Verdummung unserer Kinder

„Ein 400-g-Schälchen Kirschen kostet 2,80 Euro, wie ist der Kilopreis?“ 38% der Schüler in BW wissen keine Antwort, bei den Hauptschulen sogar 84%. Bei der Rechtschreibung sieht es laut Vera genauso verheerend aus. „Wenn in einem hochtechnisierte, komplexen Staat so viele Jugendliche nicht rechnen können und übersichtliche Texte nicht verstehen, dann muß man umsteuern, und zwar rasch“ – so die Presse  (s.u.) zurecht.   .
Und es kommt noch schlimmer mit der Dummheit: Nach Schreiben/Lesen und Rechnen gilt Programmieren weltweit als dritte Schlüsselqualifikation.
Diese jedoch wird in den Schulen im Ländle fürs gemeine Schülervolk überhaupt nicht vermittelt wird, allenfalls nur für die bessergebildeten Eleven in selektiven Programmierkursen an Gymnasien.

Fazit: Unsere Schulexperten in Stuttgart (Bildunghoheit der Länder, die Schuld liegt also nicht beim Bund) lassen zu, dass unsere Schüler verdummen und verblöden hin zur digitalen Demenz..
Die Schuld liegt auch nicht am Smartphone mit Internetflat, denn mit ihm kann man mehr machen als nur Posts und Tweets absetzen über Facebook, Whatsapp, Twitter & Co., man kann sogar selbst eigene Algorithmen (so nennt man Programme heute) erstellen. Am Beispiel des Programmierens läßt sich der Niedergang unseres Bildungswesens schön darstellen:
Mit den ersten kleinen Computern (Personalcomputer PC genannt, wie Comodore 24, Atari, Apple) brauchte man ab 1980 keinen Lötkolben bzw. Assembler, um Abläufe computerverständlich zu basteln, sondern benutzerfreundliche Programmiersprachen. Zur Freude der Schüler, sie lernten programmieren mit Basic, VisualBasic, Pascal, Delphi, … . Programmieren war am Wirtschaftsschulen Pflicht innerhalb des Fachs Datenverarbeitung (EDV). Im Jahr 2002 wurde es ersetzt durch Tipp-Kurse für Standardsoftware (Textverarbeitung, Tabellen, Datenbanken, Präsentation), also primitives Button-Drücken. Heute dürfen Kinder in BW keine eigenen Programme bastelt, statt „selbst eigen“ gilt „fremd passiv“: Fremdsoftware wird über Maus, Stick, Touch Screen, Tipptipp, … konsumiert.
Wie ein Kind in der Mathematik die Grundrechenarten beherrschen muß, sind beim Programmieren die vier Grundstrukturen Folge (alles der Reihe nach), Schleife (Wiederholen nicht endlos, sondern bis ein bestimmtes Ereignis eintritt), Verzweigung (Entscheidung für alternatives Fortsetzen) und Unterprogramm (zum Abarbeiten eines Teilproblems). Jeder Algorithmus setzt sich aus einer Vielzahl dieser Grundstrukturen zusammen, und Algorithmen herrschen (Digitalisierung, Industrie 4.0, Roboter, Künstliche Intelligenz, „Internet der Dinge“ bzw. IoT (Internet of Things) der Dinge, Vernetzung, Suchalgorithmus von Google, Smart Home).
Programmieren ist kein Selbstzweck: es sollen nicht alle Schüler zu Programmiern ausgebildet werden, so wie nicht alle, die Sportunterricht geniessen, Leistungssportler werden. Das Programmieren soll im jungen Jahren den Blick auf die Chancen und Herausforderungen öffnen, die moderne algorithmenbasierte Technologien mit sich bringen. Und mit IoT sind diese dabei, unser Leben im privaten wie öffentlichen Raum komplett umzukrempeln
Wir klagen darüber, dass nach Budapest 9/2015 über 1,5 Millionen Flüchtlinge als überwiegend funktionale Analphaeten zu uns gekommen sind. Gleichzeitig lassen wir unsere Kinder als „IoT-Analphabeten“ durch die Schulen taumeln.
9.7.2016

Vera Vergleichsarbeiten:
https://www.schule-bw.de/entwicklung/lernstandserhebungen/vera8/vera8-2016/

Andreas Böhme: Starke Lücken bei Achtklässlern, Badische Zeitung vom 87.2016, Seite 7

 

Brennpunkt-Schulen verlangen Numerus Clausus fürs Gymnasium
Haben auch schwache Schüler das Recht auf einen Platz am Gymnasium? Schulen in sozialen Brennpunkten meinen: Nein. Bildungssenatorin Scheeres verteidigt dagegen das freie Elternwahlrecht …. Mehr vom 8.7.2016 auf
https://www.tagesspiegel.de/berlin/zugang-zum-gymnasium-brennpunkt-schulen-verlangen-numerus-clausus/6338626.html
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Vera-Test Berlin anders als Klett-Mathe in Stuttgart
Ich kann diese „verheerenden Resultate“ sehr einfach erklären. Den Vera-Test führt übrigens das IQB an der Humboldt-Universität Berlin durch. Dort findet man auch den Aufgabenpool zum Test. Hier z.B. die Matheaufgaben (leider nur bis 2013): https://www.iqb.hu-berlin.de/vera/aufgaben/ma1
Sind diese Aufgaben jetzt zu schwer? Nein! Wo liegt dann das Problem? Einen Großteil der Aufgabenstellungen kennen die Schüler ganz einfach nicht. Das war/ist bei Pisa übrigens genau so. Die Schüler in Baden-Württemberg lernen fast alle mit dem Mathebuch von Klett. Man müsste sich nur die Aufgaben dort anschauen und diese mit den Vera-Aufgaben vergleichen, dann würde man sehr schnell feststellen, dass das fast zwei komplett verschiedene Welten sind. Ich würde z.B. wetten, die Aufgabe „Im Kreis laufen“ könnten nicht mal 20% der Abiturienten lösen. Weil sie derartige Fragestellungen aus dem Unterricht einfach nicht kennen! Die sog. „Experten“ würden mir dann erwidern, solche „Transfers“ müssen die Schüler leisten! So ein Quatsch. Der Mathe-Unterricht basiert mittlerweile auf stupidem Formel auswendig lernen, weil für andere Dinge gar keine Zeit mehr dar ist. Textaufgaben? Wenn der Lehrer so etwas bringt grenzt das ja fast schon an Mobbing. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier meilenweit auseinander. Aber das will an den Schulen und in Stuttgart niemand hören. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Thomas Bender 9.7.2016
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Immigrierte Schüler – Praxis vor Schultheorie
Ein anderes Problem sind die Neugekommenen. Meine Ex-Schülerin, 3 Jahre hier, aus Bulgarien, hat jetzt einen Ausbildungsplatz als Konditorin. Auch nach Praktikum und Arbeit, nicht nach Zeugnis. Sie hat durch ihr Arbeit überzeugt. Wir werden sehen, wie die Schule auf solche Menschen vorbereitet ist, die objektiv noch nicht alle Texte verstehen können. Da gibt es große Unterschiede in der Fähigkeit, mit solchen Situationen umzugehen. Eine der besten Schülerinnen ist vor zwei Jahren zurück nach Tschechien, um ihre Ausbildung dort fortzusetzen. Die Familie lebte und arbeitete hier. Das war dann ein eher trauriger Fall.
Ursula Birgin , 9.7.2016,

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