Martinstor – Armer Martin

Auf Anregung der ARGE Stadtbild hat sich eine Ratsmehrheit aus CDU, SPD, Freien Wählern und FDP gefunden, die ein Bildnis von St. Martin auf dem Martinstor anbringen will, wie es bis 1968 schon Jahrhunderte lang der Fall war. Linke und Grüne laufen gegen die Pläne Sturm – und kontern mit teils bizarren Vorschlägen. Ein jährlich wechselnder Graffiti-Wettbewerb am Martinstor etwa. Etliche Hirnwindungen bemühen muss man auch, um ein Bildnis St. Martins abzulehnen, weil er nur „die Barmherzigkeit der oberen Zehntausend als Symbol für soziales Handeln“ verewige (so Maria Viethen für die Grünen). Sie schlägt unter anderem einen anderen Martin vor – Martin Luther King, dessen Bezug zu Freiburg allerdings eher vage bleibt. Warum nicht gleich ein Portrait von Ehrenbürger Eugen Martin? Der war wenigstens Freiburger… Möglicherweise bleibt das Martinstor ja auch weiterhin unbemalt. Vielleicht ist genau das heimlich von manchen beabsichtigt, die sich da derzeit mit ihren Vorschlägen zu Wort melden.
17.1.2013, Stefan Ummenhofer, www.stadtkurier.de
 

Martinstor-Gemäldefläche wechselnden Künstlern für eine begrenzte Zeit bereitstellen
Mein Vorschlag ist, Künstlern der Region die Gemäldefläche am Martinstor abwechselnd jeweils für eine begrenzte Zeit zur Verfügung zu stellen. … Solches böte die Chance, dass die Bürgerschaft motiviert würden, sich mit Kunst auseinanderzusetzen und über deren Aussage zu diskutieren.
9.6.2013, Berthold Noeske, Freiburg, www.der-sonntag.de
 

Grundgedanke ist das uneigennützige Teilen
In Zeiten global grassierender Gier ist diese Aufforderung an prominentem Ort ein Fanal für ein anderes Zusammenleben und ein anderes Wirtschaften. Grundgedanke der Martinsgeschichte ist das uneigennützige Teilen.
In goldenen Lettern auf die Wand geschrieben, transportiert es diese Botschaft. Die Irritation wird trotzdem groß sein. „Teilen“ ist die Forderung von immer mehr Menschen, weil es in unserem Wirtschafts- und Finanzgefüge nicht mehr vorgesehen ist. In Englisch und Französisch ist es auch für Freiburgs internationale Gäste eine Herausforderung und Gesprächsthema.
21.1.2013, Angelika Link und Klaus Geiger, Ehrenkirchen/Norsingen

Martin war ein einfacher Soldat
Zu den Berichten über die Konzepte, ob und wie auf dem Martinstor an der Kaiser-Joseph-Straße wieder ein Martinsbild angebracht werden soll. Aus der Grünen-Fraktion im Gemeinderat kam die Kritik, mit einer Martinsdarstellung werde ein nicht mehr zeitgemäßes Bild von Bildtätigkeit verbreitet. 
Es ist an der Zeit, ein grundsätzliches Missverständnis zu beseitigen. Bei der Tat des Heiligen Martin handelt es sich durchaus nicht um „eine Gnade der oberen Zehntausend“. Martin war, bevor er später gegen seinen Wunsch zum Bischof gewählt wurde, ein einfacher Soldat, der um eines Frierenden willen seinen grobgewirkten Soldatenumhang teilte auf die Gefahr hin, nun selbst etwas weniger geschützt zu sein als vorher. Der Sinn der Legende ist eine schlichte Aufforderung zum Teilen und zum Verzicht um des Nächsten willen und keine verlogene Herablassung eines Reichen. Also ein Beispiel einer genuin christlichen und, wie ich dachte, eigentlich auch grünen Tugend, deren zeitgemäße (sei es mittelalterliche, sei es moderne) Bebilderung Freiburg gut anstehen dürfte.
9.6.2013, Manfred Kleehammer, Freiburg

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