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Turm des
Freiburger Münsters
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Blick von der Sternengalerie-Plattform hoch in die achteckige Pyramide am 29.10.2005 Blick nach Norden zur eingerüsteten Münsterturmspitze am 29.9.2006  
mehr Blick nach Norden zur eingerüsteten Münsterturmspitze am 29.9.2006
  

 

Sanierung verzögert sich, Spenden eingebrochen, Kalender 2010

Münsterbaumeisterin Yvonne Faller hat am Montagmorgen bei der Vorstellung des Münsterkalenders 2010 über den aktuellen Sachstand der Arbeiten an der Turmbaustelle berichtet. "Wir sind auf Probleme gestoßen, die man eben erst dann sieht, wenn man am Turm arbeitet", so Faller. Erst ein Drittel der Arbeiten der im Jahr 2006 begonnenen Sanierung des Turmhelms sei abgeschlossen. Ursprünglich hatte man das Ende der Arbeiten auf 2010 kalkuliert. Im Lauf der Zeit hatte man die Fertigstellung zunächst um ein Jahr verschoben. Jetzt heißt es, dass die Sanierung erst 2013 abgeschlossen sein wird.....
In der ursprünglichen Planung waren für das Großprojekt Gesamtkosten von gut vier Millionen Euro veranschlagt. 2,5 Millionen sollten über Spenden aufgebracht werden. Im vergangenen Jahr war erst die Hälfte dieses Betrages aufgebracht. Doch die Spendenbereitschaft für das Langzeitprojekt ist eingebrochen: Konnte der Münsterbauverein in den Jahren 2007 und 2008 jeweils rund 550.000 Euro an Spenden verbuchen, waren es in diesem Jahr bis zum August nur 124.000 Euro....
Die Schönheit des 700 Jahren Kathedrale und ihres Turms zeigt der vom Photodesigner Achim Kaeflin fotografierte "Münsterkalender 2010", der in einem neuen Format erscheint. Das von der Eugen-Martin-Stiftung unterstützte Werk zeige bislang noch nie möglich gewordene Perspektiven, meinte Sven von Ungern-Sternberg, der Vorsitzende des Münsterbauvereins.So konnte Kaeflein die kunstvollen Münsterfenster vom Gerüst, das derzeit im Inneren des Münster steht, aufnehmen.
Alles von Joachim Röderer vom 13.10.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/sanierung-des-freiburger-muensterturms-verzoegert-sich

 


Acht Ringanker halten seit 700 Jahren den Turmhelm zusammen

Sie zählen eigentlich zum alten Eisen — und doch sind sie es, die das Freiburger Wahrzeichen buchstäblich zusammenhalten: Die acht Ringanker am Turmhelm des Münsterturmes werden bei der Turm-Sanierung derzeit unter die Lupe genommen und untersucht. Die Experten können Entwarnung gegeben: Bei einigen Ankern ist die Oberfläche zwar leicht angegriffen, aber es gibt keine Stabilitätsprobleme — und die 700 Jahre alten Eisenteile müssen auch nicht ersetzt werden. Viel weiß man über den Turm und über den Buntsandstein, aus dem er gebaut ist, aber nur wenig wusste und weiß man über die Ringanker. Das sind acht abgewinkelte Flacheisen, die in den verschiedenen "Stockwerken" des rund 40 Meter hohen Turmhelms eingemauert sind. An jedem Ende befinden sich ebenfalls eingemauerte Ringe. Im obersten Bereich zur Turmspitze hin sind zudem noch drei weitere so genannte Ringgurte im Stein versenkt worden. "Die Anker umschließen den Turm wie einen Gürtel" , erklärt Thomas Laubscher, der Projektleiter der Turmsanierung. Für die Stabilität des Bauwerks haben die Eisenstangen also eine wichtige Bedeutung. Ans Tageslicht kommen die Anker nur, wenn am Helm — wie es derzeit geschieht — Maßwerke ausgebaut werden. Die Anker wurde einst aus gehärtetem Stahl hergestellt: "Die reinste Form von Eisen — das ist eine Qualität, die man heute in der Form nicht mehr bekommt" , so Projektleiter Laubscher. Das ist nicht der einzige Fall, bei dem die Original-Bauteile später verwendeten Materialien überlegen sind. Bislang war es eine offene Frage, wie gut die Ringanker — sie sind allesamt noch Originale — die Jahrzehnte am Turm überstanden haben. Jetzt hat eine Expertengruppe die sonst unsichtbaren Stabilisatoren der Turm-Konstruktion unter Lupe genommen. Vom Gerüst aus untersuchte Rolf-Dieter Blume vom Fachbereich Metallrestaurierung des Landesamtes für Denkmalpflege in Esslingen in 80 Metern Höhe die freigelegten Eisenteile: "Man sieht, dass der Anker seinen Umfang vergrößert hat" , meinte Blume. Vom Rost ange- griffen ist aber nur die Oberfläche. Also: Kein Grund zur Beunruhigung, sagt Blume. Begleitet wurde der Metallexperte von Bauforscher Stefan King und Restaurator Hannes Walz von der Münsterbauhütte. Informationen über die Eisenanker — wenn auch noch spärliche — hatte es bislang lediglich in einer Dissertation aus dem Jahr 1920 von Herbert Fritz mit dem Thema "Über den Helm des Freiburger Münsters" gegeben. Nun hat man neue Erkenntnisse gewonnen. Die  Untersuchungen haben eindeutig ergeben, dass der Zustand der Anker stark vom verwendeten Mörtel abhängt, mit dem die darüber liegenden Steine festgemauert waren. Derzeit werden noch vom Mineralogischen Institut der Universität verschiedene Mörtelproben untersucht. Doch es zeichnet sich eine eindeutige Tendenz ab: Der "richtige" Mörtel bildet eine Feuchtigkeitssperre, weniger gut geeigneter Mörtel — wie etwa der im vergangenen Jahrhundert bei Sanierung am Turm oft verwendete Zementmörtel — saugt dagegen Feuchtigkeit auf wie Löschpapier; und da wird dann eben auch die Oberfläche des darunter liegenden Eisenankers angegriffen. Beim Turmbau ist Kalkmörtel eingesetzt worden, der sich mit dem Eisen offenbar prima verträgt. Dort wo sich diese Mörtelart findet, weisen die Ringanker keine Schäden auf. "Die Kanten des Ankers" , zeigt Thomas Laubscher,  "sind scharf wie eh und je" .

Joachim Röderer , 28.8.2008, BZ





 


1,2 Mio Euro fehlen zur Sanierung - Benefizkonzert Vitaly Margulis 23. Juli

Für die Herkulesaufgabe der Sanierung des Münsterturmes braucht es weiter Spenden aus der Freiburger Bevölkerung. Wenn die Arbeiten am berühmten Turmhelm nach Plan bis zum Jahr 2010 abgeschlossen sein sollen, müssen bis dahin noch rund 1,2 Millionen Euro an Spenden eingenommen werden. Es ist in etwa noch einmal die gleiche Summe, wie sie schon in den ersten beiden Jahren der Sanierung geflossen ist, sagte Sven von Ungern-Sternberg, der Vorsitzende des Münsterbauvereins.

Vier Millionen Euro kostet der Erhalt des Turmhelms, der Spitze des schönsten Turms auf Erden. Bund, Land, Stadt und Diözese beteiligen sich, insgesamt rund 2,5 Millionen Euro müssen die Freiburger für ihr Wahrzeichen selbst aufbringen. Auf den Spendenkonten der Initiative "Wir bauen mit" sind bis Ende Juni 580 000 Euro eingegangen. Die Suche nach Steinpatenschaften verlief erfolgreich — zwei Drittel aller Krabben und Maßwerkteile haben einen Paten gefunden. Der Erlös dafür liegt bei 386 000 Euro. Hinzu kommen Spendengelder von 200000 Euro über das Kuratorium Freiburger Münster. Beim Münsterbauverein hofft man auf anhaltende Spendenfreudigkeit, weiß aber auch, dass dies jetzt bei der zweiten Hälfte der Arbeiten schwieriger wird. Münsterbaumeisterin Yvonne Faller rechnet damit, dass — falls weiter alles glatt geht — die Sanierung bis zum Jahr 2010 abgeschlossen sein wird. In Planung sind verschiedene Benefiz- und Werbeaktionen für den Turm. So werben demnächst etliche mannshohe Pappkameraden vor Freiburger Geschäften und vor dem Rathaus für Turm-Spenden werben. Dargestellt sind Münstersteinmetze im Renaissancegewand, die den Freiburgern und ihren Gästen ein wenig ins Gewissen reden wollen — nach dem Motto: "Wir haben den Turm gebaut, ihr müsst ihn erhalten". Das ist auch das Credo von Freiburgs Ehrenbürger und hoch engagiertem Münsterbotschafter Eugen Martin. "Das wäre eine kulturelle Blamage, wenn 220 000 Einwohner nicht schaffen, das zu erhalten, was einst nur 5000 Einwohner erbaut haben" . Martin hat auch mitgeholfen, dass der in Los Angeles lebende, mittlerweile 80 Jahre alte Vitaly Margulis, einst Begründer der russischen Schule in Freiburg, am 23. Juli, 20.15 Uhr, im Historischen Kaufhaus ein Klavierkonzert mit dem Titel "Nachtmusik" geben wird. (Eintrittskarten kosten zwischen 13 und 19 Euro.) Am 14. Oktober folgt an gleicher Stätte ein Konzert des Kammerorchesters der Hochschule für Musik. Die Freie Hochschule für Graphik und Design hat einen Kunstwettbewerb mit dem Thema "Freiburger Münsterturm " ausgerufen. Die Siegerarbeiten sollen dann versteigert werden. Es gibt verschiedene Fernsehwerbespots, in der Verlegerin Andrea Haufe, Alt-Dompfarrer Erich Wittner und eben Eugen Martin fürs Münster werben. In einer Anzeigenkampagne, die Michael Schleiner von der Agentur Schleiner & Partner vorstellte, tritt neben Erzbischof Robert Zollitsch die Fußball-Nationalspielerin Melanie Behringer auf. Der Münsterbauverein hofft auch auf Unterstützung aus der gesamten Region. "Der Münsterturm ist ein Symbol für die gesamte Diözese" , meinte Erzbischof Zollitsch. Zu seinem 70. Geburtstag am 9.August verzichtet er auf persönliche Geschenke und bittet stattdessen um Spenden für den Münsterturm.
Joachim Röderer , 11.7.2008

Sanierung des Münsterturms: Konto-Nr 18181818, BLZ 68050101, Sparkasse Freiburg

 

 

Münsterbauhütte hat die 90-Meter-Marke im Visier

Bei Turm-Sanierung beginnt eine neue Etappe / Es sind bereits mehr als eine Million Euro an Spenden eingegangen

Bei der Sanierung des Münsterturms beginnt die nächste Etappe. Gearbeitet wird von unten nach oben: Im vergangenen Jahr wurde der Bereich von der Spitze in 116 Metern Höhe bis zur Marke von 102 Metern saniert, bis zum Spätherbst wollen die Restauratoren und Steinmetze nun die 90-Meter-Marke erreichen. Bis zum Herbst sollen 6,5 Tonnen Stein ausgetauscht werden. Projektleiter Thomas Laubscher rechnet damit, dass — jedenfalls wenn alles glattläuft — die Sanierung bis 2010 abgeschlossen sein wird. Die Arbeit am steinernen Wahrzeichen der Stadt und Region ist auch eine Gemeinschaftsaufgabe — wie schon einst im Mittelalter der Bau von Kathedrale und Turm. Bei den Spenden für die Turm-Reparatur wurde bei der Aktion "Wir bauen mit" die Ein-Millionen-Euro-Schallmauer bereits durchbrochen.
Die Münsterbauhütte will in jedem Jahr rund zehn Höhenmeter schaffen. "Ein Maßwerkteil ist bereits ausgebaut worden, ein zweites folgt in den nächsten Tagen" , berichtet Projektleiter Laubscher. Neun Maßwerkteile und acht kleinere Teilstücke sollen in diesem Jahr ausgetauscht werden. Vor dem Austausch muss immer Rücksprache mit dem Statiker gehalten werden, in welcher Reihenfolge die Steine entnommen werden müssen. Damit der Turm nicht instabil wird, dürfen immer nur drei bis vier Steine auf einmal ausgebaut werden. Beim Aus- und dem späteren Einbau der neu gefertigten "Ersatzteile" ist am Turm durchaus Schwerstarbeit angesagt: "Die Maßwerkteile wiegen 500 bis 750 Kilogramm", sagt Thomas Laubscher. Er erwartet, dass bei der neuen Bauphase deutlich weniger Steine ausgetauscht werden müssen als im vergangenen Jahr ganz oben an der Turmspitze: "Dort wurden bei den vergangenen Sanierungen viele Steine ausgetauscht, die von uns jetzt ein weiteres Mal erneuert werden mussten, wenn sie starke Schäden aufwiesen." Weiter unten haben es die zehn auf der Turmbaustelle beschäftigten Mitarbeiter der Münsterbauhütte nun fast ausschließlich mit Originalsubstanz aus dem Mittelalter zu tun. "Das heißt für uns in erster Linie: Konservierung" , so Thomas Laubscher. Auch am Ende dieser Sanierungs-Saison wird — wie im vergangenen Herbst — der Baufortschritt sichtbar werden: Denn am Ende der neuen Etappe kann das den Turmhelm verhüllenden Gerüst wieder um ein paar Meter zurückgebaut werden.
J
oachim Röderer , 10.4.2008, BZ

 

Nobelpreisträger Günter Blobel spendet Stein 270

Sie ist sehr nobel diese Geste, die da jetzt aus den USA kommt, nicht zuletzt weil sie von einem Nobelpreisträger stammt: Der Wissenschaftler Günter Blobel will sein Scherflein beitragen zum Erhalt des, wie er sagt, "schönsten Kirchturms auf Erden". Blobel hat die Patenschaft für den Turmstein Nummer 270 an der Südostseite übernommen und er will demnächst auch noch 1000 Euro für ein Maßwerkteil stiften, verriet der Biomediziner, der sich auch schon für den Wiederaufbau der Frauenkirche engagiert hat. Blobel, gebürtiger Schlesier, ist einst in Freiberg in Sachsen aufgewachsen, in Freiburg hat er vor 50 Jahren Medizin studiert. Seit 1962 lebt und forscht er in den USA. Der Münsterturm ist für ihn seit seinen Studientagen etwas Besonderes. So sei er im vergangenen Herbst bei seinem letzten Freiburg-Besuch zur Mitternachtsstunde mehrfach um das Münster herumgelaufen, um dessen "aufbäumenden Turm" aus allen Blickwinkeln 
zu erleben. "Diese Wanderung in der stillen Nacht hat mir viel Freude und Inspiration gebracht" , berichtet er. Und fügt hinzu, dass er alle Freiburger sehr beneidet, die das oft tun könnten.
21.3.2008, BZ

 

 

Glockenstuhl wird aufwendig saniert, die Glocken neu angeordnet

Es gibt für Ostern nur eine Notbesetzung, die an den Feiertagen Dienst verrichtet im Glockenstuhl des Freiburger Münsters. Denn nur drei der 16 Glocken sind derzeit im Einsatz. Alle anderen sind vorübergehend abgehängt. Der Glockenstuhl — er ist der älteste und bedeutendste seiner Art in Europa — wird saniert. Die Glocken werden rund um die 750 Jahre alte Hosanna, den Star des Glockenensembles, neu angeordnet. Zu Pfingsten kann dann im Münsterturm eine ganz neue Ära eingeläutet werden.

Am Fuß des 22 Meter hohen hölzernen Glockenstuhls steht Markus Trescher von der Freiburger Zimmerei Schäfer. In der Hand hält er die Reste eines Holzbalkens. Weißtanne, Fälldatum 1291. Der Balken ist morsch. Drescher und seine Kollegen haben ihn gegen neues Holz ausgetauscht. Die Nordwest- und die Südostecke sind bereits fertig. Helles neues Tannenholz mischt sich mit dunklem alten, das seit dem Mittelalter und damit schon mehr als 700 Jahre lang die Last des Glockenstuhls trägt. "Der Glockenstuhl wurde vor dem Turm errichtet", berichtet Anton Bauhofer vom Erzbischöflichen Bauamt. Experten schätzen, dass das im Jahr 1292 gewesen sein muss. Der Glockenstuhl ragt so hoch hinauf, damit das Gewicht tief liegt — und dort anfällt, wo der Turm breit und massiv ist. Die 16 Glocken wiegen zusammen immerhin rund 25 Tonnen. Das Freiburger Münstergeläut gehört zu den größten und schwersten in ganz Deutschland. Der Glockenstuhl ist so gebaut, dass er an keiner Stelle die Seitenwände des Turmes berührt. So hält der Turm seit Jahrhunderten den Schwingungen beim Läuten stand. "Die wussten damals schon, was sie taten" , nickt anerkennend Anton Bauhofer. In insgesamt sechs Bauabschnitten ist nun die Glockenstuhlbasis erneuert worden. Das kostet drei Millionen Euro. Die Kosten trägt die Erzdiözese, das Denkmalamt beteiligt sich mit einem Drittel. Doch der Glockenstuhl wird nicht nur saniert, er wird auch umgebaut. Deswegen schweigen in Freiburg nicht nur zwischen Gründonnerstag und der Osternacht, sondern im Moment an jedem Tag die Münsterglocken. Auch an Sonn- und Feiertagen sind sie nur eingeschränkt zu hören. Das Geläut wird neu angeordnet — und das hat seinen Grund. Denn es ist nicht möglich, dass alle Glocken des Münstertürmes zusammen als Vollgeläut ertönen. 1959 hat das Münster einen fast kompletten Satz neuer Glocken bekommen. Nur die historische Hosanna, 3290 Kilogramm schwer, blieb erhalten — was dem Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling zu verdanken ist. Denn auch die Hosanna sollte eingeschmolzen werden — doch Glockengießer Schilling weigerte sich und drohte sogar, den gesamten Freiburger Glockengießauftrag abzulehnen. Diese Hartnäckigkeit rettete der Hosanna das Leben. Sie gehört zu den größten und ältesten Angelusglocken in Deutschland. Allerdings hing die Hosanna seit 1959 im gleichen Gefach wie die Petrusglocke — also direkt neben der nach Größe Nummer drei im Turm. Hätte man die beiden benachbarten Glocken gleichzeitig geläutet, wären sie aneinander gestoßen. Der Umbau ist letztlich auch eine Sicherheitsmaßnahme: In anderen Kirchtürmen ist es schon vorgekommen, dass durch einen Blitzeinschlag samt Kurzschluss in der Elektrik schon automatisch das Vollgeläut ausgelöst worden ist. Der Freiburger Glockenstuhl ist durch Glockenbauer der Furtwanger Firma Schneider für rund 275 000 Euro um eine Etage aufgestockt worden. Die Anordnung der Glocken wurde dadurch entzerrt. Ausgedacht hat sich das neue Arrangement Kurt Kramer, der erzbischöfliche Glockeninspektor und weltweit einer der führenden Fachleute. "Die neue Lösung ist auch für den Turm besser, weil er nicht mehr so stark belastet wird" , sagt Kramer. Aber der Umbau liefert auch glockenmusikalisch ganz neue Möglichkeiten, weil auch die Hosanna künftig in die Tonfolge eingebunden werden kann und nicht mehr nur solo läuten muss. Überhaupt die Hosanna. Ende Juni wird für die Überlebenskünstlerin ein mehrtägiges großes Glockenfest zum 750. Geburtstag gefeiert, berichtet Glockeninspektor Kramer. Dort soll dann auch das Vollgeläut Premiere haben. Obwohl: Historisch sei es nicht so gewesen, dass zum Vollgeläut alle Glocken gehört hätten. "Das hat man nur gemacht, wenn der Fürst oder der Bischof zu Besuch kamen" , berichtet der Glockenexperte, "egal, ob’s klanglich gepasst hat oder nicht — es musste halt einfach laut sein". Ein Fotoalbum zur Sanierung des Glockenstuhles im Münster findet sich im Internet unter
www.badische-zeitung.de

Joachim Röderer , 21.3.2008, BZ

 

Wolfenweiler Gutedel erbringt als Münsterwein 5000 Euro Spendenerlös

Die am Münsterplatz ansässige Gastronomie hat im Jahr 2007 einen Wolfenweiler Gutedel als Münsterwein ausgeschenkt und pro verkaufte Flasche 1,00 € für die Sanierungsarbeiten am Münster gespendet. 5000 Flaschen sind nun verkauft und mit dem Erlös von 5.000,00 € wird die Fiale über dem Treppenturm auf der Südseite restauriert.
30.1.2008


 

Krabben auf dem Teller und unterm Hammer

Es ist ein hübsches Teekesselchen, das den Münsterbauverein auf eine neue Art der Spendensammlung gebracht hat: Zum ersten "Krabbenessen" lud er am Samstagabend ein. In der Werkstatt der Steinmetze an der Schoferstraße kamen Krabben auf den Teller, serviert vom nahe liegenden "Bären", und Krabben unter den Hammer, vom nahe liegenden Münsterturm.

Dabei handelt es sich um Blattornamente, wie sie in der gotischen Baukunst gerne verwendet wurden. Zwölf Krabben, die bei der Turm-Sanierung ausgetauscht werden mussten, gab es zu ersteigern. Diese Aktion war erst der - sehr erfolgreiche - Auftakt. Denn fortan sollen sechs Botschafter gleichsam in konzentrischen Kreisen eine Spendenwelle für den Erhalt des Münsters auslösen. Das Sextett wurde den knapp 100 Gästen vorgestellt: Ehrenbürger Eugen Martin, Winzer Fritz Keller, Journalistin Barbara Gillmann, Ex-Regierungspräsident Norbert Nothhelfer, Noch-Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg, Musikhochschulrektor Rüdiger Nolte. Sie hatten im Freundes- und Bekanntenkreis dafür gesorgt, dass die nicht ganz billigen Tische in der Münsterbauhütte besetzt waren. Und zwar mit Menschen, die bei der Versteigerung etwas zu bieten hatten, darunter mehrere Chefs von Firmen der Baubranche wie Moser, Birkenmeier, Freyler, Banker wie Volker Maushardt und Christian Gansmüller, Politiker wie Ex-Ministerpräsident Werner Münch und Stadtrat Wendelin von Kageneck.

Der frühere BZ-Lokalchef Wolfgang Fiek und Münsterbaumeisterin Yvonne Faller machten ihnen bei der Auktion den Mund wässrig. So holte sich Paul Ege, Seniorchef der Firma Bürkle, für 3100 Euro die höchste Krabbe (110 Metern Höhe, 220 Kilo schwer, etwa 1,50 Meter lang mit Schaft). Der Chef der Mercedes-Niederlassung, Michael Pistecky, sicherte sich für 3000 Euro die Krabbe eines verliebten Steinmetzes, der ein Herzchen hinterlassen hat. Die Krabben gingen weg wie warme Semmeln, insgesamt kamen 29 000 Euro zusammen. Nicht weniger eindrücklich war der Film von Stefan Ganter. Der Geologe, der mit Münsterblick wohnt, hatte aus privatem Interesse die Sanierung des Münsterturms von August 2006 bis heute dokumentiert.
3.12.2007, BZ


 

Willi Roth als Fünfjähriger beim Richtfest 1920 auf sanierter Turmspitze

Als Willi Roth fünf Jahre alt war, erlebte er etwas, um das ihn viele Freiburger beneiden werden: Er durfte damals, 1920, mit seinem Vater auf die gerade sanierte Münsterspitze hinauf - als er oben war, hoben ihn Zimmergesellen hoch und der Bub durfte auf der neuen Kreuzblume sitzen. Heute ist Willi Roth 92 Jahre alt, aber an dieses Ereignis vor langer Zeit kann er sich noch genau erinnern.

Im Wohnzimmer von Martha und Willi Roth hängt sorgfältig gerahmt ein historisches Foto: Der Münsterturm von 1920, bis obenhin mit einem Holzgerüst verkleidet. Schon im Jahre 1914 hatten Arbeiter angefangen, den sanierungsbedürftigen Turm einzurüsten, doch dann kam der Erste Weltkrieg und legte die Arbeiten still. Erst 1920 wurde weitergerüstet bis nach ganz oben. Bei der Firma Fischer, die diese Arbeiten übernahm, war auch Willi Roths Vater Roman als Zimmermann beschäftigt. "Der Vater hat gesagt, Bub, zum Richtfest darfst mit rauf auf den Münsterturm", erinnert sich Willi Roth heute noch. Alle Stufen habe er selbst hochlaufen müssen, versichert der alte Herr augenzwinkernd - auch wenn seine Frau Martha da eher skeptisch nachfragt: "Bist du sicher, dass der Vater dich nicht getragen hat?" Nein, sagt Willi Roth, gelaufen sei er "bis rauf auf den Spitz". Und so standen sie ganz oben, das Büble, der Vater und die anderen Zimmerleute, die zum größten Teil "Fremdgschriebene" waren, wie es damals hieß - wandernde Zimmersleute, die zum Einrüsten des Münsters von außerhalb gekommen waren. "Die haben halt Blödsinn gemacht" , erinnert sich Willi Roth. Den Buben haben sie auf die neue Kreuzblume gesetzt: "Da war ich der Erste und der Höchste." Gefährlich war das nicht, denn es lief ja das Gerüst um den Turm und überall, erinnert sich Roth, "waren Bretter, an denen man sich heben kann" . Und dann — tja, dann machten sie alle ein Weitspucken auf den Münsterplatz: "Jetzt spucken wir den Freiburgern auf den Kopf." Der kleine Willi schaffte es mit seiner Spucke nicht über die Umfriedung, aber die Erwachsenen strengten sich mächtig an. Für Willi Roth blieb der Tag auf dem Münsterspitz ein Erlebnis, das er nie wieder vergaß. Münsterturm 1920 mit Holzgerüst - Bild: privat

Erinnerungen hat der 92-Jährige natürlich noch viele und ganz andere: Seine Mutter arbeitete in der Gastwirtschaft "Traube" am Münsterplatz, der Vater hat im Zweiten Weltkrieg mithelfen müssen, die Glocken der Kirchen in und um Freiburg abzuhängen — sie wurden eingeschmolzen, um daraufs Granatenringe für den Krieg zu fertigen. Und das Münster hat Willi Roth im Leben immer begleitet. Im Münster hat der evangelische Willi 1943 seine katholische Frau Martha geheiratet, im Münster haben sich die Roths 1993 zu ihrer goldenen Hochzeit noch einmal trauen lassen. Dieses Jahr hat das Paar die eiserne Hochzeit gefeiert. Drei Töchter, drei Enkel und vier Urenkel hat das Paar. Und wenn sie mal wieder etwas zu feiern haben, kann es vorkommen, dass der Opa erzählt, wie er als kleiner Bub als Erster und als Höchster auf der neuen Kreuzblume des Münsters saß.
Simone Lutz , 21.11.2007, BZ

 

 

Gucksch nuf  

Kannsch gar nit anderschd. Am Freiburger Münschder gucksch nuf. S isch klar, wo de Turm hi zeigt. Ja, s isch e Grüschd drum. S Grüschd isch aber nit hässlich. Bloß d Werbebanderole. Sponsoring kann au schön sei, guck s Augustinermuseum.

Wenn Münschderplatz im Film kommt, sin schöne Frauefüß in Stöckelschuh uf Kopfsteipflaschder unterwegs. Wenn sie filme, weisch als gar nit, wo der sollsch hi gucke. "Gehn sie ganz normal weiter, wie wenn nix wär!" Un i will doch wisse, was sie mache. S bleibe jo scho vieli schdeh. Wieviel Zeiger d Münschder-Uhr het? Was soll die Frog? Do muss i au zerschd gucke. Weisch wo de Nase trompeter isch? Im Sandstei bäbbe jo lauder Sandkörnle zämme. Je sauerer de Rege, deschdo meh verbröckelt. Un d Taube mache au ihr Mischd. Wo Leut in Würschd un Wecke beiße, sin d Taube bsonders gern. Hen die am Afang vom Münschder-Baue gwisst, dass sie des Gotteshaus nie ferdig seh? Vo alters her dragt d Freiburger Bürgerschaft d Baukoschde. Un früher isch s au selbstverständlich gwese, dass der na weisch, de kriegsch e gude Platz im Himmel. Wenn s vo obe d Viertelstund schlagt, wie sagsch? Bim-Bam oder Ding-Dong? Nai, nach Lade-Dür derf sich s nit ahöre! Uf de Turm-Spitz de Sonne-Stern mi m Möndle dra isch goldig neu rusbutzt. Hesch s no nit gseh? Gucksch nuf!
Martin Schley, 10.11.2007

 

Turmspitze glänzt wieder - Gerüstabbau

Erster Bauabschnitt bei der Sanierung ist abgeschlossen / Erzbischof Robert Zollitsch dankt für die Unterstützung
 
 

Bei der Weihe der Turmspitze:
Erzbischof Robert Zollitsch (2. von rechts), Münsterbaumeisterin Yvonne Faller, der Sekretär des Erzbischofs Michael Maas (rechts) und Malermeister Robert Lipps, der Knauf und Wetterfahne neu vergoldet hat.
Foto: Brigitte Sasse

 

Der erste Abschnitt der Sanierung des Münsterturms ist abgeschlossen. Die Arbeiten blieben im Zeitplan, obwohl mehr Aufwand nötig war als erwartet. Am Mittwoch hat Erzbischof Robert Zollitsch auf der obersten Gerüstplattform in 116 Metern Höhe die neue Turmspitze geweiht. Zollitsch dankte den Mitarbeitern der Münsterbauhütte für ihr Engagement und den Freiburgern für ihre Spenden. In den kommenden Tagen werden die obersten zwölf Meter des Gerüstes abgebaut. Die gesamte Sanierung des Turmhelmes soll noch bis zum Jahr 2010 dauern. Es war durchaus ein historischer Augenblick: Robert Zollitsch ist der erste Freiburger Erzbischof, der es bis nach oben zur Wetterfahne des 700 Jahre alten Wahrzeichens der Stadt und der Region geschafft hat. Mit dem Bauaufzug ging es auf 94 Meter Höhe, dann zu Fuß über enge Gerüstleitern noch einmal 22 Meter weiter hinauf bis zur Spitze. "Ich habe mir gedacht, wo die Bauarbeiter raufkommen, da komme ich auch rauf" , meinte Zollitsch. Er fühle sich an dieser Stelle hoch über Freiburg allen verbunden, die über die Jahrhunderte das Münster und seinen Turm gebaut und erhalten hätten. Turmbläser umrahmten die Andacht musikalisch, bevor der Erzbischof die Turmspitze segnete. Der feierliche Akt bedeutete den Abschluss des ersten Bauabschnittes. "Wir sind froh, dass kein Unfall und kein Missgeschick passiert ist" , meinte Münsterbaumeisterin Yvonne Faller. Der größte Teil der Arbeit liegt aber noch vor den Mitarbeitern der Münsterbauhütte: weitere 60 Meter Bundsandstein, die es am Turmhelm zu sanieren gilt. Die jetzt schon ausgebesserten Schäden waren größer als vorher erwartet. "Wir mussten statt der erwarteten sechs insgesamt 16 Krabben austauschen" , so die Münsterbaumeisterin.
Am Mittwoch glänzten auch der Knauf der Turmspitze und die Wetterfahne in der Herbstsonne. Die Turmspitze ist vom Freiburger Malermeister Robert Lipps neu vergoldet worden — mit rund 23 Gramm Gold, das auf eine Stärke von nur einem Zehntausendstel Millimeter ausgewalzt und dann in Handarbeit mit dem Hammer ausgeschlagen worden ist. Lipps spendete die Vergoldungsarbeit: "Das Münster liegt mir einfach am Herzen." 3 bis 3,5 Millionen Euro wird die gesamte Turmhelmsanierung insgesamt kosten. Die Arbeiten sollen noch bis Ende des Jahres 2010 dauern — mindestens. "Je früher wir fertig sind, desto schneller wird die Spitze wieder frei und desto mehr Geld können wir bei den Gerüstkosten sparen" , meinte der Erzbischof. Er freut sich, dass die Arbeiten für das kommende Jahr finanziell gesichert sind: "Wir können wohl noch einen zusätzlichen Steinmetz einstellen."

Das Jahresbudget für die Arbeiten am Turm liegt bei rund 750 000 Euro. Unterstützt wird die Sanierung vom Land Baden-Württemberg, der Erzdiözese und der Stadt Freiburg. Zudem sind bislang rund 450 000 Euro Spenden eingegangen. Münsterbaumeisterin Faller hofft, dass die Unterstützung nun nicht nachlässt. "Auch die kleinen Spenden von 5 Euro helfen uns" , sagt sie. Dabei ist der Turm nicht die einzige Baustelle: Am Chor der Kathedrale gibt es noch Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg — und auch im Innern besteht Nachholbedarf, sagt der Erzbischof: "Das Münster soll eigentlich eine neue Innenbeleuchtung bekommen — aber wir zögern noch, weil man dann sieht, wie schlecht der Zustand der Seitenschiffe ist."
3.11.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Blinkender Münsterturm: 336 Baustellenlampen am Baugerüst

Wenn sich heute Abend die Dämmerung auf Freiburg niedersenkt, wird der Turm des Münsters zu blinken beginnen. Während der vergangenen Tage nämlich hat der Künstler Gerd Jansen 336 Baustellenlampen am Baugerüst rund um den Turm angebracht, die sich mit der Dämmerung ein- und im Morgengrauen ausschalten werden. Zehn Abende und Nächte lang soll sich so die Turmspitze in einen funkelnden Kristall verwandeln.

"Ich möchte damit Bewunderung für die Fähigkeiten menschlicher Geistes- und Körperkraft ausdrücken, die sich im Münsterturm zeigen", erklärt der Bildhauer aus Grenzach-Wyhlen seine "Lichtarbeit" . Gleichzeitig sollen die Warnblinklampen "Achtung! Vorsicht!" signalisieren und so auf die Sanierungsbedürftigkeit des Turms aufmerksam machen. Deshalb blinkt das "Münsterturmlicht" bis zum 29. Oktober auch in Zusammenarbeit mit der Initiative "Wir bauen mit" - und erinnert obendrein daran, dass der laut Jacob Burckhardt "schönste Turm auf Erden" auch schon 1770 zum Freiburg-Besuch von Marie Antoinette mit zahlreichen Lämpchen erleuchtet war.
19.10.2007


Beleuchtung des Münsters: Welch eine Geschmacklosigkeit
Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt, dachte ich, als ich letzte Nacht Richtung Münster blickte: Glitzerte der Turm doch wie einer der schrecklichen Weihnachtsbäume aus Plastik, die einem jede Stimmung verderben. Disneylandgefunkel im Münsterturm, welch eine Geschmacklosigkeit!  Bleibt denn gar nichts verschont vom modischen Schnickschnack? Wer hat das zu verantworten? Will die katholische Kirche so Werbung machen, will Freiburg den Touristen auch nachts etwas bieten? Oder ist der Turm Teil der Herbstmesse geworden? Diese Geschmacklosigkeit sollte so schnell wie möglich der alten, ruhigen Innenbeleuchtung weichen.
BZ-Leserbrief vom 29.10.2007 von Hartmut Gauss, Freiburg

 

Stern und Mondgesicht der Wetterfahne - Sanierung nach 145 Jahren

Die eine Seite der Wetterfahne des Münsterturm am 21.8.2007 bei der Schmiede
(1) Die eine Seite der Wetterfahne des Münsterturm am 21.8.2007 bei der Schmiede (2) Das Mondgesicht der einen Seite
 
 
(3) Die eine Seite der Wetterfahne des Münsterturm am 21.8.2007 - angelehnt an die Wand der Schmiede
Die andere Seite der Wetterfahne des Münsterturms am 21.8.2007  
(4) Die andere Seite der Wetterfahne des Münsterturms am 21.8.2007
 
(5) Das Mondgesicht der anderen Seite
 
 
 
(6) Eine Hälfte des Knaufs
 
(7) Die andere Hälfte des Knaufs
 
(8) Die beiden Hälften des Knaufs der Wetterfahne
 
(9) Inschriften im Knauf
 
(9) Spuren von Blitzeinschlägen im Knauf
 
 
 
(10) Ringanker mit Kugellager zur Befestigung des Knaufs unten
 
(11) Die Manschette zur Verbindung von Knauf und Wetterfahne oben
 
 

Seit dem Jahr 1862 ziert ein achteckiger Stern mitsamt Mondgesicht den Turmhelm, also die Spitze des 116 m hohen Freiburger Münsterturms. Am 1.8.2007 lagerten die Teile in der Schmiede der Münsterbauhütte - vor dem Abtransport zu einem Blechner, um dort saniert zu werden. Schon beeindruckend, wenn man sich überlegt, was das eine Gesicht (2) und das andere Gesicht (5) der Wetterfahne in den vergangenen 145 Jahren von 1862 bis 2007 so alles von oben so sehen bekamen: Den Krieg 1870/71, den Ersten und Zweiten Weltkrieg, Freiburgs Altstadt in Schutt und Asche ringsum nach der Bombardierung am 27.11.1944, den Wiederaufbau, die Geschäftigkeit des Wirtschaftswunders - und nach all diesem unfaßbaren Geschehen haben die beiden Gesichter erstaunlicherwseise keine Miene verzogen.

Frau Doden von der Münsterbauhütte entdeckte am Knauf folgende Inschriften (9):
"Knosp Stuttgart", G.Spedgnanni" , "Roth R.",  "Zimmermann 1913/19",
"FW 95" sowie "Wilhelm Weber, 1899"
Inschriften am Ringanker (10):
"Sämtliche Münsterarbeiter"
"JOS: Münzer", "VAL: Kinzig", "Meister Wagner", WEND: Fuhrer", "JOS: Wanner", "XAV: Obermeier"

Die Sanierung des 145 Jahre alten Kupferblechs kostet viel Geld - Ihre Spende hierzu wäre sehr gut angelegt - für die nächsten 145 Jahre von 2007 bis 2152. Vielen Dank.
Ekke, 22.8.2007

 

 

Wetterfahne auf Turmspitze wird restauriert: Der Mond zeigt zwei Gesichter

Die Wetterfahne ist gestern auf dem Münsterturm abmontiert worden. Heute wird der darunterliegende Knauf geöffnet - dort finden sich zwei Kupferbüchsen mit Inhalt (Foto: Brigitte Sasse)

 

Sie thront hoch droben in 116 Metern Höhe auf dem "schönsten Turm auf Erden" - und normalerweise bekommt man sie nur aus weiter Entfernung zu sehen: die Wetterfahne des Münsterturmes aus feuervergoldetem Kupferblech. Weil sie an exponierter Lage von Wind und Wetter gezeichnet ist, wurde sie gestern abgebaut, damit sie restauriert werden kann. So bietet sich die Gelegenheit der sonst so fernen Sonne und dem Halbmond ganz nah zu kommen. Die Wetterfahne ist - logisch - so gebaut, dass sie sich mit dem Wind drehen kann. Wer den Mond genau betrachtet, der erkennt eine Besonderheit: Die Darstellung zeigt zwei ganz unterschiedliche Gesichter auf der Vorder- und Rückseite: Einmal einen freundlichen heiteren Ausdruck — auf der anderen Seite blickt der Mond dann eher ernst und fast schon finster drein. Die heutige Wetterfahne, die im Jahr 1861 von Bürgern gestiftet worden ist, wird nun von einem Blechner saniert. Die Patina über dem Feuergold wird entfernt. Und auch die Spuren der Blitzeinschläge. Der Mond kann danach wieder heller strahlen — wenigstens auf einer Seite.

Früher wurde die Wetterfahne immer am Fronleichnamstag geölt
Der Münsterturm ist nun vorübergehend ohne Wetterfahne. Gestern wurde sie zur Restaurierung abgebaut. Immerhin ist die Turmspitze schon 148 Jahre alt — und sie zeigt vor allem zahlreiche Spuren von Blitzeinschlägen. Die Bauarbeiter auf dem Turm werden heute auch den Knauf aus Kupferblech öffnen, der allerdings mit Blei so fest verplombt ist, dass es einen ganzen Arbeitstag dafür braucht, wie gestern Thomas Laubscher, der Projektleiter der Turmsanierung berichtete. In dem Knauf erwarten die Handwerker zwei Kupferbüchsen, die im Jahr 1920 bei der letzten großen Sanierung der Turmspitze und der Installation der neuen Kreuzblume - das ist die stilisierte kreuzförmige Turmkrone - dort eingelegt worden sind. Damals wanderte die stark beschädigte 600 Jahre alte Original-Kreuzblume ins Museum der Münsterbauhütte. Die alte Wetterfahne war schon 1861 museumsreif. Brand- und Schmelzspuren verweisen auf heftige Blitzeinschläge. Einer davon ist sogar über eine Inschrift
auf dem Halbmond dokumentiert: "Den 28. April anno 1561 jor durch das wetter schaden empfangen". Nachdem 1843 ein weiterer Blitztreffer den Turm beschädigte, wurde der erste Blitzableiter installiert. 1861 stiftete dann die Freiburger Bürgerschaft eben diese neue Wetterfahne, die noch heute den Turm abschließt. Um die Turmspitze ranken sich viele Geschichten. So musste die Wetterfahne, damit sie sich leicht im Wind bewegen konnte, regelmäßig geölt werden. Diese beschwerliche Arbeit wurde, wie alte Rechnungen belegen, einst immer am Fronleichnamstag ausgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurden dann auch Stern und Knauf blank geputzt. An Fronleichnam, dem Freiburger Hochfest, war es lange auch üblich, während der Prozession bei der Erteilung des Segens "Salve" -Schüsse von der Turmhelmspitze (!) abzugeben. Diese Spitzenleistung am Feiertag ist dann aber 1792 untersagt worden: "Weil es teils mit augenscheinlicher Lebensgefahr verbunden ist, teils vieles herumgaffen bei der Prozession selbst nach sich zieht und die Andacht des Volkes stört" , wie in einer Chronik das Verbot schlüssig begründet ist. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die alljährliche Besteigung des Turmhelms auf den Geburtstag des Landesherrn verlegt. Die Turmkletterer überprüften dabei auch den baulichen Zustand der Turmspitze und den Blitzableiter. Die in der Regel fünf mutigen Werkleute, die diese Arbeiten ausführten, erhielten Essen - und "Wein nach Belieben" , wie als Zusatz vermerkt ist. Am Ende der sieben Jahre dauernden, durch den Ersten Weltkrieg stark beeinträchtigten Turmsanierung wurde im Jahr 1920 eine neue Kreuzblume angefertigt. Bei der Segnung der neuen Turmspitze am 19. September 1920 war das Münster, wie es in einem damaligen Zeitungsartikel heißt, voll besetzt "bis zum letzten Plätzchen" . Damals wurden feierlich auch die beiden Kupferbüchsen in den Knauf gelegt. Darin befindet sich, so weiß man, neben Papiergeld aus jener Zeit und Fotos auch ein Agnus-Dei-Wachssiegel aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, das immer schon als religiöser Wetterschutz diente. Und damals wurde auch eine Urkunde verfasst, in deren Text über das Jahr 1920 berichtet wird. Freiburg zählte damals 89 000 Einwohner, von großer wirtschaftlicher Not der Nachkriegsjahre, "von Ordnungs- und Zuchtlosigkeit" ist die Rede. Weiter heißt es: "Diese Urkunde wurde hier eingelegt im sechsten Regierungsjahre Papst Benedikts XV., als Erzbischof Dr. Thomas Nörber aus dem Leben geschieden ist, als die Stadt Freiburg unter Oberbürgermeister Dr. Emil Thoma das 800-jährige Jubiläum feierte..." . Die Urkunde schließt mit der Hoffnung, dass die "gründlich geheilte Turmspitze" wieder weitere Jahrhunderte überleben möge und stets schirmend über der Stadt throne: "Das walte Gott" .
Joachim Röderer, BZ, 14.8.2007

 

Größtes Herz mit dem Münsterturm

Ein Euro für ein Herz fürs Freiburger Münster - Das größte Herz aller Zeiten mit Heinz Soucek am .14.6.2007

Ein Euro für ein Herz fürs Freiburger Münster - Das größte Herz aller Zeiten mit Heinz Soucek am 14.6.2007 auf dem "Markt der Partnerstädte" am Rathaus
Aktionskünstler Heinz Soucek, www.dosenbilder.de

Freiburger Dosenkünstler Heinz Soucek - Ideen sprudeln ohne Unterlaß >Spende2 (17.8.2007)

 

Expedition mit Projektleiter Thomas Laubscher zur Wetterfahne

Ganz oben: Thomas Laubscher zeigt die Blitzschäden an der Wetterfahne des Münsterturmes. Etwas unterhalb der Spitze findet sich der Behälter für das "Gipfelbuch" . Mit dem Holzspatel kratzen Restauratoren Rückstände von Moos, Flechten und Algen vom Sandstein. Die schwarze Färbung an der Nordseite weist auf Schäden hin.
Bild: Brigitte Sasse
 

Das ist definitiv der spektakulärste Blick auf Freiburg — 116 Meter hoch über dem Münsterplatz, Auge in Auge mit der Wetterfahne der Münsterturmspitze. Auf der obersten Gerüstplattform kann man nur noch staunen: über die Aussicht, aber viel mehr noch über die Baumeister und Handwerker, die es vor 700 Jahren geschafft haben, dieses filigrane Meisterwerk aus Stein bis in schwindelnde Höhen zu bauen.


"Es ist jeden Tag eine Reise vom 21. Jahrhundert zurück ins Mittelalter", sagt Thomas Laubscher, Projektleiter der Turmsanierung. Der erste Teil der Reise ist bequem: Acht Minuten braucht der Bauaufzug an der Turm-Nordseite, bis er auf 98 Meter Höhe geruckelt ist. Die letzten 18 Meter geht es dann aber auf den immer schmaler werden Gerüst-Etagen nach oben. Trotz der täglichen Begegnung mit dem Turm aus allernächster Nähe ist Thomas Laubscher immer noch fasziniert: Er zeigt beim Aufstieg auf ein Maßwerk des licht- und luftdurchlässigen Turmachtecks: "Anderswo hat
man alles zugemauert", sagt er. "Dieser Turm ist ein Weltwunder, das gibt es kein zweites Mal."

Anders als die Erbauer im Mittelalter müssen die Restauratoren heute nicht auf Holzgerüste vertrauen. Wer hier oben schwindelfrei ist, ist damals wie heute stark im Vorteil. In luftigster Höhe arbeiten Luzius Kürten und Till Borsdorf. Sie haben einen Arbeitsplatz mit Aussicht: "Aber es ist auch der Arbeitsplatz, bei dem man am meisten unter Beobachtung steht" , schmunzelt Kürten. Man sieht von hier oben eben nicht nur gut — man wird auch gut gesehen. Mit im Vergleich zur großen Turmpyramide winzig kleinen Holzspateln kratzen die beiden Restauratoren vorsichtig Algen, Flechten und Moos vom Sandstein.
Nächste Woche wird der Turmhelm mit Glaspudermehl sandgestrahlt. Erst nach der Reinigung ist der Blick wirklich frei auf die Schäden. Vieles ist allerdings schon mit bloßem Auge zu erkennen: Risse im Stein, abgesprengte Teile, tief schwarz gefärbte "Krabben" , aufgerissene Eisenringe. Ein Stockwerk darüber — mittlerweile haben wir den unteren Teil der fünf Meter hohen Kreuzblume erreicht — findet sich ein unerwarteter Turmbewohner: Ein aufblasbarer Plastikdelphin ist hier festgebunden. "Den hat wohl ein Turmkletterer hinterlassen" , meint Thomas Laubscher. Mit einer Kordel befestigt hängt daneben eine Art Brotdose aus Alu mit offenem Deckel. Hier war es also, das Versteck für das legendäre "Gipfelbuch" , über das viele Gerüchte in Freiburg kursieren. Turmkletterer sollen sich darin auf ihren illegalen nächtlichen Touren verewigt haben. Das Buch muss — anders als der Turm-Delphin und auch die Kletterer — irgendwann abgestürzt sein.
Von hier aus sind es nur ein paar Sprossen auf der Leiter. Durch eine enge Luke erreicht man die oberste Plattform: die Spitze von Turm und Gerüst. Der oberste Zacken der Wetterfahnen-Sonne aus vergoldeter Bronze ist angeschmolzen: "Das muss ein Blitzschlag gewesen sein" , meint Thomas Laubscher. Heute ist der Himmel blau. Der Wind bläst dafür frisch. Wie klein doch die Häuser von hier oben aussehen. Und die Menschen erst.
Joachim Röderer, 7.4.2007

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Turm hinter Gittern

Zum ersten Mal seit 87 Jahren ist die gesamte Turmspitze des Freiburger Münsterturmes "hinter Gittern" verschwunden. In den vergangenen Tagen haben die Gerüstbauer auch die letzten 16 Meter hoch bis Kreuzblume und Wetterfahne für die Sanierung eingerüstet. Die fünf schwindelfreien Gerüstarbeiter der Denzlinger Firma Becker haben am 700 Jahre alten Meisterwerk jedenfalls den höchst gelegenen und luftigsten Arbeitsplatz in Freiburg. Dazu gibt es einige interessante Fakten.

Statik: "In dieser Höhe verträgt der Turm keine zusätzliche Belastung mehr", sagt Thomas Laubscher, Projektleiter für die Turmsanierung. Das heißt: Das Gerüst, das von Turmhöhenmeter 100 bis Höhenmeter 116 reicht, ist - wie die Fachleute das nennen - "selbstaussteifend". Das bedeutet: Die rund drei Tonnen schwere Konstruktion lehnt sich nicht an den Turm an, sondern wird allein vom darunter liegenden Gerüst getragen.

Windbelastung: Um den möglichen Herbst- und Winterstürmen aus dem Weg zu gehen, konzentriert man die Turmspitzen-Sanierung auf die Sommermonate. Die Windbelastung, die das Gerüst aushält, richtet sich nach den Normwerten. Sturm "Lothar" erreichte in Freiburg damals 65 Prozent jener Windbelastung, die das Turmgerüst aushält, sagt Statiker Guido Kremp.

Größenverhältnisse: Der eingerüstete filigrane Turmhelm ist 40 Meter hoch - und damit so hoch wie ein 16-stöckiges Hochhaus. Allein die Kreuzblume und die Wetterfahne, die von unten eher winzig aussehen, bringen es auf vier Meter Höhe. Der Bau-Aufzug führt bis zur Höhe von 98 Metern.

Sanierung: Erst wird der Sandstein gereinigt und dessen Zustand dokumentiert, dann werden die Schäden registriert und dann wird restauriert. Der Bauzaun wegen des Gerüstaufbaus wird am Montag zum letzten Mal auf dem Münsterplatz aufgestellt - Freitag und Samstag ist ohnehin "zaunfreier" Marktbetrieb.

Historie: Bei der Turm-Sanierung 1920 konnten Tausende von Freiburgern auf dem Gerüst bis zur Wetterfahne nach oben steigen. "Wegen der Sicherheitsbestimmungen ist an so etwas heute überhaupt nicht mehr zu denken", sagt Projektleiter Laubscher.
20.3.2007, www.suedkurier.de

 

Werbung am Gerüst für Sanierung des Münsterturms entrüstet

Werbung an Freiburgs Allerheiligstem, dem Wahrzeichen der Stadt, auch noch für eine Brauerei? Das stößt einigen sauer auf. Am Gerüst an der Südwestecke des Münsters hängen Banner von Firmen, die die Turmsanierung unterstützen. Die soll mindestens vier Millionen Euro kosten, und irgendwo muss das Geld ja herkommen, sagt der Münsterbauverein.

Die größten Banner am Münster werben für die Initiative "Wir bauen mit" . Die Spendenkampagne für die Sanierung des berühmten Turmhelms, der im vergangenen Sommer überraschend zu bröckeln begann, hat bislang gut 800 000 Euro eingebracht. Ein weiteres Mittel, um Geldquellen zu erschließen, ist, die außergewöhnlichste Werbefläche der Stadt anzubieten: direkt am Münster. Am Gerüst stehen zwanzig Flächen à vier mal zwei Meter zur Verfügung. Sie können für je 15 000 Euro pro Halbjahr gemietet werden. Das Geld fließt komplett in die Kasse für die Sanierung, die schätzungsweise vier Jahre dauern soll. Wären die Werbeflächen so lange ausgebucht, wäre das mit 2,4 Millionen Euro mehr als die halbe Miete. Je mehr Geld reinkommt, um so schneller kann saniert werden — und um so günstiger: Allein das Gerüst um die Turmpyramide kostet laut Münsterbauverein in vier Jahren rund 320 000 Euro. Am Gerüst am Turmfuß hängen bisher mietfrei Banner von Medien, die die Spendenkampagne publik machen; sowie Banner der Sparkassen-Finanzgruppe und der Rothaus-Brauerei, die auch nicht extra gemietet wurden — doch die Unternehmen haben 135 000 beziehungsweise 100 000 Euro gespendet. "Die Spende hätten wir auch ohne die Tafel gegeben" , sagt Rothaus-Chef Thomas Schäuble, "aber für das Unternehmen ist es legitim und sogar notwendig, dass unsere Leistungen für das Allgemeinwohl auch öffentlich dargestellt werden." Für die, die über die Werbung zu entscheiden haben, ist das völlig in Ordnung. "Wenn wir auf anderem Weg zu Einnahmen kommen, soll’s mir auch recht sein" , sagt Münsterbaumeisterin Yvonne Faller. Die Werbeaktion sei einstimmig mit dem Erzbischöflichen Ordinariat entschieden worden. "Und wir achten darauf, dass sie so zurückhaltend wie möglich ist." Manchen ist selbst das zu viel. "Die haben wir immer, die gab’s auch, als das SWR-Plakat hing." Einer sei gar aus dem Münsterbauverein ausgetreten, als der Sender 2003 als erster Sponsor am Münster warb. Bislang hat sich das nicht wiederholt.
"Ich bin damals dazu gestanden, und ich stehe jetzt dazu" , sagt Erich Wittner, ehemaliger Dompfarrer. Sein Nachfolger ist gerade erst aus einer Reha zurück- und im Amt angekommen und kann zum Thema noch nichts sagen. Für Wittner dagegen steht längst fest: "In der Not müssen wir für den Turm die ästhetische Zurückhaltung aufgeben." Das machen auch andere: "Anders geht’s ja nicht" , sagt Alfred Klimt, Baumeister am Speyerer Kaiserdom, an dem eine Bautafel Firmen und Sponsoren aufführt. Demnächst soll auch am Bauzaun ums Ulmer Münster geworben werden. Und am Mailänder Dom im erzkatholischen Italien plakatiert gar eine Dessousfirma großflächig. Sowas gab’s am Kölner Dom noch nie. In Freiburg soll nächste Woche ein weiteres Banner hängen, und bald das nächste folgen. Macht 30 000 Euro mehr für den guten Zweck. Und was halten die Touristen davon? Eine Umfrage vor dem meist fotografierten Gebäude der Stadt: Ein heiliger Ort sei kein geeigneter Platz für Werbung, sagt Bartosz Kopczynski resolut. Der Pole ist einer der wenigen, denen die Werbebanner überhaupt aufgefallen sind. Die meisten Touristen haben Verständnis; einige, wie Elisabeth Schmid aus Karlsruhe nehmen Anstoß am Rothaus-Banner: "Ob sich das mit einem Gotteshaus verträgt?" Doch als ihre Schwester einwendet, dass es in Karlsruhe ja auch so sei, meint sie: "Na, der liebe Gott ist sicher großzügig."
Simone Höhl, 23.2.207, BZ


 

100 000 Euro von Brauerei Rothaus für die Sanierumg

Ein halbes Jahr "Wir bauen mit" und die große Spendenkampagne für die Sanierung des Münsterturms hat bereits 712 600 Euro eingebracht. Ordentlich was draufgelegt hat gestern Thomas Schäuble: Der Rothaus-Chef hat einen symbolischen Scheck über 100 000 Euro zur Zwischenbilanz in die Freiburger Münsterbauhütte mitgebracht.

Die Badische Staatsbrauerei fühle sich der Kirche verbunden, erklärte Schäuble, schließlich sei sie ursprünglich vom Kloster St. Blasien "und damit von der katholischen Kirche" gegründet worden. Erzbischof Robert Zollitsch und Sven von Ungern-Sternberg, Regierungspräsident und Vorsitzender des Münsterbauvereins, freuten sich; Münsterbaumeisterin Yvonne Faller strahlte, nahm den Scheck und sagte: "Und ich darf’s ausgeben."

Mindestens vier Millionen Euro soll die Sanierung des berühmten Turmhelms kosten. Durch die Kampagne, die seit Juli 2006 läuft, gingen bisher 217 500 Euro auf dem Spendenkonto ein, je 200 000 Euro kamen vom Kuratorium Freiburger Münster und von der Erzdiözese. Seit Dezember übernahmen zudem 161 Bürger und Firmen Patenschaften für Turmsteine (95 100 Euro ). Die Kampagne für die Sanierung, die rund vier Jahre dauern soll, läuft weiter. Kleine Spenden seien so wichtig wie große, sagte Ungern-Sternberg. Und Zollitsch ergänzte augenzwinkernd: "Aus Rom kommt nichts."
10.2.2007

 

 

Herr Erzbischof, Sie haben was falsch gemacht!

Bahnhof Dresden und Münsterturm Freiburg

Aus dem Fernsehen und der BZ habe ich beeindruckende Bilder und Schilderungen gesehen. Der britische Stararchitekt hat wirklich brillante Arbeit geleistet. Ob er das Honorar von schätzungsweise 35 Millionen (das sind zwei Jahresgehälter von Josef Ackermann) wohl für die Schaffung von Arbeitsplätzen in Sachsen einsetzt?

Wie dem auch sei: Seit 17 Jahren zahlen die "Wessis" brav ihren Solidaritätsbeitrag (rund 170 Milliarden pro Jahr) und das Land Baden-Württemberg noch einmal einige Milliarden als Länderausgleich. Die Stadt Dresden hat ihre — in 30 Jahren — verwahrlosten Wohnungen mit "Wiederaufbauhilfe" saniert — und anschließend zu Bargeld gemacht (was die Freiburger ihren Mitbürgern unter großen Opfern ersparen wollen). Auch die Frauenkirche wurde — mit enormen Spenden und Zuschüssen aus dem Westen wiederaufgebaut. Einfach toll
! Der Bahnhof wurde nun mit 250 Millionen restauriert; zum Vergleich: Die Münsterbauhütte hat einen Etat von zwei bis drei Millionen pro Jahr und sucht dringend nach Sponsoren. Aber was ist schon ein "Weltkulturerbe" oder ein "schönster Turm der Christenheit" gegen einen Bahnhof? Herr Erzbischof, Sie haben irgendetwas falsch gemacht, — einen Bahnhof sollte man haben und die Baukosten von 100 Jahren.

BZ-Leserbrief vom 29.11.2006 von Heiner Albrecht, Freiburg

 

Schwarzwald-City unterstützt die Turmsanierung

Kreuzblume des Südquerhauses vom 1230 in der Schwarzwald-City Das Münster aus Sand am 29.9.2006 - soeben fertiggestellt Blick nach Nordosten zum Münster in der Schwarzwald-City am 29.9.2006
Kreuzblume des Südquerhauses vom 1230 in der Schwarzwald-City Das Münster aus Sand am 29.9.2006 - soeben fertiggestellt Blick nach Nordosten zum Münster in der Schwarzwald-City am 29.9.2006
Dieter Lechler mit Goldschmiedin - Besucher  können Schmuck mit Münsterturm-Motiven live erleben Wertvolles Unikat in Silber von Goldschmied Lechler am 29.9.2006: Münsterturm und Rosette  
Dieter Lechler mit Goldschmiedin - Besucher  können die Herstellung von Schmuck mit Münsterturm-Motiven live erleben Wertvolles Unikat in Silber von Goldschmied Lechler am 29.9.2006: Münsterturm und Rosette
 
 

Aus ca.15 Tonnen Sand haben zwei Künstler aus den Niederlanden in 14 Tagen eine Sandskulptur des Münsters (Höhe 3,00 m, Breite 1,80 m, Länge 2,80 m) erstellt. Am 29.9.2006 wurde das Modell vorgestellt.
Die Goldschmiede Lechler (Meisteratelier für kreatives Schmuckdesign, www.lechlers.de) fertigt Schmuck mit Motiven des Freiburger Münsters, wobei 10% des Verkaufspreises der Münsterbauhütte zwecks Sanierung des Turmes spendiert werden.

 

Luftaufnahmen des Münsters zur Turmsanierung

Blick nach Westen zum Münster
Blick nach Osten zum Münster
  mit dem eingerüsteten Turm
 
Blick nach Westen zum Münster
im September 2006
 
Blick nach Süden
zum Freiburger Münster
  
    Fotos: (c) Thomas Duffner, Freiburg

Aussergewöhnliche Luftaufnahmen des Münsterturms gelangen dem Freiburger Architekten Thomas Duffner bei seinem jüngsten Rundflug über Freiburg. Mit seiner Aktion setzt sich Duffner für die Sanierung des Münsterturms ein. Die Aufnahmen, die er bei seinem Flug mit dem Motorsegler aus etwa 800 m Höhe mit der Kamera machte, ermöglichen den Freiburgern einen nicht-alltäglichen Blick auf den gegenwärtigen Zustand des Turms.
Freiburger Wochenbericht, 20.9.2006

 

Kreuzblume wird ersetzt: Großprojekt Turmsanierung

Insgesamt sechs Kreuzblumen finden sich am Münsterturm in 75 Meter Höhe — knapp über der achteckigen Turmgalerie.
Eine Kreuzblume ist eine gotische Schmuckform, die als Knospe oder Blume mit kreuzförmig angeordnetem Blattwerk ausgebildet ist. Drei dieser sechs Kreuzblumen werden im Zuge der Turmsanierung ersetzt. Gestern ist die erste der dort rund zwei Meter hohen Fialen abgenommen und per Lastenaufzug in zwei Teilen zum Boden transportiert worden. Vor 40 Jahren wurde diese Kreuzblume schon einmal ersetzt, berichtete Thomas Laubscher, der technische Projektleiter für die Turmsanierung. Bei der Sanierung wurde damals jedoch Sandstein aus dem Raum Freudenstadt verwendet, der nicht frostsicher war. Deswegen durchziehen die Kreuzblume feine Haarrisse. "Beim nächsten Frost hätten Teile abbrechen und abstürzen können" , so Projektleiter Laubscher.

8.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Wir bauen mit: Initiative sucht Spender für Münsterturmsanierung
  
Unter dem Motto "Wir bauen mit" ist gestern eine groß angelegte Spendenkampagne für den Münsterturm gestartet worden. Für die Sanierung des weltberühmten Turmhelms werden mindestens vier Millionen Euro benötigt. Mit einem eindringlichen Appell warb Erzbischof Robert Zollitsch um große und kleine Spenden: "Das einmalige Kulturerbe muss erhalten werden" .

Für die Sanierung des 700 Jahre alten Bauwerkes hat sich eine Initiative gegründet, wie es sie wohl noch nie gegeben hat. Den Spenden-Appell unterstützen neben Erzbischof Zollitsch auch Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg als Vorsitzender des Münsterbauvereins, für die Stadt Freiburg OB Dieter Salomon sowie die drei Freiburger Ehrenbürger Alt-OB Rolf Böhme, Prälat Georg Hüssler und Mäzen Eugen Martin. "Wir identifizieren uns mit dem Turn" , meinte der Erzbischof: "Es ist etwas Großartiges, was uns da geschenkt worden ist". Im vergangenen Sommer hatte sich in einer stürmischen Nacht ein Stück vom Maßwerk des Turmhelms gelöst und war auf den Münsterplatz gefallen. Seit damals herrscht bei der Münsterbauhütte und bei Münsterbaumeisterin Yvonne Faller Alarmstufe eins. Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass die extremen Witterungseinflüssen ausgesetzten oberen 40 Meter des insgesamt 116 Meter hohen Münsterturmes dringend saniert werden müssen. Erstmals seit dem Jahr 1922 ist die Turmpyramide wieder eingerüstet worden. Derzeit wird gerade der Sandstein gereinigt. Danach werden die Steinmetze und Restauratoren eine detaillierte Schadensanalyse vornehmen.
Münsterbaumeisterin Faller sprach von einer "anspruchsvollen Baustelle", bei der man höchste Sorgfalt walten lassen müsse: Der Turmhelm solle so saniert werden, dass in den nächsten 100 Jahren keine neuen Arbeiten in dem Bereich mehr anfallen. Je mehr Geld die Münsterbauhütte zur Verfügung hat, desto schneller kann sie am Turm arbeiten. Mit vier bis fünf Jahren Sanierungszeit rechnet die Münsterbaumeisterin. Vier Millionen Euro sind als Kosten veranschlagt. "Die Turmsanierung muss ein großes gemeinsames Anliegen sein" , sagte gestern Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg. Er verweis darauf, dass das Münster schon jetzt bei den laufenden Arbeiten auf die Unterstützung von Mäzenen angewiesen sei. Einer von ihnen ist der Unternehmer und Freiburger Ehrenbürger Eugen Martin, der seine Mitbürger zu Spenden für den Turm aufrief: "Wir sind denen gegenüber in der Pflicht, die den Turm einst gebaut und finanziert haben." Nach Ansicht von Erstem Bürgermeister Otto Neideck vermittelt das Münstern den Freiburgern ein "Wir-Gefühl" . Die Kampagne "Wir bauen mit" soll sich über mehrere Jahre hinziehen. Sie will Spender und Sponsoren gewinnen. Auch Konzerte und Kunstevents sind geplant. "Das Münster hat schon viele Freunde, aber es braucht noch mehr", meint Dompfarrer Erich Wittner.
Alles vom 6.7.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

Menschen für den Münsterturm >Wir-bauen-mit


 

 

 

Großbaustelle in luftiger Höhe: Turm war auch schon früher eingerüstet

Mehr und mehr gewöhnt sich der heutige Freiburger Bürger daran, dass die Aussicht auf den “schönsten Turm auf Erden” , wie der Schweizer Kunstgeschichtler Jacob Burckhardt den Münsterturm im Jahre 1869 bezeichnet hat, von kleineren oder größeren Gerüsten an der Freiburger Bischofskirche beeinträchtigt wird. Dass die 46 Meter hohe Turmpyramide selbst eingerüstet war, kam bisher nur selten vor.

Da der für den Münsterbau anfänglich verwendete Sandstein aus der näheren Umgebung den heutigen aggressiven Umwelteinflüssen nicht mehr standhält, ist eine ständige Überprüfung, Erneuerung und Auswechslung einzelner Steine und Figuren notwendig. Dies betrifft nicht nur das Langhaus, den Chor und die beiden kleineren Hahnentürme, sondern auch den 116 Meter hohen westlichen Hauptturm, der schon um die Mitte des 14. Jahrhunderts vollendet wurde. Ob die steinerne Turmpyramide in früheren Zeiten selbst schon der Erneuerung, und damit der Einrüstung bedurfte, ist nicht bekannt. Erstmals überliefert und mit Fotografien dokumentiert ist ein solches Gerüst aus dem Jahre 1889. In jenem Jahr lud der Architekt und spätere Münsterbaumeister Friedrich Kempf eine Reihe bekannter Baufachleute nach Freiburg ein, um mit ihnen anstehende Sanierungen am Freiburger Münster zu beraten und zu begutachten. Diese honorigen Herren, darunter der Dombaumeister des Wiener Stephansdomes, stiegen damals wohl heftig schnaufend bis zur Kreuzblume, dem Schlussstein des gotischen Domes, hinauf. Dort oben, auf einer gesicherten Plattform, wurden sie mit Markgräfler Wein und einem “einfachen badischen Imbiss” bewirtet. So gestärkt und beschwingt begutachteten sie die Verwitterungen am Turmhelm. Obwohl man über die vorgefundene noch recht gut erhaltene Bausubstanz erstaunt war, war so manche Beschädigung feststellbar. So war vor allem die Kreuzblume selbst “viermal im Kern zerrissen und lediglich durch die Eisen noch zusammengehalten” , wie im damals erstellten Protokoll zu lesen ist. So mancher Blitz mag im Laufe der Jahrhunderte bei einem über Freiburg tobenden Gewitter Spuren hinterlassen haben.

Dieser Ausflug auf die Turmspitze und das Drängen des damaligen Oberbürgermeisters Otto Winterer führten dazu, dass im Jahre 1890 (13. Mai) der Münsterbauverein gegründet wurde, dem bald schon mehr als 4000 Mitglieder angehörten. Die eigentliche Instandsetzung der Turmpyramide und die Erneuerung der Kreuzblume begann allerdings erst runde 25 Jahre später. Man hatte zwar bereits 1913 mit der Einrüstung des Turmhelms begonnen, war aber durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges zur Unterbrechung der Bautätigkeit gezwungen worden. Das Gerüst aus mehr als 310 Kubikmeter Fohrenholz blieb über die gesamten Kriegsjahre am Turm. Erst 1920 wurde die höchste Turmspitze, die zerrissene Kreuzblume, ausgetauscht. Dazu war aus einem einzigen Rohling, der aus den Tennenbacher Steinbrüchen stammte, in 90 Tagen der Schlussstein gehauen worden. Bevor dieser dann auf der höchsten Spitze seinen Standort bekam, wurde er im September 1920 durch den damaligen Weihbischof Dr. Knecht bei einem feierlichen Hochamt im Chorraum des Münsters gesegnet.
Solange des gewaltige Holzgerüst noch nicht entfernt wurde — was immerhin fast eineinhalb Jahre dauerte — hatten vom 15. Juli bis 25. Oktober 1920 Tausende Freiburger die Möglichkeit genutzt, die Turmspitze zu besteigen. Auch über die 850-Jahre-Feier der Stadt Freiburg im Jahre 1970 war der Turm für mehrere Jahre teilweise mit einem Stahlrohrgerüst ummantelt, weil wiederum einige Schäden zu beseitigen waren. Heute, kaum 35 Jahre später, ist die Turmpyramide erneut mit einer Gitterkrone versehen. Dieses Mal um einiges filigraner (dafür auch im Innern des Turmhelms) und unauffälliger als vor 90 Jahren.
Kompletten Beitrag von
Hans Sigmund vom 15.5.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

Spenden auch dem Münsterbauverein:
Konto "Münsterturmsanierung", Konto-Nr 18181818, BLZ 68050101 Sparkasse FR,
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Denzlinger Firma Becker rüstet den Turmhelm des Münsters ein

Blick nach Nordosten zum Münsterturm am 28.4.2006 Blick nach Südwesten zum Münsterturm am 15.6.2006  
Südseite: Blick nach Nordosten zum Münsterturm am 28.4.2006 Nordseite: Blick nach Südwesten zum Münsterturm am 15.6.2006  

Ali Kücük und seine vier Kollegen haben zur Zeit in Freiburg den Arbeitsplatz mit der besten Aussicht: Das Team der Denzlinger Firma Becker errichtet das Gerüst um den sanierungsbedürftigen Turmhelm des Münsters — ab 80 Meter Höhe aufwärts. Bis Mitte Mai soll das Gerüst stehen, dann können die Restauratoren mit ihrer Arbeit beginnen. Erste Begutachtungen des filigranen Helms von den bereits errichteten Gerüstplattformen aus verheißen nichts Gutes: “Der Zustand ist schlechter als wir vermutet haben” , sagt Münsterbaumeisterin Yvonne Faller.

Für Damian Foltyn ist es ein ständiges Auf und Ab — und das an jedem Arbeitstag. Folstyn steuert den Aufzug, der an der Nordseite des Münsterturmes angebracht worden ist. Der Lift fährt in seinem Korb Werkzeug, Gerüststangen, Bretter und Mitarbeiter vom “Basislager” Richtung Turmspitze. Etwas mehr als sechs Minuten braucht der Aufzug bis zur derzeitigen Endstation in knapp 80 Metern Höhe. Oben nehmen dann
Ali Kücuk und Tobias Heileck das Material in Empfang, um es gleich zu verarbeiten. So wächst das Gerüst Meter um Meter nach oben. Mit Fragen nach Höhenangst braucht man den Gerüstbauern gar nicht zu kommen. Schwindelfrei zu sein ist die Grundvoraussetzung für diesen Beruf. “Natürlich ist es etwas Besonderes, hier an diesem Bauwerk zu arbeiten” , sagt Ali Kücuk. Er ist bei der Firma Becker der Mann für Spezialaufträge an Spezialobjekten. “Wenn so tolles Wetter ist wie heute, macht es richtig Spaß” , meint er und zeigt in den blauen Freiburger Himmel. Bei Regen und Wind sei der Arbeitsplatz “Münsterturm” dann allerdings weniger angenehm. “Wenn es unten auf dem Münsterplatz regnet, dann schneit´ s hier oben” , schmunzelt Kollege Damian Foltyn, kurz bevor er auf die “Abwärts” -Taste drückt und der Aufzug wieder langsam nach unten Richtung Münsterplatz ruckelt. Die Gerüstbauer errichten eigentlich zwei Gerüste: eines innen im Turm und eines außen am Turm. Nicht immer und überall können sie sich beim Balancieren auf den Holzplanken und beim Klettern durch ein Seil sichern. Das schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Für gefährlich halten sie ihre Arbeit am Turm aber nicht: “Wenn du abgehst, dann ist es egal, ob du 80 Meter oder 20 Meter hoch bist” , sagt Ali Kücuk. “Nur der Flug dauert dann etwas länger” , ergänzt mit trockenem Humor Bauleiter Denny Waizmann. Er sieht die Arbeit am Münster als eine besondere Herausforderung: “So eine Baustelle bekommt man nur alle 60, 70 Jahre” .
Das Gerüst soll von der — weiterhin zugänglichen — Besucherplattform bis auf 100 Meter Höhe reichen. Die letzten 16 Meter bis zur Kreuzblume, der Turmspitze, bleiben bis zum nächsten Frühjahr noch frei. Dieser oberste Part des Turmes wird erst im Sommer 2007 saniert. Dann wird das Gerüst Stück für Stück wieder zurück gebaut. “Es ist nicht einfach mit der Statik hier oben” , sagt Bauleiter Waizmann. “Der Turm verträgt nicht mehr Windlast, als er jetzt schon hat” . Die Hauptlast des Gerüstes ruht auf der Plattform. Einen Teil des Gewichtes tragen auch die Streben des Turmhelms. Das Becker-Team arbeitet mit einem Layher-Allroundgerüst, das - je höher der Bau voranschreitet - mehr zum schmäler werdenden Turm hin versetzt werden muss.
Die Gerüstbauer schaffen sozusagen neue Arbeitplätze: Denn von den 90 Zentimeter breiten Brettern aus werden auf den verschiedenen Etagen des Gerüstes später die Restauratoren und Steinmetze der Münsterbauhütte arbeiten, die Risse im Mauerwerk flicken und beschädigte Teile am Maßwerk austauschen. “Es fehlen mehr Stücke, als wir gedacht haben” , berichtet Münsterbaumeisterin Yvonne Faller nach der ersten Inspektion.
Wie lange die Sanierung am schönsten Teil des schönsten Bauwerkes des Region dauern wird, hängt am Wetter - mit dem Stein kann nur gearbeitet werden, wenn er völlig trocken ist — und am Geld, so die Münsterbaumeisterin. Sonne und Sponsoren können also dafür sorgen, dass Ali Kücük und Kollegen das Gerüst nicht erst in acht Jahren wieder abbauen dürfen.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Joachim Röderer vom 25.4.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Sanierung des Münsterturms - auch Privatbrauerei Ganter spendet

Ab Anfang April 2006 wird der Münsterturm komplett verhüllt sein - wenn die Freiburger mit Spenden mithelfen, "nur" vier Jahre lang. Um die Restaurationsarbeiten des Turmhelms zu beschleunigen, müssen zusätzliche Facharbeiter eingestellt werden, und diese können nur durch Spenden bezahlt werden. Alle sind aufgerufen, Privatleute wie Firmen. Als eine der ersten macht die Brauerei Ganter mit: Für jeden vom 14.3. bis 13.5.2006 verkauften Kasten Freiburger Pils fließt ein Euro in die Sanierungskasse. Am Samstag, 18. März, war ein Wagen der Brauerei vor dem Kaufhaus postiert, um bei Freibier und kostenlosen Brezeln für die Turmsanierung und den Beitritt zum Münsterbauverein zu werben. Maximilian Erlmeier, der Geschäftsführer der Privatbrauerei Ganter, und Frau Katharina Ganter-Fraschetti waren persönlich mit der Sammelbüchse unterwegs.

Katharina Ganter-Fraschetti mit der Sammelbüchse zur Turmsanierung
Maximilian Erlmeier mit dem Reporter von Radio Regenbogen am 18.3.2006 Werbeslogan mit Münsterturm: Ich bin Freiburger - Du auch? Katharina Ganter-Fraschetti mit der Sammelbüchse zur Turmsanierung

Sonderkonto der Münsterbauvereins für die ab März 2006 durchgeführte Turmsanierung:
Konto "Münsterturmsanierung", Konto-Nr 18 18 18 18, BLZ 680 501 01 Sparkasse FR

www.wir-bauen-mit.de

 

 

Turmpyramide ab März 2006 für vier Jahre hinter Gitter

Noch können die Freiburger und alle Besucher einen freien Blick aufs Wahrzeichen der Stadt genießen - aber nicht mehr lange: Denn Mitte März wird die berühmte, im Jahr 1330 fertig gestellte Turmpyramide - das sind die obersten 43 Meter des Turmes - hinter Gerüstgittern verschwinden. Das Sandstein-Maßwerk muss restauriert werden. Wie lange die Arbeiten dauern, gilt als offen: Mit mindestens vier Jahren Bauzeit rechnet die Münsterbauhütte. Die Turmplattform wird auch während der Arbeiten an Freiburgs luftigster Baustelle für Besucher begehbar bleiben.

An den vergangen beiden Tagen war auf dem Münsterplatz ein Hubsteiger im Einsatz: An der Turmfassade entlang sind die Schienen für den Bauaufzug installiert worden. Bis gestern war eine Höhe von 50 Metern erreicht. 100 Meter sollen es am Ende werden. “Der Aufzug wird Material, aber auch unsere Mitarbeiter nach oben fahren” , berichtet Christian Leuschner, der Werkmeister der Münsterbauhütte. “Zu Fuß würde es 15 Minuten dauern, bis man oben ist” , so Leuschner zu den Vorzügen des Aufzugs. Münsterbaumeisterin Yvonne Faller hat einen Zeitplan erstellt. Wenn der Aufzug betriebsbereit ist, wird von Mitte März bis Ende April das Gerüst hochgezogen. Im Mai beginnt die Bestandaufnahme der Schäden. “Wie stark diese wirklich sind, können wir erst sehen, wenn das Gerüst steht” , so Werkmeister Leuschner. Die eigentliche Turmsanierung startet dann Anfang Juli. Mindestens vier Jahre soll die Baustelle bleiben - wobei in der kalten Jahreszeit nicht gearbeitet werden kann. Auch nicht an oder nach Regentagen. “Wir brauchen einen trockenen Stein” , sagt Leuschner. Auf die Mitarbeiter kommt eine schwierige Aufgabe zu: In bis zu 116 Meter Höhe sind sie dem Wind aufgesetzt “Wir können die Gerüste nicht durch eine Plane einhausen, die würde wie ein Segel wirken und der Druck auf den Turm wäre zu hoch” , berichtet der Werkmeister. Wenn das Wetter mitspielt, soll Mitte März mit dem Aufbau des Gerüstes begonnen werden, das sich an der steil aufsteigenden achteckigen Turmpyramide nach oben schiebt - nur die letzten 16 Meter bleiben frei. Der Turmhelm entspricht mit seinen 43 Metern im übrigen in etwa der Höhe eines 16-stöckigen Hochhauses. Lediglich die letzten 16 Meter bis zur Kreuzblume, der Turmspitze, werden frei bleiben. Auch im Inneren des Helmes wird ein Gerüst aufgebaut - inklusive eines Fangboden, der die Turmbesucher vor herabstürzenden Teilen schützen soll. Die Plattform kann - von einer kurzen Ausnahme bei der Einrichtung der Baustelle abgesehen - während der Restaurierung besucht werden. Allerdings verhindert der eingezogene Boden einen Blick von der Plattform in die Turmspitze. Und durch die Gerüste ist auch die Wirkung der Transparenz der filigranen Turmpyramide, die den Münsterturm erst zum “schönsten Turm auf Erden” macht, vorübergehend eingeschränkt.

Die Münsterbauverein hat der Münsterbauhütte für die Zeit der Turmhelm-Sanierung die Zahl der Mitarbeiter aufgestockt. “Wir sollen so wenig Stein wie möglich ersetzen und so viel Original-Stein wie möglich erhalten” , sagt Werkmeister Leuschner. Es geht vor allem darum, die entstandenen Risse im kunstvollen Maßwerk zu schließen. Dafür hat der Münsterbauverein eigens 30 000 Euro in den Entwicklung eines neuen Steinklebers investiert, der nun erstmals eingesetzt werden wird..

Badische Zeitung Freiburg

Alles von Joachim Röderer vom 15.2.2006 auf www.badische-zeitung.de

Besichtigung des Münsterturms während der Bauarbeiten:
15.2. - 10.3.2006: Plattform gesperrt, Galerie offen
13.3.2006 bis Ende Turmsanierung: Plattform offen, Galerie gesperrt

Sonderkonto der Münsterbauvereins für die Turmsanierung:
Konto "Münsterturmsanierung", Konto-Nr 18181818, BLZ 68050101 Sparkasse FR
www.wir-bauen-mit.de

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