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Der Reiter von Thomas Rees am Pfeiferberg – Kamelberg 6.4.2007

 

Thomas Rees, Holzbildhauer, Freiburg-Kappel
www.thomas-rees.com
Kunst von Thomas Rees >Archivseite Thomas Rees (Alle Infos, viele Seiten und Bilder, bis 2012)
Thomas Rees aus Kappel: Holzskulpturen

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Würfelspiel auf Emmendinger Hochburg von Thomas Rees
Ein sterbender Baum für todgeweihte Landsknechte
Der Holzkünstler Thomas Rees arbeitete vier Wochen an einer fünf Meter hohen Stele, die nun unterhalb der Hochburgruine ihren Platz hat. Die Stele zeigt ein tödliches Würfelspiel aus dem Jahr 1677.

Thomas Rees (links) und Axel Brinkmann für der Säule „Würfelspiel“ bei der Hochburg Foto: Michael Haberer

Das bevorstehende Leid spiegelt sich bereits in den Gesichtern der todgweihten Landsknechte. Foto: Michael Haberer

In den Himmel oder in die Hölle? Diese Frage galt zwei Fahnenflüchtigen vor rund 350 Jahren auf der Hochburg. Klar war: Sie werden hingerichtet. Das Wie und die damit verbundenen Konsequenzen über das irdische Leiden waren aber offen. An die Antworten darauf, ermittelt in einem Würfelspiel, erinnert nun eine gut fünf Meter hohe Stele im unteren Bereich der Ruine. Der Freiburger Holzkünstler Thomas Rees hat im Auftrag des Hochburgvereins das Ringen um den Tod in Szene gesetzt.
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„Ich mache für meine Holzskulpturen nur wenige Skizzen. Die Gestaltung entwickelt sich im Lauf der Arbeit“, sagt Rees. Er steht mit Axel Brinkmann, Geschäftsführer des Hochburgvereins, vor der Skulptur mit dem Titel „Würfelspiel“. Inspiration für die Szenen und Gesichter auf der Skulptur ist dabei das Schicksal der Deserteure. Denn sie mussten um ihr Ende würfeln.

Und somit war das Würfelspiel der Verurteilten gesetzt. Drumherum hat Rees ein Potpourri aus Gestalten wie Christus als Salvator mundi sowie Anspielungen auf Landsknechte, Galgen oder den Flecken Emmendingen geschaffen. Das alles in rund vier Wochen unter sengender Julisonne und umgeben von den alten Mauern der Homburg.

Was die Besucher der Anlage nun sehen können, hat zwei Anfänge. Der zweite und aktuelle ist eine Linde, die bei der Grillstelle stand, nachdem man die äußere Wehrmauer passiert hat. „Der sterbende Baum musste aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Der Nachwuchs im Verein kam auf die Idee, nicht den ganzen Baum abzuräumen, sondern aus dem Stamm etwas zu schnitzen“, sagt Brinkmann.

Das Ergebnis steht zurzeit noch auf den alten Wurzeln der Linde. Doch am Baumfuß wird die Stele abgesägt, in der Nähe auf ein Betonfundament gesetzt. Zudem bekommt sie einen Deckel, damit Feuchtigkeit und Pilze das Kunstwerk nicht schädigen können. Zudem wird die Säule mit einer Infotafel und einem QR-Code versehen, sodass die Geschichte auch auf dem Handy abgerufen werden kann.

Der zweite Anfang der Skulptur geht zurück ins Jahr 1677. Zwei Soldaten der Hochburger Garnison, Mattias Roser aus Sexau und Niclaus Brucker aus Malterdingen, waren damals ausgerissen. Die desertierten Landsknechte wurden jedoch schnell wieder aufgegriffen. Ihre Häscher brachten sie auf die Hochburg, wo nach geltendem Kriegsrecht über das Strafmaß entschieden wurde.

Der Rädelsführer sollte härter bestraft werden. Das Gericht konnte ihn aber nicht ermitteln, da die Angeklagten schwiegen. So wurde beschlossen, dass die beiden unterm Galgen auf einer Landsknechttrommel um die Art ihrer Hinrichtung würfeln mussten. Wer die niedrigere Zahl würfelt, sollte gehängt und der Gewinner erschossen werden.

Gewürfelt wurde dabei weniger um den schnelleren Tod. Der Ausgang des Würfelns entschied – nach damaliger Vorstellung – über die Zukunft im Jenseits. Durch Erschießen aus dem Leben zu scheiden, galt als ehrenvoll. Der Erschossene durfte auf dem Gottesacker beigesetzt werden. So blieb für die Seele die Hoffnung, im Fegefeuer geläutert zu werden und danach ins Himmelreich zu gelangen. Der Tod durch Erhängen galt dagegen als unehrenhaft. Der Leichnam wurde verscharrt oder am Galgen den Vögeln zum Fraß überlassen. Die Seele ging zum Teufel und war für immer verloren.

Drei Würfelrunden brauchten die beiden, um ihr Schicksal zu besiegeln. Nach der Aufzeichnung im Landesarchiv Baden-Württemberg in Karlsruhe wurde das vollzogene Urteil am 29. Januar 1677 dem Markgrafen mitgeteilt.
… Alles vom 15.8.2022 von Michael Haberer bitte lesen auf
https://www.badische-zeitung.de/das-wuerfeln-um-den-tod-in-szene-gesetzt–216103209.html

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Jedes Stück Holz erzählt ihm eine andere Geschichte

Tatort Schwarzwald. Er geht mit der Säge durch die Natur und schafft skurrile Skulpturen aus Bruchholz. Thomas Rees aus Kappel hat neues Leben in einen vom Sturm verwüsteten Forst gebracht. Viel Zeit hat er nicht gebraucht, um das Jesuskindlein zu erschaffen, nicht mehr als fünf Minuten. Thomas Rees nahm seine Motorsäge, fräste ein paar Ecken und Kanten in ein Stück Holz – und das Kind war geboren. Nun liegt es in seinem Körbchen, Maria schaut müde herab, während der eisige Wind über den Kamelberg fegt. Eine stumme Szene, geschaffen aus einfachsten Materialien: ein hölzernes Kind, die Muttergottes mit Kartoffelsack auf dem Kopf, das Dach der Krippe aus dürren Ästen. Und doch scheint es ein magischer Ort zu sein hier droben, wo der Himmel fast bedrohlich nah rückt.
Es war Weihnachten 1999, als „Lothar“ mit mehr als 200 Stundenkilometern über das Land jagte. Ein Unwetter mit fatalen Folgen. Im Schwarzwald knickten die Bäume um. Dort, wo einst finstere Wälder waren, lagen die Stämme wie Mikadostäbchen übereinander. Auch über Kappel, einen Stadtteil von Freiburg, raste „Lothar“ und zog in den Wald eine breite Schneise. Als Thomas Rees am zweiten Weihnachtsfeiertag aufs Dach seines Hauses stieg, um die Ziegel wieder zu befestigen, stellte er fest, dass der dichte Forst verschwunden und der Berg plötzlich licht, hell und nackt war. Nur vier einsame Kiefern hatten den Sturm überlebt. Diese vier stehen noch immer auf dem Kamelberg, dürr und verloren ragen sie in die Höhe, während inzwischen eine wundersame Gesellschaft die Lichtung belagert. Neben der heiligen Familie wacht ein grimmiger Kerl mit krummer Nase. Dort drüben eine Jeanne d’Arc mit Haaren, die abstehen wie die Schlangen auf dem Haupt der Medusa. Ein Geier gafft aus den Brombeerbüschen heraus. Hier ein Einhorn, etwas abseits ein Dinosaurier. Und hockt dort nicht jemand? Ein müder Krieger? Ein Wesen aus einer anderen Zeit? Thomas Rees hat dieses geheimnisvolle, stille Szenario geschaffen – mit der kreischenden Motorsäge. Nach dem Sturm ist er immer wieder hinaufgestiegen und hat sich einen der vielen Baumstümpfe oder eine herausgerissene Wurzel vorgeknöpft. Eigentlich ist Thomas Rees Techniker von Beruf und verdient sein Geld bei der Telekom. „Ich lebe in zwei Welten“, sagt er. Sobald er einen abgeknickten Stamm sieht, eine Wurzel oder einen zerbrochenen oder verwachsenen Ast, begibt sich seine Phantasie auf eine wilde Reise. Dann sieht er plötzlich Tiere, Gesichter, fremde Wesen und Urviecher. Jedes Stück Holz erzählt ihm eine andere Geschichte, in den morschen oder krummen Ästen scheinen Geister und Wesen zu stecken, die von Rees befreit werden wollen. Meistens setzt er mit der Säge nur einige gezielte Schnitte, und schon schält sich das Motiv aus dem Holz heraus. „Man kann auch aus einer geraden Form etwas ganz Wildes machen“, sagt er, „aber es ist schöner, wenn die Form schon vorgegeben ist.” Manchmal arbeitet Rees auch mit Stemmeisen und Hammer – Werkzeuge, die doch eigentlich fürs Grobe sind. Aber Rees weiß sie so geschickt einzusetzen, dass Gesichter plötzlich zarte Fältchen bekommen oder Vögel ein feines Gefieder. Er nutzt die Struktur des Materials. Löcher, die Misteln im Holz hinterlassen haben, wirken wie weiches Fell, Rinde wie runzlige Haut …
Adrienne Braun, Dezember-Ausgabe von natur+kosmos, 12.12.2004

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