Seehofkapelle Blasiwald

Die 400 Jahre Seehofkapelle in Blasiwald-Eisenbreche gegenüber dem Gasthaus „Zum Lochheiri“ hat eine bewegende Geschichte. Sie wäre beinahe im Schluchsee untergegangen. Das kleine Kirchlein wurde bei der Aufstauung des Schluchsees als Floß ans rettende Ufer bei Seebrugg und dann weiter zum heutigen Standort in die Eisenbreche gebracht.

Im gesamten Hochschwarzwald findet man eine große Anzahl von kleinen Kapellen, wie die Seehofkapelle in Blasiwald. Diese Kapellen sind ein Zeugnis von der Religiosität der frühen Bewohner im hohen Wald und den oft langen und mühsamen Wegen zu den Kirchen im Kernort. Fast jede dieser Kapellen hat eine interessante und sich teils über mehrere Jahrhunderte erstreckende Geschichte. Die Seehofkapelle, die in der Eisenbreche in Blasiwald gegenüber dem neu erbauten Gasthaus „Zum Lochheiri“ steht, hat eine besonders bewegte Vergangenheit, weiß Peter Kampmann vom Schwarzwaldverein, der sich um den Erhalt von Kulturdenkmalen kümmert. Mit dem weit vorspringenden Satteldach, dem sechseckigen Dachreiter mit Kugel und Kreuz auf der Spitze sowie der volkstümlichen Bemalung des Andachtsraums, dokumentiert die Kapelle sehr gut die einstige Frömmigkeit und gilt als ein beachtliches Beispiel der frühen Volkskunst.
Die kleine Holzkapelle soll bereits um 1600 erbaut worden sein. Die Jahreszahl 1770 im Giebel über der Türe weise nicht auf die Erbauung, sondern auf eine Ausmalung im Inneren der Kapelle hin, heißt es in einschlägigen Quellen. Sicher verbrieft ist, dass die Kapelle erst seit rund 80 Jahren an ihrem jetzigen Standort steht.
  
Zimmerer Leo Morath baute das Kirchlein ab
Vor der Aufstauung des Schluchsees blickte das kleine Kirchlein auf den ursprünglichen Ausfluss der Schwarza und stand neben dem Gasthaus „Seehof“ und dem Paulihof. Während Gasthaus und Hof später in den aufgestauten Seefluten versanken, wurde die Kapelle von Zimmermann Leo Morath vor dem Untergang bewahrt. Morath löste die alte Holzkonstruktion der Kapelle vom steinernen Fundament, zerlegte sie in Wand- und Dachteile und fügte alles zu einem Floß zusammen. Als der See entsprechend angestiegen war, ruderte er das Floß nach Seebrugg und brachte das Holz der Kapelle weiter über Land an den heutigen Standort, wo sie auf einem vorbereiteten Fundament aufgebaut werden konnte. So kam die Eisenbreche zu einer Kapelle, die sogar in die Liste erhaltenswerter Kulturdenkmäler aufgenommen ist.

           
(1) Seehofkapelle 12/2013                        (2) Bemalung Bilder: Ute Aschendorf

Nach dem Zweiten Weltkrieg drohte das Kirchlein zunächst zu verfallen.
Doch mitte der 1960er-Jahre erinnerte sich das Staatliche Hochbauamt an das wertvolle Bauwerk und restaurierte es grundlegend. Ebenfalls vor den Fluten gerettet wurde das alte Seehofkreuz, das seinen Platz wie zuvor neben der Kapelle einnahm. Doch Wind und Wetter hatten dem Kreuz so sehr zugesetzt, dass es abgebaut wurde und seitdem als verschollen gilt. 1998 machte sich der Rentnerstammtisch Eisenbreche daran, das alte Kreuz durch ein neues zu ersetzen.
Seit 2006 kümmert sich Jutta Fromm ehrenamtlich um die Kapelle. Sie sorgt für Ordnung und Sauberkeit im Innenraum und versieht den Schließdienst. Nur dadurch ist es Wanderern und anderen Interessierten möglich, die Kapelle zu besichtigen. Fromm kam recht überraschend zur Schlüsselgewalt für die Seehofkapelle. „Als wir das Haus neben der Kapelle gekauft hatten, wurde uns der Kapellenschlüssel einfach von den Vorbesitzern hinterlassen. Nachdem sich niemand fand, der die Verantwortung übernehmen wollte, habe ich mich eben um die Kapelle gekümmert“, berichtet Fromm. Inzwischen habe sie viel Freude daran, die Kapelle den Besuchern zugänglich zu machen, erzählt sie. Fromm behält die Mängel im Auge. Ein Handwerker habe ihr versprochen, im nächsten Jahr unentgeltlich einen Balken zu erneuern.
So sind die Kleindenkmale, die einstmals als Zeichen ihrer Frömmigkeit von Privatpersonen errichtet wurden, durch die Jahrhunderte ihres Daseins immer wieder auf selbstlose Hilfe von weiteren Privatpersonen angewiesen, um über die Jahre hinweg bestehen zu können. Oft erklären sich Nachbarn, Handwerker oder Vereine bereit, dem Zerfall von Kreuzen und Kapellen mit Tatkraft zu begegnen und ein historisches Erbe zu bewahren.
Gönnt man sich einen Moment der Ruhe in der Seehofkapelle, glaubt man einen leichten Nachhall der Gebete längst vergangener Tage zu spüren und fragt sich, welche Menschen hier einst ihren Gott wegen Sorgen und Nöten anflehten.
21.12.2013, Ute Aschendorf

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