Bickenreute

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Natursteinmauer mit Treppe in Kirchzarten-Bickenreute am Nationalfeiertag 3.10.2015

Natursteinmauer mit Treppe in Kirchzarten-Bickenreute am Nationalfeiertag 3.10.2015

 

 

 

Natursteinmauer am Bienenstand Bickenreute – Übergabe 7.8.2015

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(1) Natursteinmauer Bickenreute           (2) Blick nordwärts am 31.7.2015     (3) Joaquim und Jochen (rechts)

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(4) Trockenmauer Stein auf Stein          (5) Blick ostwärts zum Hexenwäldle      (6) Blick südwärts zu Bickenreute

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(7) Treppe im Bau Juli 2015                    (8) Maurer auf der Mauer 19.9.2015     (9) Bickenreute-Regen am 19.9.2015

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(10) 19.9.2015                                           (11)                                                               (12) Natursteinmaurer-Team

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(13) Der Nussbaum am 19.9.2015        (14) Picknick am 3.10.2015                     (15) Eidechse auch schon da

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(16) Kalksteine in der Sonne  3.10.15   (17) Jogging am 25.10.2015                  (18) Herbstlaub

(12) Natursteinmaurer-Team am 19.9.2015 (von links):
Amjad (20) aus Syrien, seit April in Hammerschmiedstr., kurz vor dem Abi geflohen
Abdallah (35) , aus Syrien, seit August in Hammerschmiedstr., Frau und 5 Kinder in Syrien
Adriano aus Catania/Sizilien
Adnan (31) Aus Kosovo, seit 5 Jahren in FR, nun in Vauban mit Frau und 3 Kindern
Jochen Schmidt, Imker aus Freiburg-Ebnet, der Initiator des Natursteinmauervorhabens
Joaquim aus Portugal
Diaa (29) aus Syrien, seit April in Hammerschmiedstr., Frau und Tochter (3) in Syrien

Bickenreute, ehemals Bauernhof, Hofgut und Wasserschloss, liegt  zwischen dem Giersberg im Norden und dem Weilersbachtal im Süden. Am Radwanderweg hinter dem Anwesen wurde im Rahmen des Projekts „Natursteinmauer Bickenreute“ von Bund und Nabu Dreisamtal unter Federführung des Imkers Jochen Schmidt (77) eine Trockenmauer gebaut. Als Ausgleichsmaßnahme der Gemeinde Kirchzarten für den geplanten MTB-Trainingsparcours im Hexenwäldle.
Gemeinsam mit Jochen Schmidt (der den schönen Dreisamgarten angelegt hatte) mauerte Joaquim Barbosa (50) aus Braga/Portugal in vier Tagen die 8,50 m lange und 1,10 m hohe Mauer: Nach dem Abriß der alten Abgrenzung aus Holz wurde ein 80 cm tiefes Fundament ausgehoben, mit Steinen von der Husemann-Klinik Buchenback-Wiesneck verfüllt und mittels Hammer und Stampfer eine Planie hergestellt. Dann gings weiter mit leichtem Gefälle: Stein für Stein anpassen und mit kleinen Steinchen verkeilen. Zuvor wurden die Kalksteine in zahlreichen Fuhren mit dem 1,5-t-Einachsanhänger des Nabu Gruppe Dreisamtal vom Schneckental her angefahren. Dazu organisierte Herr Schmidt Syrer (Bissierstrasse) und Roma (Hasemattenstrasse, Flugplatz) als Helfer. Neben Kalksteinen sind auch Steine aus Granit und Basalt eingearbeitet worden – so zeigt die Mauer gerade bei Regen ein ‚Gesicht‘ mit lebhaften Verfärbungen.
Die Mauer steht auf dem Gelände von Nikolaus von Gayling vom Ebneter Schloss, dafür hatte man eigens einen gesonderten Pachtvertrag abgeschlossen – schließlich mußte die nebenstehende Imkerei von Edwin Schweitzer aus Oberried etwas Pachtland abgeben.
Mit der Natursteinmauer wurde der Grundstein gelegt für ein lauschiges Plätzchen zwischen Nussbaum im Norden und Bienenhaus im Süden sowie Obstbaumwiese mit Schafen im Westen und hexenwäfle hoch oben im Osten.

7.8.2015 ab 11 Uhr:  Übergabe der Natursteinmauer mit Bund, Nabu, Jochen Schmidt, von Galying, Gemeinde Kirchzarten, …

 

Natursteinmauer Bickenreute – Bericht zum Bau

Die Mauer wurde von einem Team unter Anleitung des Imkers und NABU-Mitglieds Jochen Schmidt (Imker) aus Freiburg errichtet. Beteiligt war Joaquim, ein Portugiese, mit den Erfahrungen vom Natursteinmauerbau in seinem Heimatland, der Italiener, Adriano, aus Sizilien und mehrere Asylanten (Adnan, ein Roma aus dem Kosovo – Diaa und Abdallah, sind Syrer aus dem Süden und Norden ihres Landes) mit den praktischen Erfahrungen aus dem Mauerbau an ihren Häusern und auf den Feldern in Italien und Syrien.
Das Material, überwiegend Kalksteine, wurde von Steindeponien an den Hängen bei den Rebbergen im Schneckental mühsam zusammengetragen und angefahren. Die Lage einzelner Steine, insbesondere der Treppensteine, waren dem Projektleiter schon seit mehreren Jahren bekannt. In Steinbrüchen gewonnene Kalksteine werden oft bereits bei der Sprengung beschädigt. Kleine Risse in den Steinen führen dazu, dass sie im Frost aufbrechen und zerstört werden. Die für diese Mauer verwendeten Exemplare haben im Laufe von vielen Jahrtausenden als in sich gefestigte Einzelsteine gebildet. Weitgehend formstabil können sie unbedenklich in der Mauer verarbeitet werden. Ein weiterer Teil der Steine (Granit und Basalt) sind aus örtlichen Steinhaufen, die Landwirte zur Feldbereinigung in Böschungen gelagert hatten, zusammengetragen worden. Friedel Leßmann vom NABU-Dreisamtal hat dabei mitgeholfen.
Das unregelmäßig geformte und von der Art her unterschiedliche Material wurde patchworkartig, als Schwerkraftmauer mit einer leichten Neigung gegen den Hang zu der Naturstein-Trockenmauer verarbeitet. Dadurch entsteht ein optisch ansprechendes Bild. Es wurde versucht diese doch nur kleine Trockenmauer in das Gelände einzufügen.

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(1) Joaquim (links) und                              (2) Steine abladen – Fundament             (3) Steine legen – Trockenmauer
.
Das Fundament (ca. 80 cm breit und 50cm tief) ist dossiert, Es wurde aus ungleichmäßig geformten Kalksteinen (Gruscht) wasserdurchlässig zusammengelegt und verfestigt. Das Sichtmauerwerk (ca. 50-60cm tief) wird durch die Hinterfüllung mit Kalksteinen und Kalksteinbruch (ca. 60cm breit), abgestützt.
Erst hinter dem wasserdurchlässigen Material wurde der Raum mit Erde aufgefüllt und schichtweise verdichtet. Eine Besonderheit der Trockenmauer besteht darin, dass sie ohne starres Fundament und ohne Zementmörtel aufgebaut ist, daher spricht man von einer labilen Bauweise. Der große Vorteil einer solchen Naturstein-Trockenmauer ist ihre Elastizität. Sie folgt evtl. auftretenden kleineren Verformungen des Untergrunds, aber auch Bewegungen, die durch Frost entstehen können, ohne dabei ihre Tragfähigkeit zu verlieren. Die Mauerkrone ist mit größeren, flachen Kalksteinen abschlossen. Der Tisch mit Sitzsteinen wurde vom Imker Edwin Schweizer bezahlt. Die Basissteine stammen von seinem Nachbarn in Oberried.
Beispielgebend waren für den Projektleiter die vielen Weinbergmauern aus dem Lande die oft unter Naturschutz stehen.
Jochen Schmidt, 1.8.2015

 

„Natursteinmauer verbindet – Flüchtlinge und Gastarbeiter” – Das Team

Der Italiener, Carmelo Vintrici (genannt Adriano) ist ursprünglich als Gastarbeiter aus Sizilien nach Deutschland gekommen. Seit einigen Jahren hat er als selbständiger Maurer- und Stahlbaumeister ein kleines Bauunternehmen in Freiburg. Adriano kenne ich seit 2008. Er ist mein Nachbar auf der gleichen Wohnetage in der Schwarzwaldstr. 268 in Freiburg. Er hat auch am Garten an der Dreisam mitgearbeitet.

Joaquim Barbosa kam als portugiesischer Gastarbeiter vor 15 Jahren nach Freiburg. Er wuchs in Portugal in ländlichem Gebiet auf und erwarb sich dort seine Kenntnisse im Trockenmauerbau. Als er mit 36 Jahren nach Freiburg kam arbeitete er in verschiedenen Gaststätten bis er für mehrere Jahre als Baugewerbehelfer im Unternehmen von Adriano Vintrici gearbeitet hat. Durch Adriano habe ich Joaquim kennen gelernt. Er hat mir beim Mauerbau am Garten an der Dreisam und an der Kartäuserstraße geholfen.

Adnan Salijevic hat vor ca. 5 Jahren mit seiner Ehefrau und drei Kindern aus dem Kossovo in Deutschland Asyl beantragt. Er wohnte zeitweise im Asylantenwohnheim in der Hammerschmiedtstraße in Freiburg. Ich war 1945 als Flüchtling aus der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone von Mecklenburg nach Bremen gekommen. Meine persönlichen Erfahrungen aus der Anfangszeit in meiner neuen Heimat in Bremen haben mich offen gemacht gegenüber den neuen Flüchtlingen wo auch immer sie herkamen. So habe ich bei einem Besuch in der Hammerschmiedtstraße Adnan angesprochen ob er mir im Garten helfen wolle. Es stellte sich heraus, dass Adnan Angehöriger der Roma ist. Seit fünf Jahren hat er mir bei schweren Arbeiten im Garten immer wieder einmal geholfen. Er war mir immer eine wertvolle Hilfe. Auch nach mehreren Umzügen vom Asylantenheim in der Hammerschmiedstraße in die Bissierstrasse und jetzt zur eigenen Mietwohnung in die Astrid-Lindgren-Straße hatte ich zu ihm und seiner Familie Kontakt gehalten. Gestern habe ich ihn mit seiner Familie noch nach unserem Fototermin besucht. Mit den Kindern, die schon recht gut deutsch sprechen, im Internet Deine Website mit den neuen Fotos angesehen und im Gespräch versucht Informationen zu geben. Wir wollen weiter Kontakt halten. Unverständlich bleibt mir warum ihm bisher keine Arbeitserlaubnis in Deutschland erteilt wurde. Ich plane ein Gespräch mit seinem Anwalt. Adnan war immer ein aufgeschlossener Mensch, der bereit ist sich anzupassen (außer seinem Problem als Analphabet Zugang zum Schreiben und Lesen der deutschen Sprache zu finden). Ich arbeite daran.

Diaa Al Zahri und Amjad (syrische Asylanten) habe ich vor einem Jahr kennen gelernt. Sie waren gemeinsam mit einer größeren Gruppe junger Männer beim Hirzberg, am Hang gegenüber meinem Garten, damit beschäftigt Äpfel auf der Streuobstwiese einzusammeln und zum auspressen zu bringen. Begleiterin war eine junge Studentin, Frau Völker, die mit einer Gruppe Asylanten in Freiburg betreut. Sie waren später zur Bienenbesichtigung in unserem Garten. Einen Tag später waren Diaa, Amjad und Wassim wieder bei mir im Garten. Diaa hatte in Syrien selber Bienen gehalten. Die Gruppe, insbesondere Diaa haben mir seither immer wieder bei Gartenarbeiten geholfen. Ich versuchte, zuerst auf englisch, später dann in Gesprächen in Deutsch ihnen Informationen zu geben und von ihnen zu bekommen.

Abdallah Misto kenne ich über Diaa erst seit ca. 5 Wochen. Gemeinsam mit ihm habe ich große Steine z.B. Treppenstufen aus dem Schneckental zur Bickenreute transportiert und gemeinsam mit ihm eingebaut. Der linke Mauerteil ist mit seiner Hilfe und mit Amjad dort entstanden. Abdallah hat Probleme mit seinem Asylantrag, da er zuerst über die Balkanlinie in Bulgarien registriert wurde. Die Behörden haben ihn dort vor die Alternative gestellt, entweder ins Gefängnis zu gehen oder „freiwillig“ nach Syrien zurückzukehren. Ein Jahr später ist er dann von Syrien aus über Griechenland endlich an sein Ziel: Deutschland gekommen. Ich versuche ihn durch Auswahl eines guten Fachanwalts aus seiner „Dublin-Problematik“ herauszubekommen.

Zu meiner Person: Ich wurde in Grabow/Mecklbg. Am 03.01.1938 geboren. Meine Mutter ist im Oktober 1945 mit mir und zwei Brüdern von dort in ihre Heimatstadt, Bremen-Blumenthal, geflüchtet. Dort bin ich aufgewachsen. Habe eine handwerkliche Lehre (im Schiff- und Bootsbau) abgeschlossen. Nach einem Jahr bei der Bundeswehr habe ich noch zwei Jahre im erlernten Beruf gearbeitet. Mit dem dabei ersparten Geld war es mir möglich (ohne Förderung durch den Staat) am Propädeutikum der Hochschule für Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven in zwei Jahren die normale Abiturprüfung zu bestehen. Anschließend habe ich in Freiburg Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Später kam Volkswirtschaft dazu. Leider war es mir nicht möglich das Studium voll abzuschließen. Persönliche Gründe, Tod meines Vaters und Gründung einer eigenen Familie, hinderten mich. Ich habe dann erneut eine volle Ausbildung im Steuerberatenden Beruf abgeschlossen und ca. 35 Jahre bei verschiedenen Steuerberatern und Anwaltskanzleien im Fachbereich Steuerberatung gearbeitet. Mit 67 Jahren war ich dann endgültig Rentner – aber nicht ohne Beschäftigung. Der Sport (z.B. Marathonlauf, Speedinlinenskaten, Berglauf etc) waren meine Passion. Danach und auch gleichzeitig meine Beschäftigung mit Gärten und Mauern. Meine erste Trockenmauer, vor 25 Jahren mit Kalksteinen aus dem Maxit-Steinbruch in Bollschweil gebaut, steht immer noch unverändert in Au. Weitere Trockenmauern folgten im Garten an der Kartäuserstraße und der Dreisam in Ebnet. Allmählich habe ich mit dem Bau von rd. 250 bis 300 m Trockenmauerbau einiges an „know how“ erworben.
21.9.2015, Jochen Schmidt

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