In der Reinhold-Schneider Schule haben sich in letzter Zeit einige Dinge verändert. Der Wegfall der Hauptschule, der Umbau zur Ganztagesschule und der damit verbunden Umbau der Räume. Aber nach wie vor kommen viele Grundschüler hier her, die noch kein Deutsch können. Bis vor einiger Zeit wurden sie in einer Internationalen Vorbereitungsklasse im Klassenverband unterrichtet. Nun werden die Kinder entsprechend ihrem Alter in die Regelklassen integriert und bekommen in Kleingruppen Extraunterricht bei Miriam Zulauf.
Das Kinderbuch „Die kleine Raupe Nimmersatt“ gibt es seit über 40 Jahren und es wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt. An der Reinhold-Schneider-Schule hilft sie zwei Kindern aus der Internationalen Vorbereitungsklasse beim Deutsch lernen. Verschmitzt schaut die kleine Raupe durch das Buch. „Und was hat sie dann gegessen“, fragt Miriam Zulauf eine ihrer beiden Schülerinnen. Diese liest langsam, aber dann doch richtig: „Pff….aaa lla uuummmm eeeen“.
Sie ist eines von derzeit 23 Kindern der Internationalen Vorbereitungsklasse. Heute sind nur zwei Kinder da, ein drittes fehlt. Aber auch sonst kommen die Kinder in Kleingruppen zum Unterricht und werden dort intensiv betreut. In erster Linie geht es darum Deutsch zu lernen, aber auch Rechnen und Anderes stehen auf dem Programm, je nach Bedarf der Kinder. Sie sind in der Regel zwischen 6 und 11 Jahren alt, kommen aus den unterschiedlichsten Ländern und sprechen verschiedene Sprachen. Es sind 16 Romakinder, aber auch Kinder aus Moldawien, Portugal, Polen und Russland. Gelegentlich gibt es aber auch gemeinsame Unternehmungen mehrerer Kinder in einer größeren Gruppe, dann ist auch Schulsozialarbeiterin Michaela Schroff dabei. Die Stadt finanziert ihre 50 % Stelle, Träger ist das Deutsche Rote Kreuz. Sie besucht auch die ausländischen Eltern zuhause, unterstützt die Lehrerinnen und Lehrer bei der Elternarbeit – wenn nötig – steht ein Dolmetscher zur Seite. In ihrem kleinen Büro sammelt sie auch Schulsachen oder andere Spenden, welche deutsche Eltern manchmal abgeben.
Den Sprach- und Fachunterricht bekommen die Kinder bei ihren Klassenlehrer/innen sowie bei Miriam Zulauf. Das Lernen der deutschen Sprache verläuft in den Kleingruppen sehr intensiv, wodurch die Kinder gute Fortschritte machen. Die ausländischen Kinder werden gut in den Klassenverband integriert. Durch den regelmäßigen Kontakt zu deutschen Kindern kommen sie auch in der Freizeit mehr zum Sprechen. „Die Kinder erlernen dadurch auch die Regeln und das Miteinander im Schulalltag leichter“, meint Michaela Schroff. „Ich bin hier in der Schule in erster Linie zuständig für die Kinder der Vorbereitungsklasse. Bei gemeinsamen Unternehmungen geht es auch um ein soziales Miteinander der Kinder, dabei bringen wir einige oder manchmal auch alle Kinder der Vorbereitungsklasse zusammen. Wir haben zum Beispiel einmal gemeinsam Obstsalat zubereitet. Es geht darum mit den Kindern Alltagsdinge zu tun, so auch das Einüben der Verkehrsregeln und der gemeinsame Obsteinkauf – die Sprache erlernen sie dabei im praktischen Handeln.“
Kleingruppen-Extraunterricht bei Miriam Zulauf
Die Kinder werden zwei Jahre intensiv begleitet und können dann, wenn sie genug Deutsch gelernt haben, dem Unterricht der Regelklassen besser folgen. „Aber auch nach den zwei Jahren bleibe ich noch Ansprechpartnerin für die Kinder“, so Michaela Schroff, “wenn sie überhaupt noch da sind.“ Vielen der Roma-Kindern und deren Familien droht die Abschiebung und manche bleiben nur wenige Monate in der Klasse. Diese Kinder arrangieren sich erstaunlicherweise in der Regel recht gut mit der unsicheren Situation, für deren Eltern ist es jedoch eine große Belastung.Durch die Aufnahme in den Klassenverband entsteht mehr Solidarität zwischen den Kindern. Auch für die deutschen Kinder ist der Kontakt mit anderen Kulturen und Gewohnheiten eine Bereicherung und oft können die Kinder viele Gemeinsamkeiten entdecken.
7.4.2013, Anja Lusch, Littenweiler Dorfblatt