Wohnungsnot in Freiburg

Anfang 2019 stehen 3000 Wohnungssuchende auf der Warteliste der Freiburger Stadtbau und 1800 auf der Notfallliste der Stadt. Freiburg hat seit 1970 einen jährlichen Bedarf von 1000 Wohnungen, das sind 4 Prozent. Es muß gebaut werden. Aber es gibt kaum Bauland. Und mit Nachverdichtung und Aufstockung tut man ich schwer. Was fehlt, sind pfiffige Ideen (wie z.B. von Ecotrinova), neue Initiativen jenseits von Altparteiengezänk, Neiddebatte und Rechts-Links. Hier ein laienhaftes Beispiel:
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Projekt „Waldquartiere“: Jeweils 4 bis 6 Hochhaustürme werden im Stadtgebiet versteckt gebaut an Stellen, wo sie ‚verschwinden‘, d.h. die Silhouette von Freiburg nicht beeinträchtigen.
Erster Standort zwischen FR-Günterstal und Bohrer/Talstation der Schauinslandbahn. Dicht am Waldrand gruppiert sind sie kaum störend. Strassenbahnanschluß vorhanden.
Zweiter Standort in FR-Waldsee im Tal hinter dem Forsthaus.
Dritter Standort: Hinter dem Deicheleweiher.
Vierter Standort: Hinter dem Waldhaus im Taleinschnitt zwischen Günterstal und Lorettoberg.
Hochhäuser der Waldquartiere verschmelzen mit dem Fichtenwald, wenn die Hochhäuser dunkelgrün gestrichen werden (siehe Heidelberg-Emmertsgrund in den 1980er Jahren), so  fallen sie im Dreisamtal kaum auf.
6.1.2019
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Unmüßig und Krögner: Einig im Ziel „Man muß bauen“
Bauunternehmer Hans Peter Unmüßig: „Für eine Gesellschaft ist ein Sozialwohnungsanteil von über 25 Prozent nicht gesund. Und finanziell ist er nicht umsetzbar. Bis 30 Prozent kann es sich für Investoren in der Mischkalkulation rechnen, aber 50 Prozent sind illusorisch. Da muß man mit Verlust kalkulieren und das finanziert keine Bank. Die Privatwirtschaft kann das nicht leisten. Dann muß es die Stadt machen, die ruiniert aber ihren Haushalt“.
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SPD-Stadtrat Walter Krögner: „ich habe überhaupt kein Problem, dass Stühlinger West mit Baugenossenschaften, Stadtbau und alternativen Wohnprojekten (wie das Mietshäuser Syndikat) umgesetzt werden kann. Es geht um 3000 Einheiten. 500 Wohnungen pro Jahr. Dafür kriegen die das Geld zusammen.“
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Unmüßig: „Für 500 Wohnungen mit 35000 Quadratmetern brauchen sie jährlich 100 Mio Euro. Also diese sechs Firmen müssen 100 Mio Euro zusammenbringen. Das kann nicht einmal die Stadtbau.“
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Quelle der drei Zitate: Das ist so richtig wie falsch“ – Streitgespräch Unmüßig und Walter Krögner,
Der Sonntag vom 6.1.2019, Seite 3
https://www.badische-zeitung.de/ein-streitgespraech-ueber-die-wohnungsnot-in-freiburg

Finanzielle Risiken
Ein gutes Gespräch, das das wesentliche Problem wieder deutlich zeigt. Herr Krögner quantifiziert nicht, dafür phantasiert er umso mehr. Schon die vorgelegte Kalkulation weist einen 10 Millionen Verlust im ersten Schritt aus. Sie geht aber von mehreren hundert Millionen Verkaufserlösen der Grundstücke aus. Wenn die Grundstücke nicht verkauft werden, sondern Erbpachtgrundstücke werden, muss die Stadt diese Lücke finanzieren. Da aktuelle Baukosten explodieren und das bis in 7 Jahren ganz sicher tun, ist die aktuelle Finanzplanung eher ein Wunschtraum als Realität. Die (Infrastruktur)Kostenseite kann sich auch locker verdoppeln, während die Verkaufserlöse wegfallen sollen. Die Stadt ist dann Pleite!
Die finanzielle Risiken dieses Projekts werden systematisch unterschätzt bzw. falsch dargestellt!
7.1.2019, Martin Synowzik, BZO
Infrastruktur durch Grundstückserlöse finanzieren?
Krögner: Müssen Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen, Abwasser und Kindergärten über den Grundstücksverkauf finanziert werden?« Eine immens wichtige Frage, die der Stadtrat Krögner da vorträgt. Sie zu stellen und eindeutig zu verneinen, ist längst überfällig. Allerdings sollte unterschieden werden zwischen Straßen, Abwasser und Vergleichbarem einerseits, als Aufwendungen, die unmittelbar mit dem jeweiligen Wohnen verbunden sind, und Kindergärten, Schulen und Ähnliches als kommunale Angelegenheit, die von der Bürgerschaft der ganzen Stadt genutzt werden (können). Es ist doch längst zum Alltag geworden, dass Eltern ihre Kurzen quer durch die Stadt zur KiTa oder zur Schule schicken. Ein weiterer Aspekt ist überhaupt noch nicht in die Diskussion über die Baukosten eingeflossen: Der nämlich, dass diese Umlagekosten nicht mehr direkt in die Baulandpreise eingehen dürfen, sondern als nachgeordnete Hypothek der bezugsfertigen Wohneinheit / dem bezugsfertigen Haus zugeschlagen werden. Zahlbar sofort für den, der’s so will, oder in Raten während der folgenden fünfzehn oder zwanzig Jahre. Wenn der Staat, das Land, die Stadt wollen, dass gebaut wird, so ist dies meines Erachtens die allererste und beste Wohnbau-Förderung. Besser und sozial gerechter als jedes Eltern-/Kind-Projekt.
7.1.2019, Aniela Schneider, BZO

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