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Blick vom Fuß des Winterbergs nach Norden über Oberried, Gewerbegebiet (rechts) und Kirchzarten zum Kandel am 11.9.2012
- Neusprech & Propaganda: Sprache – Manipulation – Greenwash (1.6.2015)
- Enthüllung – Wie Syngenta gegen Pestizidkritiker vorgeht (26.6.2013)
- https://www.freiburg-schwarzwald.de/blog/neo-greenwash-kampagne/ (18.2.2013)
- Seitenwechsler: Vom Umweltaktivist zum Gentechnikkonzern (17.2.2013)
- https://www.freiburg-schwarzwald.de/blog/unwort-neger-verhoermethode/ (11.2.2013)
- https://www.freiburg-schwarzwald.de/blog/cgt-streik-fuer-fessenheim/ (9.10.2012)
- https://www.freiburg-schwarzwald.de/blog/streit-zwischen-kirche-und-gentechnik-lobby-wegen-greenwash-anzeige/
- https://www.freiburg-schwarzwald.de/blog/gentechnik-lobbyorganisation-fgv-demo-am-muenster-hauptportal/
- Krisenkomunikation von Monsanto in Genlobby
- Kosmetik
Neusprech & Propaganda: Sprache – Manipulation – Greenwash
„Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“ (George Orwell)
Die Manipulation von Sprache als Mittel der Machtausübung und Unterdrückung ist vermutlich so alt wie die Sprache selbst. Gerade auch in der Zeit des Faschismus wurde Neusprech politische und propagandistische Realität. Hitler hat nicht immer von Krieg gesprochen, wie uns das eine vereinfachende Geschichtsdeutung weismachen will. Er hat in den ersten Jahren der Machtausübung immer wieder von Frieden gesprochen, aber Krieg gemeint. Das Gift des Bösen war durchaus auch in Zucker getaucht. Wenn es der Geschichtsunterricht an den Schulen nicht wagt, diesen geschickt gestreuten “Zucker” zu beschreiben, dann können die Mechanismen der Propaganda nicht verstanden werden.
Massenmord – Endlösung
Auch heute wird Sprache zur Desinformation missbraucht. Dies gilt insbesondere für die Sprache des Militärs, gerade auch in Kriegszeiten. Das vom Nürnberger Waffenproduzenten Werner Diehl, in Kooperation mit dem Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall, gegründete Gemeinschaftsunternehmen “Gesellschaft für intelligente Wirksysteme” stellt laut TAZ vom 2.3.09 u. a. „intelligente“ Streubomben her, die nicht Streubomben genannt werden dürfen. Das orwellsche „Krieg ist Frieden“ galt auch für die deutsche Bundesregierung im lange Zeit unerklärten Krieg in Afghanistan. Ein asymmetrischer Krieg, der in der öffentlichen Darstellung aber nicht so genannt werden sollte. Erschreckend erfolgreich waren die Vorkriegs- und die Kriegslügen der Bush-Regierung. Dass Diktatoren lügen wissen wir. Unsere Aufgabe als Demokraten ist es, den Lügen in der Demokratie entgegenzutreten.
Tötung von Zivilisten – Kollateralschäden
Nicht tödliche Waffen – Nicht tödliche Wirkmittel
Waffen & Streubomben – Intelligente Wirksysteme
Militärischer Auftrag mit der Option zu töten – Robustes Mandat
Angriff – Vorwärtsverteidigung
Folter – Umstrittene Verhörmethode
Vertreibungspolitik – Siedlungspolitik
„er wurde gefoltert“ – „er wurde behandelt“
Neusprech muss nicht immer nur die Ersetzung oder Neuschaffung von Begriffen sein. Manche alten, wohlklingenden Begriffe werden einfach umgedeutet. 1969 wollte Willy Brandt gegen den politischen Muff und Filz der Nachkriegszeit „mehr Demokratie wagen“. Gemeint waren damit der Wunsch und der Wille „mehr Reformen zu wagen“. Über Jahrzehnte hat eine gezielte Umdeutung dieses positiv besetzten Begriffs stattgefunden. Heute steht das Wort „Reform“ für Sozialabbau und den neoliberalen Umbau der Gesellschaft. Niemand hat sich gegen diesen Missbrauch des Begriffs gewehrt. Auch über die Begriffe „Arbeitnehmer und Arbeitgeber“ lohnt es sich nachzudenken. Wer gibt und wer nimmt?
Sozialabbau – Reformen
Debatte um Gerechtigkeit – Neiddebatte
Wenn es um die Durchsetzung von Industrieinteressen gegen Mensch, Natur und Umwelt geht, dann setzen Atom-, Gen- und Chemielobbyisten schon lange auf Greenwash. Neusprech ist bei den großen PR-Firmen zwischenzeitlich Tagesgeschäft, gerade auch wenn nach großen Industrieunfällen (Bhopal, Seveso, Toulouse…) Krisenkommunikation als gezielte Desinformation betrieben wird. Mit dem gezielt eingeführten Kampfbegriff „Ökologismus“ versuchen Industrielobbyisten und neoliberale Netzwerke positiv besetzte Begriffe wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Ökologie zu ersetzen, Zukunftsfähigkeit zu diskreditieren und die Umweltbewegung in die politische Nähe von Sekten zu stellen.
Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Ökologie – Ökologismus
Gezielte Verkürzung der Produktlebensdauer / Geplante Obsoleszenz – Sinnvolle Gebrauchsdauer
Pestizid – Pflanzenschutzmittel
Öko-Laster / Ökoliner – Schwerer Lang-LKW
Gift – Wirkstoff
Abwrackprämie – Umweltprämie
Beseitigung von Giftmüll – Entsorgung
Kohlendioxid (CO2) Abgas-Pipeline – Klimaschutzpipeline
Müllverbrennung – Thermische Abfallbehandlung
Selbst bei „unpolitischen“ Naturschutzthemen gibt es Neusprech: „Durch eine umfassende Untersuchung konnte nachgewiesen werden, dass die seit 1912 in Baden-Württemberg „ausgestorbenen“ Wildkatzen wieder in den Wäldern des Landes umherstreifen“. (Zitatende) „Ausgestorben“ ist ein seltsam beschönigendes Wort. Es klingt nach „still von uns gegangen“. Bekämpft, verfolgt, ausgerottet, ausgemerzt…, diese Begriffe beschreiben den Umstand des „Aussterbens“ ein wenig treffender.
Eine Blüte der Desinformation und des Greenwash erleben wir im Zusammenhang mit Klimawandel und Atomenergie. „Es gibt keine menschengemachte Klimaveränderung“ war eine der vielen Werbeaussagen der PR-Firma Burson-Marsteller im Auftrag der Öl- und Kohlekonzerne in den USA. „Wegen der drohenden Klimaveränderung brauchen wir unbedingt mehr Atomkraftwerke“ ist nun die gegensätzliche, neue Werbebotschaft von Burson-Marsteller, denn die industriellen Meinungsmacher arbeiten jetzt auch für die Atomkonzerne. Der Begriff „Atomkraftwerk“ wird von vielen Menschen immer noch mit der Atombombe assoziiert. Darum wurde schon vor Jahrzehnten der harmloser klingende Begriff der Kernenergie eingeführt. Eine Offenbarung in Sachen Neusprech ist die Notfallschutzbroschüre des Regierungspräsidiums Freiburg für das AKW Fessenheim. Aus dem Katastrophenschutz wurde der Notfallschutz, aus dem Atomunfall das Ereignis und Radioaktivität tritt bei diesem Ereignis nicht etwa unkontrolliert aus, sondern Radioaktivität wird freigesetzt. Auch auf vielen Wikipedia-Seiten heißt der AKW-Schornstein zur Abgabe von krebserzeugender Radioaktivität immer noch Abluftkamin. Ein Teil der lebensbedrohenden Radioaktivität die aus dem AKW Fukushima entweicht, stammt aus einem „Abklingbecken“…
Atomkraftwerk – Kernkraftwerk
Plutonium-AKW – Schneller Brüter
Zwischenlager für „abgebrannte Brennelemente“ – Abklingbecken
Atommülllager – Entsorgungspark
Atomunfall – Ereignis
Atomkatastrophe – Bedeutsames Ereignis
Katastrophenschutz – Notfallschutz
Katastrophenschutzbroschüre – Notfallschutzbroschüre
Austritt von Radioaktivität – Freisetzung von Radioaktivität
Entgiftung – Dekontamination
AKW-Schornstein – Abluftkamin
George Orwell war ein realistischer Visionär. Er hat Neusprech, die Gedankendiktatur und den Überwachungsstaat beschrieben. Viele Diktaturen des letzten Jahrhunderts in Ost und West waren schrecklich, aber glücklicherweise technisch noch unvollkommen. Heute, in der Demokratie, sind wir da technisch „weiter“. Das zentrale Problem der Menschen sind nicht die unter entsetzlichen Opfern überwundenen Katastrophen und Diktaturen. Das Problem ist unsere offensichtliche Unfähigkeit daraus zu lernen. Gegen Neusprech, Propaganda und Greenwash lässt sich in der real existierenden Demokratie leichter angehen als in einer Diktatur. Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir beginnen, uns gegen die Manipulation der Sprache und des Denkens zu wehren?
1..6.2015, Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer in FR,, Kreisrat, Vizepräsident im Trinationalen Atomschutzverband
https://www.mitwelt.org/neusprech.html
Enthüllung – Wie Syngenta gegen Pestizidkritiker vorgeht
Der folgende Beitrag zu Syngenta ist auch für AKW-KritikerInnen sehr spannend, denn er beleuchtet die Methoden, mit denen auch Atom-Konzerne und deren PR-Abteilungen arbeiten. www.Genfoodneindanke.de ist ein Projekt des Bio-Verlags, der unter anderem die Naturkostzeitschrift Schrot&Korn herausgibt und das Internet-Portal www.naturkost.de betreibt. Redaktion: Leo Frühschütz
Übersicht: /Greenwash/, Akzeptanz, Akzeptanzforschung *…* – /Bund/
https://www.bund-rvso.de/idx-greenwash.html
www.*bund*.net/suedlicher-oberrhein/idx-*greenwash*.html?
Enthüllung – Wie Syngenta gegen Pestizidkritiker vorgeht
Der Schweizer Chemiekonzern Syngenta hat mit einer millionenschweren Kampagne Experten gekauft und versucht, Kritiker seines Pestizids Atrazin in den USA mundtot zu machen. Das enthüllte das Journalistenportal 100Reporters
und stellte die Belege dafür ins Netz. – siehe [1]
Das Herbizid Atrazin ist in Deutschland und der EU seit langem verboten, weil es das Grundwasser belastet. Auch in den USA tauchte das Herbizid in zahlreichen Trinkwasserbrunnen auf. 2004 begann ein Prozess, in dem über 1000 kommunale Wasserwerke aus sechs US-Staaten Entschädigung von Syngenta verlangten. Erst 2012 einigten sich die Parteien in einem Vergleich darauf, dass der Konzern 105 Millionen US-Dollar an die Wasserwerke zahlt. Atrazin
ist in den USA weiterhin erlaubt, die Umweltbehörde EPA will jedoch die Zulassung überprüfen.
100Reporters erstritt sich nach dem Prozess Einsicht in die Gerichtsakten nach dem Freedom of Information Act und stieß auf Hunderte von Dokumenten, die detailliert belegen, wie Syngenta versuchte, den Prozess zu beeinflussen. So ließ der Konzern mögliche Schwachstellen eines Richters ausforschen. Auch auf Mitglieder der Kommission, die die EPA zu Pestiziden berät, wurden Detektive angesetzt.
Besonders ins Visier nahm Syngenta den Berkeley-Professor Tyrone Hayes. Er hatte in einer Studie nachgewiesen, dass Atrazin hormonelle Wirkungen hat und männliche Frösche zum Eierlegen brachte. Ursprünglich hatte er die
Forschung 1997 mit Unterstützung des Syngenta-Vorgängers Novartis begonnen. Weil der Konzern ihm verbot, die Ergebnisse zu veröffentlichen, wiederholte er die Frösche-Studie mit anderen Geldgebern, publizierte sie und wurde zu einem engagierten Atrazin-Kritiker.
Syngenta hatte ein psychologisches Profil des Professors erstellen lassen, schickte zu seinen Auftritten geschulte Gegenredner und diskutierte darüber, ob man ihn kaufen oder seine familiären Verhältnisse untersuchen sollte. In
einem Memo gibt die damalige Kommunikationschefin des Unternehmens das Ziel vor, Hayes in Skandale zu verwickeln, um seien Glaubwürdigkeit zu erschüttern.
Zahlreiche Belege dokumentieren, wie Syngenta nach außen hin unabhängige Wissenschaftler und Organisationen für positive Stellungnahmen über Atrazin zahlte. Eine Liste solcher Experten umfasste 130 Namen. Die Texte wurden von Syngenta überarbeitet, bevor sie erschienen. Allein 100.000 Dollar gab der Konzern aus, damit eine Organisation sich kritisch mit der Arbeit eines Journalisten der New York Times auseinandersetzte.
26.6.2013, https://www.genfoodneindanke.de/wp/2013/06/e
Journalistenportal 100Reporters
[1] https://100r.org/2013/06/pest-control-syngentas-secret-campaign
Krisenkomunikation von Monsanto in Genlobby
Als Krisenkommunikation wird die Öffentlichkeitsarbeit von Firmen, Verbänden und Behörden in Krisen-Situationen verstanden. Die Veröffentlichung von Gilles-Eric Seralini von der Universität Caen ist für Monsanto und die globale Genlobby mehr als eine Krise. Die globale PR-Kampagne gegen die Genmaisstudie und ihren Herausgeber läuft an:
- Weil Professor Gilles-Eric Séralini von der Universität Caen bereits 2007 vor Vergiftungssymptomen durch Genpflanzen warnte, wurde er schon in den ersten Presseartikeln zur Studie dem Lager der Gentechnik-Kritiker zugerechnet. Eine solche vorschnelle Zuordnung wäre journalistisch akzeptabel, wenn bei all den Jubelstudien zur Gentechnik und den darauf folgenden Medien-Beiträgen ähnlich verfahren würde.
- Wenn jetzt, zu Beginn der PR-Kampagne, der Vizepräsident des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBio), Prof. Diethard Tautz, die Studie seines französischen Kollegen in allen Medien scharf kritisiert, dann wird die Frage nach seinem erkenntnisleitenden Interesse, seinen bisherigen Auftraggebern und möglichen Lobbyverbindungen (auch des Verbandes VBio) nicht öffentlich hinterfragt. Der Verband VBio ist in den letzten Jahren öffentlich und offensiv für die Anwendung der Gentechnik eingetreten.
- Zur Krisenkommunikation in der ersten Phase gehört üblicherweise auch der gezielte Einsatz von Leserbriefschreibern, die Manipulation von Internetforen und Wikipedia-Manipulation. Der Lebenslauf der kritischen WissenschaftlerInnen wird ausgespäht, mit dem Ziel, mögliche Angriffsflächen zu finden.
Einschub: Die Pusztai-Affäre
1998 machte Dr. Árpád Pusztai Ergebnisse von Untersuchungen im Fernsehen und in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet 1999 öffentlich. Die darauf folgende Auseinandersetzung über die Gültigkeit der Forschungsergebnisse und die gut organisierte Kampage gegen ihn wurde als Pusztai-Affäre bekannt.
Die globale Genlobby begann mit erfolgreicher “Krisenkommunikation”, mit Verdächtigungen, Unterstellungen, Rufmordkampagnen und dem Versuch, die Ergebnisse der Studie zu diskreditieren und den Herausgeber der Studie wissenschaftlich zu vernichten. Als Folge dieser Kampagne wurde Pusztais Arbeitsvertrag nicht mehr verlängert und das Rowett Research Institute schloss ihn von der Mitwirkung an weiteren Untersuchungen aus. Pusztais Untersuchungen hatten Hinweise ergeben, dass der Verzehr von gentechnisch veränderten Kartoffeln Schäden am Immunsystem und verändertes Organwachstum bei Ratten hervorrufen könnte. Eine Überprüfung der Royal Society, sowie die von The Lancet zugewiesenen Prüfer gaben an, dass Pusztais Studie methodologisch unbrauchbar sei und keinen solchen Schluss zulasse. Nach diesen gut organisierten Angriffen analysierten 23 unabhängige ForscherInnen aus insgesamt 13 Ländern, darunter etliche Universitätsprofessoren, wie Prof. Ian Pryme von der Universität Bergen, unabhängig voneinander seinen Versuch. In einem Memorandum forderten daraufhin die beteiligten Wissenschaftler öffentlich die Rehabilitierung von Pusztai. Sie bestätigten, dass die Annahme begründet sei, der Verzehr von gentechnisch veränderten Pflanzen könne auch bei Säugetieren erhebliche gesundheitliche Auswirkungen nach sich ziehen. Die Pusztai-Affäre war in ihrer ganzen Bösartigkeit ein typisches Beispiel für gut organisierte Krisenkommunikation. Quelle für Textteile: Wikipedia
Bei Krisenkommunikation müssen zwei unterschiedliche Ebenen betrachtet werden:
1. Da ist die notwendige, sachliche Kommunikation, um eine Krise zu überwinden, Panik zu vermeiden und Schäden und Opfer zu minimieren.
2. Es gibt allerdings auch die propagandistische Ebene der gezielten Verharmlosung und Desinformation, denn nicht nur eine störende wissenschaftliche Studie, der Reaktorunfall, die Umweltkatastrophe, der Klimawandel, das bekannt gewordene Massaker oder der Ölunfall sind das Problem für Umweltzerstörer, Diktatoren und Konzerne, sondern eine möglicherweise darauf folgende “schlechte Krisenkommunikation”.
Es gibt eine “Kommunikationsindustrie”, Akzeptanzforschung und eine weltumspannende Manipulations- und Greenwash-Industrie, deren Aufgabe es ist, umweltgefährdende Projekte wie die Laufzeitverlängerung für AKW oder die so genannte “grüne” Gentechnik “grünzuwaschen”, Akzeptanz zu schaffen und gegen Widerstände in der Bevölkerung und der Politik durchzusetzen. Umweltzertifikate wie ISO 14001 oder EMAS für Atomkraftwerke sind klassische Beispiele für Greenwash. Diese Manipulationsindustrie hat im Auftrag der Öl-, Kohle-, und Autoindustrie auch jahrelang die Folgen der menschengemachten Klimaveränderung herunter gespielt und insbesondere in den USA notwendige Gesetzesänderungen verhindert.
Nach dem Reaktorunfall, der Chemiekatastrophe oder der Ölpest, nach Fukushima, Tschernobyl, Contergan, Bhopal, DDT und Asbest oder der unpassenden Studie… kümmert sich dann ein anderer Zweig der gleichen Greenwashindustrie im Rahmen von “Krisenkommunikation” darum, aus der Katastrophe ein “Ereignis” zu machen, das Problem herunter zu spielen, Schadensersatzansprüche zu minimieren und alle Hinweise auf die zuvor geschaffenen Mythen der absoluten Sicherheit zu “löschen”. Nicht nur der Reaktorunfall, die Umweltkatastrophe, der Klimawandel oder der Ölunfall sind das Problem für Umweltzerstörer und Konzerne, sondern insbesondere auch die möglicherweise folgende “schlechte Krisenkommunikation” und die sich möglicherweise daraus ergebenden Schadensersatzforderungen.
Im Bereich Krisenkommunikation arbeiten die größten Werbefirmen der Welt. Burson-Marsteller ist Spezialist im so genannten “Krisenmanagement: “Nach dem Reaktorstörfall von Three Mile Island in den USA im Frühjahr 1979 polierte die Agentur das angekratzte Image des Betreibers wieder auf. Dem Chemieriesen Union Carbide standen sie nach der Katastrophe im indischen Bhopal zur Seite, bei der über 2000 Menschen ihr Leben verloren.” schreibt Ulrich Müller von LobbyControl.
“Heute hat fast jedes Unternehmen und natürlich auch Gen-Konzerne wie Monsanto einen PR-Plan
für Krisenkommunikation in der Schublade, um eventuelle profitschädliche Probleme zu antizipieren und herunterzuspielen”, schreiben die Autoren Stauber und Rampton im lesenswerten Buch “Giftmüll macht schlank” und beschreiben dort auch genau, wie solche Pläne aussehen.
Die Umweltbewegung hat es in den vergangenen Jahren leider versäumt, sich intensiv genug mit Greenwash, PR und Krisenkommunikation auseinander zu setzen. Dies sollte sich ändern. Es geht bei diesem Text nicht um den Inhalt der neuen Genstudie, den wir, so wenig wie andere, schnell bewerten können. Es geht darum, auf die Kommunikationsstrategien der Konzerne aufmerksam zu machen. Die Kampagne gegen den Wissenschaftler Dr. Árpád Pusztai sandte auch ein Signal an die Wissenschaft: “Wagt es nicht, gegen unsere ökonomischen Interessen zu forschen” war die Botschaft. Bei wichtigen Themen wie der Gentechnik brauchen wir tatsächlich unabhängige Studien und WissenschaftlerInnen, Untersuchungen, die nicht in ihrer Mehrzahl von Gen-Konzernen bezahlt werden und eine Wissenschaft, die im Zeitalter der Gier nicht von Drittmitteln aus der Industrie abhängig gehalten wird. Und wir brauchen natürlich auch den wissenschaftlichen Streit um Erkenntnis. In diesem Streit sollten allerdings die Spieße gleich lang sein und dies sind sie bei den gegenwärtigen Konflikten um die Gentechnik leider nicht.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer in Freiburg, 24.4.2012
https://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/genmais-krisenkommunikation.html
Seitenwechsler: Vom Umweltaktivist zum Gentechnikkonzern
Mark Lynas: Der „fliegende Wechsel“ einzelner „Umweltaktivisten“ zur Industrie gehört zum PR-Geschäft der Gen- und Atomkonzerne. Sie wollen in der Industrie als Atom- oder Genlobbyist Karriere machen? Dann gibt es zwei Möglichkeiten. Sie können den üblichen, langen Weg gehen und sich in den Konzernen langsam und mühsam nach oben dienen. Oder Sie werden erst einmal Umweltaktivist und wechseln dann spektakulär die Seite…
Vor einigen Jahren ist der „Ex-Greenpeace-Aktivist“ Bjorn Lomborg diesen Weg sehr erfolgreich gegangen. Nach seinem medial hervorragend inszenierten Seitenwechsel warf er den Umweltorganisationen in seinem
industriefreundlichen Buch „Apokalypse No“ vor, sie schürten unbegründete Umwelt-Ängste. Der sehr medienwirksame Hinweis auf die ehemalige Greenpeace-Mitgliedschaft gehörte zum gezielten Marketing.
Der Biochemiker Jens Katzek hatte beim BUND jahrelang gegen Gentechnik „gekämpft“, bevor er zum Saat-guthersteller KWS wechselte. „Ich hab die Ideologie irgendwann mal ausgeschaltet und fand viele Antworten der Industrie überzeugend“, sagt Katzek. Sein Seitenwechsel wurde ihm hoch angerechnet: Bei der Bio Mitteldeutschland GmbH verdiente er fast so viel wie der Ministerpräsident: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-60883164.html
Der neue Medien-Star der Atom- und Genlobby ist aktuell Mark Lynas. 357.000 Ergebnisse fanden sich schon Mitte Februar 2013, wenn der Begriff „Mark Lynas“ bei google eingegeben wird. So schrieb nicht nur Die Zeit begeistert: „Der namhafte britische Bio-Aktivist Mark Lynas, bis vor kurzem einer der leidenschaftlichsten Gegner des Genfood-Konzerns Monsanto, nahm im Januar alles zurück und behauptet nun: Das Umweltproblem und der weltweite Hunger können nur durch Gentechnik gelöst werden. Lynas entschuldigte sich sogar dafür, dass er bis dahin mitgeholfen hatte, diese „wichtige technologische Option zu dämonisieren“ und viele unwahre Mythen über Genfood zu verbreiten.
Es ist ziemlich putzig, was die Umweltbewegung diesen Kampagnen entgegen setzt… Mehr Infos zu Seitenwechslern, Spitzeln, Spionen und Co. und der gezielten Unterwanderung von Umweltgruppen, Sozialer Bewegung und NGO`s auf https://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/spitzel-spione-attac-ngo.html
17.2.2013, Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer
https://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/mark-lynas-seitenwechsel.html