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Alemannisch 6 -
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Infos zur Alemannisch-Seite ab 20.2.2009

Blick von St.Peter übers neblige Dreisamtal zu Kybfelsen, Schauinsland und Rappeneck (von rechts) am 12.12.2008 um 17 Uhr
Blick von St.Peter übers neblige Dreisamtal zu Kybfelsen, Schauinsland und Rappeneck (von rechts) am 12.12.2008 um 17 Uhr>

 

 

Alemannisches Wörterbuch - gram-bampelig

Mr brucht numme s Alemannische Wörterbuch uffschlage, no bliibt mr inere Wörtewelt hänge, wo eim vu Wort zu Wort wunderfitziger macht. S isch wie ineme Urwald, wo mr vor lutter Neugierdi gar nit merkt, wie witt s eim schun iinezoge het. So hab’ i mi letscht widder ämol in dem Wörterwald mit viel Zit un Muse verluschtiert.

Lampelierig hab’ i g’funde für lustlos, liederlich, laatschig für schlaff, schwach,  matter-dällig für müde, zerschlagen un mattegerlig für nicht recht beieinander (i bin mattegerlig). So heißt’s jedefalls im Elztal. No het’s mi zum /S/ verschlage. Do bin als erscht’s am Wort Schlämpe hängebliebe, des bedittet Haut auf gekochter Milch oder große Scheibe Speck, Fleisch, Brot, auch Hautfetzen. Numme-n-ä paar Iiträg wittersch unte bin i uff Schlappe gschtoße. Des Wort kenne mr jo alli als Hausschuh; schlappe als Verb isch nachlässig gehen. Dodezue g’höre schläpple = tippeln un schlarpe = schlürfen, schleppend gehen, au schlurpe, schlurpfe un schlorbe = die Füße schleifen. Ä Schlurpe isch ausgetretener Schuh und ä Schlurpi, Schlorpi isch ä schlaffer, nachlässiger un unordentlicher Mensch. Jetz höre i aber uff mit dere Wörtersammlerei sunsch were ihr mir am End noch ganz gram-bampelig.
Stefan Pflaum, 17.11.2010, www.dreisamtaeler.de

Die Beispiele sind alle aus:
Alemannisches Wörterbuch von Rudolf Post und Friedel Scheer-Nahor. G. Braun Buchverlag, Schriftenreihe der Badischen Heimat.
Friedel Scheer-Nahor wird am Mittwoch, dem 8.12., im Gasthaus Schützen in Oberried unter dem Titel „Auf Schatzsuche im Alemannischen Wörterbuch“ auch verraten, was gram-bampelig bedeutet.19 Uhr 30. Eintritt frei.

 

 

Badisches Wörterbuch - Himmelsschlüssel

Der Himmelsschlüssel ist kein Mattetänneli und schon gar kein Mattengeli
Es ist sicher ein ehrenwertes, mühseliges Unterfangen, ein Wörterbuch der badischen Mundart zu erarbeiten, zumal als Hesse. Schon in ihrem Artikel stolpere ich aber gerade bei dem netten Beispiel vom Mattengeli darüber, wie leicht sich Laute oder Schriftweisen verschieben und die Tiefe der Mundart nicht erkannt, nicht richtig benannt wird. Sobald es aber im Wörterbuch (oder im Internet) so festgeschrieben steht, gilt es für die Zukunft als richtig und wird so weitergetragen ... Als Kind lernte ich zwei verschiedene gelbe Frühlingsblumen zu unterscheiden. Die hellgelben, duftlosen Schlüsseli, (Hohe Schlüsselblume, Waldschlüsselblume, Himmelsschlüssel – primula elatior), die von März bis Mai meist an den feuchten Abhängen des Waldes und an Bachsäumen zu pflücken waren. Im Mai/Juni fanden sich auf den Halbtrockenrasen die Mattetänneli, (Echte Schlüsselblume – primula veris) aus deren gezupften, getrockneten Blüten man Erkältungstee zubereiten konnte. Sie erscheinen wie kleine dottergelbe Tännchen auf den kargen Wiesen. Der Himmelsschlüssel ist also kein Mattetänneli und schon gar kein Mattengeli, auch wenn man den Himmel gern mit dem Engel in Verbindung bringen wollte. Leider geht auch dieses Kindheitslernen von Pflanzen und ihrer Namenspoesie immer mehr verloren und verdient bald ein eigenes Lexikon
BZ-Leserbrief vom 10.8.2009 von Karin Gumbert, Riedlingen

Ein Blick ins Buch und der Vorwurf fällt flach
Der Leserbrief zum Badischen Wörterbuch zeigt indirekt, wie wichtig ein solches Wörterbuch ist, das die unglaubliche Vielfalt der Mundarten in unserem Gebiet dokumentiert. Es ist nämlich so, dass in den Mundarten für ein und dieselbe Sache (hier Schlüsselblumen, Primula veris bzw. Primula elatior) an verschiedenen Orten unterschiedliche Bezeichnungen existieren können. Und umgekehrt, dass ein und die selbe Bezeichnung unterschiedliche Sachverhalte meinen kann. Frau Gumbert verabsolutiert ihre eigene Mundart, ohne zu bedenken, dass man in anderen Gegenden andere Bezeichnungen verwenden kann. So dokumentiert das Badische Wörterbuch in den bisher erschienenen Bänden eine Vielzahl von Bezeichnungen für Schlüsselblumenarten. Neben der Bezeichnung Mattetänneli, findet man da auch Battengele, Battengeli, Mattetängeli, Mattändeli, Mattengili, Matternili, Mattännili, Mattedämli, Maatsetänneli, Mageginkeli... All dies sind Varianten einer Ausgangsform Batenke (aus lat. Betonica), die in der Mundart lautlich verändert und teilweise umgedeutet wurden. Gerade die Umdeutungen nach -tänneli (zu Tanne), -engili (zu Engel) oder -dämli (zu Dame) zeigen die Kreativität und den Reichtum der Volksmundarten und dies habe ich in dem BZ-Interview mit dem Beispiel Mattengeli als Bezeichnung für eine Schlüsselblume aussagen wollen. Natürlich gibt es in Baden noch andere, nicht von Batenke herrührende Bezeichnungen für Schlüsselblumen, die häufig mit Schlüssel gebildet sind: Schlüsseli, Himmelsschlüsseli, Burgetschlüsseli, Schlüsselblüemli usw. Dazu aber auch noch weitere wie Gillerli, Madämel... Mit einem Blick in einen der dicken Bände dieses Wörterbuchs hätte sich der Vorwurf, es sei "die Tiefe der Mundart nicht erkannt, nicht richtig benannt" worden, in Luft aufgelöst.
BZ-Leserbrief vom 13.8.2009 von Dr. Rudolf Post, Universität Freiburg, Deutsches Seminar 1, Badisches Wörterbuch, Freiburg

 

 

Meh Mundart bi Funk un Fernseh

Kürzlich wurde in Buchenbach ein Alemannen Stübli im Rahmen des Heimatmuseums Hansmeyerhof eingeweiht. Auf der Einladung standen die Begriffe "Mundart-Fenschter" und eben auch "Alemannen-Stüble". Das Wort Museum für diese zwar räumlich kleine, aber inhaltlich sehr umfassende Schau all dessen, was die Mundart umfasst, wurde sorgsam vermieden. Denn: Mundart gehört nicht ins Museum. Dass die Muetterspröchler mit gutem Grund und Hintergrund eine solche Ausstellung auf die Beine stellen können, wird verständlich, wenn man sich noch einmal an die Geschichte dieser Gesellschaft erinnert.
Am Afang sin s vor allem Mundartdichterinne und Dichter gsi, wo sich 1967 in ere Art Dichterzirkel troffe hen. Ihri Fründ un Verwandte hen as Mitglieder der Verein gstützt. Aber d Breitewirkung het sich nit eso richtig iigstellt. Des het sich no schlagartig gänderet, wo me 1975 beschlosse het, e Bäpperli, e Kläberli zu gstalte, demit d Lit au könne zeige, dass si e Herz für d Mundart hen. S isch garnit eifach gsi, en Text finde. "Mir schwätze Mundart, mir ghöre doher" isch nit durchgange. Denn s git jo au viel Lit, wo au doher ghöre, un kei Alemannisch schwätze, d Flüchtling us em Oschte, wo im Südbadische e neui Heimet gfunde hen. Au "Schwätze alemannisch bigott", oder, "Bi uns wird alemannisch gschwätztt" isch nit guet ako. De Fallerbeck us de Brotboutique bim Schiff het gsait, es Kläberli dürft d Kundschaft nit verprelle. Also het me witer ghirnt un isch uf "Bi uns ka me alemannisch schwätze"komme. Do ka sich jo niemers dra stosse. Un demits noch harmloser würd, hen si noch e "au" dezue gfügt. So isch der blau Punkt mit em Text "Bi un s cha me au alemannisch schwätze" gfunde wore. Des Bäpperli het d Muettersproch-Gsellschaft echt hochkatapultiert.. Sich offe zuer Mundart bekenne isch ebbis Neus gsi. D Pressi isch voll uf des Kläberli iigstiege. Si hens veröffentlicht un gschriibe, wo me s ka kriege. Afroge sin kumme us allene Ecke vom Alemanneland un neui Mitglieder no au. De Verein isch so über Johre fascht jeder Tag um e neu Mitglied gwachse, vo 350 uf 3500 Mitglieder, 21 Regionalgruppe hen sich formiert. Worum sott me sich aber überhaupt für s Alemannischi engagiere? Was isch de Sinn? Do gits gueti Gründ gnueg: S Alemannisch isch e Stuck Individualität un au e Stuck Heimet. S isch persönlich un s verbindet. S isch e Bruck zwische de Nochbere am Hoch- un Oberrhii.

Un wie setzt me des alles um?
Mundartwettbewerb het s geh, de letscht – zemme mit de BZ un em SWR – mit fascht 300 Iisendige, e Unterschrifte-Aktion für "Meh Mundart bi Funk un Fernseh" het 37 000 Alemanne-Unterzeichner gfunde, Mundart-Seminar für Dichter het de Verein uf d Bei gstellt, fünf Anthologie für Etablierti- un Nachwuchsdichter sin veröffentlicht wore, mit Strosseständ un allerlei Spässli (Bächli-Regatte) hen is für de Verein un d Mundart gworbe un alli Arte vo andere Ufkläber, Postkärtli, Poster un so witer gstaltet. So stoht d Muettersproch-Gsellschaft inzwische – bis jetz unwidersproche – in de Bundesrepublik as de aktivscht Mundartverein überhaupt do. Un het au vor so witermache. Jedefalls: Ins Museum kunnt uns unsri Sproch nit! Aber d Usstellig im Alemanne-Stübli, die lohnt e Bsuech.
Informatione dodezue: Rathaus Buchenbach, Tel. 07661/396524, Frau Schweizer; Informatione zuer Muettersproch-Gsellschaft: unter http://www.alemannisch.de oder Wilhelmstraße 14 , 79379 Müllheim.
Mai 2009, Klaus Poppen

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