG, Seiniorenwohnen, Handwerksbetrieb, …. Aktuelles Beispiel ist der Maierhof der alten Kartause in Freiburg-Oberau, der nun doch nicht abgerissen wird.
21.8.2019.

„Holzbaukultur Nordschwarzwald“ Handbuch,
Herausgeber LEADER-Aktionsgruppe
https://www.Holzplanwerk.de
https://www.naturpark-sudschwarzwald.de/eip/pages/aktuelle-projekte.php
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Den Schwarzwaldhof als Kulturgut erhalten
Der Schwarzwaldhof ist Zeuge einer über Jahrhunderte gewachsenen Kultur und Tradition. Schwarzwaldwaldtypisch ist nicht nur die Form, die sich an Klima und Lage angepasst hat, schwarzwaldtypisch sind Materialien und Rohstoffe wie Holz, sowie das Wissen und die Handlungskompetenz, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben. Den Schwarzwaldhof zu erhalten, ist Aufgabe heutiger Generationen.
Allerdings zeichnen sich einige Herausforderungen ab, die den Erhalt des Kulturguts Schwarzwaldhof erschweren. Welche diese sind und wie sich regionale Initiativen den damit zusammenhängenden Fragen annehmen, wird an späterer Stelle im Text gezeigt. Zunächst werfen wir jedoch einen genaueren Blick auf den Schwarzwaldhof und seine Charakteristika.
Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach Mit dem „Schwarzwaldhof“ ist meist der traditionelle Eindachhof gemeint, wie er vor allem im mittleren und südlichen Schwarzwald zu finden ist. Dabei lassen sich unterschiedliche Haustypen wie das „Zartener Haus“ oder das „Hotzenhaus“ unterscheiden. Allen gemein ist, dass sich Wohn- und Wirtschaftsteile unter einem Dach befinden und Mensch und Tier somit im selben Haus leben. Das bot früher vor allem in langen kalten Wintermonaten einige Vorteile. Man stelle sich vor, dass bei großen Schneemassen mancherorts das Haus für mehrere Tage oder Wochen nicht verlassen werden konnte. Da war es geschickt, dass man vom Wohnbereich aus den Stall und das Lager direkt erreichen konnte. Wird ein Schwarzwaldhaus von außen betrachtet, fällt sofort das riesige Dach auf. An den Giebelseiten ist es heruntergezogen und bildet das sogenannte Walm- oder Krüppelwalmdach. Die Fenster setzen sich aus kleinen Glasscheiben zusammen und lassen unter der Dachfläche nur wenig Licht ins Haus. Dies schützte die Bewohnerinnen und Bewohner vor Kälte.
In vielen Fällen sind die Höfe außerdem an einen Hang gebaut, das zusätzlichen Schutz vor Wind bot und von Erdwärme profitieren ließ. Dort wo der Abstand zwischen Haus und Hang am geringsten ist, findet sich über eine Wiederkehr eine Zufahrt ins Dach. Auf vielen Höfen wird diese noch heute genutzt um Stroh und Heu auf direktem Weg im Dachstuhl einzulagern. Das Lager und der darunterliegende Stall bilden den Wirtschaftsteil, der eine Haushälfte des Eindachhofs einnimmt. Daran grenzt in der anderen Hälfte der Wohnbereich der Bauernfamilie an. Dort befinden sich im Erdgeschoss die Stube und die Küche.
Die Küche ist im Haus zentral gelegen und dient als Wärmespender für die weiteren Räume. Über der Koch- und Feuerstelle gibt es einen Rauchfang, der zum einen die Funktion einer Räucherkammer übernimmt und zum anderen verhindert, dass Funken das Dach und die Holzkonstruktion zum Brennen bringen. Im zweiten Geschoss befinden sich die Schlafräume der Bauernfamilie und Knechte. Grundgerüst des Schwarzwaldhofs ist eine Holzkonstruktion. Die Fassade wurde meist mit Holzschindeln verkleidet, die später teils von Faserzementtafeln abgelöst wurden. Die Dächer waren einst mit Stroh bedeckt. Jedoch wurde dies im 18. Jahrhundert aufgrund des Brandrisikos verboten, sodass Ziegel und Schindeln eingesetzt wurden.
Herausforderungen für den Schwarzwaldhof:  Der Eindachhof – er ermöglichte einst die Selbstversorgung der Landwirtsfamilie rund ums Jahr. Mit dem Einsetzen der Industrialisierung und des damit zusammenhängenden Strukturwandels änderten sich jedoch auch für die Schwarzwälder die Lebens- und Arbeitsbedingungen.
… Alles von Roland Schöttle und Christina Cammerer vom 4.8.2019 bitte lesen in der Zeitschrift „Schwarzwald“ 3/2019, Seite 4f.
https://www.schwarzwaldverein.de/cms_upload/files/pdf/zeitschrift/2019_03.pdf
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Bauwerk Schwarzwald – Info
Verein Bauwerk Schwarzwald will charakteristische Architektur zeitgemäß weiterentwickeln / Werben um Mitglieder für Gründung. – Das Bewusstsein fürs Bauen stärken
Unter dem Motto „Mitmachen und den Schwarzwald gemeinsam gestalten“ fanden kürzlich Informationsveranstaltungen in Kirchzarten und in Freudenstadt statt. Ziel war neben der Information vor allem das Werben für eine Mitgliedschaft in dem noch zu gründenden Verein Bauwerk Schwarzwald. Mehr als 150 Personen aus Architektur, Handwerk, Bauindustrie, Gewerbe sowie kommunale Vertreter kamen um sich zu informieren, teilte der Naturpark Südschwarzwald mit.
Über Generationen hat sich die bebaute Umwelt im Schwarzwald entwickelt. Bauweisen und -techniken sind fortgeschritten, und die Ansprüche an Gebäude, Einrichtung oder Design haben sich geändert. Der Mensch bebaut seine Umwelt, in der er lebt, und diese ist für ihn wiederum heimat- und identitätsstiftend. Angesichts zunehmender „austauschbarer Bebauung“ stelle sich jedoch die Frage, wie die charakteristische Baukultur im Schwarzwald erhalten bleiben und gleichzeitig zeitgemäß, mit neuem Wissen und Technologien weiterentwickelt werden kann, heißt es weiter.
Vor diesem Hintergrund hat sich der Gründungsgedanke des Kompetenzzentrums Bauwerk Schwarzwald entwickelt. Bauwerk Schwarzwald soll die regionsspezifische Bau- und Handwerkskultur fördern, Netzwerk für Fachleute und Anlaufstelle für Bauherren und Interessierte sein. Eine rund 22-köpfige Projektgruppe hat dazu 2018 ein Gründungskonzept erarbeitet, das 2019 an Peter Hauk, dem baden-württembergischen Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, übergeben wurde. Das Land Baden-Württemberg unterstützte die Erstellung des Konzeptes, die von den Naturparken Südschwarzwald und Schwarzwald Mitte/Nord getragen wurde. Laut Gründungskonzept soll Bauwerk Schwarzwald von einem gemeinnützigen Verein getragen werden. Mitglieder können Unternehmen, Verbände, Vereine, Initiativen aus den Bereichen Architektur, Handwerk, Design und Bauindustrie sowie Kammern, Gebietskörperschaften und Land sein.

Die Moderatoren Roland Schöttle und Christina Cammerer vom Naturpark Südschwarzwald stellten bei den Infoveranstaltungen die Inhalte des Gründungskonzepts vor. In einer anschließenden Talk-Runde mit Vertretern aus Handwerk, Architektur, Gewerbe, Tourismus und Kommunen wurde diskutiert, welchen Nutzen Bauwerk Schwarzwald für die Region, aber auch für den Einzelnen, wie Unternehmen, Kommunen oder Bauherren haben kann. „Einer der wichtigsten Punkte ist, das Bewusstsein für Bauen im Schwarzwald zu stärken. In Zeiten von Instagram und Co. schafft dies Identität und Verwurzelung in der Region“, sagte Adrian Probst, Bürgermeister von St. Blasien. Der Leiter des Amts für Stadtentwicklung der Stadt Freudenstadt, Rudolf Müller, betonte, dass es nicht darum gehe, ein Einheitsbild zu schaffen, vielmehr gelte es, die Besonderheiten der Regionen herauszubilden.

Fragen, wo wir herkommen und wo wir hingehen
Nachhaltiges und ökologisches Bauen ist letztlich seit Jahrhunderten Thema im Schwarzwald. „Wir sollten uns fragen, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Wenn wir die Kräfte im Schwarzwald bündeln, sind wir auf einem guten Weg“, ergänzte Projektentwickler Stefan Kudermann von Holzbau Bruno Kaiser aus Bernau. Gemeinsames Ergebnis der Talk-Runde war, dass mit Bauwerk Schwarzwald die vielfältigen Kompetenzen in Architektur, Handwerk und Technik gebündelt, Partnerschaften gebildet und der Schwarzwald als Qualitätsregion sowie Arbeits- und Wohnort langfristig gestärkt werden. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um diese Chance zu nutzen und Bauwerk Schwarzwald zu gründen“, bekräftige Schöttle.
Die Anwesenden hätten in der Diskussion großes Interesse an der Gründung des Kompetenzzentrums gezeigt. Es wurde festgestellt, dass großer Bedarf nach einer derartigen Einrichtung für den gesamten Schwarzwald besteht, vor allem wenn es darum geht, die Baukultur und das Handwerk im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne einen bedeutenden Schritt voranzubringen, wie das beispielsweise im Bregenzerwald beeindruckend geschehen ist.

Die Gründungsversammlung von Bauwerk Schwarzwald wird voraussichtlich Ende 2019 oder Anfang 2020 stattfinden – sobald rund 50 Absichtserklärungen für den Beitritt zu dem Verein vorliegen. Interessierte Unternehmen, Verbände, Vereine, Initiativen, Kammern und Gebietskörperschaften sind eingeladen, diese beim Naturpark Südschwarzwald einzureichen.

Ein Formblatt für eine Absichtserklärung für den Beitritt zum Verein Bauwerk Schwarzwald findet sich im Internet auf der Website https://www.bauwerk-schwarzwald.de

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