Nachhaltigkeitstage am Kunzenhof – Im Kleinen anfangen

Ich habe mir verschiedene Veranstaltungsorte angesehen. Am überzeugendsten fand ich den Kunzenhof. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit in erster Linie, dass die Menschen sich verändern müssen. Kinder lernen auf dem Kunzenhof, wie etwas wächst, was wir essen können, sie lernen, dass Tiere kleine Persönlichkeiten sind, was die Arbeit in der Landwirtschaft bedeutet, sie lernen Geschick und Ausdauer und die Achtung vor der Arbeit und der Natur. Aus diesen Kindern werden später wohl kaum Komasäufer, dämliche Konsumenten, Spielsüchtige, sie werden nicht bewaffnet mit diesen schrecklichen Laubpustern und ähnlichem Blödsinn gegen die Natur zu Felde ziehen.Und nur, wenn es kritische Verbraucher gibt – denn der Verbraucher hat es letztlich in der Hand, was gekauft und produziert wird – kann sich etwas ändern. Ein Konzern ist machtlos, wenn man den Dreck, den er produziert, nicht kauft. Ob sich das Klima erwärmt, oder nicht – im Kleinen muss man anfangen. Wenn Kinder erkennen, dass der wahre Luxus darin besteht, dass man noch Natur um sich herum hat, dass Erde nicht dazu da ist, zubetoniert zu werden, sondern sie fruchtbar ist und uns ernährt und voller Leben ist, nur dann wird sich vielleicht was ändern. Das hat mit Esoterik nichts zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand.
Meine Kinderzeit war noch ideal, unsere Eltern hatten nach dem Krieg kein Geld und nichts, aber wir hatten genug Platz zum Toben – da brauchte man noch kein Ritalin – wir konnten uns dreckig machen und verhauen und vertragen, ohne dass die Eltern Zivilprozesse deshalb führten, wir haben körperliche Geschicklichkeit üben können und soziale Kompetenz, und – wir waren Kinder aus allen sozialen Schichten, die zusammen spielten. Auf dem Land bei meinen Großeltern war es so wie auf dem Kunzenhof.
Es wird hier blindwütig abgerissen, neugebaut, luxussaniert – wunderschöne Ecken, Lebensräume zugebaut. Natürlich ist es eine Überlegung wert, die Städte zu verdichten, um das Umland zu schonen, aber doch nicht so. Die sozialen und ökologischen Auswirkungen werden gar nicht berücksichtigt, Hauptsache, die dicke Kohle stimmt. Wer es sich leisten kann, zieht raus in die Natur – und nimmt seinen Autoverkehr mit und hat dann seinen toten Ziergarten ums Haus, wo vorher schöne Obstwiesen waren. Und da, wo vorher große alte Bäume standen, befinden sich die Tiefgaragen. Umweltschutz muss nicht immer mit viel Geld verbunden oder spektakulär sein, sondern er braucht lebendige Leute, die noch klar im Kopf sind, die bescheiden sind im Verbrauch von Ressourcen, die gute Ideen haben und improvisieren können. Der Kunzenhof trägt eine Menge dazu bei und deshalb sollte man solche Projekte großzügig unterstützen.
Ulrike Bause, Freiburg , 11.6.2012

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