Ein Berliner Polizist hat in seiner Verzweiflung einen Brandbrief an die Behörden von Berlin geschrieben, der auch nach der Veröffentlichung in der B.Z. (1) leider kein großes Echo ausgelöst hat. An einem ganz normalen Wochenende 50 verletzte Polizeibeamte, davon 3 schwer, dieser Dauerzustand kann so nicht akzeptiert werden.
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Brandbrief des Polizeibeamten:
„Ich schreibe diese Zeilen nicht aus Zorn, sondern aus Verzweiflung. Nicht als Funktionär (der Gewerkschaft der Polizei – Anm. der Redaktion), sondern als Mitglied und Mensch. Als Berliner Polizist. Als einer von Tausenden, die jeden Tag auf den Straßen dieser Stadt stehen und sich fragen, wie lange sie das noch können. Wir schützen diese Gesellschaft – aber wer schützt uns?
Ich habe meinen Beruf gewählt, um Menschen zu helfen, Leben zu retten, Sicherheit zu geben. Doch immer häufiger kämpfe ich nicht nur für andere, sondern ums eigene Überleben. Mein Kollege, der in Neukölln mit einem Messer verletzt wurde, ist kein Ausnahmefall, sondern ein weiteres verstörendes Kapitel in einer langen Reihe von Gewalt gegen uns Einsatzkräfte.
Silvester 2023: Raketen prasselten auf unsere Einsatzwagen. Wir wurden beschimpft, bespuckt, gejagt. 125 dokumentierte Angriffe auf Polizei und Feuerwehr in einer Nacht – das ist keine Statistik, das sind Menschen. Kollegen, die blutend in Krankenwagen lagen, manche mit bleibenden Schäden. Beim ‚Köpi‘-Einsatz flogen Pflastersteine, Flaschen, Hass. 46 Verletzte. Die körperlichen Wunden heilen – der Vertrauensverlust bleibt.
Und das sind keine Ausnahmen mehr: 2023 wurden allein in Berlin über 2600 Polizistinnen und Polizisten tätlich angegriffen. Das sind mehrere Attacken – an jedem einzelnen Tag.
Was bleibt? Betroffenheit-Bekundungen. Pressemitteilungen. Schweigen. Aber Schweigen heilt keine Wunden. Und warme Worte schützen keine Wirbelsäule, wenn man am Boden liegt. Wir brauchen Konsequenzen. Klare Urteile. Schnellere Verfahren. Schärfere Gesetze. Mehr Rückhalt. Von Politik, von Justiz – und von der Gesellschaft, für die wir jeden Tag den Kopf hinhalten.
Ein Angriff auf einen Polizisten ist ein Angriff auf den Rechtsstaat. Und wenn der Staat nicht reagiert – klar, schnell und unmissverständlich –, dann bröckelt das Vertrauen. Dann wächst das Gefühl, dass wir allein sind. Im Stich gelassen. Von genau denen, die uns Rückhalt versprechen.
Ich will nicht, dass meine Kinder mich irgendwann fragen: ‚Warum wirst du gehasst, wenn du hilfst?‘ Ich will nicht, dass noch mehr Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus aufwachen und sich fragen: ‚Wofür riskiere ich mein Leben, wenn sich niemand mehr schützend vor mich stellt?‘
Wir tragen die Verantwortung – ja. Aber wir tragen sie nicht mehr still. Und nicht mehr allein.“
Ende Brandbrief.
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Die Polizei vom anerkannten „Freund und Helfer“ zum wehrlosen Prügelknaben. Dabei gilt nach wie vor: Jeder Angriff auf einen Polizeibeamten ist ein Angriff auf den Rechtsstaat bzw. die FDGO.
Warum werden alle diese Angriffe toleriert (2)?
Warum unterstützen so viele Politiker die eigene Polizei nicht mehr? So vertritt die Jette Nietzard als Grüne Jugend-Vorsitzende unwidersprochen und bejubelt die Meinung „Alle Bullen sind Schweine“ (ACAB)?
Warum werden Polizeibeamte, die sich gegen diese immense Verunsicherung wehren und Kritik üben, in die rechts Ecke gestellt anstatt sie ernst zu nehmen?
Wird die FDGO von den staatlichen Institutionen und Politikern selbst als wertlos erachtet – „wert“-los im wahrsten Sinne des Wortes? Wohin sollen diese Abwertung und dieser Selbsthass noch führen?
30.5.2025
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Ende von Beitrag „Polizei: Dein Freund und Helfer?“
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Beginn von Anlagen (1) – (2
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(1) „Wir schützen diese Gesellschaft – aber wer schützt uns?“
Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel sprach kürzlich im Innenausschuss von einem „schwarzen Wochenende“ bei der Polizei – 50 verletzte Beamte, 3 davon schwer. Ein Polizist, der anonym bleiben möchte, hat jetzt seine Gedanken über die zunehmende Gewalt aufgeschrieben. B.Z. dokumentiert seinen Brandbrief: Ein Plädoyer, das aufrüttelt.
… „Ich schreibe …
… Alles vom 23.5.2025 bitte lesen auf
https://www.bz-berlin.de/polizei/brandbrief-polizist-berlin
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(2) Brandbrief eines Polizisten: „Mitleid? Ja. Aber… “ – Leserantwort
Dass Polizisten immer häufiger Opfer von Übergriffen werden, ist leider längst keine Ausnahme mehr – sondern Alltag. Erst vor kurzem wurde ein Polizist in Berlin Neukölln lebensgefährlich verletzt.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizist-vor-neukollner-wache-in-hals-gestochen-tater-wieder-freigelassen–spd-politiker-hat-dafur-uberhaupt-kein-verstandnis-13708156.html
Der Täter? Wieder auf freiem Fuß. In Kreuzberg flogen bei einer Palästina-Demo Flaschen – zehn verletzte Polizisten. Am 26. Mai wurden zwei weitere Beamte bei Einsätzen attackiert. https://www.zeit.de/news/2025-05/27/polizisten-bei-einsaetzen-angegriffen Ein weiterer Polizist in Wolfenbüttel wurde ins Gesicht geschlagen. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Wolfenbuettel-Polizist-durch-Schlaege-ins-Gesicht-verletzt,aktuellbraunschweig15536.html Auch wir haben regelmäßig über solche Fälle berichtet – etwa hier https://reitschuster.de/post/brandanschlag-auf-die-polizei-und-keiner-spricht-von-terror/ und hier https://reitschuster.de/post/46-218-gewalttaten-gegen-polizisten-im-vergangenen-jahr/ .
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Doch so oft wir auch über solche Vorfälle berichten – die Reaktionen unserer Leser zeigen: Das Vertrauen in die Polizei ist in Teilen der Bevölkerung massiv erschüttert. Aussagen wie „Mein Mitleid hält sich in Grenzen“ sind keine Ausreißer. Sie spiegeln eine wachsende Distanz wider – genährt durch eigene Erfahrungen, besonders während der Corona-Jahre. „Ich will nicht, dass meine Kinder mich irgendwann fragen: ‚Warum wirst du gehasst, wenn du hilfst?‘“, schreibt der Polizist.
Auf diese Frage möchten wir eine Antwort geben. Eine Antwort eines Lesers, der sie uns anonym geschickt hat. Sie ist persönlich, offen und unbequem. Und ein ehrliches Zeugnis dafür, wie tief der Graben inzwischen reicht – zwischen den Polizisten und jenen, die sich früher einmal von ihnen beschützt wussten.
Leserantwort:
„Lieber Polizist, Liebe Polizeibeamten,
heute habe ich den anonymen Brief gelesen. Ich sehe mich als einen Menschen, als einen Bürger aus der Mitte der Gesellschaft. Manche politischen Akteure hingegen, würden mich vermutlich als Nazi, als rechtsradikalen schwurbelnden Verschwörungstheoretiker bezeichnen.
Wenn ich die Angriffe auf Euch, die Feuerwehr oder sonstige Einsatzkräfte sehe, bleibt mir das Herz stehen. Ihr wurdet von der Politik verraten und verkauft. Ich verstehe Ihre Verzweiflung und Sorge, denn ich wünsche, dass Sie und alle anderen am Ende des Tages wohlbehalten und gesund zu Ihren Familien zurück kehren. Und gleichzeitig spüre ich eine Distanz zu Euch, den Polizisten. Früher, vor Corona, wart Ihr der „Freund und Helfer“. Heute seid Ihr für mich fast nur noch „Strafverfolgungsbehörde“. Eine Behörde die die willkürlichen Befehle aus Politik und der Staatsanwaltschaft ausführt. Menschen „jagt“ die unappetitliche Lieder singen, die aber vom Grundgesetz erlaubt und vom Bundesverfassungsgericht als freie Meinungsäußerung erlaubt sind.
Ich habe noch die Bilder vor meinen Augen, als Ihre Kollegen zu Fuß fliehenden Menschen mit dem Einsatzwagen hinterher gefahren sind. Verhältnismäßigkeit? Davon war keine Rede! Wie ältere Menschen, als sie gegen die Corona-Maßnahmen demonstrierten, eingekesselt wurden. Mein Vertrauen, hat die Polizei – deutschlandweit – so ziemlich verloren. Damit wir uns nicht falsch verstehen, jeder Angriff auf Euch gehört bestraft. Hart bestraft.“
Ende Leserantwort
… Alles vom 29.5.2025 von Ekaterina Quehl bitte lesen auf
https://reitschuster.de/post/brandbrief-eines-polizisten-mitleid-ja-aber/