XP Ende – geplante Obsoleszenz

Windows XP „am Ende“: Ein Millionen-Computerwegwerfprogramm und geplante Obsoleszenz? Nach 12 Jahren wird Microsoft das Betriebssystem Windows XP nicht mehr mit Sicherheitsupdates versorgen. Der Support läuft am 8.4.2014 aus. Was erstaunlicherweise nicht kritisch diskutiert wird, ist die Tatsache, dass das Ende von Windows XP auch das Ende für einen Großteil der „30 Prozent der etwa 1,5 Milliarden Rechner weltweit“ bedeuten könnte. Bei keiner anderen Technik ist das „Schneller kaufen – Schneller wegwerfen“ mehr akzeptiert als in der Computer-Branche und bei den von der Industrie dazu gut erzogenen NutzerInnen. Schon seit einigen Jahren drängt Microsoft nach dem Sachzwangprinzip die NutzerInnen zum Umstieg und Neukauf auch dadurch, dass die neuesten Programme und Endgeräte nicht mehr unter XP laufen. Millionen von NutzerInnen werden so gezwungen, eine neue Software zu beschaffen, obwohl sie mit dem „alten Programm“ durchaus zufrieden sind. Jahrelang hat die Mehrzahl der NutzerInnen die Windows-Nachfolgeprogramme wie Vista schlicht boykottiert. Jetzt werden sie zum Neukauf gezwungen. Für Microsoft ist das Ende von XP finanziell eine äußerst lohnende Sache. Die Frage, ob es nicht möglich wäre, Computerprogramme wie Windows XP (gerne auch kostenpflichtig) einfach weiter zu entwickeln und damit eine gigantische Verschwendung von Rohstoffen und Energie zu vermeiden, wird nicht gestellt.
Um den Umstieg zu beschleunigen, wird jetzt in den Medien heftig vor dem drohenden Virenbefall gewarnt. Es gibt eine erstaunliche, öffentlich nie diskutierte Realität. Hacker & Virenproduzenten schaden nicht etwa den Computer- und Softwarekonzernen. Manchmal nützen sie diesen und wenn es sie nicht gäbe, müssten die Konzerne sie erfinden.
„XP ist noch immer das am zweithäufigsten eingesetzte PC-Betriebssystem. Auf knapp 30 Prozent der etwa 1,5 Milliarden Rechner weltweit läuft die betagte Software mit ihren quietschbunten Knöpfen und den abgerundeten Fensterecken.“, schreibt die Süddeutsche Zeitung und warnt wie viele andere Medien vor den zu erwartenden Angriffen der Hacker.

Viele gut funktionierende „ältere“ Computer haben massive Probleme mit der Nachfolgesoftware und Fachleute sagen, alle Computer die älter als zwei- bis drei Jahre seien, gehören auf den Müll (Recyclinghof). So ist das Ende von Windows XP auch ein nicht hinterfragtes, gigantisches Computerwegwerfprogramm. Während Computerrohstoffe immer seltener zu finden sind und in Afrika blutige Kriege für Computerrohstoffe wie Coltan geführt werden, gibt es in Deutschland bisher keine kritischen Stimmen zu diesem aktuellen Verschwendungsthema. Eine sinnvolle, gerne auch kostenpflichtige, Weiterentwickung eines Computerprogrammes widerspricht der Ex- und Hopp Systemlogik, die Wachstum braucht wie eine Droge und dieses Wachstum nur noch über immer kürzere rohstoffverschwendende Produktlebenszyklen erreicht.
Zugegeben: In unserer schnelllebigen Zeit sind 12 Jahre „Laufzeit“ für ein Computer-Programm tatsächlich eine recht lange Zeit. Dennoch sollten die Medien und die kritischen ComputernutzerInnen einen technischen Fortschritt fordern, der gigantische Computer- Rohstoff- und Energiewegwerfprogramme vermeidet und den Menschen und nicht den Konzernen dient. Tipps wie „alte“ Computer nachgerüstet werden können, um den Neukauf zu verhindern, finden sich in der Berichterstattung fast nie.
Das Ende von Windows XP ist vielschichtig zu bewerten. Es ist einerseits tatsächlich ein technischer Fortschritt und andererseits eine Bevormundung einer Vielzahl von KundInnen, die mit dem alten Programm sehr gut noch viele Jahre hätten leben können. Es ist eine Gelddruckmaschine für den Microsoft-Konzern (der als großer Steuervermeider fast keine Steuern zahlt) und für die Computerhersteller. Und es ist ein globales Computer- und Rohstoffverschwendungsprogramm von gigantischem Ausmaß. Es wäre nützlich das Supportende von XP in dieser Differenziertheit darzustellen und zu diskutieren. Die geplante Obsoleszenz in all ihren Variationen ist die vergessene Seite der dringend notwendigen Energie- und Rohstoffwende.
Die Homepage von Microsoft bestätigt diese Thesen und kritischen Fragen. „Wenn Sie Windows XP nach Ende des Supports weiterhin verwenden, ist Ihr Computer anfälliger für Sicherheitsrisiken und Viren. Da viele Soft- und Hardwarehersteller ihre Produkte für aktuelle Versionen von Windows optimieren, müssen Sie zudem damit rechnen, dass eine Vielzahl von Apps und Geräten nicht mit Windows XP kompatibel sind. (…) Wenn Windows 8.1 auf Ihrem aktuellen PC nicht ausgeführt werden kann, ist es möglicherweise Zeit, einen neuen zu kaufen. Sehen Sie sich unsere große Auswahl an neuen PCs an. Sie sind leistungsstärker, leichter und eleganter als je zuvor.“
Wie aufgrund des Textes zu erwarten, ist der Autor das Gegenteil eines Computer-Nerds. Er ist 58 Jahre alt und ein klassischer „User“, der aus beruflichen Gründen täglich bis zu 8 Stunden vor der Kiste sitzt.
27.3.2014, Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer
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Linux als Alternative – Warum muß man Windows immer mitkaufen?
Es zeichnet Sie aus, dass Sie bei einer Umstellung von Windows XP neben Windows 7 und Windows 8 auch das Betriebssystem Linux von Ubuntu als mögliche Alternative aufführen. Nachdem ich selbst nach Jahrzehnten DOS/Windows-Erfahrung vor drei Jahren auf Linux umgestellt habe, möchte ich dieses hervorragende und kostenlose Betriebssystem nicht mehr missen. Für Windows-Anwender erscheint mir die Umstellung nicht sonderlich schwierig, da man Linux intuitiv schnell begreift. Auch können viele Windows-Anwendungen (selbst ein Programm aus dem Jahr 1993 wird von mir eingesetzt!) unter Linux ausgeführt werden (Stichwort: WINE, VirtualBox). Die zahlreichen kostenlosen Programme (Libre Office, diverse Mediaplayer, E-Book-Reader, Skype, Spiele, Schreibmaschinen-Lehrgang etc.) und die Tatsache, auch ältere Hardware mit neuesten Computern einsetzen zu können, sprechen ebenfalls für Linux. Ferner spricht für dieses moderne und sehr stabile Betriebssystem, dass neben diversen Firmen selbst eine Großstadtverwaltung wie München Linux seit Jahren einsetzt. Das wirklich Ärgerliche an Linux oder anderen Windows-Alternativen ist die Tatsache, dass ich als Verbraucher nicht jeden beliebigen PC kaufen kann, ohne dass ich nicht Windows mit erwerben muss, ohne dies zu benötigen und einzusetzen. Vergleichbar wäre der Kauf eines Pkw, bei dem der Hersteller mir vorschreibt, dieses Fahrzeug nur bei einer bestimmten Versicherungsgesellschaft zu versichern. Es bleibt zu hoffen, dass entsprechende Stellen dieses Zwangskartell endlich beenden. Es sollte jedem Verbraucher freigestellt werden, einen neuen PC mit oder ohne Windows erwerben zu können.
16.4.2014, Bernt Nordalm, Endingen

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