StMaergen – Infrastruktur

Manfred Kreutz ist seit sechs Wochen Bürgermeister in St. Märgen. Der 42-jährige gelernte Bankkaufmann mit viel Erfahrung in der Kommunalpolitik ist gebürtiger St. Märgener und lebt mit Frau und drei Kindern in der Gemeinde. Im Interview äußert er sich zu Infrastruktur, Wegfall der Hauptschule, Fernwärmeprojekt, Windkraft, Weißtannenhalle und bezahlbarer Baugrund.
Dreisamtäler: Herr Kreutz, Sie haben am 1. Mai 2013 das Amt des Bürgermeisters in St. Märgen übernommen. Wie gefällt Ihnen Ihr neuer Arbeitsplatz?
Kreutz: Ich habe ein gut geführtes Rathaus mit motivierten und pflichtbewussten Mitarbeitern vorgefunden und die Geschicke einer Schwarzwaldgemeinde wie St. Märgen zu leiten, ist eine sehr reizvolle Aufgabe. Denn St. Märgen ist lebens- und liebenswert!
Dreisamtäler: Was macht den Reiz St. Märgens aus?

Infrastruktur
Kreutz: Obwohl St. Märgen eine kleine ländliche Gemeinde ist, verfügt es über eine sehr gute Infrastruktur. Wir haben Bäcker und Metzger, Lebensmitteldiscounter, ein Arzthaus und eine Apotheke, so dass die Dinge des täglichen Bedarfs tatsächlich in St. Märgen erledigt werden können. Hinzu kommen eine hervorragende und vielfältige Gastronomie und viele Handwerks- und Gewerbebetriebe. Besonderheiten, die zu St. Märgens Einzigartigkeit beitragen, sind dabei die „Kartoffelkiste“, in der der Tännlehof seine Produkte selbst vermarktet, das Landfrauencafe Goldene Krone oder die Galerie „ars alta“ mit ihren regelmäßigen Ausstellungen.
Dreisamtäler: Eine solche Infrastruktur ist nicht selbstverständlich. Anderen Schwarzwaldgemeinden vergleichbarer Größe bricht die Infrastruktur eher weg.
Kreutz: Da haben Sie recht! Mit knapp 2000 Einwohnern wäre eine solche Infrastruktur nicht zu erwarten. Aber St. Märgen lebt in hohem Maße vom Tourismus und unsere Wahrzeichen sind natürlich das Kloster und die Klosterkirche. Pro Jahr haben wir etwa 80.000 Übernachtungen und davon profitieren nicht nur die Übernachtungsbetriebe, sondern die gesamte Infrastruktur.
Dreisamtäler: Die Förderung der Infrastruktur ist deshalb auch politisch ein Thema für Sie?
Kreutz: Die Infrastruktur hier vor Ort so zu erhalten oder sogar noch auszubauen ist ein zentrales Anliegen für mich. Ich könnte mir auch das ein oder andere Angebot im Bereich der Gesundheitsdienstleistungen für St. Märgen noch vorstellen. Eine intakte Infrastruktur bedeutet Lebensqualität für die Bürger, vor allem auch für die älteren Mitbürger, die nicht mehr so mobil sind. Denn der demografische Wandel macht auch vor St. Märgen nicht halt – obwohl unsere Bevölkerungsstruktur noch sehr ausgewogen ist und wir relativ hohe Geburtenzahlen im Ort haben. Pro Jahr sind es um die 20 Kinder. Solche Zahlen garantieren den Bestand von Kindergarten und Grundschule auf jeden Fall.
Dreisamtäler: Hier sprechen sie jetzt ein kritisches Thema an: die Kinderzahlen reichen jedoch nicht mehr, um die Hauptschule im Ort halten zu können – da fällt zukünftig eine infrastrukturell wichtige Einrichtung weg.

Der Wegfall der Hauptschule
Kreutz: Es ist natürlich so, dass immer mehr Kinder die weiterführenden Schulen wie Realschule und Gymnasium besuchen. Um  die Hauptschule, die in den letzten Jahren ja zur Werkrealschulers umgewandelt wurde, hier vor Ort zu halten, haben sich St. Peter und St. Märgen vor 40 Jahren schon zu einer Kooperation zusammengeschlossen. Trotz dieser Kooperation reichen die Schülerzahlen nicht aus. Eine künftige 5. Hauptschulklasse kommt aufgrund mangelnder Anmeldungen im nächsten Schuljahr nicht zustande, die vom Oberschulamt geforderte Klassenstärke wird nicht erreicht. Die jetzige fünfte Klasse wird als sechste Klasse im kommenden Schuljahr noch in St. Märgen geführt und wird sich dann Richtung Dreisamtal umorientieren müssen. Die künftige neunte Klasse kann im nächsten Jahr ihren Abschluss noch in St. Peter machen. Das Thema ist natürlich sehr emotional besetzt und es fällt uns nicht leicht, den Schulstandort hier aufzugeben. Aber wir sehen keine andere Möglichkeit. Die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule war nicht möglich war, da die Schülerzahlen für eine Zweizügigkeit nicht ausreichen. Wir fühlen uns als Gemeinden mit dieser Thematik von der Landesregierung allerdings auch etwas allein gelassen. Wir werden uns nun auf eine gute, zukunftsorientierte Grundschule konzentrieren!

    Bürgermeister Manfred Kreutz in der Schwarzwaldhalle
  

Fernwärmeprojekt
Dreisamtäler: Nach St. Peter und Breitnau entsteht nun auch in St. Märgen ein Fernwärmeprojekt.
Kreutz: Initiiert wurde dieses Projekt durch engagierte Bürger, die die Energiegenossenschaft St. Märgen ins Leben gerufen haben. Das Projekt befindet sich in der Realisierungsphase. Die Bauarbeiten haben im April begonnen, zum Winter hin soll die Heizzentrale in Betrieb gehen und dann künftig 170 Anschlussnehmer mit Wärme versorgen. In einem ersten Schritt werden wir über ein Holzhackschnitzel-Heizwerk Fernwärme produzieren und in einem zweiten Schritt soll ein Blockheizkraftwerk mit Holzvergasung realisiert werden. Das Projekt hat ein Investitionsvolumen von fünf Millionen Euro und wird 1600 Kilowatt Wärme pro Jahr regenerativ erzeugen.
Dreisamtäler: Welche öffentlichen Gebäude schließen sich denn an?
Kreutz: Alle kommunalen Gebäude, also Rathaus, Schule, Kindergarten und die kirchlichen Gebäude. Der Wärmebezug wird für die Abnehmer im Schnitt mindestens 5 % unter dem Ölpreis liegen, eher sogar 10 %

Windkraft
Dreisamtäler: St. Märgen tut also etwas für die Energiewende. Windkraft gegenüber steht der Gemeinderat aber eher kritisch entgegen.
Kreutz: Auf St. Märgener Gemarkung selbst sind im Windatlas keine realisierbare Standorte ausgewiesen …
Dreisamtäler: … St. Märgen erhebt aber kräftig Einspruch gegen Windkraftstandorte von Nachbargemeinden – zum Beispiel gegen den Standort Otten.
Kreutz: Wir haben im Gemeindeverwaltungsverband Glottertal, St. Peter, St. Märgen den Standort Platte bzw. Hochwald ausgewiesen, wo eventuell noch weitere Windräder aufgestellt werden können. Von daher verhindern wir Windkraft nicht völlig. Allerdings ist die Landschaft hier sensibel. Wir haben aufgrund unserer Höhenlage den größtmöglichen Blick auf die Räder um uns herum und müssen auf den Tourismus Rücksicht nehmen. Wir wollen keine willkürliche Verspargelung der Landschaft. Grundsätzlich ist mir die Förderung der Energiewende ein Anliegen und ich denke, dass in St. Märgen noch viel Potential bei der Nutzung der Wasserkraft da ist. Das ist auch ein Thema, das die Energiegenossenschaft St. Märgen in Angriff nehmen will.

Areal Schwarzwald- und Weißtannenhalle
Dreisamtäler: Welche Ziele sind Ihnen besonders wichtig für die nächsten Jahre?
Kreutz: Wir haben am Ortsrand St. Märgens ein ganz einzigartiges Veranstaltungsareal. Mit Schwarzwald- und Weißtannenhalle haben wir großzügige Multifunktionshallen für Sport- oder Brauchtumsveranstaltungen. Dort konzentrieren sich Sportanlagen wie Reit- und Tennisplätze, ein MTB-Übungstrack, das Schwimmbad im Sommer und Loipen im Winter. Neu gebaut wurde dort auch die Deckstation, die vom Landesgestüt Marbach betrieben wird. In diesem Areal steckt noch eine Menge Potential, das ausgebaut und optimiert werden könnte, auch um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen! Das Engagement der Vereine in St. Märgen ist ungeheuer groß und in den Hallen stecken sehr viele Eigenleistungen der Vereine, deshalb gilt es, diese Einrichtungen zu fördern!

Dreisamtäler: Gibt es noch weitere kommunalpolitische Ziele?
Kreutz: Ja natürlich, die Ausweisung von bezahlbarem Bauland für Familien und Einheimische, die Weiterentwicklung des neuen Gewerbegebietes Klausen 2 , ebenso wie der  öffentliche Nahverkehr halte ich für wichtig. St. Märgen ist sehr gut an Kirchzarten und Freiburg angebunden. In Richtung Thurner, Glashütte und Buchenbach ist es jedoch schwierig. Hier suche ich nach Lösungen, die auch finanzierbar sind.
Dreisamtäler: Herr Kreutz, vielen Dank für das Gespräch!
13.6.2013, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

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