Oekonomie-Analphabetentum

„Ökomomie ist, was ich in der Tagesschau um 20 Uhr nicht verstehe“ – nach einer IHK-Umfrage von 2009
gaben fast alle der zwischen 16 und 19 Jahren jungen Befragten an, dass sie die Wirtschaftswelt zwar für wichtig halten, sie aber nicht verstehen. Nur ein eigenes Schulfach Ökonomie in allen Bundesländern kann den real existierenden ökonomischen Analphabetismus beheben.
 
(1) Der ökonomische Analphabetismus ist nicht neu, er tritt seit September 2008 aber stärker zutage, und zwar täglich. Keine Nachrichten ohne Euro, Kreditbürgschaft, Staatsanleihe, Multiplikator, Inflationsexport, Hedge-Fonds, BIP, Rating-Agentur, Geldpolitik, Rettungsschirm, …. Wer von Ökonomie nichts versteht, versteht die Welt nicht mehr. Nach einer Umfrage der Verbraucherschutzministeriums von 2010 wissen 60% der Schüler Klasse 10 nicht, was ein Girokonto ist. Vor der Abstimmung zur Ausweitung des Euro-Rettungsfonds im Herbst 2011 wussten viele Angeordnete noch nicht einmal, wie groß der Anteil Deutschlands an den Kreditbürgschaften ist, geschweige denn, über welche Summe sie nachher abstimmen sollten (etwas über 200 Mrd Euro).
 
(2) Integrierter Ökonomieunterricht reicht nicht. Die Kultusministerkonferenz KMK beschließt zwar  „Ökonomische Bildung ist unverzichtbarer Teil der Allgemeinbildung“, favorisiert Ökonomie im föderalen Flickenteppich aber nur als Unterrichtsprinzip (Wirtschaftsthemen im Fach Geschichte, Deutsch, Geografie, …), als Mischfach (Sozialkunde, Politik und Wirtschaft, Gemeinschaftskunde, …) oder als Wahlfach (nachmittags ab 16 Uhr freiwillig). Dies funktioniert aber aus drei Gründen nicht: a) Unzulängliche Lehrerausbildung im „Ökonomie-Anteil“ der Mischfächer. b) Ökonomie kommt zu kurz in den Lerneinheiten c) Wirtschaftslobby rein ins Klassenzimmer.
   
(3) Ohne Lehrerbildung in Ökonomie geht es nicht. Die Wirtschaftswelt ist in stetiger Veränderung begriffen, sie kennt keinen „Satz des Pythagoras“ und keine seit 500 Jahren unveränderte englische Grammatik. Die Wirtschaftswissenschaften sind nicht mal 300 Jahre alt, ihre Lehrer müssen durch Aus- und vor allem Fortbildung als dem laufenden bleiben. Ein Lehrer, der für seine Qualifikation im Fach Gemeinschaftskunde nie eine Ökonomievorlesung gehört hat, kann den Schülern nicht erklären, was die Eurokrise ist. Ein Sozialkundelehrer kann kaum beurteilen, welche der ihm von den Wirtschaftsverbänden und Lobbyisten ‚geschenkten‘ Unterrichtsmaterialien nichts als Propaganda sind. Ökonomie als Pflichtfach für jeden Schüler erfordert fundiert ausgebildete Wirtschaftslehrer.
14.2.2013, Ekke
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