Es liegt im deutschen Interesse, als Land in der Mitte Europas mit all seinen Nachbarn gute Beziehungen zu haben. Dies erkannte Willy Brandt mit seiner nach Osten gerichteten Entspannungspolitik, die er zum Mißfallen der USA zu einer Zeit durchsetzte, als Russland die DDR unter seiner Knute hielt. Warum sollte diese erfolgreiche Entspannungspolitik nicht mehr gültig sein, nachdem Russland in der Ukraine einmarschiert ist?
Die USA wollen Hegemonialmacht bleiben. Deshalb werden sie aufgrund des Erstarkens von China nicht zulassen, daß China als Wirtschaftsmacht Nr. 1 durch das Zusammengehen mit Russland als Energiemacht Nr.1 weiter gestärkt wird. Spätestens die auf Biden nachfolgende Administration wird die Ukraine genauso fallen lassen wie zuvor Afghanistan, und sie wird den Widerstand einer Kooperation „Technik gegen Rohstoffe“ zwischen Deutschland und Russland aufgeben. Viele Stimmen in der amerikanischen Politik (hier oder hier) zeigen, daß dies kein Wunschdenken ist, sondern US-Geopolitik.
Jeder Krieg ist sinnlos und umsonst. Die Ampel-Regierung muß sich von ihrer naiven („Russland ruinieren“) und unwirksamen („Sanktionen und Waffen GEGEN einen Krieg“) Aussenpolitik verabschieden und auf die sich mehrenden Stimmen in Deutschland hören, die Friedens- statt Kriegsrhetorik und diplomatische Verhandlungen statt kaltem Krieg 2.0 fordern. Hier einige Stimmen.
(1) Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) „Wir können auf russisches Gas nicht verzichten“:
„Wenn wir den Zeitraum für die Endlagersuche betrachten, ist es doch nicht entscheidend, ob die deutschen fünf, zehn oder 15 Jahre länger am Netz bleiben“, sagte der stellvertretende CDU-Vorsitzende den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Damit meine ich nicht nur die drei verbliebenen Meiler, sondern alle, die sich reaktivieren lassen. Ideologie können wir uns in der jetzigen Lage nicht leisten. “ …
„Wir erleben gerade, dass wir auf russisches Gas nicht verzichten können. Unsere Sanktionen haben diese Mangelsituation auch mit verursacht“
… Alles vom 24.9.2022 bitte lesen auf
https://www.berliner-zeitung.de/news/michael-kretschmer-wir-koennen-auf-russisches-gas-nicht-verzichten-li.270340
(2) Ulrike Guérot in ihrem Beitrag Vier Kriege toben in der Ukraine am 2.6.2022:
„Gemäß der US-geopolitischen Doktrin des amerikanischer Politikwissenschaftlers und Politikberaters Zbigniew Brzeziński verbietet der hegemoniale Anspruch der USA eine Kooperation von Deutschland bzw. EU und Nato mit Russland. Deshalb wird auf ukrainischem Boden eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen USA und Russland ausgefochten.“
Im Pleisweiler Gespräch mit Guerot am 17.7.2022:
„Daß die Amerikaner alles in der EU bestimmen ist real, die Frage ist nur, wann wir dies bemerken. Und ob wir uns trauen, den Amerikanern zu widersprechen, ohne uns zu Feinden zu machen.“
(3) Oskar Lafontaine fordert, deutsche Realpolitik müsse sich von der Bevormundung durch die USA lösen: „Krieg ist kein Mittel der Politik“ – dieser Kernsatz von Willy Brand gilt. Kein Weg führt an der Entspannungspolitik vorbei, die wir wieder haben müssen.“ In einem Beitrag in der NZZ warnt Lafontaine nachdrücklich vor der Ausweitung des Ukrainekriegs, wenn Deutschland schwere Waffen und Panzer liefert.
(4) David Berger sieht im Selbsthass den tieferen Grund für die Kriegseuphorie („Wir müssen Russland ruinieren“) , die die Deutschen seit dem 24.2.2022 ergriffen hat:
„Es sind nicht Faschismus und der Hass auf das Fremde, der die deutsche Gesellschaft, angeheizt von ihren Medien, zu den Verirrungen und Entgleisungen treibt, die sich seit Ende Februar Bahn brechen. Es ist der Selbsthass. Selbsthass, der über mindestens sechs Jahrzehnte auferzwungener mentaler Selbsterniedrigung angestaut wurde und sich nicht länger erträgt.
Der deutsche Selbsthass ist die finale Konsequenz der (west)alliierten Re-Education: ihrer ununterbrochenen Dämonisierung der Deutschen, die uns als tief traumatisiertes Volk uns selbst entfremdet hat – mehr, als wir es je gewesen sind. Weil die Deutschen sich selbst nicht lieben dürfen, hassen sie sich. Sie hassen sich dafür, dass sie der normalen Liebe, die jedes Volk sich selbst entgegen bringt, nicht wert sein dürfen. Dieser über Jahrzehnte angestaute Gärungsprozess bekommt nun ein Substitut, über das er sich entladen darf, über das er als korrumpiertes Zerrbild nach außen explodiert wie Lava aus einem Vulkan: er bekommt die Ukraine als positives Identifikations-Objekt und Russland als Blitzableiter seines Hasses.“
David Berger am 17.5.2022 in „Gründe des deutschen Ukraine-Fanatismus – Selbsthass“
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(5) Eugen Drewermann, Theologe und Psychologe sowie Deutschlands führender Friedensaktivist, hat in seiner „Rede gegen den Krieg“ https://youtu.be/0yUMuRiqiOY den Ukrainekrieg scharf verurteilt: „Aus Mitleid mit Menschen müssen wir den Krieg verweigern. Die Angst die zu ihm führt, müssen wir überwinden durch Gemeinsamkeit in Respekt vor der Angst des anderen, die sie als Gegner überhaupt erst züchten.“
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(6) Klaus von Dohnanyi (93), das letzte noch lebende Mitglied der Regierung Willy Brandt, sagte am 25.3.2022 bei Lanz: „Wir müssen jeden Schritt tun, um uns nicht nur zu bewaffnen, sondern auch zukünftige Kriege zu vermeiden. … Das kann am Ende nur Diplomatie – und wie ich meine, auch das Verständnis nationaler Interessen aller Beteiligten… Wir brauchen auch den Versuch eines Ausgleichs mit Russland – auch nach Putin.“ https://www.zdf.de/nachrichten/politik/dohnanyi-lanz-ukraine-krieg-russland-100.html
Klaus von Dohnanyi: Nationale Interessen – Orientierung für deutsche und europäische Politik in Zeiten globaler Umbrüche, Siedler 2022
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(7) Vom Diktum „Schwerter zu Pflugscharen“ hat sich die evangelische Kirche dahingehend verabschiedet, daß sie die Lieferung von schweren Waffen und Panzern ins ukrainische Kriegsgebiet befürwortet. Margot Kässmann, ehem. EKD-Ratsvorsitzende, wendet sich strikt dagegen und verteidigt den Pazifismus im Ukrainekrieg: „Es gibt den Pazifismus noch, und er ist nicht durch diesen einen Krieg jetzt absolut in Frage gestellt. … sollte nicht aus der Geschichte heraus Deutschland das Land sein, das versucht, so schnell wie möglich Frieden zu schaffen und sich als diplomatische Vermittlerin anzubieten?„