Alte Eichstetten und Kirchzarten

Alt werden im Heimatort. „Grüne Dreisamtal“ setzten sich mit demografischem Wandel auseinander. Eichstetten am Kaiserstuhl gilt als Vorzeigeort im Landkreis, wenn es um Fragen, wie das Zusammenleben mit der älter werdenden Generationen in einer Zeit des demografischen und gesellschaftlichen Wandels organisiert werden kann, geht. Auch in Kirchzarten wächst das Interesse an dieser Frage. Hannelore Schult, Gemeinderätin und Ortsvereinsvorsitzende der Grünen, konnte zu diesem Thema Altbürgermeister Gerhard Kiechle von Eichstetten im „Haus der Generationen“ in Kirchzarten quasi als Botschafter für die unter seiner Mitwirkung entwickelten Wohn- und Lebensmodelle begrüßen. Gekommen waren Fachleute aus Betreuung und Pflege, Gemeinderätinnen aus dem Dreisamtal sowie interessierte Bürger(innen), die lebhaft und sachkundig an der Diskussion teilnahmen.
Ausgangspunkt in Eichstetten war ein Runder Tisch mit allen Institutionen und Personen, die zu dieser Thematik einen Beitrag leisten wollten. Heraus kam die „Bürgergemeinschaft Eichstetten e.V.“ mit etwa 500 Mitgliedern als Solidargemeinschaft des Dorfes, wie es Kiechle sehr anschaulich mit Lichtbildern darstellte. Dieser Verein bietet eine Anlaufstelle für Beratung und Hilfe an, die er durch die Mitgliedsbeiträge der Mitglieder finanziert. Bauliches Kernstück sind der „Schwanenhof“ und der „Adlergarten“ in Eichstetten. Hier ist die Beratungs- und Betreuungsstelle, das Bürgerbüro, untergebracht, aber auch Wohnungen für ältere Menschen. Die Wohnungen im zentral gelegenen Schwanenhof sind als Privateigentum von Eichstetter Bürgern erworben worden, werden aber durch eine im Grundbuch gesicherte Auflage unter der Regie der Bürgergemeinschaft und der Gemeinde nur an Betroffene vermietet. Im „Adlergarten“ befindet sich eine selbst organisierte Wohngruppe – eine Art WG für ältere Menschen. Vielfach werde vergessen, dass den Kommunen – wenn nicht anders geregelt – nach Art. 28 (2) des Grundgesetzes die Daseinsvorsorge vor Ort obliege. Seit es die Pflegeversicherung gibt, werde darauf gehofft, dass von hier die Hilfe für die ältere Generation komme und vor Ort nicht viel mehr zu tun sei. Aber nur auf ambulante Pflegedienste, Altenpflegeheime und pflegende Angehörige zu setzen und sonst nur Adventskaffee für die Älteren auszurichten, reiche heute nicht mehr aus, so Kiechle. Ein vielfältiger Mix von Angeboten und Betreuung, zu Hause und auch in neuen Wohnformen, die die Eigenständigkeit der Menschen am Ort und in der Mitte des dörflichen Lebens fördere und so lange wie möglich erhalte, seien neue Ansatzpunkte. Für die erwerbstätige und noch aktive Bevölkerung – auch für die Älteren – biete das Modell Mitwirkungsmöglichkeiten, teils ehrenamtlich, teils mit Erwerbsmöglichkeit. Wie nun das Modell einer eher ländlichen Kommune auf das großstadtnahe Kirchzarten übertragen werden könnte, war eine der Fragen, denen sich die Anwesenden stellten. Bürgermeister Kiechle empfahl, einen interfraktionellen Antrag in den Gemeinderat einzubringen. Eine sozialwissenschaftliche Begleitung und eine befristete Planstelle könnte dann der Anfang eines Konzeptes sein. Auch die Wohnraum- und Grundstückspolitik werde eine Rolle spielen.
8.5.2013, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

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