Unsere Muetter, unsere Vaeter

Mit seinem Film „Unsere Mütter, unsere Väter“ will der 53-jährige Nico Hofmann dazu beitragen, dass Enkel, Groß- und Urenkel ihre Vorfahren besser verstehen. Der 15 Mio teure dreiteilige Antikriegsfilm, der die Geschichten von fünf Berliner Freunden zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erzählt, fand sein Publikum: 25 % TV-Marktanteil und 7,2 bzw. 6,2 Mio Zuschauer in den ersten beiden Folgen. Nico Hofmanns Hoffnung hat sich erfüllt.

Nicht nur Gut und Böse
„Unsere Mütter, unsere Väter“ hat überzeugt, weil der Film auf eine Klassifizierung verzichtete. …. Diese Ambivalenz, das bewusste Vermeiden, jemanden als Nur-Täter oder Nur-Opfer zu klassifizieren, wurde in „Unsere Mütter, unsere Väter“ bildmächtig in Szene gesetzt: mit schonungslosen, brutalen Bildern. Dass so viele Fernsehzuschauer sich dieser Wucht aussetzten, und das über drei Abende, begleitet von nicht-fiktionalen Formaten wie Dokus und Talkshows, ist eine gute Nachricht. Nicht nur für Produzent Nico Hofmann. Das Reden mit Müttern und Vätern, Großmüttern und Großvätern könnte nun leichter fallen. Hoffentlich.
Alles von Heidi Ossenberg vom 21.3.2013 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/kommentare-1/nicht-nur-gut-und-boese–70221821.html 

 

Es darf doch langsam der Weg zur Wahrheit auch über Ländergrenzen hinweg gesucht werden
In den achtziger Jahren habe ich – bis dahin vor allem mit dunklen Seiten unserer deutschen Geschichte beschäftigt – zum ersten Mal von den Pogromen gelesen, die Polen ihren aus dem Grauen des Holocaust zurückgekehrten polnischen Landsleuten antaten. Dem Morden der Nazis in den KZs entkommen, erwartete viele in ihrem Heimatland der sichere Tod. Mitgefühl mit den Überlebenden? Fehlanzeige. Gerechtigkeit für die, die alles bis auf das nackte Leben verloren hatten? Keine Spur. Die Polen selbst setzen sich seit einigen Jahren mit ihrem eigenen, tief verwurzelten Judenhass auseinander. Und ich meine, inzwischen darf auch ein deutscher Film dies thematisieren, ohne sich wieder der allseits beliebten, weil so einfachen, polemischen Anti-Deutschland-Demagogie aussetzen zu müssen. Es darf doch langsam der Weg zur Wahrheit auch über Ländergrenzen hinweg gesucht werden. Und der mordende Antisemitismus in Polen wurde so lange verschwiegen, dass er nun nicht mehr länger wegzuschweigen ist.
Dass es auf beiden Seiten Mutige und Gerechte gab, wissen wir alle. Dass es auf beiden Seiten die Mörder und die Mitläufer und diejenigen gab, denen die „Endlösung der Judenfrage“ gerade recht war, wissen wir auch. Sagen wir es also auch. Ohne gegenseitige Anklage. Aber auch endlich ohne uns gegenseitig den Mund zu verbieten.
6.4.2013, Margit Wolf, Denzlingen
Beitrag von Ulrich Krökel (Kultur, 27. März 2013):
https://www.badische-zeitung.de/kultur-sonstige/polnischer-botschafter-protestierte–70421712.html 

 

Das Grauen saß so tief, da blieb nur Schweigen
Unsere Enkel sollen ihre Ahnen sicher nicht verachten, und das werden sie auch nicht, wenn sie verstehen, wie dankbar sie den Ahnen, wie die Schreiberin uns nennt – ich bin 80 Jahre alt und zähle dazu – sein dürfen, dass wir alles getan haben, um zu verhindern, dass nachfolgende Generationen die Schrecken eines Krieges erleben. Die Männer und Frauen, die diese Zeit erlebt haben, konnten einfach nicht darüber reden, dafür saß das Grauen zu tief und Therapeuten, die die Heimkehrer hätten betreuen können – wie heute die Freiwilligen, die sich für Kriegseinsätze melden – gab es nicht. Es blieb nur das Schweigen.
Also, wenn Ihr könnt, redet jetzt noch darüber und verhindert, dass je wieder ein Krieg verherrlicht wird und Eure Enkel mit blumengeschmückten Bajonetten in die Hölle des Krieges marschieren. Es geht immer nur um Macht und Geld für eine kleine Gruppe.
6.4.2013, Maria Sowa, Freiburg

 

Der Film half, die Ahnen besser zu verstehen
Frau Steinborn fragt sich, ob der Film „Unsere Mütter, unsere Väter“ dazu dienen sollte, dass Enkel, Groß- und Urenkel ihre Ahnen verurteilen und verachten sollen. Nein, er verhalf vielmehr dazu, sie besser zu verstehen, und damit auch uns selber. Und das ist gut so!
6.4.2013, Rita Fritz, Waldshut

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