Lettland Federbett – Weihnacht

Eine andere Weihnachtsgeschichte: Ein wenig zaghaft klopfe ich an die Tür des alten Backsteinhauses am Flüsschen Svitene im ehemaligen Kurlandkessel in Lettland. Anfang der 90-er Jahre. Der Kommunismus ist zusammengebrochen – und ich will eine Bitte meines 1983 verstorbenen Vaters erfüllen: „Wenn Lettland wieder frei wird – bitte, geh’ zurück und versuche herauszufinden, ob einzelne Familienmitglieder von uns die Deportation nach Sibirien überlebt haben“.
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Kein Geräusch im Haus auf mein Klopfen an der brüchigen Tür. Ich klopfe ein wenig beherzter. „Hoffentlich bricht die ganze Bude nicht ein“, denke ich im stillen. Meine erste Anlaufstelle in Lettland – das Nachbarhaus neben dem väterlichen Grundstück. Das eigene Wohnhaus haben die Kommunisten bis auf die Grundmauern geschleift. „Faschist“ war mein Vater für Stalin – und ebenso schlimm: „Großgrundbesitzer“. Beides zusammen eine tödliche Mischung im Kommunismus. „Faschist“, weil er als lettischer Soldat in der Deutschen Wehrmacht gedient, „Großgrundbesitzer“, weil er den jahrhundertealten Familienbesitz erhalten hatte.
Jetzt höre ich ein leises Schlurfen im Hausinnern. Die unverschlossene Tür geht nach außen auf. Ich trete einen Schritt zurück. Eine alte, gebückte Frau sieht mich an. Vielleicht 80 Jahre alt – oder älter.Erbärmlich gekleidet. Was mir sofort auffällt: Die strahlenden und klaren blauen Augen des Mütterchens in einem unglaublich lieben Gesicht. Stumm sieht sie mich an – dann die Worte: „Ludwig, Ludwig – Du bist zurückgekommen“.
Ludwig war der Name meines Vaters – und vor mir steht seine alte Nachbarin Austra Steppe Gemeinsam haben sie in der Jugend die Schulbänke in der Landwirtschafts-Akademie in Mitau (heute Jelgava) gedrückt. Sie atmet tief, läßt ihre Augen nicht von mir und fängt an zu weinen –und wieder dieser Satz „Ludwig, Ludwig – Du bist zurückgekommen“. Auf dem beiliegendem Foto sehen Sie mich mit Austra Stepe.
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Als mein Vater am Ende des Krieges in letzter Minute den Bolschewiken entkam, war er so alt wie ich Anfang der Neunziger, als ich Austra Steppe das erste mal gegenüber stand, und wir waren uns zum Verwechseln ähnlich. Die alte Austra sieht in mir meinen Vater –und eine längst versunkene Welt kehrt zurück.
Es dauert lange, bissig die innerlich total aufgewühlte Frau ein wenig beruhigt und mich als den Sohn ihres alten Nachbarn und Studien-Kameraden Ludwig akzeptiert hat. Im ersten Gespräch erfahre ich die schreckliche Nachricht von der Vernichtung meiner Familie durch die Sowjets, aber auch, daß meine Schwester Rita als einzige der Familie die Deportation nach Sibirien überlebt hat. Nur wenige Stunden später stehen sich Bruder und Schwester das erstmal in ihrem Leben gegenüber. Meine Schwester Rita, kein Wort deutsch, ich kein Wort lettisch. Um uns verständigen zu können, muß ein Dolmetscher her. Doch zurück zur alten Austra.
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Ihr Leben war ein Horror. Kurz nach dem ersten Einmarsch der Roten Armee in Lettland wird ihr Mann erschossen. Auch „Faschist“. Er war Polizeichef im Kreis Mitau. Rotarmisten – wie Tiere – vergewaltigen Austra. Ausder Vergewaltigung entsteht ein Kind. Eine Abtreibung war für Austra ausgeschlossen. Aus dem Kind wird schon im jugendlichen Alter ein Alkoholiker. Ein gräßlicher Kerl. Als ich später sah, wie er seine Mutter bestahl, demütigte und schlug, hätte ich ihn am liebsten nach „Strich und Faden“ verprügelt, wenn die alte Austra mich nicht davon abgehalten hätte.
Ein Mist-Kerl nichts anderes. Was ich der Mutter im Laufe der Jahre schenkte, schleppte er wieder aus dem Haus und machte es zu Schnaps. Von meinen Geschenken an Austra blieb nur ein Federbett. Das war im Winter 1991/92. Das brüchige Haus von Austra wurde nur mit einem Küchenöfchen beheizt und einem dieser schrecklichen russischen Tonnenöfen. Die sahen aus wie von innen vermauerte Mülltonnen aus Blech, hielten aber die Wärme einigermaßen. Nachts – in ihrem eisernen Bettgestell – wärmte sich die alte Frau mit löcherigen Wolldecken. Uralte Decken aus deutschen Wehrmachtsbeständen.
Und plötzlich ein Federbett. Ich hatte es in einen weißen Leinensack gepackt. Dazu ein herrliches Kissen. Federbett und Kissen mit einem goldgelb und himmelblau gemusterten Bezug. Fassungslos starrte Austra auf das „Geschenk aus einer anderen Welt“. Schließlich steckte sie ihre rechte Hand aus und streichelte immer wieder über die farbenfrohen Bezüge. Ich drängte sie damit zum Bett in dem schäbigen Zimmer, faltete die alten, deutschen Wehrmachtsdecken zusammen und legte Federbett und Kissen aufs wacklige Gestell.
Als ich drei Tage später aus Riga wieder zu ihr komme, … erneut die alten Wehrmachtsdecken im Bett. Das Federbett – samt Kissen – fein säuberlich in einem Schrank – aber draußen schon Minus-Temperaturen von mehr als 15 Grad. Ich verstehe nicht. Als Austra die Enttäuschung in meinem Gesicht sieht, gibt sie mir die „Erklärung“, die mich fast umhaut:
„Es ist doch viel zu schade für mich“. 
Mein Gott, was für ein Satz von dieser Frau: „Es ist doch viel zu schade für mich“. Ich lasse mir äußerlich nichts anmerken, bin aber fassungslos und kämpfe mit innerer Rührung. Um es kurz zu machen: Die letzten Lebensjahre konnte ich der alten Frau ein wenig verschönern – mit nicht sehr feinen Methoden war es mir sogar gelungen, daß der „Sohn“sie nicht mehr bestehlen, prügeln oder schikanieren konnte. Im ehemaligen Ostblock gehen die Uhren ein wenig anders – und als ich das schließlich kapiert hatte, war auch ich mit der Wahl meiner Mittel nicht mehr so „westlich-zimperlich“.
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Zu Weihnachten: Federbetten schenken
Aus dem Federbetten-Geschenk an Austra entstand eine Idee für DIE DEUTSCHEN KONSERVATIVEN, der wir in diesem Jahr seit 18 Jahren treu geblieben sind. Jedes Jahr zu Weihnachten Federbetten für unsere Freunde in Lettland. Vor allem für die früheren lettischen Soldaten, die In der Deutschen Wehrmacht gedient hatten und dafür viele Jahre ihres Lebens in Sibirien als „Faschisten“ büßen mußten und auch bei uns in Deutschland mehr geschmäht als beklatscht werden.
Aber davon leben nicht mehr viele. Die anderen Federbetten gehen an die Ärmsten der Armen und an Deutsche Kulturvereine in Lettland.
Auch in diesem Jahr möchte ich unser jährliches Ziel wieder erreichen: 1000 Federbetten Weihnachten für die alten Freunde Deutschlands in Lettland. Die Männer oder deren Witwen leben von erbärmlichen Renten. Umgerechnet keine 180 Mark im Monat.
Stalin nannte sie „Faschisten“ – und seit dieser gräßlichen Anti-Wehrmachts-Ausstellung von Reemtsma gelten sie auch in Deutschland als „Faschisten“. So wie mein eigener Vater. Dabei wollten sie nur eines: Die Freiheit ihrer Heimat gegen einen der größten Massenmörder der Menschheits-Geschichte verteidigen gegen Josef Stalin.

Was sind wir Deutschen manchmal doch für ein seltsames Volk. Unbestreitbar großherzig und mitfühlend. Schließlich wissen wir selber, was Not und Elend bedeuten. Zumindest die Älteren von uns. Wir geben unsere Hilfen an fast alle Völker der Welt – aber wir vergessen die Menschen, die für Deutschland gelitten, gekämpft und gebetet haben. Jedes Jahr kann ich diesen Satz nur wiederholen.
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Federbetten für Menschen in Lettland sind dort noch immer so wertvoll wie ein goldener Schatz. Nicht selten fallen die Temperaturen im Winter auf weit unter 30 Grad minus, und Jahr für Jahr erfrieren im Winter Dutzende von Menschen in ihren Wohnungen, die oft nur schlecht oder auch gar nicht beheizt werden können.
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Es gibt nicht nur Indien in dieser Welt. Für Indien, Afrika und die ganze „Dritte Welt“ haben internationale Hilfsorganisationen so viel Geld und Hilfsgüter zusammengetragen, daß es eigentlich nur ein Problem gibt: Die richtige Verteilung. Aber Federbetten für Lettland? Auch in diesem Jahr sind wir wieder die einzigen, die daran denken. Und „konservativ“ zu sein, das bedeutet für mich auch, daß man seine Freunde niemals vergisst und ihnen treu bleibt.

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Willy Manteuffel, Federbetten-Fabrikant aus Lübeck, der die schweren Nachkriegsjahre in Deutschland als Flüchtling mitmachte, hat uns Jahr für Jahr Federbetten zum „Wahnsinns-Preis“ von 21,50 EURO verkauft. Das war mehr geschenkt als verkauft. Aber der alte Manteuffel hat seine Fabrik als Inhaber verlassen, sie lief nicht mehr. Die „modernen Deutschen“ kaufen keine Federbetten mehr, sondern Betten aus Kunstfaser. Für mich nur schwer nachvollziehbar. Aber so ist es. Was aber Willy Manteuffel für uns noch „gedeichselt“ hat: Von seinen Nachfolgern in einer anderen Firma können wir auch in diesem Jahr weiser Federbetten für Lettland kaufen – zum Sonderpreis. 50 Mark (24,93 EURO). Aber das ist immer noch „ein Wort“ – oder?
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50 Mark für ein nagelneues Federbett. 24,93 EURO für ein Federbett.
Als Weihnachtsgeschenk für die Freunde Deutschlands in Lettland. Bitte, machen Sie dabei mit. Ein Federbett – vielleicht auch mehr – und selbst wenn es nicht zum Kauf eines ganzen Federbettes reicht, mehrere kleine Spenden bringen auch ein ganzes Federbett zusammen.
Auch in diesem Jahr sollen unsere Federbetten zu Weihnachten den Leib und die Seele unserer geschmähten Freunde in Lettland wieder wärmen. Egal – wie sie beschimpft werden – wir stehen zu ihnen und vergessen nicht, was sie im Kampf gegen die Bolschewiken für Deutschland getan haben.
Bitte, haben Sie Verständnis dafür, daß wir wegen des Einkaufs, wegen der Vorbereitung und wegen des Transportes der Federbetten schon jetzt um Hilfe dafür bitten.
Viele liebe Grüße
Ihr Joachim Siegerist
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Spendenkonto:
Sparkasse Bremen, Konto-Nr.: 80 75 28 01, BLZ.: 290 501 01
IBAN.: DE 77 2905 0101 0080 7528 01
BIC.: SBREDE22
Stichwort: „Federbetten Lettland“
https://www.hilfsverein-der-konservativen.de/Projekte/Federbetten-Aktion
oder
https://www.konservativer-hilfsverein.de
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Menschen in Not – Hilfsverein der Deutschen Konservativen e.V.
Vertreten durch den Vorsitzenden Joachim Siegerist
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Beethovenstraße 60
22083 Hamburg
Tel.: 040 / 299 44 01
Fax: 040 / 299 44 60
e-mail: info@hilfsverein-der-konservativen.de
Internet: https://www.konservativer-hilfsverein.de
Menschen in Not – Hilfsverein der Deutschen Konservativen e.V.
ist im Vereinsregister des Amtsgerichts Hamburg unter der Nummer VR 21464 eingetragen.
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Die Deutschen Konservativen e.V.
https://www.konservative.de/

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