Ein Stück Weihnachtsgeschichte in Buchenbach. 20 junge, unbegleitete Flüchtlinge (UMF) mussten über die Weihnachtsfeiertage und bis ins neue Jahr ihre Unterkunft in Schluchsee verlassen. Bei der Suche nach einem Quartier sind sie schließlich im Studienhaus Wiesneck untergekommen. Aus einer Notlösung entwickelte sich schnell ein Glücksfall.
Die 20 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge haben allesamt Schlimmes erlebt auf ihrer Flucht nach Deutschland. Manche von ihnen sind ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen, da die Flucht oder der Krieg sie ihnen genommen hat. Die Gruppe ist eigentlich im Hochschwarzwald untergebracht. Bislang hat sie in einer Jugendherberge in Schluchsee gewohnt. Tagsüber fand die Betreuung durch die Diakonie in Titisee-Neustadt statt. Aber die Jugendherberge wurde über die Feiertage geschlossen, kurz vor Weihnachten standen die Flüchtlinge ohne Herberge da.
„Als die Anfrage vom Landratsamt kam, ob die jungen Menschen hier unterkommen können, habe ich mein Team gefragt, ob wir das zusammen möglich machen können“, sagt Ulrich Eith, Leiter des Studienhauses Wiesneck in Buchenbach. Denn eigentlich hatten die Mitarbeiter der Bildungs- und Begegnungsstätte geplant, über die Feiertage frei zu haben. „Wir haben sehr schnell genügend Freiwillige gefunden, um unser Haus für die Gruppe zu öffnen“, sagt Eith.
Doch die 20 jungen Menschen zwischen 14 und 17 Jahren haben mehr gefunden als nur ein Dach über dem Kopf. Sie sind auf viel Hilfsbereitschaft gestoßen. An Weihnachten gab es für jeden Einzelnen Geschenke. Die Diakonie hatte Schulmaterial besorgt, vom Studienhaus gab es Kleidung. Außerdem wurde der SC Freiburg angefragt und gab 20 Trikots unter den Baum und dazu noch einen Fußball. Es gab nicht nur Präsente, viele Menschen haben sich ordentlich ins Zeug gelegt, damit die Überbrückungszeit in Buchenbach eine gute Zeit wird.
Eith selbst, Politikprofessor an der Uni Freiburg, und die stellvertretende Leiterin des Hauses haben sich während der Feiertage und über Neujahr für den Frühstücksdienst einteilen lassen. Das Hofgut Himmelreich sorgt dafür, dass die Jugendlichen jeden Tag ein Abendessen bekommen, obwohl das Lokal derzeit eigentlich ausgebucht ist. Die Jugendlichen helfen bei den Mahlzeiten mit, wo es möglich ist. In der Zarduna-Schule in Kirchzarten darf die Gruppe die Turnhalle nutzen, um sich beim Sport auszutoben. Mitarbeiter des Diakonischen Werks, das die Gruppe betreut, bieten auch an Heiligabend und Silvester Sprachunterricht an – was von den motivierten Jugendlichen gerne angenommen wird.
„Es ist toll zu sehen, wie Ehrenamt und professionelle Hilfe zusammenwirken“, sagt Renate Kerber von der Diakonie. Ihr imponiert zudem, wie viele Menschen in Deutschland auf die Flüchtlinge reagieren. An Weihnachten hat sie die Gruppe in den Gottesdienst ihrer Heimatgemeinde Littenweiler begleitet. „Als wir in der Kirche begrüßt wurden, gab es Applaus von den anderen Besuchern.“ Ein bewegender Moment.
Seit kurzem werden die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge nach einem Schlüssel verteilt, der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ist im Defizit, muss für mehr Plätze sorgen. Die Betreuung läuft über Jugendhilfeträger wie beispielsweise Caritas, Diakonie, Kirschbäumleboden oder Wiese. Der Landkreis ist derzeit händeringend auf der Suche nach Unterkünften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die nicht volljährigen Asylsuchenden müssen getrennt von den Erwachsenen untergebracht werden. 2014 waren es noch fünf jugendliche Flüchtlinge, Ende 2015 sind es 112.
Die Gruppe, die noch bis nach Silvester in Buchenbach untergebracht ist, wird danach wieder in eine Jugendherberge in den Hochschwarzwald ziehen, dann nach Titisee-Neustadt. Dort können die jungen Männer bis März bleiben. Kerber ist zuversichtlich, dass es auch im Frühjahr klappt und eine gute und dauerhafte Unterkunft gefunden werden kann. „Wir sind an einer Lösung dran“, sagt sie.
29.12.2015, Sebastian Wolfrum, über: Flüchtlingshilfe Freiburg