Home >Selbsthilfe >Senioren >Dienste >Pflege >Pflegehelfer
- Wohnraum für Pflegekräfte – Kampagne war erfolgreich (23.8.2024)
- Pflegenotstand – primär Kinder (27.11.2021)
- Pflege-Stammtisch in Freiburg (28.1.2020)
- Pflege durch Polinnen: Eine Beziehung, nicht bloß eine Dienstleistung (24.4.2015)
- Katholische Sozialstation Freiburg Bezirk Mitte/Ost: PIA, T.I.P.S >Sozialstation1 (5.2.2012)
- Jugendämter vermitteln Kinder an Pflegefamilien: Dauerpflege als Regelfall >Familie3 (12.9.11)
- Pflegemigration von Ost nach West: KHF-Symposion der Caritas >Pflege3 (27.6.2011)
- Caritas-Chef Peter Neher: Armut, Hartz-IV, polnische Pflegekräfte >Armut (12.7.2008)
- kritische-ereignisse.de – anonym Erfahrungen zur Altenpflege >Pflege3 (18.6.2008)
- Haushaltshilfen aus Polen
- Schwarzarbeit bei Oma (19.7.2007)
- 24-Stunden-Pflege zuhause – drei Modelle
- www.freiburg-schwarzwald.de/pflegehelfer.htm >Archivseite Pflegehelfer
- Pflegebegleitung
- Schwarzarbeit
24-Stunden-Pflege zuhause – drei Modelle
(1) Pflegehelferin aus Osteuropa über Vermittlungsagentur
Schätzungsweise 200.000 Frauen aus vorwiegend osteuropäischen Ländern pflegen in deutschen Privathaushalten rund um die Uhr. Kosten ca 1400-2500 Euro/Monat. Preiswert, da für diese 24-Stunden-Pflege drei deutsche Fachkräfte zu je 8 Std eingesetzt werden. Reisekosten von etwa 150 Euro, fällig bei jedem Personalwechsel (ca alle 3 Monate).
Zahlreiche Agenturen im Internet vermitteln (Gebühr einmalig ca 500 Euro) – der Vertragspartner jedoch ist immer das Entsendeunternehmen im Ausland. Dieses Modell ist legal und keine Schwarzarbeit.
Die osteuropäischen Frauen sind in der Regel keine Fachkräfte für Pflege. Sie kümmern sich um hauswirtschaftliche und einfache pflegerische Tätigkeiten. Die medizinische Versorgung muss ein ambulanter Pflegedienst mit Krankenkassenzulassung übernehmen. Haushaltshilfen dürfen keine Verbände wechseln, Spritzen setzen oder Medikamente geben.
Die Beratung durch einen ambulanten Pflegedienst muss regelmäßig nachgewiesen werden, sobald man monatliches Pflegegeld erhält.
Nach EU-Recht dürfen Arbeitnehmer aus allen osteuropäischen EU-Beitrittsstaaten hier wie deutsche Arbeitskräfte angestellt werden, ohne Erlaubnis der Arbeitsagentur . Die „A1-Bescheinigung“ dient als Nachweis, dass die Kraft im Ausland sozialversicherungspflichtig angemeldet ist.
(2) Pflegehelferin aus Osteuropa über Pflegebedürftigen als Arbeitgeber
Wegen des großen Aufwands, als Arbeitgeber zu fungieren (Einstellung, Sozialabgaben, Versicherungen, Schriftverkehr, …) ist dieses Modell kaum verbreitet.
Das „FairCare“-Projekt der Diakonie Württemberg hat in 3 Jahren nur 55 Einsätze mit Pflegerinnen aus Osteuropa begleitet (Kosten 2200 Euro/Monat bei 40-Std-Woche). FairCare: https://www.diakonie-wuerttemberg.de
Das „Caritas24“-Projekt der Katholischen Sozialstation Freiburg arbeitet entsprechend. Caritas24: https://www.ksst-freiburg.de
Die Bundesagentur für Arbeit vermittelt europäische Haushaltshilfen über ihre Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Auch dabei wird der Pflegebedürftige zum Arbeitgeber. Tariflohn ab 1400 Euro für 38 Stunden pro Woche. Ein freier Tag pro Woche und Urlaubszeiten.
(3) Deutsche Pflegedienste
Die „Stiftung Innovation und Pflege“ setzt ausschließlich deutsche Pflegedienste ein. Kosten ab 3000 Euro/Monat. Zwei professionelle Pflegerinnen im zweiwöchigen Wechsel.
Infos:
Seniorenbüro mit Pflegestützpunkt Freiburg, Fehrenbachallee 12, Tel0761/ 201-3032
Tipps der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: https://www.vz-bawue.de/pflege-rund-um-die-uhr
Die Stiftung Warentest testete 2009 Vermittlungsagenturen: https://www.test.de
Buch „Pflege zuhause organisieren – was Angehörige wissen müssen“, 9,90 Euro
Verbraucherzentrale (Hrsg) 2013
==================================================
Pflege durch Polinnen: Eine Beziehung, nicht bloß eine Dienstleistung
Alles zu „Ein Modell mit Schattenseiten“ vom 7.4.2015 lesen auf:
https://www.badische-zeitung.de/liebe-familie/ein-modell-mit-schattenseiten–102936334.html
Die aufgeblasene Empörung, mit der allenthalben über die Beschäftigung von Haushaltshilfen aus Osteuropa bei alten Menschen gesprochen wird, macht mich wütend. Auf der Strecke bleiben – wie immer, wenn wenig Ahnung, aber viel Meinung im Spiel ist – die Betroffenen.
Auch meine Eltern haben seit Jahren liebevolle Unterstützung von Frauen aus Polen. Die Konflikte um die Beschäftigung osteuropäischer Frauen waren meinen Eltern sehr wohl bewusst, weshalb sie zuerst bei Caritas und Diakonie nachgefragt haben. Abgeschreckt haben sie nicht die Kosten , sondern der 14-tägige Wechsel.
Einen Menschen in seine Wohnung aufzunehmen, erfordert großes Vertrauen. Das wächst nicht alle 14 Tage neu. Die Organisation des eigenen Alltags zu einem großen Teil in fremde Hände zu legen, verlangt den alten Menschen darüber hinaus eine enorme Leistung ab, die offensichtlich nie beachtet wird. Es wird eben nicht nur eine Dienstleistung eingekauft, sondern eine Beziehung aufgebaut. Deshalb haben die Frauen bei meinen Eltern nicht nur das obligatorische eigene Zimmer und Bad, sondern auch vollen Familienanschluss. Sie sind übrigens teilweise hoch qualifiziert , finden in Polen aber keine Beschäftigung. Für viele, jüngere und ältere, ist die Stelle ihre Existenzgrundlage. Merkwürdigerweise wird dieser Aspekt nie erwähnt, weder in der Presse noch am Stammtisch.
Unbestritten gibt es Missstände und Missbrauch bei der Beschäftigung osteuropäischer Frauen zur Unterstützung alter Menschen. Die wird man aber nur beseitigen können, wenn man die Situation aller Betroffenen vorurteilsfrei betrachtet und anerkennt. Mit einer pauschalen Verurteilung der alten Menschen als Geizkrägen und Ausbeuter, der Angehörigen als herzloser Egoisten und der Osteuropäerinnen als wehrloser Opfer drängt man das Thema nur tiefer in die Schmuddelecke. Die Hintergründe bleiben unbeleuchtet, die Empörung ist wohlfeil, und gedient ist keinem.
24.4.2015, Astrid Ogbeiwi