Frank-Walter Steinmeier fordert uns in seiner großartigen Weihnachtsansprache zum „Miteinander reden“ auf und wendet sich dabei an alle Bürger – als Abgeordnete, Kollegen, Nachbarn, Parteimitglieder, Sportler, Verwandte usw.: „Lassen Sie uns dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft mit sich im Gespräch bleibt!” Das Quiz „AfD – NSDAP“ der SPD Breisgau-Hochschwarzwald (siehe unten) mißachtet die Forderung des Bundespräsidenten in grober Weise.
1) Es ist töricht, über aus dem Zusammenhang gerissene Zitat-Fetzen zu argumentieren – dazu zwei Beispiele:
a) „Fakt bleibt, man muß Positionen und Personen der Rechtspopulisten attackieren, weil sie gestrig, intolerant, rechtsaußen und gefährlich sind“ (SPD-Vize Ralf Stegner auf Twitter am 8.5.2016). Hier ruft Stegner offen zur Gewalt gegen AfD-Wähler auf. Gleichwohl: Der linke SPD-Vize ist für sein spitz-vorlautes Mundwerk bekannt und dürfte dies gar nicht so gemeint haben.
b) „Wir müssen eine weitere Zuwanderung aus fremden Kulturen unterbinden“ (Helmut Schmidt am 11.6.2005). Hier äußert sich Schmidt rassistisch. Gleichwohl: Schmidt ist ein Realist durch und durch, aber kein Rassist.
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(2) Im Quiz wird zu 13 Zitaten jeweils die Frage gestellt „AfD oder NSDAP?“ Zu Beginn des Quiz heißt es „Die AfD ist ein Sammelbecken für Nazis“. Zu Beginn des Quiz steht also eine Vorverurteilung. Die Gleichsetzung von AfD, NSDAP und Nazis ist eine Diffamierung, die den demokratischen Diskurs zuwiderläuft. Denn „Wer AfD-Politiker als «Nazis» beschimpft, sät Gewalt“ (NZZ vom 8.1.2019). Oder „Die Nazikeule zieht nicht mehr“ (Boris Palmer, Grünen-OB von Tübingen).
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(3) Von den 13 Fragen bzw. Zitaten des Quiz stammen 6 von der NSDAP und 7 von der AfD (siehe Lösung zum Quiz weiter unten). Unter den letzteren 7 Fragen jedoch sind 2 von Andre Poggenburg, der inzwischen aus der AfD ausgetreten ist, und 3 von Björn Höcke, der hoffentlich nicht mehr lange in der AfD geduldet wird. Das Quiz indentifiziert die AfD also mit ihren Querköpfen – eine faule Methode.
Jede junge Partei hat mit solchen Querköpfen zu kämpfen. Ich selbst habe mit den anderen Mitgründern der Grünen in Heidelberg jahrelang gegen die vielen dreckigen Pädophilen gekämpft, die mitsamt Daniel Cohn-Bendit (genannt: Hosenlatz) glaubten, bei den Grünen nun ihre neue politische Heimat etablieren zu können. Genauso wird die AfD vermutllch noch einige Zeit zu kämpfen haben, bis sie die Dumpfbraunen Gegeons und Höckes endlich los wird. In diesem Kampf sollte man die AfD unterstützen.
Jede Demokratie braucht eine politische Linke wie auch eine politische Rechte, um das gesamte politische Spektrum mit ihren Rändern im Parlament abzubilden. Die seit 2002 sozialdemokratisierte CDU kann nationalkonservativ gesinnte Bürger nicht mehr ansprechen.
Die SPD sollte sich wieder ihrer ursprünglichen Wählerschaft – dem kleinen Mann, Arbeiter, Angestellten der unteren Lohngruppen – zuwenden, anstatt sich den Grünen anzubiedern und die AfD zu verunglimpfen. Mit einem billigen Quiz läßt sich die AfD nicht bekämpfen, sondern nur mit Sachargumenten.
21.1.2019
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ZITAT-BEGINN QUIZ
AfD oder NSDAP? Ein Quiz mit 13 Fragen
Die AfD ist mittlerweile ein Sammelbecken für Nazis. Man muss es so hart formulieren, denn sie entlarven sich über ihre Sprache. Beispiele gefällig? Gerne. In diesem Quiz haben wir Zitate von alten und neuen Nazis zusammengestellt.
Wer kann die Herkunft richtig einordnen? AfD oder NSDAP? Die Auflösung gibt es ganz am Schluss.
1) AfD, Richtig, „Linksextreme Lumpen müssen von deutschen Hochschulen verbannt werden“ und statt einem Studienplatz „lieber praktischer Arbeit zugeführt werden“
Stimmt. Das war André Poggenburg – Quelle
2) AfD, Richtig, „Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten. Dann richtet das Volk, dann Gnade euch Gott“
Richtig. Das war Jürgen Pohl von der AfD Thüringen – Quelle
3) AfD, Falsch, „Hier ist eine Bedrohung … des europäischen Kontinents gegeben, die alle bisherigen Gefahren des Abendlandes weit in den Schatten stellt.“
Falsch. Das war Joseph Goebbels – Quelle
4) AfD, Richtig, „Wir müssen unsere Männlichkeit wieder entdecken. Denn nur, wenn wir unsere Männlichkeit wieder entdecken, werden wir mannhaft. Und nur, wenn wir mannhaft werden, werden wir wehrhaft, und wir müssen wehrhaft werden.“
Richtig. Das war Bernd Höcke – Quelle
5) AfD, Falsch, „Eine … mit jedem Mittel der Verleumdung und einer wahrhaft balkenbiegenden Lügenvirtuosität arbeitende Tagespresse.“
Falsch. Das war Adolf Hitler – Quelle
6) AfD, Richtig, „Ich sage diesen linken Gesinnungsterroristen, diesem Parteienfilz ganz klar: Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet, dann wird wieder Politik für das Volk und nur für das Volk gemacht – denn wir sind das Volk, liebe Freunde.“
Richtig. Das war Markus Frohnmaier – Quelle
7) AfD, Falsch, „Der Kampf … soll von Entmännlichung zu neuer Männlichkeit … führen.“
Falsch. Das war Joseph Goebbels – Quelle
8) AfD, Falsch, „Die Rettung der Nation muss man da beginnen, wo der Verfall seinen Anfang nahm. Erst muss man wieder gesinnungsgemäß ein Volk aufbauen, mit dem man dann politisch operieren kann.“
Falsch. Das war Adolf Hitler.
9) AfD, Richtig, „Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat.“
Richtig. Das war Bernd Höcke – Quelle
10) AfD, Richtig, , „Ich möchte, dass ihr euch im Dienst verzehrt. Ich möchte euch als neue Preußen.“
Richtig. Das war Bernd Höcke – Quelle
11) AfD, Falsch, „Ein Student, der es nicht für nötig hält, sich in die Reihen der politischen Soldaten … einzugliedern, soll künftig nicht mehr wert sein, an der Universität … zu studieren.“
Falsch. Das war Wilhelm Krüger, Rektor der Berliner Universität, 1937 – Quelle
12) AfD, Richtig, „Beteiligen Sie sich an allen möglichen Maßnahmen, um diese Wucherung am deutschen Volkskörper endgültig loszuwerden und zu beseitigen.“
Richtig. Das war André Poggenburg – Quelle
13) AfD, Falsch, „Ich will auch gar nicht, daß Sie dafür stimmen! Deutschland soll frei werden, aber nicht durch Sie!“
Falsch. Das war Adolf Hitler am 23. März 1933 als Antwort auf Otto Wels – Quelle
ZITAT-ENDE QUIZ
SPD Breisgau-Hochschwarzwald:
www.spd-breisgau-hochschwarzwald.de/quiz/show/84/
Die AfD-Homepage geht weder auf die Anzeige der AfD noch auf das Quiz der SPD ein.
AfD Breisgau-Hochschwarzwald:
https://brsg-hschw.afd-bw.de
Wer AfD-Politiker als «Nazis» beschimpft, sät Gewalt
https://www.nzz.ch/meinung/wer-afd-politiker-als-nazis-beschimpft-saet-den-boden-der-gewalt-ld.1449817
AfD zeigt SPD des Kreisverband Breisgau-Hochschwarzwald an
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Kirchzarten (de.) Die AfD ist ein Sammelbecken für Nazis – so steht es auf der Homepage der SPD-Kreisverband Breisgau-Hochschwarzwald. Als Beleg dient ein Quiz, bestehend aus dreizehn Zitaten, mit der Frage, von wem sie getätigt wurden: der AfD oder der NSDAP.
Die AfD Breisgau-Hochschwarzwald erstattete deshalb Anzeige wegen Volksverhetzung, namentlich gegen Dr. Birte Könnecke und Dr. Oswald Prucker, die Vorsitzenden der SPD Breisgau-Hochschwarzwald. Die Anschuldigung der AfD: die SPD wolle die AfD-Mitglieder und Wähler gesellschaftlich verächtlich machen und ihre Meinungen und Ansichten in die Nähe schlimmster Nazi-Größen bringen. Die SPD würde damit Menschen, die ihre demokratischen Grundrechte wahrnehmen, verleumden, ausgrenzen, ihre Existenz in beruflicher oder gar physischer Hinsicht gefährden – nachzulesen auf der Homepage der AfD.
Diese Anzeige gegen die SPD wurde schon im April 2018 erstattet, die SPD wusste davon überhaupt nichts. Auf Nachfrage bei Staatsanwaltschaft wurde mitgeteilt: „Mit Verfügung der Staatsanwaltschaft Freiburg vom 24.04.2018 wurde der Strafanzeige gemäß § 152 StPO eine Folge gegeben, da sich keine Anhaltspunkte für ein strafrechtliches relevantes Verhalten ergaben bzw. die angezeigten Äußerungen nicht strafbar waren. Es wurde kein Ermittlungsverfahren eingeleitet, weshalb sie (die SPD – die Red.) auch nicht über die Strafanzeige in Kenntnis gesetzt wurden.“ „Damit haben wir es schwarz auf weiß: Man darf den ganz Rechten eben schon den Spiegel vorhalten, auch wenn es dadurch zu einer derart erheblichen Verwechslungsgefahr zwischen Neurechten und Altnazis, zwischen AfD und NSDAP kommt, dass man schon beinahe das Wort Vergleich verwenden könnte,“ ist das Fazit von Oswald Prucker. Wer will, kann sich selbst ein Urteil bilden; das Quiz ist auf der Homepage der SPD noch zu finden:
www.spd-breisgau-hochschwarzwald.de/quiz/show/84/
16.1.2019 Dagmar Engesser, Dreisamtäler, www.dreisamtaeler.de
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Nicht mit der Nazikeule auf abtrünnige SPD-Wähler der AfD einschlagen
Guten Tag, das Quiz „Die AfD ist mittlerweile ein Sammelbecken für Nazis“ mit 13 Fragen des SPD Kreisverbandes, die ich beantwortet habe, zeigt mir nicht viel und überzeugt mich nicht, so wie es Herr Dr. Prucker wohl anstrebt. Mehrere der Antwor ten, die der AfD zuzuordnen waren, stammten von Bernd Höcke und André Poggenburg. Letzterer hat kürzlich die AfD verlassen und Höcke, ebenfalls ein Rechtsaußen, drohte ein Partei ausschlussverfahren. Sammelbecken? Die NSDAP-Antworten stammten jedoch von den damaligen führenden NS-Größen Hitler, Göbbels und Göring. Soll das eine Gleichstellung sein? Ich könnte es allenfalls als eine potentielle Gefahr bewerten, dass äußerst rechts stehende Leute dazu tendieren, zukünftig einmal die AfD zu übernehmen.
Der SPD dagegen steht laut Umfragen das Wasser bis zum Hals und da laut den Wahlergebnissen viele ihrer Wählerinnen und Wähler zur AfD abgewandert sind, bzw. ihre Sozialpolitik nicht mehr mittragen sowie der SPD die proletarische Wählerbasis schlicht abhanden gekommen ist, verwendet sie nun das Mittel, ihre Gegner an der Wahlurne den Nazis zuzuordnen, damit die verlorenen Wählerschäfchen das Kreuz wieder an der richtigen Stelle machen.
Aber erst vor wenigen Tagen sagte der eigene Hauptredner des SPD-Neujahrsempfanges des Kreisbandes in Himmelreich, Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker, prominenter Umweltaktivist und ehemaliger SPD-MdB, zu den Populisten: „Scheußlich“ sei, dass sie punktuell Recht hätten, denn in der Tat habe „eine internationale Finanz-Elite das Steuer in der Hand“ und die „einfachen Leute“ fühlten sich abgehängt und betrogen.“ Hier liegt der Hase im Pfeffer: Die SPD und andere mit ihr koalierende Parteien haben eben übersehen, dass andere in manchen Fragen, mit denen man sich nicht beschäftigen wollte, „punktuell Recht haben“.
Hier sollte man ansetzen, eine überzeugende Gegendarstellung für die Wählerschaft zu finden, und nicht, irgendwelche Manöver, wie etwa Randpersonen ungeliebter Konkurrenten in die Nähe früherer Nazigrößen zu rücken. Um dann mit der Nazikeule auf abtrünnige SPD-Wähler einschlagen zu können.
23.1.2019, Manfred Schreiber, Kirchzarten, https://www.dreisamtaeler.de
Anonymer Drohbrief – SPD-Vorsitzende Dr. Birte Könnecke erstattet Anzeige
Dr. Birte Könnecke, Vorsitzende der SPD Breisgau-Hochschwarzwald, erhielt vergangene Woche einen postalisch zugestellten Drohbrief. Von wem der Brief stammt ist nicht klar, allerdings lässt eine Art Absender-Zeile aufs AfD-Umfeld schließen: „WIR brennen für die AFD mit unserem intellektuellen A. Schumacher“ steht da. Anlass dieses Briefes, ist die Behauptung der SPD, die AfD sei ein Sammelbecken für Nazis. „Gegen Eure inquisitorisch unqualifizierent ehrverletzenden Beleidigungen“ – Originalwortlaut – habe die AfD Strafanzeige erstattet. Sollte dieser nicht mit harten Strafen entsprochen werden, wird in dem rief Selbstjustiz angedroht: die Verfasser wüssten, wo Könnecke wohne und ihre „Karre“ werde auf vier Felgen stehen. Des Weiteren wird sie als potthässliche Drecksau mit Pferdegebiss beschimpft, das die Verfasser drohen einzuschlagen.
Hintergrund ist ein Quiz mit dreizehn Zitaten, das die SPD auf ihrer Homepage eingestellt hat. Es fällt nicht leicht, diese Nazi- oder AfD-Rednern zuzuordnen, deshalb schlussfolgerte die SPD, dass die AfD ein Sammelbecken für Nazis sei. Die AfD erstattete daraufhin Anzeige wegen Volksverhetzung. Die Staatsanwaltschaft Freiburg stellte das Verfahren jedoch ein, „da sich keine Anhaltspunkte für ein strafrechtliches relevantes Verhalten ergaben bzw. die angezeigten Äußerungen nicht strafbar waren. Es wurde kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.“ Mehrere Medien berichteten über diesen Vorgang, so auch der Dreisamtäler. Dieser Drohbrief scheint nun eine Reaktion auf diese Berichterstattung zu sein. Der Dreisamtäler hakte bei dem namentlich genannten Andreas Schumacher, dem Kreissprecher der AfD Kreisverband Freiburg, nach. Er distanziert sich von diesem Brief an Könnecke mit dem Wortlaut „Ich gehöre weder zu den Initiatoren noch zu den Verfassern dieses sowohl in Form als auch in Inhalt grauenhaften Briefes.“
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Die AfD ist inzwischen ein Prüffall für den Verfassungsschutz, da tatsächlich Anhaltspunkte für eine gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtete Politik vorlägen, so der Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang. Die Jungen Alternativen, die Jugendorganisation der AfD, und der sogenannte Flügel hingegen sind als Verdachtsfälle eingestuft. Viele Äußerungen ihrer Funktionäre richteten sich gegen die im Grundgesetz festgeschriebene Menschenwürde, würden Selbstjustiz billigen und rechtsstaatliche Prinzipien missachten, so die Begründung des Verfassungsschutzes. Darüber hinaus wird mit solchen Äußerungen und Briefen ein Klima des Hasses und der Angst erzeugt. Im Extremfall werden aus Worten Taten, so wie bei der Ermordung des Danziger Bürgermeisters Pawel Adamowicz vermuten wird.
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Birte Könnecke hat Strafanzeige erstattet. „Wir wehren nicht mehr den Anfängen, wir sind mittendrin,“ sagt sie „Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder man duckt sich, ist ganz leise und hofft, nie selber Ziel zu werden. Oder man steht auf und hält dagegen. Ich habe mich für letzteres entschieden und werde mich durch anonyme Drohbriefe mit Sicherheit nicht davon abhalten lassen. Ich finde, das ist man denjenigen schuldig, die diese Wahl nicht haben, da sie als Menschen mit anderem Aussehen, anderer Herkunft, anderer Religion, anderer sexueller Orientierung geborene Ziele sind.“
6.2.2019, de, Dreisamtäler
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Bernd Engesser: BfV erklärt AfD zum „Prüffall“
Zum Leserbrief von Manfred Schreiber, veröffentlicht im Dreisamtäler vom 23. 1. 2019, erreichte uns folgende Zuschrift:
Der Leserbrief von Manfred Schreiber stellt eine Verharmlosung der AfD dar, der widersprochen werden muss. Natürlich sind es nur wenige Zitate, die im SPD-Quiz aufgeführt sind. Aber es sind Zitate, die deutlich zeigen, wie sehr die Äußerungen führender AfD-ler sowohl inhaltlich als auch in der Ausdrucksweise denen der NSDAP-Größen ähneln. Auch wenn ein Poggenburg inzwischen aus der AfD ausgetreten ist, Höcke ist Spitzenkandidat der AfD in Thüringen. Der von ihm geführte „Flügel“ bestimmt inzwischen die Parteiprogrammatik, was aktuell der Europaparteitag der AfD deutlich zeigte. Auch die angeblich nationalliberalen Kräfte wie Meuthen, der beispielsweise das letzte „Kyffhäusertreffen“ der rechtsextremen „Patriotischen Plattform“ besuchte, übernehmen zunehmend die Positionen des rechtsradikalen „Flügels“. „Fliegenschiss“-Gauland und „Kopftuchmädchen“-Weidel scheuen selbst im Bundestag keine nationalistischen Sprüche. Die Bundestagsabgeordneten Seitz (Wiedereinführung der Todesstrafe) und Frohnmaier („Wenn wir erst an der Macht sind wird aufgeräumt“) oder die Abgeordneten Räpple und Gedeon im Landtag, die von der Polizei aus dem Landtag geführten werden mussten, zeigen deutlich, was die AfD will. Und das beschränkt sich nicht nur darauf, die Landtagspräsidentin Baden-Württembergs in Anatolien zu entsorgen. Politischen Gegnern wird da schon einmal nahegelegt, Deutschland zu verlassen, so lange sie es noch können. Es wird in anonymen Briefen offen Gewalt angedroht. Gut dargestellt ist diese Veränderung der Kräfteverhältnisse innerhalb der AfD im Buch „Inside AfD“ von Franziska Schreiber, einem ehemaligen AfD-Mitglied und Anhängerin Frauke Petrys. Die AfD ist eine Gefahr für unsere freiheitliche Staatsverfassung: Während Parteigründer Bernd Lucke und selbst die strikt national-konservative Frauke Petry sich noch als Alternative in unserem politischen System sahen, sieht sich ein großer Teil der AfD inzwischen als Alternative zu unserem Staatssystem. Die AfD stellt das ganze politische System Deutschlands infrage. Ihr geht es um eine grundsätzliche Veränderung des bundesrepublikanischen Modells.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat am 15. Januar 2019 die Gesamtpartei AfD zu einem „Prüffall“ und die Sammlungsbewegung „Der Flügel“ sowie die Jugendorganisation der AfD (Junge Alternative) zu „Verdachtsfällen“ erklärt. Ich zitiere aus der Verfassungsschutzerklärung: „Es liegen auch hier hinreichend gewichtige Anhaltspunkte dafür vor, dass es sich um eine extremistische Bestrebung handelt. Das propagierte Politikkonzept ist auf Ausgrenzung, Verächtlichmachung und weitgehende Rechtlosstellung von Ausländern, Migranten, insbesondere Muslimen, und politisch Andersdenkenden gerichtet. Es verletzt die Menschenwürdegarantie sowie das Demokratie- und das Rechtsstaatsprinzip. Die Relativierung des historischen Nationalsozialismus zieht sich zudem wie ein roter Faden durch die Aussagen der „Flügel“-Vertreter. Einzelne Mitglieder des „Flügels“ weisen nach Informationen des BfV zudem Bezüge zu bereits extremistisch eingestuften Organisationen auf.“
Vorbilder sind Erdogan in der Türkei, der die Strategie deutlich aussprach: „Demokratie ist der Zug, der uns ans Ziel bringt. Sind wir am Ziel, dann verlassen wir den Zug.“ In der Türkei ist das schon so weit, die Demokratie wird systematisch zerstört. PiS in Polen und FIDESZ in Ungarn sind auch schon auf diesem Weg. Vorbilder der AfD. Ich gestehe Herrn Schreiber zu, dass diese extremistische Einstellung der AfD-Aktivisten von vielen AfD-Wählern nicht geteilt wird. Es mag sein, dass Unzufriedenheit mit dem Agieren der „Altparteien“, Abstiegsängste oder das Empfinden von sozialen Ungerechtigkeiten und ähnlichem Menschen dazu bringt, aus Protest oder Frust AfD zu wählen. Diese Protestwähler sollten sich aber schon fragen, ob Unzufriedenheit mit einzelnen Punkten in unserer Gesellschaft und im politischen System es rechtfertigen, das gesamte Gesellschafts- und Politiksystem Deutschlands zu gefährden. Herr Schreiber, immerhin laut Internet im Vorstand des Ortsvereins Dreisamtal der Grünen, sollte die AfD nicht verharmlosen, sondern sich für unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung einsetzen.
20.2.2019, Bernd Engesser, Kirchzarten-Zarten, Dreisamtäler, Seite 10.
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Anmerkung: Das Verwaltungsgericht Köln hat am 26.2.2019 die Erklärung der AfD zum „Prüffall“ durch das Bundesamt für Verfassungsschutz BfV für rechtswidrig erklärt. Das o.a. Zitat (kursiv) von Bernd Engesser ist somit nicht rechtskonform.
27.2.2019
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Manfred Schreiber: … statt nur auf die AfD einzuprügeln
Lieber Herr Engesser,
laut Internet: liebes neues SPD Mitglied. Ich war ja vor Jahrzehnten auch in der SPD dabei. Ich verstehe, wie Sie jetzt als guter neuer Parteisoldat der SPD es mal allen zeigen wollen und müssen, wie man so richtig gegen die AfD ausholt. Viel überzeugender als Ihr Kreisvorstand mit seinen Zitaten. Sie gaben richtig „Butter bei die Fische“ der AfD. Ebenso wie ich sind Sie älter geworden und setzen sich nun für die FDGO (freiheitliche demokratische Grundordnung) ein. Aus ihrer Zeit als grüner Revoluzzer im Kirchzartener Gemeinderat und vielleicht zuvor schien mir, ist Ihnen damals die FDGO vielleicht nicht so locker aus der Feder gekommen wie jetzt? Ich kann das als auch älter Gewordener gut verstehen.
Die Auswüchse und Entgleisungen der AfD zu bekämpfen habe ich aber etwas anderes und besseres im Sinn. Etwa so wie es Ihr Parteigenosse Ernst Ulrich von Weizsäcker ehem. SPD MdB es vorgeschlagen hat, der hier beim SPD Neujahrsempfang sprach. Dass nämlich die SPD mal die Dinge anspricht, die die Leute und ihre weggelaufene Wählerschaft bewegen, statt nur auf die AfD einzuprügeln. Das haben Sie in Ihrem Leserbrief selbst eingeräumt, dass bei der Wählerschaft erhebliche Missstände beklagt werden. Die Populisten, die AfD, sprechen nämlich einige spezielle Themen an, vor denen sich die SPD drückt und die Populisten stellen nicht immer die falschen Fragen, sagte von Weizsäcker.
Bei der Verteidigung der FDGO gibt es nämlich bessere und weniger gut geeignete Wege. Das Belastungsmaterial gegen die AfD aufzulisten, wie Sie es tun, und was ja eh jede und jeder weiß, ist nicht der bessere Weg oder jedenfalls nicht der erfolgversprechendste. Wie Sie wissen sollten, wählen viele frühere SPD Wählerinnen und Wähler trotzdem die AfD. Sie sehen, wir sind in einem Wettstreit der Argumente, der FDGO bestmöglichst beizustehen. Ich halte Ihre Vorgehensweise zwar für besser oder eindeutiger als das SPD Quiz, aber insgesamt auch für nicht dienlich. Was uns jedoch eint, scheint mir, ist, in der Demokratie auch seine Meinung zu ilden, zu prüfen und diese dann kund zu tun – etwa in Leserbriefen.
27.2.2019, Manfred Schreiber, Kirchzarten, Der Dreisamtäler, , Seite 2