Ein Gruppe von Umweltschützern plant für 2014 eine große Menschenkette entlang des Rheins. Im Gespräch ist die Strecke von Fessenheim nach Straßburg und es werden dafür „viele 10.000 Menschen“ benötigt. Die Idee
geht von einer französischen Gruppe aus, die eine ähnliche Aktion im Fukushima Jahr sehr erfolgreich im Rhonetal durchgeführt hat. Im letzten Jahr lief die Aktion (nicht ganz so erfolgreich) in Paris. Zwischenzeitlich hat sich die französische Organisationsgruppe von der französischen Dachorganisation Sortir du nucléaire getrennt.
Sortir du nucléaire plant 2014 dezentrale Aktionen in Frankreich.(siehe Brief unten). Viele Aktive von den großen Organisationen am Oberrhein (Jean Jaques Rettig, CSFR, Jean Paul, Alsace Nature,Charlotte von Sortir du nucléaire, BUND… halten eine derartig lange Menschenkette für unrealistisch und (derzeit) für nicht machbar. Andere Aktive wie Gustav Rosa, Christine Hasse und Leute aus der Markgräfler BI gehen mit einem unglaublichen Optimismus an die Sache.
Fragen:
Wie kommen wir aus diesem Dilemma raus ohne (zur Freude der EDF) miteinander zu streiten?
Darf eine (noch) kleine Gruppe der regionalen Umweltbewegung eine Aktion aufzwingen?
Dürfen „die alten Säcke“ der Bewegung junge schwungvolle Aktivisten ausbremsen?
Sind die KritikerInnen der Groß-Aktion-2014 Pessimisten&Miesmacher oder Realisten?
Wie mobilisierungsfähig sind wir im Jahr Drei nach Fukushima?
Nützt eine solche Mail möglicherweise sogar der Planung der Aktion, weil sie mobilisiert?
Wäre eine kleiner Aktion machbar?
Nützt oder schadet diese Aktion dem notwendigenFessenheim-Großprotest im Jahr 2016?
Am 10. September um 19 Uhr trifft sich in Breisach im Elsäßer Hof die Fessenheim Koordination. Dort sollte die Aktion diskutiert werden.
Und hier noch der Beitrag von Charlotte von Sortir du nucléaire:
Die Menschenkette in der Rhônetal im 2012 war ursprünglich eine Idee dieser Gruppe, und die Ergebnisse waren toll. Am Anfang glaubten wir nicht daran, und schliesslich – sei es die Nähe des Fukushima-Unfall, die Zeit vor dem Präsidentswahl, die Neuartigkeit der Aktion, hat es sehr gut funktionniert. Aber Sortir du nucléaire hat es gemeinsam mit Réaction en Chaîne Humaine organisiert und mitfinanziert. Die Leute von Réaction en chaîne humaine waren in der Rhonetal und haben viel mobilisieren können.
Danach wurde auch einen Vorschlag für eine Menschenkette in Paris gemacht. Schliesslich haben wir auch zusagen müssen, es mitzuorganisieren und zu finanzieren. Aber am Anfang war es nicht einfach, denn die Leute in Paris hatten die Eindruck, sie wurden mit einem übergrossen Projekt gebürdet, die nicht ihre eigene war. Wir haben
mitgemacht und die Menschenkette koordiniert, schliesslich gab es 20 000 Menschen, aber es hat uns ein bisschen erschöpft – auch finanziell – und auch die Leute von Réaction en chaîne humaine, von was ich gehört habe.
Inzwischen hat es viele Diskussionen in unseren Gruppen gegeben, und Kritik wurden auch geaüssert über die Idee solcher Grossversammlungen. Es sieht so aus, die Leute wünschen sich eher dezentrale Aktionen in jeder Region. Ich befürchte auch, dass es jetzt recht sehr schwierig wird, eine so riesige Mobilisierung zu erreichen, jetzt dass die „Fukushima-Welle“ für viele schon weit ist. Atomausstieg ist leider wirklich nicht mehr die Priorität der Franzosen. Für 2014 glaube ich, dass wir nicht mehr die Ressourcen haben, noch eine so grosse Mobilisierung zu organisieren. Aber wenn irgendwas passiert, habe ich die Eindruck, dass wir irgendwie mitmachen müssen, so dass es nicht scheitert.
Eine solche Mobilisierung ist wirklich zweischneidig: wenn es schön ist, wenn viele Leute kommen, kann es gut sein, weil zur Zeit die französiche Regierung die Risiken von Fessenheim wirklich nicht ernst nimmt und man hört auch nur die Gegner der Stilllegung. Aber wenn die Mobilisierung geringer als erwartet wird, dann kann es sehr gefährlich sein und die Stilllegung Fessenheim wird noch weniger ernst genommen werden.
Meine Meinung nach ist es sehr wichtig, dass die Leute in Elsass ihre Meinung geben. Nur wenn sie zusagen und sich für das Projekt begeistern, kann diese Mobilisierung Sinn machen. Die Menschenkette soll nicht aufgedrängt werden. Ich weiss nicht, was sie jetzt darüber denken. Was ich aber ein bisschen komisch finde, ist dass ich zufällig eine E-Mail von Réaction en chaîne humaine bekommen habe, wo die Situation so beschrieben wird, als ob alle Leute im Oberrhein – und auch den BUND – schon zugesagt hätten.
Juli 2013, Charlotte von Sortir du nucléaire