In den sechs Kirchengemeinden des Dreisamtals, St. Gallus Kirchzarten, Mariä Krönung Oberried, St. Laurentius Hofsgrund – sie bilden die Seelsorgeeinheit Kirchzarten –, Herz Jesu Stegen, St. Jakobus Eschbach und St. Blasius Buchenbach – das ist die Seelsorgeeinheit Nördliches Dreisamtal – stehen deren 11.000 Mitgliedern 2015 gewaltige Strukturveränderungen bevor. Aus den bisherigen zwei Seelsorgeeinheiten – Kirchzarten gibt es seit 2002, Nördliches Dreisamtal erst seit 2007 – entsteht eine. Es gibt dann auch nur noch einen Pfarrgemeinderat und einen Stiftungsrat. Und wenn die Pfarrer Ansgar Kleinhans aus Buchenbach und José Cabral in Oberried in absehbarer Zeit in den erwarteten Ruhestand gehen, stehen für die sechs Pfarreien mit Pfarrer Werner Mühlherr und Pater Roman Brud nur noch zwei Priester zur Verfügung. Sie werden unterstützt durch den Pastoralreferenten Franz Himmelsbach und die Gemeindereferentinnen Marianne Bill und Heidrun Furkert, die in Zukunft auch für alle sechs Pfarreien zuständig sind.
Damit sich die einzelnen Pfarrgemeinden in Ruhe und größtmöglicher Beteiligung der Laien auf diese Entwicklung einstellen können, gehen die Hauptverantwortlichen Mühlherr und Brud schon jetzt an die Öffentlichkeit und wollen in Pfarrversammlungen nach Gottesdiensten (Termine siehe Kasten!) die Gemeinden über die anstehenden Veränderungen informieren. Für beide Geistlichen ist diese in kirchlichen Kreisen ungewohnte frühe Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig. „Jetzt können wir noch die Weichen stellen“, erklären sie ihre Planungen im Gespräch mit dem „Dreisamtäler“. „Es geht uns um die Frage, wie Kirche in der Zukunft aussieht.“ Da für beide das Dreisamtal eine gewachsene Einheit ist, finden sie einen solchen Zusammenschluss gut. Für die Pfarrer ist das wichtigste Ziel der Weiterentwicklung: „Die Stärkung der Kirche vor Ort.“
Die anstehenden Veränderungen beinhalten unterschiedliche Perspektiven. So wird in Zukunft die kirchenrechtliche Struktur der Pfarreien beibehalten – mit eigenem Dienstsiegel, eigenem Patronat und mit eigenen Kirchenbüchern. In der staatsrechtlichen Perspektive, die gleichsam eine verwaltungstechnische ist, entsteht eine neue Kirchengemeinde. Waren die bisher sechs Pfarreien auch jeweils als einzelne Kirchengemeinden „Körperschaften des öffentlichen Rechts“ werden sie nun zu einer „Körperschaft“ vereinigt. Diese übernimmt dann – juristisch gesprochen – die Gesamtrechtsnachfolge der bisherigen einzelnen Kirchengemeinden. Das betrifft dann beispielsweise Haushalt, Dienstgeberfunktionen oder Immobilieneigentum. Folglich wird es in Zukunft auch nur noch einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat und einen gemeinsamen Stiftungsrat geben. Pfarrer Mühlherr sieht darin eine wirkungsvolle „Bündelung der Kräfte“. Wie sich die neuen Räte zusammen setzen, ist noch nicht klar. Da warten die Verantwortlichen vor Ort auf die entsprechenden Satzungen und Richtlinien aus dem Freiburger Ordinariat.
Klar ist jedoch jetzt schon, dass die neuen Räte sich nicht um jede „Kleinigkeit“ in jeder einzelnen Pfarrei kümmern können und sollen. Trotz mehr Zentralismus soll es um die „Stärkung der Kirche vor Ort“ gehen. „Kirche lebt vor Ort, dort, wo Menschen in Beziehung leben“, ist Pfarrer Mühlherr überzeugt. „Und Kirche ist dort, wo Orte gelebten Glaubens sind.“ Das können für ihn klassische Pfarreien ebenso sein wie Wohnviertelgemeinden in Zarten oder in der Birkenhofsiedlung. Das bedeute aber auch eine verstärkte Übernahme von Verantwortung vor Ort durch ehrenamtliche Mitarbeiter(innen). Das Zauberwort der Zukunft heißt dazu: „Gemeindeteam“. Hier solle Verantwortung für die Gestaltung des gemeindlichen Lebens vor Ort beispielsweise bei der Glaubensverkündigung, beim „Glaube feiern“ oder beim Dienst am Nächsten übernommen werden. Die Gemeindeteams sollen sich aus örtlichen Mitgliedern des Pfarrgemeinderats und berufenen Mitgliedern bilden. Wichtig ist für Pater Roman und Pfarrer Mühlherr, dass zukünftig nicht jede Pfarrei alles leisten muss, sondern dass durchaus Spezialisierungen möglich sein sollten. Und dass Gemeindemitglieder bei Gottesdiensten und Veranstaltungen zwischen den sechs Orten pendeln.
Der „Fahrplan bis Ende 2014“ wird von einer Arbeitsgruppe, die sich um die vielen Perspektivfragen zu Finanzen, Pastoralkonzeption, Vorbereitung der Wahl des neuen Pfarrgemeinderates und andere Probleme kümmert, bearbeitet. Fachlich begleitet Philipp Fuchs, Organisations- und Gemeindeberater aus Freiburg, die Gruppe. Werner Mühlherr und Roman Brud sind zuversichtlich, den anstehenden Wandel mit dieser guten Zeitvorgabe bis Anfang 2015 zum Wohl lebendiger Kirche zu schaffen.
Pater Roman Brud von der Seelsorgeeinheit Nördliches Dreisamtal und Pfarrer Werner Mühlherr (v.l.) von der Seelsorgeeinheit Kirchzarten tragen jetzt bereits Verantwortung für den Zusammenschluss beider Seelsorgeeinheiten ab 2015. Foto: Gerhard Lück
Um über die Entwicklung der Seelsorgeeinheiten zu informieren, werden die Gemeindemitglieder zu Pfarrversammlungen eingeladen:
Hofsgrund: Sonntag, 24. Februar 2013, nach dem Gottesdienst um 10:30 Uhr
Oberried: Samstag, 9. März 2013, nach dem Gottesdienst um 18:30 Uhr
Kirchzarten: Samstag, 16. März 2013, nach dem Gottesdienst um 18:30 Uhr
Stegen: Samstag, 6. Juli 2013, nach dem Gottesdienst um 18 Uhr
Eschbach: Sonntag, 7. Juli 2013, nach dem Gottesdienst um 10:30 Uhr
Buchenbach: Sonntag, 14. Juli 2013, nach dem Gottesdienst um 10 Uhr
20.2.2013, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de