Ziviles folgt dem Militaerischen

Im interessanten und aufschlussreichen Interview mit dem Atomexperten Mycle Schneider sagt dieser einen Satz, der unseres Erachtens in Fettdruck geschrieben sein sollte: „Man darf nicht vergessen, dass Frankreich auch ein militärisches Atomprogramm betreibt und das zivile aus dem militärischen entstanden ist.“
Das Zivile folgt dem Militärischen! Das war nicht nur in Frankreich so, sondern in allen Staaten, die Atomkraftwerke betreiben. Auch bei uns ging es anfänglich um militärische Interessen, die vor allem der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß wollte. Es soll in China ein AKW geben, mit dem kein Strom produziert wird, sondern nur Plutonium zum Bau von Atomwaffen. Und die Wärme, die dabei entsteht, heizt die Luft. Wenn es je um zivile Nutzung gegangen wäre, hätte man längst Fernwärmesysteme entwickeln können, statt Flüsse wie den Rhein zu erwärmen und im Sommer die AKW wegen Überwärmung der Flüsse abzustellen. Frankreich müsste dann auch im Winter keinen Strom von Deutschland importieren, denn fast ein Drittel der französischen Haushalte heizt mit Strom. Wenn die „Wende“ der Energieversorgung bei uns gelingt, könnte das Militärische daraus lernen und dem Zivilen folgen und einen gewaltigen Beitrag leisten mit Um- und Abrüstung, und der militärisch-industrielle Komplex als größter Umweltverschmutzer könnte helfen, die weitere Erwärmung der Erde zu verhindern.
4.12.2012, Ludwig Brüggemann, Norsingen

Der Widerstand ist enorm
Kernenergie-Experte Mycle Schneider im Interview von Michael Neubauer, 24.11.2012:
https://www.badische-zeitung.de/ausland-1/kernenergie-experte-mycle-schneider-der-widerstand-ist-enorm–65951199.html

 

Westeuropa trägt das weltweit höchste Risiko für schwere Reaktorunfälle
Es wäre für die Meinungsbildung hilfreich, immer wieder auf die Forschungsergebnisse aus dem Max Planck Institut aus Mainz vom Mai 2012 hinzuweisen: „Der nukleare GAU ist wahrscheinlicher als gedacht; Westeuropa trägt das weltweit höchste Risiko einer radioaktiven Kontamination durch schwere Reaktorunfälle.“
Die Wahrscheinlichkeit ist demnach – in Zahlen ausgedrückt – 2%/Jahr. Bei den amerikanischen Space-Shuttle-Flügen ging man von vornherein von einer Wahrscheinlichkeit 1:50 für ein fatales Ende eines Fluges aus (andere Quellen nannten 1:145). Immerhin verunglückte mit Flug STS-51L im Jahre 1986 bereits der 25. Flug einer derartigen Raumfähre (Challenger-Unglück; immerhin war bei diesem Flug geplant, dass eine Lehrerin aus dem Orbit Unterricht erteilt – war das Hybris?). Space-Shuttle-Flug 113 verunglückte 2003. Wir hatten also 2 fatale Flug-Beendigungen bei 113 Flügen. Ganz naiv ist das also 1:56,5 – nicht weit von einer Wahrscheinlichkeit 2% je Flug entfernt.
Beim Zahlenlotto 6 aus 49 hat man die Wahrscheinlichkeit 1:13.983.816 für einen Hauptgewinn. Das tritt dennoch immer wieder ein.
Zusatzfrage: Wie viele Flugzeuge fliegen beim Nordanflug nach Kloten in der Nähe von Atomkraftwerken oder anderen Atomanlagen? Welche Routen haben die Flugzeuge von und nach Basel/Mulhouse bzw. Strasbourg? Ich schätze, es sind pro Jahr einige 10.000 – wann greift hier die Statistik?
2.12.2012, Jürgen Hönig

Mycle Schneider – World Nuclear Industry Status Report 2012
Als Mycle Schneider anlässlich des Tschernobyl-Jahrestages im April 2012 auf Einladung von ECOtrinova e.V. und der AntiAtomGruppe nach Freiburg kam und im Rahmen der Anti-Atom-Tage zwei Vorträge hielt, wurde er von der Badischen Zeitung vollständig ignoriert. Sein World Nuclear Industry Status Report 2012 stand kurz vor der Fertigstellung und er gab vorab Einblicke in den Inhalt. Jetzt erscheint ein Interview, ohne dass ein konkreter Anlass erkennbar wäre. Das ist schwer nachvollziehbar.
2.12.2012, Ingo Falk, AntiAtomGruppe Freiburg

Noch ist Fessenheim am Netz
Dass die Badische Zeitung in Sachen Anti-Atom-Berichterstattung nicht immer unbedingt euphorisches Engagement gezeigt hat, ist nicht neu. Wer vergrault schon gerne seine potentesten Inserenten? Trotz solcher Kritik ist es gut, dass dieser Artikel gerade jetzt erscheint! Noch ist Fessenheim am Netz und die verantwortlichen Betreiber und Energieunternehmen scheinen gar nicht daran zu denken, die Vorgaben aus Paris umzusetzen. Die vielen Wahrheiten, die in diesem Interview versteckt sind, können nicht oft genug in die Öffentlichkeit getragen werden.
Wie schnell gute und vernünftige Vorsätze zugunsten von macht- und geldhungrigen Lobbygruppen und -parteien gekippt und „umgekehrt“ werden können, haben wir vor nicht allzulanger Zeit auch in Deutschland erleben dürfen.
2.12.2012, Gustav Rosa

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