Krippenspiel im Timeout Breitnau

Besinnliche Krippenspiele gibt es nicht nur in Kirchen. Die Jugendhilfeeinrichtung Timeout e.V. in Breitnau-Nessellachen hat es sich zur Tradition gemacht, jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit das Oberuferer Christgeburtspiel auf die Bühne zu bringen. Dafür scheuen die Jugendlichen und Mitarbeiter des Hofgut Rössle keine Mühen und proben bereits seit Monaten das altüberlieferte Schauspiel. Sein Ursprung liegt in dem an einer Donaufurt gelegenen, ehemals ungarischen Ort Oberufer. Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war dieser Ort überwiegend von Deutschen, so genannten Donauschwaben, besiedelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von der slowakischen Stadt Pressburg/Bratislava eingemeindet.

Das Weihnachtsspiel ist Teil eines dreiteiligen Zyklus von Darstellungen um biblische Ereignisse, so genannte Mysterienspiele, die im Mittelalter weit verbreitet waren; zum „Christgeburtspiel“ gehören auch das „Paradeis-“ und das „Dreikönigspiel“. Aufbewahrt wurden die Texte und Noten stets von einer angesehenen Familie des Dorfes, die den Stoff von Generation zu Generation weitergab. Das älteste Mitglied der Familie war stets der Lehrmeister, es suchte sich nach der Weinlese Burschen des Ortes aus, die geeignet schienen, die Schauspieltruppe, die so genannte Kumpanei, zu bilden und zu Weihnachten für die deutschen Siedler in den Wirtshäusern der Umgebung zu spielen. „Sie mussten sich während der Lehrzeit eines Lebenswandels befleißigen, der dem Ernste der Sache angemessen war“, heißt es in der Dokumentation der Stücke. Für Frauen war das Schauspiel grundsätzlich tabu. In die Rolle von Maria oder Eva schlüpften ebenfalls „brave“ Burschen. Heute wirken jedoch Jungen und Mädchen, Männer und Frauen gleichermaßen mit.
Nachdem der volkstümliche Stoff lange Zeit in Vergessenheit geraten war, entdeckte ihn der Wiener Sprachforscher Karl Julius Schröer Mitte des 19. Jahrhunderts wieder und brachte die Spiele erneut zur Aufführung. Begeistert davon zeigte sich vor allem sein Schüler und Freund Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, der eine leicht geänderte Fassung herausgab und alljährliche Aufführungen in den Waldorfschulen anregte.

Die Jugendhilfeeinrichtung Timeout e.V. betrachtet dieses Spiel auch als Geschenk an die Bürgerinnen und Bürger von Breitnau und an alle Menschen, die sich von der besonderen Atmosphäre in eine wahrhaft weihnachtliche Stimmung versetzen lassen wollen. In einer Mischung aus einfachem, herzlichen Humor und schlichter Frömmigkeit zeigen die Spieler so die Geschichte der Hirten auf dem Felde und ihres Besuches im Stall, ohne dabei sentimental zu wirken. Der alte Dialekt, in dem die Spiele schriftlich fixiert sind, stellt dabei weder für Spieler noch für Zuschauer ein Hindernis in der Verständigung dar. Wenn die Hirten ihr karges Mahl teilen und der stets hungrige Stichel hoffnungsvoll fragt: „Is a urntlig’s Stuckel Schmalz a dabei?“, braucht es keine Erklärungen.

In diesem Jahr zeigt die Kumpanei das Christgeburtspiel am Freitag, 20. Dezember, in der zum Festsaal umgebauten alten Scheune des Hofgut Rössle, Nessellachenweg 14 in 79874 Breitnau. Um 19 Uhr werden die ersten Klavierklänge ertönen und der Sternsinger, die Engel und Hirten, die Wirte sowie Maria und Josef singend in den Saal ziehen.  Im Anschluss an das Spiel sind alle Besucher zu heißen Getränken, Christstollen und Adventsgebäck in die ehemalige Gaststube des Rössle eingeladen.

Der Eintritt zu dem Schauspiel ist frei, um Spenden wird gebeten. Auf Wunsch und bei vorheriger Anmeldung wird ein Shuttle-Transfer zwischen Haltestelle Breitnau/Kirche und dem Hofgut Rössle auf den Nessellachen eingerichtet:
Timeout e.V., Tel 07652.919275, schwizler@timeout.eu , www.timeout.eu

18.12.2013, www.dreisamtaeler.de

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