Essensbon an Bettler schenken

‚Etwas geben oder nicht? Die einen sagen „ja“, um die gesinnungsethische Bilanz aufzubessern bzw. da man rasch und bequem Gutes tun kann. Die anderen meinen „nein“ mit Blick auf unseren real existierenden Wohlfahrtstaat (Nr 3 weltweit), der Betteln ausschließt, und mit dem Hinweis, dass mindestens 70% aller Bettlerinnen und Bettler von Organisatoren gebracht und geholt werden. Da bietet der Vorschlag von Horst Zahner, dem Initiator des Freiburger Essenstreffs, DEN Ausweg: Für 2,20 Euro einen Essensbon kaufen und den Bon dem Bettler in die Mütze legen. Dieser erhält dann dafür beim Essenstreff in der Schwarzwaldstrasse ein warmes Essen.
7.5.2017

Ein Mittagessen ist besser als jegliches Bargeld
Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich der Freiburger Essenstreff in der Schwarzwaldstraße 29 um Bedürftige und Obdachlose. Um was geht es uns? Wenn ein Mensch nichts zu essen hat und der Bauch leer ist, steht für ihn die Welt kopf. Die Folge: Der Mensch greift schnell zum Alkohol und zu Drogen, wodurch sich sein persönliches und soziales Umfeld ins Negative entwickelt. Es kommt sogar so weit, dass der Mensch seine Würde verliert und er vor nichts mehr Achtung hat.
Wenn man weiß, dass das Durchschnittsalter eines Obdachlosen nur bei 45,5 Jahren liegt, sind wir alle gefordert, dagegen etwas zu tun. Damit es nicht so weit kommt, kann man im Essentreff oder bei vielen Kirchengemeinden Essensbons kaufen, die man an Betroffene anstelle von Bargeld verteilen kann. In jeder letzten Woche im Monat – wenn das Geld knapp wird – kann man für einen Euro einen Essensbon kaufen. Ansonsten kostet ein tägliches warmes Essen mit Suppe, Hauptgang und Dessert 2,20 Euro. Wenn man täglich im Essentreff ein warmes Mittagessen erhält und an Sonn- und Feiertagen ein kostenloses Frühstück bekommt, ist dies für alle Bedürftigen und Wohnsitzlosen eine wichtige Lebensgrundlage! Wir meinen, diese Form der Unterstützung ist besser als jegliches Bargeld.
6.5.2017, Horst Zahner, Vorstand Freiburger Essenstreff e. V., BO

Besser an die Wohlfahtsverbände spenden
Neben der finanziellen Unterstützung bietet der Staat – und neben ihm Wohlfahrtsverbände wie Arbeiterwohlfahrt, Caritas oder Diakonie – aber auch ein großes Angebot an Beratung und Betreuung Bedürftiger, von der Schuldnerberatung über die Wohnungslosenhilfe bis zur Drogenberatung. Wer Gutes tun will, sollte daher an die Wohlfahrtsverbände spenden, damit Bedürftige professionelle Hilfe bekommen können…..
Alles vom 28.4.2017 bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/meinung/kommentare/procontra-soll-man-bettlern-geld-geben–136127538.html
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Betteln für den Organisator oder für die eigene Sucht
„Der Boss der Bettler: Am Hamburger Hauptbahnhof lebt eine Familie aus Rumänien von Almosen. Sie organisiert sich wie eine Firma, mit Fahrern, Aufpassern, Angestellten. Weil sie am Arbeitsmarkt scheitert, hat sie ihre Armut zum Beruf gemacht.“ …
„Die meisten Bettler haben sich einem Vermittler anvertraut, den sie aus ihrer Heimat kennen und der sich um die Fahrt, eine Matratze, einen Standplatz kümmert und dafür Provision einstreicht. Wenn es gut läuft, verdienen sie 50 Euro am Tag oder etwas mehr, bei Regen keine 10; vielleicht 10 oder 15 Prozent davon dürfen sie behalten, den Rest kassiert der Boss. Mehr als 300 000 Personen wurden im Jahr 2012 weltweit von Menschenhändlern zum Betteln gezwungen, das ergab eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation. Weil das Problem größer wird, hat die EU-Richtlinie gegen Menschenhandel 2011 zum ersten Mal erzwungene Bettelei als mögliche eigene Straftat miteinbezogen.“ …
„Denn so funktioniert das Geschäftsmodell: Sandu macht die Familienangehörigen zu seinen Fahrern und Aufpassern, sie bilden den Kern und dürfen behalten, was sie selbst erbetteln. Die anderen, die Nachbarn und Bekannten, so erzählt es Vasile, verschulden sich durch den Transport. Solange sie die Schuld, die sie bei der Ankunft in Hamburg hätten, und die Zinsen, die der Chef willkürlich draufschlage, nicht zurückzahlen könnten, blieben sie zur Bettelei gezwungen.“
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-126149122.html
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Wenn ich den Verdacht habe, dass es „organisiert“ abläuft, lass ich es. Im Endeffekt wird das Leid der „Angestellten“ dadurch nicht besser. ….  „Im Übrigen ist es eine Illusion zu glauben, Süchtige kämen von der Sucht los, wenn sie kein Geld mehr erhalten. Sie werden sich Alkohol oder Drogen andersweitig besorgen: durch Klauen oder Prostitution – was für sie schlimmer ist als Betteln. Dann doch lieber etwas Kleingeld spenden, das sie davor bewahren kann.“ So wird die eine Illusion mit einer anderen bekämpft.
4.5.2017, Georg Ruch, BO

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