Gen Z: Frei nur in der Bubble?

Laut der im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie vom rheingold-Institut durchgeführten Studie „GenZ 2024 – Generation Überdruck“ sind die 16- bis 24-Jährigen der Generation Z verunsichert (1). Einerseits durch die zahlreichen Probleme (Kosten für Lebenshaltung, Schulsystem, Massenmigration, Corona, Polarisierung der Gesellschaft), wobei der Klimawandel für sie sekundär ist.
Andererseits ist das gemeinsame „Wir“-Gefühl früherer Generationen (z.B. z.B. Babyboomer durch Rock ’n‘ Roll-Musik und Hippie-Bewegung) zerfallen in eine Vielzahl sich isoliert und unversöhnlich gegenüberstehender Bubbles. Unversöhnlich, weil die andere bzw. abweichende Meinung nicht toleriert wird und somit die Meinungsfreiheit und die Bereitschaft zum offenen, ehrlichen Diskurs leiden – die jungen Menschen haben Angst, etwas falsches zu sagen, sie fühlen sich nicht frei und flüchten deshalb allzugerne in ihre Bubble.

Die Studie nennt als Hauptbefund das Verschwinden eines generellen „Wir-Gefühls“ und der Rückzug in private Bubbles. Die Bubbles sind voneinander abgeschottet: Die eine Bubble verspottet, was die andere feiert. Mit der Folge, selbst lieber „die Klappe zu halten“. Die Jugendlichen fühlen sich unfrei und verängstigt, anzuecken und zum unbeliebten Außenseiter ausgegrenzt zu werden.

Alarmierend an der Studie ist weniger das Klagen über finanzielle Probleme und Mangel an Versorgungssicherheit – all dies ließe sich durch eine kluge Wirtschaft-, Sozial- und Gesellschaftspolitik beheben. Sondern das Gefühl der jungen Generation, daß Ihnen die Freiheit fehlt.

Lernt man die Freiheit erst dann wertzuschätzen, wenn sie abhanden gekommen ist? Die russische Jüdin Ekaterina Quehl hat in St.Petersburg die Unfreiheit erlebt und dann auch Perestroika und Glasnost. In ihrem Beitrag „Freiheit versus Konformität“ zitiert sie den russischen Autor Wassili Grossmann in seinem antisowjetischen Roman „Leben und Schicksal“ so: „Wenn Menschen zwischen Wurst und Freiheit Wurst wählen, dann bekommen sie am Ende weder das eine noch das andere.“ Wurde in Deutschland und auch von der Generation Z bereits „Wurst statt Freiheit“ gewählt? Wo doch die Wahl zwischen materieller Sicherheit und Meinungsfreiheit der Menschheit keinen Fortschritt bringen kann.
12.11.2024
.
Ende von Beitrag „Gen Z: Frei in der Bubble?“
============================================================
Beginn von Anlagen (1) –
.
.
(1) Studie zur “GenZ 2024” – Jugend unter der Tarnkappe
Die krisengeprägte „Generation Z“ (GenZ) wünscht sich soziale und wirtschaftliche Stabilität. Viele junge Menschen fühlen sich angesichts der aktuellen Herausforderungen oft verloren, orientierungs- und hilflos. Das ist ein zentrales Ergebnis der rheingold Studie “GenZ 2024 – Generation Überdruck” im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI).

Ständige Unsicherheit durch multiple Krisen
Die GenZ steht für die Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen, die von einer anhaltenden Krisenerfahrung geprägt sind. Seit der Corona-Pandemie sind sie durch den Krieg in der Ukraine, die Energie- und Inflationskrise sowie die andauernde Wirtschaftskrise einer ständigen Unsicherheit ausgesetzt. Zu den zentralen Sorgen der jungen Generation gehören die unsichere Altersvorsorge, hohe Mieten, gesellschaftliche Polarisierung, Migration, die Krise im Bildungssystem und eine marode Infrastruktur. Der Klimawandel bleibt zwar ein wichtiges Thema, rückt jedoch für viele in den Hintergrund.
.
“GenZ 2024” sorgt sich wegen der Polarisierung der Gesellschaft
79 Prozent der jungen Menschen sind über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung besorgt, 71 Prozent über die Polarisierung innerhalb der Gesellschaft. Ebenso viele Jugendliche wünschen sich, Teil einer Gemeinschaft zu sein, ohne andere auszuschließen.
Verschärft wird die anhaltende Krisenwahrnehmung der jungen Menschen durch einen immer aggressiveren Ton im politischen und gesellschaftlichen Diskurs, der auch zu einem erodierenden Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Jugendgeneration führt. Immer wieder beklagen junge Menschen, dass ihre Welt in unversöhnliche Bubbles zerfällt. Groß ist ihre Angst, sich vor allen in den sozialen Netzwerken angreifbar zu machen, gecancelt, geghostet oder als ganzer Mensch verurteilt zu werden, wenn sie offen ihre Meinung äußern.

Aufspaltung der Lebenswelten und Verdrängung
Obwohl die Jugendlichen diese Blasenbildung bedauern, betreiben sie die Flucht in eine „absichernde Selbstbezüglichkeit“ sehr bewusst. Im engen Kreis guter Freunde und in der eigenen Privatheit fühlen sie sich am wohlsten. Ähnlich wie die Erwachsenen spalten sie die Welt auf in eine private Eigenwelt, die noch überschaubar und sicher ist, und eine bedrohliche Außenwelt, in der schier unlösbare, nicht zu bezwingende Dauerkrisen herrschen. Zwischen dem eigenen Schneckenhaus und der äußeren Bedrohungswelt wird ein Verdrängungsvorhang aufgespannt. So sagen 70 Prozent der Befragten: Ich kümmere mich stärker um mich, meine Familie, enge Freunde oder mein Zuhause. O-Ton aus einem der Tiefeninterviews: „Mit den negativen Themen will ich mich nicht ständig belasten.“
In diesem Klima der unversöhnlichen Bubbles wagt es die Generation Z kaum noch, sich offen, konfrontativ und fordernd zu zeigen. Außerhalb der Sicherheit der eigenen Bubble entwickelt sie eine Tarnkappen-Strategie. Sie versteckt ihre Haltung, um keine Angriffsfläche zu bieten. Was früher ein natürlicher Ausdruck jugendlicher Selbstentfaltung war – das laute Einfordern von Veränderung und das freie Aussprechen ihrer Wünsche – ist heute spürbar gehemmt und staut sich im Innern auf.

Psychosomatische Symptome durch gestaute Ausdrucksbildung
Die gestaute Ausdrucksbildung artikuliert sich in einer Vielzahl von psychosomatischen Symptomen. Auffällig viele Jugendliche klagen über Schlafstörungen, Müdigkeit, Depressionen, Anspannung, Unruhe und Angstzustände. Auf gesellschaftlicher Ebene manifestiert sich die gestaute Ausdrucksbildung in einer zunehmenden Komplexitäts- und Kompromiss-Müdigkeit, die zu einer wachsenden Demokratie-Müdigkeit führen kann.

… Alles vom 31.10.2024 bitte lesen auf
https://www.rheingold-marktforschung.de/gesellschaft/studie-zur-genz-2024-jugend-unter-der-tarnkappe/

 

Dieser Beitrag wurde unter Bildung, Engagement, Jugend, Kinder, Kultur, Psyche, Schulen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar