Bei der Bekämpfung der Miniermotte setzt die Stadt auch zukünftig auf die Hilfe von Blau- und Kohlmeisen: Als „biologische Feuerwehr“ sollen sie die Raupen des Schädlings aus Rosskastanien-Blättern picken und so den Befall mindern. Auswertungen haben nun bestätigt, dass die rund 200 zur Förderung der Vögel im gesamten Stadtgebiet aufgehängten Nisthilfen gut angenommen werden – auch von anderen tierischen „Untermietern“.
Bereits seit mehreren Jahren sorgt die Miniermotte dafür, dass sich die Rosskastanienblätter jedes Jahr vorzeitig braun verfärben und die Bäume ihr Laub verlieren: Verantwortlich dafür sind die winzigen Larven dieses Schmetterlings, die in den Blättern der beliebten Straßenbäume Gänge bohren und sie dadurch schwächen. Fest steht, dass man dem Schädling am besten durch herbstliches Laubsammeln unter den befallenen Bäumen zu Leibe rücken kann: Da die Puppen nämlich normalerweise in den heruntergefallenen Blättern überwintern, lässt sich so der Entwicklungszyklus wirksam unterbrechen. Daher stellt das städtische Garten- und Tiefbauamt (GuT) als Teil des Projekts „Freiburg packt an“ kostenlose Laubsäcke zur Verfügung und bietet für größere Gruppen und Schulklassen auch begleitete Sammelaktionen an.
Seit 2010 versucht die Stadt noch einen weiteren Weg: Nachdem Beobachtungen vorlagen, dass Meisen die neue Nahrungsquelle inzwischen entdeckt hatten und Miniermotten-Raupen aus den Blättern pickten, brachte das Amt in einer Gemeinschaftsaktion mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) mehr als 200 Nisthilfen an Bäumen im Stadtgebiet an. „Damit wollen wir diesen Insekten fressenden Vögeln helfen, denn geeignete Quartiere sind für sie oftmals Mangelware“, erläutert GuT-Mitarbeiterin Monika Borodko-Schmidt. Schnell zeigte sich, dass die Nistkästen gut angenommen werden: Bereits 2011 ergaben Kontrollen einen Belegungsgrad von rund einem Drittel. Neuerliche Untersuchungen haben diesen Trend nun bestätigt: „Im Faulerpark waren vergangenes Jahr die Hälfte der Kästen mit Nestern belegt, im Eschholzpark sowie an der Karl- und Mozartstraße in Herdern jeweils knapp 30 Prozent“, sagt Borodko-Schmidt. In vielen Nisthilfen habe man außerdem andere Spuren tierischen Lebens gefunden, beispielsweise Hummel- und angefangene Wespennester. Die Vogelkästen würden auch weiteren bedrohten und nützlichen Tieren zugutekommen – etwa Hornissen und Ohrzwickern. Wieweit die Meisen durch ihre Fresstätigkeit den Miniermottenbestand indes spürbar dezimieren können, lasse sich kaum sagen: „An den meisten Bäumen sieht man keine direkte Veränderung, dafür ist das Geschehen zu komplex“, meint Borodko-Schmidt. In Einzelfällen würden Leute jedoch berichten, dass sie nach dem Laubsammeln und dem Anbringen von Nistkästen eine später einsetzende Braunfärbung der Blätter beobachteten.
Weitere Infos zum Nisthilfen-Projekt der Stadt Freiburg gibt es unter Tel 0761/201-4712; es sind auch noch einige Bausätze vorhanden.
22.4.2013, Andreas Braun
Kastanien-Miniermotte
Die Kastanien-Miniermotte ist ein rund fünf Millimeter großer Schmetterling, der 1986 in Mazedonien entdeckt und von dort nach Deutschland eingeschleppt wurde. Die Falter schlüpfen ab Ende April. Anschließend legen sie ihre Eier – pro Weibchen bis zu 40 Stück – an frischen Kastanienblättern ab. Pro Jahr sind bis zu vier Miniermotten-Generationen möglich, wobei jede Generation ihre Eier weiter oben in den Baumkronen ablegt