Die größte französische Gewerkschaft CGT ruft seit gestern zum Streik auf, um gegen die Schließungen von Atom- und Kohlekraftwerken zu protestieren – also auch das AKW Fessenheim. Nach Ansicht von BUND-Geschäftsführer Axel Mayer geht es der CGT nicht alleine um die Arbeitsplätze, sondern auch um die gigantischen Summen, mit denen der Atomkonzern EdF einige Gewerkschaften seit vielen Jahren schmiert – Greenwash. Die französische Regierung hatte Mitte September angekündigt, das Atomkraftwerk im elsässischen Fessenheim an der deutschen Grenze schon Ende 2016 zu schließen. Präsident Francois Hollande bekräftigte zugleich sein Ziel, bis zum Jahr 2025 den Anteil der Kernkraft an der Stromversorgung auf 50 Prozent von derzeit 75 Prozent zu senken. Der deutsche Atom-Kohlekonzern Eon hatte im vergangenen Jahr bekanntgegeben, vier von sieben Kohlekraftwerken in Frankreich dicht zumachen. Auch dagegen richtet sich der Streik. Quelle: https://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1370542
Nach Ansicht von BUND-Geschäftsführer Axel Mayer geht es der CGT nicht alleine um die Arbeitsplätze, sondern auch um die gigantischen Summen mit denen der Atomkonzern EdF einige Gewerkschaften seit vielen Jahren schmiert. Diese „andere ökonomische Seite“ des Streiks wird leider nicht öffentlich diskutiert. In der Rede vom
07.10.2012 https://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/fessenheim-abschaltung.html ging Axel Mayer auf diesen Aspekt ein.
„So zahlt der Konzern seit 1946 jedes Jahr ein Prozent seines Umsatzes an die Sozialkasse CCAS. Diese hat rund 3700 Beschäftigte und besitzt Ferienzentren, Sanatorien und Restaurants, in denen sich EdF-Mitarbeiter mit ihren Angehörigen für wenig Geld verwöhnen lassen können. Zudem ist die CCAS eng mit der mächtigen, kommunistisch orientierten Gewerkschaft CGT verflochten. Mithilfe der einprozentigen Abgabe hat sich EdF über Jahrzehnte das Wohlwollen der Gewerkschaft erkauft“, sagt ein Branchenkenner. Vor allem diesen Geldern sei es zu verdanken, dass die Kommunistische Partei Frankreichs noch existiere.“ https://www.zeit.de/2002/43/Ein_Symbol_wankt/seite-2
Auch brandeins zeigt diese Verfilzung und ökonomische Abhängigkeit auf: „Ein unbestimmter Teil der jährlichen Zuwendungen für die Sozialkassen blieb über die Jahrzehnte auch im gewerkschaftlichen Filz hängen. Zum
populären politischen Gemeingut in Paris gehört die These, dass es die Kommunistische Partei ohne verdeckte Transfers aus der CCAS nicht mehr gäbe. Aber daran störte sich in Frankreich kaum jemand, schon gar nicht
die EdF-Führung, sicherte die CGT doch dauerhaft innerbetrieblichen Frieden und damit konstanten Energiefluss im Land/.“ https://www.brandeins.de/online-extras/dossiers/dossier/energie/artikel/der-dezente-riese.html
*Das undemokratische „atomare Dorf“ gibt es nicht nur in Japan sondern auch in Frankreich. An der Spitze stehen die EDF und AREVA. Die bilden eine dauerhafte habgiergeprägte Atomallianz aus Parteien, Regierung,Teilen der Medien und den Technokraten und hält die gut dotierten Posten in den staatlichen Aufsichtsgremien und der
Nuklearwirtschaft besetzt. Es ist traurig, dass gerade einige Gewerkschaften in Frankreich immer noch ein zentraler Teil des undemokratischen „atomaren Dorfes“ sind. Die Ausbeutung und radiologische Belastung der Leiharbeiter in den französischen AKW konnten die handzahmen Gewerkschaften bisher nicht abstellen. Und der EDF-Geldsegen sorgt dafür, dass die Arbeitnehmerorganisationen nicht sehen, dass alternative Energien und Energiesparen viel mehr Arbeitsplätze schaffen als die Atomwirtschaft. Frankreich hat mit dem sonnigheißen Süden und den windiglangen Küsten die besten Voraussetzungen für eine Energiewende. Das bringt Energie, das schafft Arbeit. Es ist erfreulich, dass zumindest in Deutschland Gewerkschaften und Umweltbewegung gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft ohne Atom- und Kohlekraftwerke streiten und auch bei einigen französischen Gewerkschaften zeigt sich ein langsames Umdenken. Der jetzige, rückwärtsgewandte Streik für Atom & Kohle, für veraltete und gefährliche Energieformen in Frankreich zeigt, dass auch linke Gewerkschaften erschreckend strukturkonservativ sein können.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführe, Freiburg, 9.10.2012