72Stunden

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Rätschenbuben auf der Friedhofsmauer St. Hilarius in Freiburg-Ebnet an Karfreitag um 12 Uhr am 29.3.2013

 

 

30 Ministranten und Firmlinge von St. Gallus schaffen Begegnungen mit Asylbewerbern

Bundesweit fand am vergangenen Wochenende die 72-Stunden-Aktion der katholischen Jugend statt. An 4.000 Orten haben rund 175.000 junge Menschen, „die Welt ein wenig besser gemacht“. Unter dem Leitwort „Uns schickt der Himmel“ haben sie Asylbewerberheime bunt gestrichen, mit Obdachlosen gekocht, für Flutopfer geschuftet, kranke Kinder betreut, Spielplätze und Friedhöfe gereinigt, mit Senioren gespielt oder für hungernde Menschen gesammelt. Im Dreisamtal beteiligten sich in Oberried, Stegen, Eschbach und Kirchzarten KJG- und Ministrantengruppen. Rund 30 Ministranten und Firmlinge der Pfarrei St. Gallus in Kirchzarten erfuhren erst am Donnerstagnachmittag von ihrer Aufgabe. Für die über 90 Bewohner des Kirchzartener Asylbewerberheimes sollten sie eine internationale Spielesammlung erstellen, Spenden für den Erwerb von Deutsch- und Mathelehrbüchern sammeln und ein „Integrationsfest“ in der Fußgängerzone organisieren. Für Johanna Althaus, Luisa Platten und Maximilian Halsch, die Gruppenleiter, begann gemeinsam mit ihren Jugendlichen ein echter 72-Stunden-Marathon. Sie bastelten große Spielbretter, bauten einen mobilen Basketballkorb, organisierten eine Tischtennisplatte. Über 1.000 Euro Spenden trieben sie für die Bücher und Festorganisation auf. Mehr als 50 Geschäfte und Unternehmen unterstützten die jungen Menschen mit Geld- und Sachspenden.
Für das internationale Begegnungsfest beim „Alten Rathaus“ in der Fußgängerzone präsentierten sie ein reichhaltiges Angebot an Speisen und Getränken. Es gab gegrillte Würschtle und frische Waffeln. Eine Hüpfburg wurde aus Lahr kostenlos zur Verfügung gestellt. Spiele und Malgeräte lagen aus. Schön war, dass auch zahlreiche Asylbewerber aus dem Heim gekommen waren und es zu erfreulichen Begegnungen zwischen Einheimischen und Fremden kam. Mit nächtlich verteilten Flyern hatten sie unter dem Motto „Die Welt in Kirchzarten“ die Bevölkerung eingeladen. Nach Aussagen von Johanna Althaus und Maximilian Halsch hat die Erfüllung der Aufgabe sehr viel Spaß gemacht. Die Begegnungen mit den Asylbewerbern seien für alle Jugendlichen beeindruckend gewesen. Sie wollen versuchen, die entstandenen Kontakte fortzusetzen.

 

Beim „Internationalen Fest“ in der Fußgängerzone kam es zu mancher Begegnung zwischen Asylbewerbern und Kirchzartener Bürgern. Foto: Gerhard Lück

Bürgermeister Andreas Hall, der die Schirmherrschaft gerne übernommen hatte, zeigte sich im Gespräch mit dem „Dreisamtäler“ beeindruckt. „Es ist schön zu sehen, wie die Aktion läuft. Da sind wichtige Beziehungen entstanden und auch die Sponsoren haben sich mit dem Thema der Aktion identifiziert.“ Und auch Pfarrer Werner Mühlherr war stolz auf „seine Jugendlichen“, die bei dem heißen Wetter gerne aufs Schwimmbad verzichtet hätten: „Dieses Erfolgserlebnis tut ihnen gut. Prima ist, dass die Jugendlichen etwas von der Lebenssituation der Asylbewerber erleben konnten.“ Ihm sei auch wichtig gewesen, dass bei zwei Gottesdiensten die Aktion eine spirituelle Vertiefung erfahren habe.
21.6.2013, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

 

Fluechtlingswohnheim Kirchzarten

Als ehemaliges langjähriges Mitglied des Helferkreises habe ich mit großer Freude erfahren, dass die diesjährige Goodwill-Aktion der Ministranten und Firmanden in Kirchzarten in das hiesige Flüchtlingswohnheim führte. Die bis zuletzt geheim gebliebene Aufgabe sieht die Einrichtung von Spiel- und Lernmöglichkeiten für die rund 100 Bewohner des Hauses im Keltenbuck vor. Mit Feuereifer machten sich die rund 30 Jugendlichen an die Arbeit und entdeckten auf diese Weise eine, wie sie sagten, für sie ganz neue Welt. Obwohl man den Heimbewohnern im Dorf ab und zu begegnet, ahnt kaum jemand, wie viele Nationen in unserer Gemeinde vertreten sind. Manche Mitbürger sind leider in Vorurteilen befangen und setzen sich kaum mit den Ursachen und den oft traumatischen Erfahrungen auseinander, die diese Menschen dazu bringen, Heimat und Familie zu verlassen. Die Kirchzartener Jugendlichen entdeckten freundliche, offene Menschen, darunter einen Arzt, einen Künstler, die fast alle zur Untätigkeit verurteilt sind, da sie wegen ungeklärter Aufenthaltsdauer nur selten Arbeit finden und zunächst auch keine Arbeitserlaubnis haben. Es gibt auch Kinder dort, die genau so gerne wie die unsrigen Ball- oder Tischtennis spielen, aber es mangelt ihnen an diesbezüglichem Material. Der letzte, als „Sozialraum“ frei verbliebene Raum wurde seit längerem nun auch mit Betten belegt, so dass für Hausaufgabenbetreuung, Sprachunterricht und Spielen kein Raum im Haus mehr bleibt, was für politisches Handeln dringender Anlass wäre! – Bravo, ihr tüchtigen Minis von St. Gallus, und danke für diese humane Tat am „unbekannten Nächsten“!  
Johanna Pölzl, Kirchzarten, 17.6.2013

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