Relotius erfindet gute Stories

„Der Mann aus Bangladesch legt seinen Kopf an Reischs Schulter und weint. Auch Claus-Peter Reisch weint jetzt, einen kurzen Moment lang, dann wischt er sich übers Gesicht und startet den Motor.“ Dies stand  im Nachrichtenmagazin Spiegel im Juli 2018 über den Kapitän des Seenotrettungsschiffes Lifeline, Claus-Peter Reisch – erfunden und erlogen von Claas Relotius.
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Die Leserschaft war gerührt ob all der literarisch so einfühlsam beschriebenen ‚guten Menschlichkeit‚ im Mittelmeer vor der Küste Libyens. Über 50 Geschichten soll der preisgekrönte Spiegel-Journalist teilweise oder komplett erfunden haben (drei solcher schöne Geschichten finden Sie unter der Überschrift „Kujau Relotius“ hier).
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Anstelle des Recherche-Journalismus von früher (strenge Trennung von Nachricht=Fakten und Kommentar=Meinung) herrscht heute der Gesinnungs– bzw. Haltungsjournalismus (Tatsache und Meinung verschmilzt zum Narrativ) in der deutschen Medienlandschaft vor. Auch deshalb bewirkt die Kündigung von Claas Relotius durch den Spiegel nichts – im Gegenteil: Die Leserschaft ist erstaunt über den heftigen Rauswurf von Relotius als Übeltäter und bleibt dem Nachrichtenmagazinum um so fester treu. Dabei hatte der arme Relotius nur geliefert, was die Redaktion von ihm verlangte: Literarisch ansprechende Stories entlang gutmenschlicher Gesinnung: One World alle gleich, Deutsche fremdenfeindlich, Flüchtlinge gut, Nation schlecht, US-Bürger dumm und Trump noch dummer, Rechte allesamt nazi, Migrationspakt alternativlos, Industrie renditegeil, linksgrüne Humanitas, ….
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Fazit: Nach Relotius werden Mainstream-Medien weiter unverändert Haltung zeigen, und zwar die gleiche Haltung. In Spiegel, Faz, Süddeutsche, taz, Welt, Focus, Zeit, … – überall steht dasselbe. langweilig und öde.
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Georg Restle, Leiter des WDR-Magazins „Monitor“, darf sich also weiter über den „Journalismus im Neutralitätswahn“ mokieren („Warum wir endlich damit aufhören sollten, nur abbilden zu wollen, ‘was ist’.“). Und dies, obwohl
der Ehrencodex eines Hans Joachim Friedrich “Ein Journalist soll sich keiner Sache. über die er berichtet, gemein machen”  von den Medienschaffenden immer noch anerkannt wird.
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Der amerikanische Medienwissenschaftler Jay Rosen stellt diesem deutschen Journalismus ein schlechtes Zeugnis aus: „Journalisten sollen nicht sagen, was Leute zu denken haben.“ Die Deutschen sowieso, denn der mündige Bürger will “Fakten, Fakten, Fakten” – so Helmut Markwort, ehemaliger Focus-Chefredakteur) – und kein Nudging
5.1.2018
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Kapitän der Lifeline ist wütend auf Relotius
Zur Rolle des SPIEGEL in der Propaganda zur Flüchtlingskrise seit 2015 kam nun heraus, dass Relotius auch so genannte Rettungsaktionen deutscher NGO vor der libyschen Küste zumindest in Teilen im Fantasiemodus aufschrieb unter der Überschrift: „Der Kapitän weint“.
So hat Claas Relotius laut Angaben des SPIEGEL in den vergangenen Jahren auch Geschichten erfunden über Rassismus in Deutschland, Kinder in Syrien, über „Rechte” in den neuen Bundesländern und über tote „Flüchtlinge” in einem Kühllaster. Nein, Claas Relotius hat nicht einmal vor solchen Tragödien halt gemacht und sie noch mit seinen Fantasien ausgeschmückt.
Und um die sowieso bereits fragwürdige Rolle des Magazins in der Propaganda zur Flüchtlingskrise seit 2015 komplett zu machen, kam nun noch heraus, dass Relotius auch die so genannten Rettungsaktionen deutscher Nichtregierungsorganisationen (NGO) vor der libyschen Küste zumindest in Teilen im Fantasiemodus aufgeschrieben hatte unter der weinerlichen Überschrift: „Der Kapitän weint“.
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Der allerdings weint überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er ist richtig wütend auf den Autor, wenn Claus-Peter Reisch, Kapitän der Lifeline via Twitter mitteilt:
„Der #Relotius-Text über mich liest sich wie eine literarische Geschichte, die so nicht stattgefunden hat aufgepeppt mit ein paar Fakten, die z.T. auch noch falsch sind. Die Co-Autor*innen können einem dafür leid tun, was aus ihrer Arbeit gemacht wurde“.
Aber warum – das muss man hier deutlich nachfragen – empört sich der NGO-Kapitän erst am 28. Dezember 2018? Hatte er den Text im Spiegel nicht gelesen, als der im Juli 2018 veröffentlicht wurde? Sicher wird er ihn gelesen haben. Mutmaßlich mag er sich aber damals gedacht haben, dass diese Lügengeschichte seiner Sache dienlich sein könnte. Darauf konnte ja schließlich auch Relotius bauen, als er sie zur Veröffentlichung frei gab.
… Alles vom 5.1.2019 bitte lesen auf
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/alexander-wallasch-heute/kapitaen-der-lifeline-ist-wuetend-auf-relotius/
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Relotius ist weniger ein Problem des Spiegels als eines seiner Leserschaft
Wer solche Spiegel-Geschichten las: „Der Mann aus Bangladesch legt seinen Kopf an Reischs Schulter und weint. Auch Claus-Peter Reisch weint jetzt, einen kurzen Moment lang, dann wischt er sich übers Gesicht und startet den Motor.“ und nicht sofort den daraus triefenden Kitsch erkannte und ablehnte, ist krank im Kopf. Und das ist er immer noch – krank im Kopf – auch wenn die Geschichte ein Fake ist. Und deshalb liegt das Problem weniger beim Spiegel, sondern bei den Leuten, welche das kranke Zeugs lesen und gut ….
4.1.2019, oHenry, TO

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Der Kapitän weint
Das deutsche Rettungsschiff „Lifeline“ nimmt im Mittelmeer 234 Flüchtlinge an Bord. Der Kapitän versucht tagelang vergebens, sie an Land zu bringen. Die Rekonstruktion eines Skandals. Von Özlem Gezer, Felix Hutt, Timofey Neshitov, Claas Relotius ….
Hinweis
Die Berichterstattung von Claas Relotius steht nach SPIEGEL-Recherchen unter dem Verdacht weitgehender Fälschungen und Manipulationen durch den Autor (mehr dazu hier). Der SPIEGEL geht allen Hinweisen nach und lässt die Artikel bis zu einer weitgehenden Klärung der Vorwürfe unverändert im Archiv, auch um transparente Nachforschungen zu ermöglichen. Wir bitten um Hinweise an hinweise@spiegel.de.
… Alles vom 6.7.2018 bitte lesen auf
https://www.spiegel.de/plus/lifeline-rettungsschiff-im-mittelmeer-der-kapitaen-weint-a-00000000-0002-0001-0000-000158265097

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