Der Online-Handel boomt, für 2013 prognostiziert der BVH diese Rangliste: Platz 1 Bekleidung 2.4 Mrd Euro, Platz 2 Bücher 1.1 Mrd Euro, 3 Elektronik 771.6 Mio Euro, Platz 4 Spielwaren 236.4 Mio Euro und Platz 5 Schmuck/Uhren 214.3 Mio Euro. Aber die Online-Bestellwut ist teuer: Für die Online-Händler wegen der Retoure-Kosten, für die Umwelt wegen der CO2-Belastung und für die stationären Einzelhandel wegen den Umsatzeinbußen.
„Schrei vor Glück – oder schick’s zurück.“ Diesen Spot hat der Online-Händler Zalando zwar auf den ersten Teil verkürzt, doch: „Von Anfang an waren die kostenlose Rücksendungen Teil des Geschäftsmodells“, so Georg Wittmann von der Uni Regensburg. „Wenn ein Rückgaberecht von 100 Tagen gewährt wird, bestellt man den Pulli gleich in S, M und L, schenkt nur S und schickt den Rest zurück.“ Diese Retouren haben sich zu einer riesigen Lawine entwickelt.
Paketdienste profitieren von Retouren
Von drei Bestellungen gehen zwei zurück. Freuen dürften sich nur die Paketdienste wie Hermes, gls, UPS und DHL. 2012 hat DHL 955 Millionen Sendungen ausgeliefert, in 2013 wird die Milliardengrenze weit geknackt wird. Vor Weihnachten sind doppelt so viele Sendungen unterwegs als sonst und über 10000 Mitarbeiter und 8500 Transporter zusätzlich im Einsatz, zudem fahren 62 Sonderzüge der Bahn für DHL. Erstmals liefert DHL 8 Mio Pakete pro Tag aus.
Rückgabe zu Lasten der Handels
Laut PricewaterhouseCoopers (PwC) bestellt jeder fünfte Online-Käufer regelmäßig Waren, die er von vorneherein zurücksenden will. Dabei belastet jede Rücksendung den Händler mit 20 Euro, so einer ibi-research-Studie der Uni Regensburg.
Zurückgesendet werden vor allem Klamotten, die zumeist nur noch im Outlet verramscht werden können. Die Rücksendequoten betragen 50% bei Zalando bei 50%, 40% bei Lodenfrey und 30% bei Deichmann.
Die ab Juli 2014 zulässige Rückgabegebühr bei über 40 Euro an Warenwert wird von den Online-Konzernen Amazon und Zalando voraussichtlich nicht eingefordert werden, da diese eine Abwanderung zum Multichannel-Handel bzw. zum stationären Handel befürchten. Dies, obwohl die Kosten hoch sind: Für jede Retoure entstehen 3,20 Euro Portokosten, für die Buchhaltung 2,50 Euro und für die Rückabwicklung 10 Euro – zusammen also 15.70 Euro Kosten pro zurückgesandtes Paket.
Rücksendungen belasten die CO2-Bilanz
Wenn die Pakete hin- und hergeschickt werden, ist nicht sichtbar, wieviel CO2 dabei in die Luft gepustet wird. Laut DHL verursacht ein durchschnittliches Paket bei 3.5 km Pkw-Fahrstrecke ca 500 Gramm CO2. Diese eigentlich akzeptable Ökobilanz des Versandhandels verschlechtert sich aber deutlich durch Mehrfach-Anfahrten (niemand zuhause) und die Retouren. Außerdem fahren viele Menschen vor der Online-Bestellung zusätzlich in die Stadt, um die Waren im Laden anzuschauen und sich beraten zu lassen.
Ein Beispiel, das die riesengroße Umweltbelastung verdeutlicht: Tag für Tag gehen 800.000 Pakete zurück, wofür 4000 Sprinter-Kleinlaster unterwegs sind. Das macht 2.8 Mio km bzw. 255 Auto-Fahrten von Frankfurt nach Peking. Dabei werden 400 Tonnen CO2 ausgestoßen.
EU-Regelung wird deutsche Privilegien beschneiden
In Europa einzigartig ist die deutsche Regelung, dass ab einem Warenwert von 40 Euro beim Widerruf auch die Versandkosten vom Händler übernommen werden. Ab 2014 soll das Verfahren europaweit vereinheitlicht werden, wodurch deutsche Verbraucher ihre Privilegien verlieren. Ab Juni 2014 muss ein Kunde für jede Rückgabe ein Formular ausfüllen, das der Händler der Ware beilegt, und den Widerruf begründen. Außerdem zahlt der Kunde dann die Versandkosten für jede Rückgabe selbst
21.12.2013
Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH)
www.bvh.de