Dorf aktuell: Der Dreisamtäler im Gespräch mit Todtnaus Bürgermeister Andreas Wießner. Herr Wießner, der Winter ist in diesem Jahr nicht so ganz überzeugend, der Schnee kam und ging und kam wieder
Wießner: Alpines Skifahren ist und war im gesamten Liftverbund die ganze Zeit möglich! Die Lifte am Feldberg, in Todtnauberg, Muggenbrunn und Notschrei sind alle in Betrieb und was die Zahlen angeht, stehen wir mit 4,3 Millionen Euro Umsatz und 2,9 Millionen Durchfahrten an den Drehkreuzen des gesamten Liftverbundes momentan sogar besser da, als in den Wintern 2009/2010 und 2011/2012. In der letzten Skisaison hatten wir einen Besucherrekord von 10.000 Gästen an einem einzigen Tag. Diese Zahl konnten wir trotz des höheren Umsatzes in dieser Saison bisher noch nicht toppen. Aber am letzten Samstag in 2012 waren es auch immerhin 9000 Skifahrer.
Dreisamtäler: Der Liftverbund ist also ein Erfolgsmodell?
Wießner: Ja! Er wird von Übernachtungs- als auch von Tagesgästen sehr gut angenommen. Wir versuchen Angebote zu schaffen und zu optimieren, die im Sinne des Gastes sind, und das durchaus erfolgreich. Allerdings gibt es ein großes Manko, das zeigt sich immer wieder in Umfragen: die Parksituation muss verbessert werden.
Dreisamtäler: Da geht es dann um das umstrittene Parkhaus … tut sich da etwas?
Wießner: Das Regierungspräsidium hat unter der Leitung von Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer eine Kommission ins Leben gerufen, die sich mit der Frage beschäftigt, wie sich der Feldberg sporttouristisch weiterentwickeln soll. Die Themen Verkehr, Beschneiung, Infrastruktur und touristische Produktentwicklung stehen im Vordergrund und da geht es auch um die Parksituation. Neben den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Waldshut sind dort auch die Landtagsabgeordneten der Wahlkreise Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald und die Bürgermeister der Gemeinden Todtnau, Feldberg, Titisee-Neustadt und St. Blasien vertreten, außerdem Verkehrsexperten und Vertreter des Naturschutzes. Ziel ist es für den engeren Feldbergbereich zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten. Mit von der Partie ist Professor Ralf Roth, Leiter der Deutschen Sporthochschule Köln, der ein Gutachten zur nachhaltigen Sportentwicklung am Feldberg erstellt.
Dreisamtäler: Im Kern geht es letztlich darum, welche Zukunft der Skitourismus im Schwarzwald hat. Was erwarten Sie von der Arbeit der Kommission?
Wießner: Wir sind hier eine der stärksten Tourismusdestinationen des Landes und zwar sowohl in Bezug auf den Winter- als auch auf den Sommertourismus. Ich wünsche mir, dass das Land uns in dieser Hinsicht den Rücken stärkt. Denn der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Region, an dem sehr viele Arbeitsplätze und Existenzen hängen. Ich erhoffe mir konkrete Ergebnisse, die dann auch zur Umsetzung kommen und zwar mit finanzieller Unterstützung des Landes. Unabhängig davon hat die Alpincenter Todtnau Feldberg GmbH einen Bauantrag für ein Parkhaus in Todtnau-Fahl gestellt, um den Gästen, die von Basler Seite anreisen am Fuße des Feldbergs parkmäßig bereits versorgen zu können. Das Parkhaus soll gegenüber der Talstation der Rothaus-Abfahrt errichtet werden. Die Planungen dafür laufen nun seit etwa sechs Jahren. Jetzt haben wir einen offiziellen Bauantrag gestellt.
Dreisamtäler: Wie soll dieses Parkhaus finanziert werden – das ist ja der große Knackpunkt am Feldberggipfel.
Wießner: Die Frage stellt sich noch nicht. Erst einmal wird jetzt geklärt, ob das Projekt genehmigungsfähig ist. Der nächste Schritt ist die Finanzierung.
Dreisamtäler: Aber sie haben sich über die Finanzierung doch sicher schon Gedanken gemacht!
Wießner: Wir klären natürlich auch, ob das Projekt zuschussfähig ist, beispielsweise im Rahmen der Tourismusförderung. Die nicht durch Zuschüsse gedeckten Kosten sollten von den Nutzern des Parkhauses finanziert werden. Ob über Parkgebühren oder über die Skikarten muss diskutiert werden.
Dreisamtäler: Für Todtnau spielt jedoch nicht nur Ski alpin eine große Rolle …
Wießner: … auch der Skilanglauf gewinnt immer mehr an Bedeutung! Das Nordic Center mit seinen Loipen und dem Biathlon-Stadion am Notschrei entwickelt sich ganz hervorragend! Mit über 4200 Mitgliedern ist der Verein Notschrei-Loipe, dem auch die Dreisamtalgemeinden angehören, fest in der Region verankert. Inzwischen konnte sich die DSV Nordic-Ski-Schule unter der Leitung von Reiner Kiefer dort etablieren, die spezielle Angebote für Profisportler oder Firmen aus unterschiedlichen Branchen entwickelt. Demnächst durchläuft die U 23 Fußballmannschaft der TSG 1899 Hoffenheim ein Trainingslager. Inzwischen gibt es auch einen Ski- und Materialverleih, viele Kursangebote, die Parkplatzsituation wurde deutlich verbessert und im Loipenhaus wird jetzt das Dachgeschoss noch ausgebaut. Dort entstehen sechs Zimmer mit dreißig Betten, die Übernachtungsmöglichkeiten für Schulklassen bieten, die am Programm „Ticket to Nature“, das vom Institut für Natursport und Ökologie an der Deutschen Sporthochschule Köln in Zusammenarbeit mit der Stiftung Sicherheit im Skisport und dem Umweltbeirat des Deutschen Skiverbandes organisiert wird, teilnehmen. Das Besondere am Nordic Center Notschrei ist, dass es Landkreis- und Kommunen-übergreifend getragen wird!
Dreisamtäler: Wie ist der Diskussionsstand in Sachen „Biosphärengebiet“?
Wießner: Wir befinden uns noch in einer Phase, in der wir uns über Vor- und Nachteile informieren. Nach deren Abwägung werden wir dann eine Entscheidung treffen.
Dreisamtäler: Welche Argumente stehen im Raum?
Wießner: Derzeit geht es eher um die Klärung offener Fragen. Betroffen sind über dreißig Kommunen, allein das impliziert einen langwierigen Prozess. Biosphärengebiete sind unterteilt in drei Zonen: Kernzonen, Pflegezonen und Entwicklungszonen. Für uns ist wichtig, was in diesen Zonen möglich ist, welchen Nutzen oder welche Chancen sie für die Natur, für den Tourismus und für die Bevölkerung bieten – oder auch welche Nachteile. Dabei geht es für mich auch um die Entwicklungschancen der Bevölkerung im ländlichen Raum und was die Klassifizierung „Biosphärengebiet“ für unsere Stadtentwicklung bedeutet. Denn nach der Sanierung Stadtmitte Süd rund um das Rathaus wollen wir die Stadtentwicklung in Richtung Landesstraße weiter voranbringen. Dort gibt es viele Industriebrachen und ein wichtiges Ziel ist es, die Feuerwehr aus der Stadtmitte heraus zu verlagern. Eine Frage wird sein, ob sich, wenn wir Biospährengebiet sind, die Chancen dafür verbessern oder verschlechtern.
Dreisamtäler: Wie sehen Todtnaus Finanzen denn aus?
Wießner: Finanziell stehen wir wesentlich besser da als erwartet, dank guter Gewerbesteuereinnahmen und eines erneuten Rekordergebnisses aus dem Stadtwald. Im Jahr 2012 konnten wir 720.000,- Euro Reingewinn erzielen. So wie es aussieht, kommen wir sowohl in 2011 als in 2012 ohne Kredite aus und können sogar tilgen!
Dreisamtäler: Landauf, landab wird die Ausweisung von Flächen für Windräder diskutiert.
Wießner: Auch Todtnau hat in der letzten Gemeindratssitzung beschlossen, einen Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ aufzustellen. Es geht darum, Flächen zu finden, die sinnvoll und wirtschaftlich sind. Gleichzeitig muss dies im verantwortlichen Umgang mit der Natur und dem Tourismus geschehen. Wir haben vier oder fünf mögliche Flächen in Bezug auf Windhöfigkeit und wenn dort Windräder erbaut werden, dann sind die Anlagen vielleicht höher als der Feldberg. Ein Büro wird diese Standorte nun genauer untersuchen und wir werden uns mit unseren Nachbargemeinden, insbesondere mit Schönau, abstimmen.
Dreisamtäler: Höre ich bei Ihnen Ressentiments gegen Windräder heraus?
Wießner: Wir setzen als Kommune auf die Nutzung regenerativer Energien und zwar umfassend. Wir wollen keine einseitige Fixierung auf Windenergie. Deshalb erstellt die Stadt Todtnau zusammen mit der Energieversorgung Oberes Wiesental (EOW), dem Energiedienst Rheinfelden und der Badenova ein umfassendes Klimaschutz- und Energiekonzept. Untersucht werden alle Energiearten und Bürgerbeteiligung hat dabei eine Schlüsselfunktion. Deshalb werden mehrere Energiewerkstätten stattfinden, zu denen die Bürger eingeladen sind. Im Übrigen ist Todtnau schon auf einem sehr guten Weg! Das Sanierungsgebiet rund um das Rathaus wird über einer Hackschnitzelanlage mit regenerativer Energie versorgt. Außerdem bietet die EOW, die zu 52 % in städtischer Hand ist, schon lange Strom aus 100% Wasserkraft an. Todtnau ist eine der wasserkraftwerksreichsten Gemeinden Deutschlands, sie finden auf unserer Gemarkung über dreißig Wasserkraftwerke, die zwischen 4 und 6,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren.
Dreisamtäler: Herr Wießner, vielen Dank für das Gespräch!
31.1.2013, Dagmar Engesser im Interview mit Bürgermeister Andreas Wießner, www.dreisamtaeler.de
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