Obdachlos Leo-Wohleb-Brücke

Seit Herbst hat unter der Leo-Wohleb-Brücke ein junger Mann sein Schlafplatz. Ein paar Decken ringsum gegen den Zug bzw. als Sichtblende ringsum und eine spärliche Möblierung – man merkt, dass der Obdachlose nach Geborgenheit und Zuhause sucht. Alles ist ordentlich aufgeräumt. Die langen Monologe, die er zum rauschenden Wasser der Dreisam hin hält, braucht niemand zu hören außer er selbst. Die plakatierten Sprüche und Botschaften hingegen sollten die Passanten aber doch lesen. Zu ihnen ist er sehr freundlich. Klage führt er nur über die Passanten, die ihm immer wieder Dinge vorbeibringen, die er doch gar nicht wolle, wie einen Obstentsafter oder einen Kniestuhl oder die nächste Matratze. Er sei doch keine Mülldeponie. Nun ja, es gibt eben Gutmenschen, die ihren Wegwerfkultur-Müll los werden wollen – „zu einem guten Zweck“ natürlich.

obdachlos1dreisam131217 17.12.2013

Irgendein Schicksalsschlag hat ihn aus der Bahn geworfen und niemand ist da, ihn aufzufangen. Und nun fallen die Gutmenschen, die sich verlogen „Unterstützer“ nennen, über ihn her um ihn zuzumüllen (mit ihrem H+M-Abfall) und zuzulabern (mit ihrem „die anderen da oben sind schuld“), anstatt ihm konkret zu helfen oder ihn gar zu Hause bei sich aufzunehmen. Wie hat mir ein Obdachloser unter der Kronenbrücke mal sinngemäß gesagt: „Mit der Polizei oder denen von der Stadt haben wir kein Problem, wohl aber mit den Leuten, die im Mountainbike vorbeikommen und klagen und schimpfen und alles besser wissen.“
18.12.2013

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